„Bilde dich selbst, und dann wirke auf andere durch das, was du bist!“
Wilhelm von Humboldt
Zwischen Humboldt und Bologna
Bildung im Widerstreit der Interessen
Die Einheit von Forschung und Lehre, Wissenschaft um ihrer selbst willen und die Persönlichkeitsformung bildeten die Ausgangspunkte für einen neues Hochschulmodell, das vor zweihundert Jahren in Preußen entwickelt wurde.
Eine Reform tat Not, denn die Universitäten hingen noch im Mittelalter fest. Im Wesentlichen las der Professor aus Klassikern vor - die Studierenden blieben diesen Vorlesungen fern und bereiteten sich lieber mit Büchern auf die Prüfungen vor.
Mit der neuen Universität, die Wilhelm von Humboldt formte, sollte das anders werden. Die Ideale der Aufklärung fanden Eingang in das Bildungssystem: Die Suche nach Erkenntnis und der Gebrauch des eigenen Verstandes, das Individuum rückt in den Fokus.
Der neuerliche Umbruch, der seinen Ausgangspunkt in der Bologna-Erklärung von 1999 findet, ist in seiner Tiefe und den Auswirkungen nicht minder bedeutend. Universitäten und Hochschulen der angewandten Wissenschaften werden gleichermaßen erfasst, keiner kann sich dem Bologna-Prozess entziehen. Und doch wird noch immer über die Gründe und die Notwendigkeiten gestritten.
Die Vergleichbarkeit von Abschlüssen (Bachelor / Master), ein Leistungspunktsystem (ECTS) und die Ausrichtung auf Beschäftigungsfähigkeit (Employability) sind wesentliche Elemente bei der Schaffung eines europäischen Hochschulrahmens. Die Ideen Humboldts, aber, werden dadurch konterkariert.
Vielleicht ist das notwendig, vielleicht hat sich der Humanismus überlebt. Vielleicht werden wir eines Tages konstatieren, dass es höchste Zeit war, auch das Bildungswesen an den unbestreitbaren Erfolgen des kapitalistischen Systems teilhaben zu lassen.
Zwischen Humboldt und Bologna - Bildung im Widerstreit der Interessen möchte ausloten, was gute Bildung heute ist und ob die alte Idee von der Hochschule als Ort der Menschwerdung nur noch etwas für Bildungsnostalgiker ist. Wie können wir mit den Nebenwirkungen von Evaluierung, Kompetenzorientierung und Wirtschaftsnähe umgehen - wie geht es weiter?
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