In Vertretung der Studierendenschaft fordert der StuRa der HTWK Leipzig das SMWK auf, Prof.in Rother nicht erneut zur Kanzlerin zu bestellen. Der offene Brief an den Staatsminister ist hier einsehbar.
→ Zur Unterzeichnung des Offenen Briefes
Sehr geehrter Herr Staatsminister,
der Rektor der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig - Herr Prof. Mark Mietzner - hat am 01. Juli 2020 bekanntgegeben, Frau Prof.in Swantje Rother erneut zur Kanzlerin ernennen zu wollen. Auch das Einvernehmen des Hochschulrates wurde bereits hergestellt. Wir kritisieren diesen Entscheidung stark und möchten hiermit an das SMWK appellieren, dem Vorschlag des Rektors nicht nachzukommen. Wir erachten Rother nicht für die Position der Kanzlerin der HTWK Leipzig geeignet und erheben schwere Vorwürfe zum autoritären und unprofessionellen Umgang Rothers sowie zu ihrer teils mangelnden fachlichen Kompetenz.
Als Studierende und insbesondere studentische Vertreter*innen sind wir direkt betroffen vom respektlosen und abwertenden Umgang Rothers. Die fehlende Berücksichtigung der mehrfach übermittelten Belange der Studierenden durch den Rektor sowie den Hochschulrat nehmen wir zum Anlass, um uns nun auf diesem Weg gegen die Ernennung von Rother auszusprechen.
Wir fordern das SMWK auf, Frau Prof.in Swantje Rother nicht erneut zur Kanzlerin der HTWK Leipzig zu ernennen! Wir sehen mit Rother das Wohl aller Studierenden sowie Mitarbeitenden und damit unserer gesamten Hochschule und ihrer Entwicklung langfristig gefährdet.
Mit unserem Schreiben möchten wir Ihnen daher ein Verständnis für die fehlende charakterliche Eignung vermitteln und den Mangel an professioneller Distanz aufzeigen, der eine konstruktive und sachliche Zusammenarbeit der Studierendenschaft mit Rother unmöglich macht.
In der nun endenden Amtszeit hat sich herausgestellt, dass studentische Interessen keinerlei Bedeutung bei der Kanzlerin haben. Unsere unzähligen unbeantworteten E-Mails oder die fehlenden Gesprächstermine trotz unserer häufigen Bitten verdeutlichen die nicht vorhandene Kommunikationsbereitschaft mit den Studierenden der Hochschule. Die Gespräche mit der studentischen Vertretung in der achtjährigen Amtszeit können an einer Hand abgezählt werden. Wünsche der Studierenden werden prinzipiell ignoriert - selbst, wenn diese durch eine Unterschriftenliste hervorgehoben werden. So wird beispielsweise dem studentischen Wunsch nach einer transparenten Raumvergabeordnung seit 2017 nicht nachgekommen, wodurch die Überlassung von Räumen keinen klaren Vorschriften, sondern ausschließlich der unerklärlichen Willkür der Kanzlerin unterliegt.
Eine Zusammenarbeit mit Rother ist der studentischen Vertretung nicht möglich, da insbesondere Vertreter*innen der Studierendenschaft im persönlichen Austausch immer wieder die Legitimation abgesprochen wird. Bitten, eine solche Delegitimierung der Studierendenvertretung zu unterlassen, kommt Rother durchweg nicht nach. Die fehlende Anerkennung der durch das Sächsische Hochschulfreiheitsgesetz legitimierten und demokratisch gewählten studentischen Vertretung der HTWK Leipzig ist einer Kanzlerin nicht würdig und zeugt zudem von einem fehlgeleiteten oder vorgetäuschten Demokratieverständnis.
Dieser Mangel an Respekt gegenüber den Studierenden spiegelt sich ebenso im zwischenmenschlichen Umgang der amtierenden Kanzlerin mit uns wider. Beim Austausch zur feierlichen Immatrikulation 2019 zeigte sich erneut das äußert unprofessionelle Verhalten Rothers: Tonfall und Lautstärke waren nicht nur unangemessen - wir empfanden ihr Auftreten durch das Schreien als angreifend und menschlich herabwürdigend. Ebenso maßt sich Rother an, vor uns als studentische Vertreter*innen über Projektmitarbeiter*innen und deren als fehlerhaft dargestellte Motivation zu urteilen. In weiteren Gesprächen werden Studierende verbal angegriffen oder die Anliegen, Interessen und Wünsche der Studierenden der HTWK Leipzig direkt von Rother ausgelacht.
Da die Studierendenschaft auch durch dieses Verhalten nicht zurückzudrängen ist, schikaniert Rother schlichtweg den StudierendenRat und dessen Arbeit. Beispielsweise mit dem Entzug des Nutzungsrechts unseres Tagungsraumes an der Hochschule oder der Forderung eines „erweiterten Sicherheitskonzeptes“ sechs Tage vor dem Hochschulsommerfest des StuRa. Probleme, welche die Studierendenvertretung nur über und mit der damaligen Rektorin lösen konnte.
Nicht unerwähnt möchten wir dabei die teils fachliche Inkompetenz von Rother lassen. Trotz mehrfacher Bitten liegt uns bis heute keine Stellungnahme zu den Verletzungen der Wahlordnung der HTWK Leipzig und den Vorschriften des Sächsischen Hochschulfreiheitsgesetzes durch Rother als Wahlleiterin der Hochschule vor. Anstatt die Wahlen der stellvertretenden Gleichstellungsbeauftragten der Fakultäten Architektur und Sozialwissenschaften sowie Informatik und Medien 2019 anzusetzen, schob Rother die Verantwortung zur studentischen Wahlleitung. Nachdem selbst das SMWK unsere Rechtsauffassung bestätigte, mussten die Wahlen nun in diesem Jahr durch die Wahlleiterin nachgeholt werden. Ein Jahr zu spät! Die betroffenen Fakultäten hatten in dieser einjährigen Zwischenzeit keine stellvertretenden Gleichstellungsbeauftragten. Statt diesen Fehler aufzuarbeiten und transparent mit allen Hochschulmitgliedern zu kommunizieren, wird auch dieses Fehlverhalten weder kommentiert noch reflektiert und stattdessen gemeinhin verschwiegen.
Wir sorgen uns außerordentlich um die Entwicklung unserer Hochschule. Dem Hochschulentwicklungsplan (HEP) HTWK 2025 steht Rother kritisch gegenüber und blockiert nun aktiv dessen Umsetzung. Da die Kanzlerin das im HEP HTWK 2025 festgelegte Hochschulkolleg in diesem Jahr nicht mit ausreichend finanziellen Mitteln ausgestattet hat, muss die zentrale Einrichtung jetzt wohl über die Fakultäten mitfinanziert werden. Uns besorgt diese Rückabwicklung zutiefst! Das Hochschulkolleg vermittelt interdisziplinäre Erfahrungen und Kenntnisse zur Persönlichkeitsentwicklung sowie zur Berufsbefähigung - eine wertvolle Bereicherung für alle Student*innen!
Als Studierende dieser Hochschule sorgen wir uns gleichermaßen um die zahlreichen engagierten und fürsorglichen Mitarbeitenden der HTWK Leipzig. So berichtete im April die Luhze (Leipzigs unabhängige Hochschulzeitung) unter dem Titel „Gespaltenes Haus“, dass selbst Mitarbeitende das Arbeitsklima als „Stimmung der Angst“ bezeichneten. Die Erfahrungen der studentischen Vertreter*innen aus Gesprächen mit verschiedenen Hochschulangehörigen bestätigen diese aufgezeigte Atmosphäre. Mit einer erneuten Ernennung befürchten wir, dass einige Mitarbeitende nicht weiter an der HTWK Leipzig arbeiten wollen. Gerade diese hingebungsvollen Mitarbeitenden brauchen wir als Studierende und damit auch unsere Hochschule!
Der Beitrag „Gespaltenes Haus“ bestätigt zudem unsere Annahme des regelmäßigen Überschreitens ihrer Kompetenzen, wodurch Rother inhaltliche Verantwortung übernimmt - welche ihr nach dem Sächsischen Hochschulfreiheitsgesetz nicht obliegt. Ihre Einflussnahme im Rektorat nimmt kontinuierlich zu, wodurch sie immer wieder die Beschlüsse der akademischen Gremien blockiert. Dadurch verlieren die Interessen der Studierenden zunehmend an Bedeutung an dieser Hochschule!
Aus diesen Gründen setzt sich die studentische Vertretung für eine neue Besetzung der Stelle der*s Kanzler*in ein! Als Studierende sehen wir eine*n neue*n Kanzler*in als Chance, die Weiterentwicklung der Hochschule zu befördern. Wir wünschen uns eine*n Kanzler*in, welche*r einen äußerst respektvollen Umgang mit allen Hochschulangehörigen pflegt sowie die Interessen von Studierenden und Mitarbeitenden achtet.
Wir fordern das SMWK auf, Frau Prof.in Swantje Rother nicht erneut zur Kanzlerin der HTWK Leipzig zu ernennen! Wir appellieren an Sie - sehr geehrter Herr Staatsminister - die Interessen der gesamten Studierendenschaft der HTWK Leipzig zu hören und zu berücksichtigen. Zeigen Sie, dass die Interessen der über 6.200 Studierenden nicht egal sind!
Wir sind überzeugt, dass eine Ernennung von Rother als Kanzlerin unserer gesamten Hochschule langfristig weiteren Schaden zufügt! Denn diese Stimmung der Angst, kann kein Lern-, Arbeits- und Forschungsumfeld für eine weltoffene und aufgeschlossene Hochschule sein. Unsere eigenen Erfahrungen sowie zahlreiche Berichte anderer Vertreter*innen der Hochschule belegen uns, dass mit Rother eine konstruktive und professionelle Arbeitsweise nicht möglich ist.
Lassen Sie es zu, dass unsere HTWK Leipzig wieder von einer Kultur des konstruktiven Miteinanders und einem gemeinsamen Ringen um den besten Weg geprägt ist. Wir zählen auf Sie, da unsere Interessen bereits an zu vielen Stellen der Hochschule ignoriert und unsere Vertreter*innen für diese belächelt wurden.
Wir brauchen engagierte Studierende für eine lebendige Hochschule und wir brauchen motivierte Mitarbeitende für eine gute Betreuung. Wir brauchen keinen autoritären und abwertenden Machtmenschen, welcher uns und unserer Hochschule schadet.
Mit freundlichen Grüßen
Verfasste Studierendenschaft
der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig
in Vertretung der StudierendenRat der HTWK Leipzig