Anstatt eine ehrliche und nachhaltige Mitwirkung der studentischen Vertretung zu erzielen, ist es für den Rektor der HTWK Leipzig, Prof. Mietzner, scheinbar legitim die studentischen Interessen einfach ohne Studierende auszuloten und entsprechende Reaktionen selbst zu erarbeiten.
Seit Monaten fordert der StudierendenRat der HTWK Leipzig (StuRa) wieder regelmäßige und persönliche Gesprächstermine mit dem Rektor - insbesondere wenn es um die Ausgestaltung der Corona-Regelungen geht. Bereits im Juni versprach Herr Prof. Mietzner dem StuRa, Terminvorschläge für dieses gemeinsam vereinbarte Austauschformat anzubieten. Auf die Einladung hierzu wartet der StuRa jedoch trotz weiterer Bemühung bis heute vergeblich.
Stattdessen erhielt die Studierendenvertretung eine Einladung zu einem Tagesordnungspunkt im sogenannten „Erweiterten Führungskräftekreis“ am 14. September 2021. In einem Zeitfenster einer halben Stunde waren die Studierenden dazu aufgefordert, ihre Sorgen und Probleme bezüglich der Ausgestaltung der Regelungen zum Wintersemester anzubringen. „Bei der Vielzahl der akuten studentischen Anliegen für das komplette Wintersemester sind 30 Minuten keine Ernst zu nehmende Beteiligung - vor allem da die ersten 10 Minuten noch von unseren Vorredner*innen zu anderen Themen eingenommen wurden. Deswegen entschlossen wir uns dazu die noch verbleibende Zeit zu nutzen, um möglichst viele studentische Problemlagen anzusprechen und damit in den Blick aller Führungskräfte zu rücken. Dabei ließen wir uns das Wort nicht mehr nehmen, da uns aufgrund der äußerst begrenzten Zeit und der Vielzahl an studentischen Sorgen kein gemeinsamer Austausch mit den Beteiligten möglich war. Da nützte auch die Stummschaltung des Rektors nichts, denn wir wurden in den vergangenen Jahren zu oft nicht gehört und zu viele unserer Anliegen bleiben bis heute unbeantwortet. Deswegen schilderten wir nochmals die Notwendigkeit einer aktiven Beteiligung der studentischen Interessenvertretung und forderten erneut persönliche Gesprächstermine mit dem Rektor, welche uns Prof. Mietzner am Ende des Gesprächs auch abermals zusicherte“, erklärt Lyubomyr Tartakovskyy, Sprecher des StuRa.
Nach dieser wiederholten Zusage des Rektors bekam der StuRa jedoch statt der lang ersehnten Einladung zum persönlichen Austausch eine Aufforderung zur schriftlichen Stellungnahme zum aktualisierten Hygienekonzept. „Es sollte doch eigentlich im Interesse des Rektors liegen, die studentischen Belange von der legitimierten Vertretung aller Studierenden in angemessener Weise zu hören. Der StuRa ist kein Bittsteller, welcher mal eben zum gesamten Hygienekonzept inklusive des geplanten Semesterbetriebs mit zwei Tagen Vorlauf zur schriftlichen Stellungnahme aufgefordert werden kann. Aus den Erfahrungen der letzten Jahre lernten wir, dass eine reine Übermittlung schriftlicher Anliegen nicht sinnvoll für einen konstruktiven Austausch ist. Der StuRa muss die Möglichkeit erhalten, Problemlagen und Wünsche persönlich zu erläutern. Nur so können Rückfragen und Verständnisprobleme geklärt und Kompromisse gemeinsam ausgearbeitet werden. Nur so können wir die Regelungen der Hochschule mittragen und dafür sorgen, dass diese auch von unseren Studierenden verstanden und beachtet werden können“, erläutert Sabine Giese, Sprecherin des StuRa.
Um der Aufforderung zur Stellungnahme nachzukommen und die studentischen Belange anzubringen, lud der StuRa den Rektor nun selbst zum persönlichen Austausch ins StuRa-Büro ein. „Prof. Mietzner hatte zu beiden Gesprächseinladungen jedoch weder Zeit noch alternative Gesprächstermine anbieten können. Stattdessen kam eine Erklärung zum nächsten ungewünschten Beteiligungsformat für die Studierendenvertretung. Der StuRa - nein, ausschließlich die StuRa-Sprecher*innen - sollen ab Mitte Oktober(!) monatlich zur Sitzung des Rektorats geladen werden. Die Themen für die Sitzung sind 14 Tage vorher einzureichen. Nur so kann das wöchentlich tagende Rektorat eine Woche vor der Sitzung mit den Studierenden hinter verschlossenen Türen über diese Themen beraten und beschließen. In der eigentlichen Rektoratssitzung mit den Studierenden kann eine Diskussion mit bereits getroffenen Beschlüssen unterbunden werden. Zur Sitzung müssen die vollendeten Entscheidungen dann nur noch als ach so wunderbare Lösungen für die Studierenden vorgestellt werden. Das Gesprächsformat ist sinnlos für alle Beteiligten und die Leidtragenden sind und bleiben unsere Studierenden, deren Problemlagen nicht Ernst genommen werden“, so Christian Apostu, Referent für Gleichstellung und Inklusion des StuRa.
Nach über zwei Jahren fehlender regelmäßiger Gesprächstermine zwischen dem Rektor und der studentischen Interessenvertretung ist der Ärger unter den Studierenden groß. So nehmen einerseits die studentischen Sorgen und Problemen immer mehr zu, andererseits werden die Studierenden immer weniger gehört von der Hochschulleitung. „Der Wunsch des StuRa zu persönlichen Gesprächen mit dem Leiter unserer Hochschule ist nicht zu viel verlangt. Wir verstehen nicht, was so schwer für den Rektor ist, uns einen einfachen Termin anzubieten. Wir wollen keine hochkomplizierten Beteiligungsformate im erweiterten Führungskräftekreis oder Rektoratssitzung mit 14-tägiger Vorlauffrist zur Bearbeitung von studentischen Anliegen. Wir wollen doch einfach nur die Probleme und Sorgen der Studierenden erklären dürfen und an der gemeinsamen Erarbeitung von Lösung beteiligt werden. Wir wollen direkte Gespräche auf Augenhöhe und nicht Formate, die nur den Anschein von studentischer Beteiligung vorgeben“, schließt Franziska Schmottlach, Referentin für Kultur und Mitglied des Fachschaftsrates Informatik und Medien.
PS: Die bundesweite Studierendenbefragung „Stu.diCo II - Die Corona-Pandemie aus der Perspektive von Studierenden“, wurde wissenschaftlich gemeinsam mit den Universitäten Hildesheim und Münster erarbeitet. In den neuesten Ergebnissen der Befragung wurde in einem Ausblick bereits zusammengefasst, was nun im kommenden Wintersemester aus wissenschaftlicher Sicht von besonderem Belang für ein erfolgreich wieder aufgenommenes Präsenzsemester sein wird. In einem ersten Punkt heißt es: „Studierende sollen an einer Strategieentwicklung nachhaltig beteiligt werden. Der Anfang des Wintersemesters könnte an jeder Hochschule genutzt werden, um gemeinsam mit den Studierenden in der ersten Woche ein Sofortprogramm zu entwickeln“(Uni Hildesheim, 2021: https://doi.org/10.18442/194). Die Hochschulleitung verkennt mit ihrem Verhalten demnach nicht nur demokratische Prinzipien und Grundlagen der Zusammenarbeit, sondern versperrt sich ebenso wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen.
--
Der StudierendenRat (kurz: StuRa) ist die gesetzlich verankerte Interessenvertretung aller 6.400 Studierenden der HTWK Leipzig.