HTWK Leipzig startet Nachwuchsforschergruppe zum Demographie- und Strukturwandel
Die Dynamik des demographischen und strukturellen Wandels stellt unsere Gesellschaft in allen Lebensbereichen vor Herausforderungen. Sichtbar wird dies beispielsweise am Leerstand zahlreicher Gebäude in ländlichen Regionen, während in großen Städten der Wohnraum knapp wird. Mit der Frage, wie bestehende Gebäude durch intelligente Lösungen bedarfsgerecht und ressourcenschonend umnutzbar gemacht werden können, beschäftigen sich künftig sieben Absolventen der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) im Rahmen der interdisziplinären Nachwuchsforschergruppe DemoS. Das Projekt wird durch das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK) für drei Jahre mit rund 1,2 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert.
„Diese Förderung von Nachwuchsforschergruppen auch an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften ist eine bewusste Stärkung des Forschungspotenzials dieses Hochschultyps. Gerade die HTWK Leipzig ist mit Nachwuchswissenschaftlern bereits sehr forschungsstark und mit Unternehmen der Region hervorragend vernetzt. Das sorgt für einen direkten Wissenstransfer in die Wirtschaft“, erklärt Sachsens Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange.
Prof. Gesine Grande, Rektorin der HTWK Leipzig: „Ich freue mich sehr, dass wir mit der Nachwuchsforschergruppe herausragenden Absolventen unserer Hochschule den Weg zu einer wissenschaftlichen Karriere und der Promotion eröffnen. Die interdisziplinäre Zusammensetzung der Gruppe bietet eine besondere Chance, Lösungen für die komplexen Herausforderungen des Demographie- und Strukturwandels zu entwickeln – gemeinsam und fachübergreifend.“
Mit verfallenden Fabrikhallen, leerstehenden Häuser und infrastruktureller Unterversorgung treten die Herausforderungen des demographischen und strukturellen Wandels in vielen ländlichen Regionen, vor allem in Ostdeutschland zutage. Häufig betrifft es vor allem die älteren Bewohner, denn die Jungen zieht es in die Städte, von denen einige ein rasantes Bevölkerungswachstum verzeichnen. Eine Konstante in dieser Dynamik ist die gebaute Struktur in den Dörfern und Städten. In der Vergangenheit zu einem bestimmten Nutzungszweck gebaut, entsprechen viele Gebäude nicht mehr den Anforderungen, die sie heute erfüllen sollen. „Die erhöhte Lebenserwartung, die niedrigen Geburtenzahlen, der Wandel der familiären Strukturen und die Wanderungsbewegungen in die großen Städte haben erhebliche Auswirkungen auf die Bau- und Immobilienbranche. Denn die skizzierten Entwicklungen unterliegen einer höheren Dynamik als bauliche Strukturen – folglich müssen Strategien und technische Lösungen zur Umnutzung bestehender Gebäude entwickelt werden“, erklärt Prof. Jens Jäkel, wissenschaftlicher Leiter der interdisziplinären Nachwuchsforschergruppe. Die sieben jungen Forscher werden sich dem Demographie- und Strukturwandel mit besonderem Fokus auf Sachsen aus verschiedenen akademischen Blickwinkeln nähern. Während zwei Architektinnen und eine Volkswirtschaftlerin die Thematik strukturell analysieren und digitale Werkzeuge für Stadtplaner, Kommunen und Architekten schaffen, werden vier Ingenieure verschiedener Disziplinen Systemlösungen für eine intelligente Gebäudetechnik entwickeln. Diese sollen Bedürfnisse spezieller Nutzergruppen, wie zum Beispiel älterer Menschen, insbesondere in Bestandsgebäuden berücksichtigen.
Die Nachwuchsforschergruppe DemoS („Systemlösungen zur Gestaltung des Demographie- und Strukturwandels“) ist die nunmehr achte Nachwuchsforschergruppe an der HTWK Leipzig. Alle Nachwuchswissenschaftler streben eine Promotion an und werden an den beteiligten Fakultäten sowie im neuen Graduiertenzentrum der HTWK Leipzig betreut. Sechs Professoren der HTWK Leipzig begleiten das Projekt.