Knapp vier Monate nach Abbruch der Zusammenarbeit seitens des Rektors stellt auch der StuRa seine Bemühungen um ein kooperatives Miteinander ein. Die Studierenden der HTWK Leipzig werden nun andere Wege nutzen, um ihre Interessen berücksichtigt zu sehen.
Aufgrund der Bemühungen der studentischen Vertretung gegen die Wiederbestellung der amtierenden Kanzlerin beendete der Rektor der HTWK Leipzig - Prof. Mark Mietzner - bereits im August die Zusammenarbeit mit dem StudierendenRat seiner Hochschule. „Anstelle sich infolge unseres offenen Briefes endlich mit der Kritik der Studierendenschaft zu befassen, warf Prof. Mietzner uns und unseren knapp 300 Unterstützer*innen ein fehlendes demokratisches Verständnis vor. Der StuRa hätte mit dem offenen Brief jegliche Basis der konstruktiven und vertrauensvollen Zusammenarbeit entzogen. Ein Witz - wenn man bedenkt, dass wir uns bereits seit Mitte 2019 hochschulintern gegen die Wiederbestellung einsetzten. Der Rektor wollte fortan lieber die FSR-Sprecher*innen regelmäßig zu Beratungen des Rektorates einladen, welche die Zuständigkeit jedoch weiterhin beim StuRa sahen. Damit überging Prof. Mietzner nicht nur die demokratischen Strukturen der Studierendenschaft seiner Hochschule, sondern sprach auch dem gesamten StudierendenRat die Legitimation ab“, berichtet Anja Heim, Sprecherin des FachschaftsRates Wirtschaftswissenschaft und Wirtschaftsingenieurwesen.
Das Verhältnis zwischen Rektor und StuRa war bereits vor August äußerst angespannt. So wurde die studentische Vertretung seit Ausbruch der Corona-Pandemie nicht an der Erarbeitung der krisenbedingten Maßnahmen beteiligt. Deswegen demonstrierten die Studierenden Anfang Juli mit einem Forderungskatalog gegen das Corona-Management der Hochschulleitung. „Denn Prof. Mietzner nahm bereits vereinbarte Termine ohne Absage nicht wahr und verwies bei erneuten Gesprächsanfragen auf das Ende der Pandemie. Die Corona-Regelungen im Sommersemester wurden vom Krisenstab komplett ohne studentische Beteiligung oder Absprachen in Kraft gesetzt oder an dezentrale Stellen weitergegeben. So wurden wichtige studentische Anliegen nicht oder nur teilweise gehört, was wiederum in einer Unsicherheit und Ungleichbehandlung unserer Studierenden mündete. Auch unsere unzähligen Anfragen fernab der Corona-Pandemie blieben - und bleiben bis heute nahezu unbeantwortet“, wirft Nico Zech, bis September Sprecher des StudierendenRates, ein.
Mit dem Abbruch der Zusammenarbeit seitens des Rektors aufgrund des offenen Briefes des StuRa spitzte sich der Konflikt zu. „Mit dem Entschluss des Rektors stand der StuRa vor der Entscheidung: Entweder wir verfolgen den Einsatz gegen die amtierende Kanzlerin weiter und riskieren den vollständigen Abbruch unserer Zusammenarbeit seitens Herrn Mietzners. Oder wir halten die Füße still und fahren unser Engagement zurück, damit wir trotz strapazierter Zusammenarbeit wieder einen gemeinsamen Weg für die studentischen Interessen mit dem Rektor finden können. Letzteres hatte in Anbetracht der akuten studentischen Problemlagen infolge der Pandemie für den StuRa oberste Priorität“, ergänzt Frank Münnich, stimmberechtigtes Mitglied des StuRa.
Deshalb setzte der StudierendenRat viele Kräfte an den Wiederaufbau eines konstruktiven Dialoges mit dem Rektor und hielt sich mit weiteren öffentlichen Positionierungen vorerst zurück. „Der StuRa ging aktiv auf den Rektor zu. Unsere Sprecher*innen suchten einige klärende Gespräche mit Prof. Mietzner, um die vergangenen Probleme aufzuarbeiten und Grundpfeiler einer Zusammenarbeit auf Augenhöhe zu schaffen. Wir haben wirklich auf eine gemeinschaftliche Einigung gehofft und hätten diese gerne auch in einer öffentlichen Stellungnahme gemeinsam von Rektor und StuRa bekräftigt. Nach mehrmaligen Nachfragen lehnte Prof. Mietzner unseren Vorschlag jedoch ab. Laut seiner eigenen Aussage würde der Rektor dem StudierendenRat damit die ‘Absolution’ erteilen“, berichtet Lea Kunz, Referentin für Lehre und Studium.
Damit stellten sich für den StudierendenRat alle Bemühungen um eine Kultur des Miteinanders als erfolglos und kräftezehrend heraus. „Eine angemessene Beteiligung studentischer Stimmen erfolgt weder bei den Corona-Regelungen noch bei anderen Themen. So forderten anfangs wir und - später auch Mitglieder des Senats - endlich eine studentische Vertretung im Krisenstab der HTWK Leipzig zuzulassen. Prof. Mietzner lehnte dies stets ab, um nun im Wintersemester einen Erweiterten Krisenstab mit allen Leiter*innen der Fakultäten, den Dezernaten und Zentralen Einrichtungen einzuberufen. Zeitlich begrenzt erhalten wir als Gäste die Möglichkeit zur Stellungnahme zu großteils bereits getroffenen Entscheidungen der Hochschulleitung. Diese Einladungen des Rektors stellen für uns keinen ernsthaften Einbezug unserer Interessen dar. Wir nehmen sie vielmehr als Instrumentalisierung der Vertreter*innen des StuRa wahr - um hier eine Berücksichtigung von studentischen Positionen vorzugeben, welche es jedoch in Wahrheit nicht gibt“, reflektiert Jonas Lück, Referent für Hochschulpolitik.
„Anstelle Studierendenfreundlichkeit vorzutäuschen, hätte der Rektor uns einfach zuhören können. Wir haben bereits wochenlang betont, dass sich der StuRa auf diese Art des Miteinanders nicht länger einlassen kann. Als transparentes Gremium müssen wir unsere Studierenden endlich wieder umfassend über die aktuelle Lage informieren. Denn es gibt zu viele Problemlagen, die scheinbar nicht über die Hochschulleitung, sondern auf anderen Wegen angemessen vertreten werden müssen. Nach fast einem Jahr der Scheinbeteiligung, unzähligen aufgeschobenen Terminen und ausbleibenden aussagekräftigen Antworten stellen wir unsere monatelangen Bemühungen um eine kooperative Zusammenarbeit ein. Wir wollten lang nicht akzeptieren, dass studentische Interessen für Prof. Mietzner scheinbar nur nach eigener Auslegung von Bedeutung sind. Damit hat der Rektor einer konstruktiven Zusammenarbeit mit dem StuRa derzeit jegliche Basis entzogen“, schlussfolgert Sabine Giese, Sprecherin des StuRa.
Ob zukünftig wieder Wege für eine gemeinsame Arbeitsweise mit dem Rektor gefunden werden können, ist für die Studierenden bislang unklar. Der StudierendenRat zeigt sich jedoch zuversichtlich, dass studentische Meinungen künftig wieder besser gehört werden. „Wir sind wahnsinnig froh über all die engagierten Mitarbeitenden, die ihr Bestes leisten und sich dabei vor allem auch unseren studentischen Sorgen annehmen. In Zukunft möchte der StuRa wieder verstärkt mit den direkt zuständigen Stellen und Mitarbeitenden zusammen arbeiten und dabei zur gewohnt transparenten Arbeitsweise zurückkehren“, schließt Mara Boege, Referentin für Koordination und Kommunikation.
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Der StudierendenRat (kurz: StuRa) ist die gesetzlich verankerte Interessenvertretung aller 6.400 Studierenden der HTWK Leipzig. Für Rückfragen stehen Ihnen und Euch die Sprecherin des StuRa - Sabine Giese (sprecherinnen (at) stura.htwk-leipzig.de) sowie das Referat Koordination und Kommunikation (refkoko (at) stura.htwk-leipzig.de) jederzeit zur Verfügung