Umbrüche
Von der ersten Montagsdemonstration im September 1989 dauerte es keine zwei Monate, bis 500.000 Menschen auf Leipzigs Ring einen politischen Wandel erzwangen. Am Ende standen nicht Reformen, sondern ein radikaler Umbruch. Der Sozialismus der DDR wurde vollständig durch die soziale Marktwirtschaft des Westens ersetzt. Und andere Länder gingen den gleichen Weg, suchten fortan Wohlstand durch Kapitalismus.
Doch sein Erfolg basiert auf Ungleichheit: Ungleichen Löhnen, ungleichen Arbeits- und Lebensbedingungen, ungleichen Umwelt- und Sicherheitsstandards. Und er basiert auf Wachstum. Wachstum im Energiebedarf, Wachstum im Rohstoff- und Umweltverbrauch, Wachstum in der Kapitalakkumulation. Doch wie sollen Ungleichheit und die Realisierung der Menschenrechte einhergehen? Wie schnell zehrt unser Lebensmodell unsere natürlichen Lebensgrundlagen auf, wenn die ganze Weltbevölkerung ihm folgt?
Das ist freilich nicht neu und seit Karl Marx bekannt. Der Zusammenbruch des Kapitalismus, den er schon im 19. Jahrhundert erwartet hatte, blieb jedoch aus. Durch seine Anpassungsfähigkeit vermochte er selbst die schwersten ökonomischen Krisen zu überwinden. Und nicht wenige sehen in dieser Flexibilität auch den Weg zur Überwindung aktueller Probleme der globalen Wirtschaftsweise.
Doch Wachstum und Ungleichheit sind systemimmanent und die Ausgangslage hat sich verändert. Was in der Mangelgesellschaft nach dem zweiten Weltkrieg ein Garant für wachsenden Wohlstand und Demokratie war, kann in der Überflussgesellschaft, die sie geschaffen hat, versagen. Steuerliche Anreizmechanismen für erwünschtes Verhalten greifen ins Leere – wie sonst ist die Zunahme der Zahl von PKWs mit LKW-Tonnage zu erklären?
Kommt nun also das Ende des Kapitalismus, ein Umbruch mit revolutionärem Charakter? Welche Anzeichen gibt es? Welche Dynamik wird er entfalten und welche Dramatik?
Ein Blick in die Welt und in die eigene Geschichte soll Wege und Potenziale von Veränderungsprozessen aufzeigen. Entwicklungsparallelen, etwa in der Erosion demokratischer Strukturen, werden offenbar.Der Blick in die Geschichte kann erschrecken, wenn man den Populismus heutiger Tage mit dem der späten 20er Jahre vergleicht. Er kann aber auch Mut machen, mehr Demokratie zu wagen, wenn man an den gewaltfreien Wandel von 1989 denkt oder dem Kampf um das Frauenwahlrecht vor 100 Jahren.
Termine
Mittwochs, 17:15 Uhr – 18:45 Uhr
12 Veranstaltungen, 17. April 2019 – 10. Juli 2019
17.04.2019
Ausgetauscht! Warum gutes Leben für alle tauschlogikfrei sein muss.
Dr. Friederike Habermann
Berlin
24.04.2019
Reformen in Nordkorea?
Prof. Rüdiger Frank
Universität Wien
08.05.2019
Warum tickt der Osten anders?
Frank Richter
Markkleeberg
15.05.2019
Die "ewige" Akkumulation des Kapitals und ihre Überwindung
Prof. Rüdiger Ulrich
HTWK Leipzig
22.05.2019
100 Jahre Frauenwahlrecht
Dr. Sandra Berndt
Louise-Otto-Peters-Gesellschaft e. V., Universität Leipzig
29.05.2019
Die Postwachstumsökonomie als letzte Ausfahrt vor dem Chaos
Prof. Nico Paech
Universität Siegen
05.06.2019
Transformation zur Nachhaltigkeit: Warum Wandel in Bürgerschaft, Politik und Wirtschaft so schwierig ist und wie er gelingen kann
Prof. Felix Ekardt
Forschungsstelle Nachhaltigkeit und Klimapolitik, Leipzig
12.06.2019
Flucht ins Autoritäre: Populismus und Rechtsextremismus als Gefahr für die Demokratie
Dr. Johannes Kiess
Universität Siegen
19.06.2019
Globale Transformationen: Brüche, Konflikte, Synergien
Prof. Ortwin Renn
Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung, Potsdam
26.06.2019
Kapitalismus ist nicht das Problem, sondern die Lösung
Prof. Knut Löschke
Leipzig
03.07.2019
Kein Umbruch, aber folgenreich - Die 68er-Bewegung im politischen Kontext
Dr. Wolfgang Kraushaar
Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur, Hamburg
10.07.2019
Die Friedliche Revolution 1989 - Ein Eckstein der demokratischen Traditionen der Bundesrepublik?
Prof. Rainer Eckert
Berlin
Ansprechpartner
Veranstaltungsort
Nieper-Bau
Raum N001
Karl-Liebknecht-Straße 134
04277 Leipzig
Live-Übertragung
Sie können der Veranstaltung auch bequem von zu Hause folgen. Wir übertragen die Vorträge live ins Internet. Die Aufzeichnungen finden Sie auf dem Mediaserver der HTWK Leipzig, meist am folgenden Tag.
Downloads
- Programmflyer382 KB
Informationen zum Scheinerhalt
Online-Teilnahme
Die Vorträge der Reihe werden live übertragen und die Aufzeichnungen in der Regel am folgenden Tag online bereit gestellt.
Wenn Sie zu einem Vortrag nicht im Hörsaal anwesend sein können, können Sie diesen alternativ auch online verfolgen. Der Nachweis der Teilnahme erfolgt in diesem Fall über eine schriftliche Zusammenfassung der wichtigsten Gedanken, die Sie bitte formlos an studiumgenerale (at) htwk-leipzig.de adressieren.
Es geht hierbei nicht um eine Nacherzählung oder eine inhaltliche Zusammenfassung des Vortrages, sondern um die Reflexion über das behandelte Thema. Welche Gedanken haben Sie zum Thema, welche Denkprozesse wurden in Ihnen angestoßen - oder welche nicht?
Ein Umfang von einer halben bis zu einer Seite scheint sinnvoll, um nachzuweisen, dass Sie sich mit dem Vortragsthema auseinandergesetzt haben.
Bitte geben Sie stets Ihre Matrikelnummer und die Veranstaltung an, auf die Sie sich beziehen.
Reflexionsbericht zur Reihe am Semesterende
Inhalt
Erörtern Sie, mit welchen Vorstellungen und Fragen Sie am Anfang des Semesters in die Ringvorlesung gekommen sind und wie sich diese im Laufe der Reihe entwickelt haben.
Umfang
Wichtiger als der Umfang ist der Reflexionsprozess. Ein Mindestumfang von zwei Seiten sollte jedoch zu erwarten sein. Bei der oberen Grenze denken Sie an die Personen, die den Bericht lesen werden ;-)
Formale Kriterien
- Schriftgröße 11pt - 12pt
- Zeilenabstand 1,5-fach
- Rand o/u/r/l 2,5 cm (bzw. Standardeinstellung Word)
- Abgabe erfolgt schriftlich (Büro des Hochschulkollegs|Studium generale / Briefkasten G104)
- Name, Vorname, Matrikelnummer und Fakultät auf jeder Seite
Leitfragen zur Orientierung
Diese Fragen müssen nicht vollständig abgearbeitet werden. Sie dienen lediglich der Orientierung.
- Was nehme ich mit?
- Was ist mir besonders in Erinnerung geblieben?
- Was hat mir an der Reihe gefehlt?
- Hat sich meine Meinung zu bestimmten Themen geändert?
Anwesenheitsquote
Es gelten die Anwesenheitsregelungen des Studium generale / des Moduls überfachliche Bildung.
Bei insgesamt 12 Veranstaltungen müssen Sie mithin zwingend die Teilnahme an 9 Veranstaltungen nachgewiesen haben und eine Entschuldigung für die fehlenden Termine vorlegen. Haben Sie an 11 Veranstaltungen teilgenommen, verzichten wir aus organisatorischen Gründen auf die Vorlage eines Entschuldigungsgrundes.
Der abschließende Reflexionsbericht zur Vortragsreihe ist obligatorisch und soll bis spätestens einen Monat nach Abschluss der Veranstaltungsreihe an studiumgenerale (at) htwk-leipzig.de eingeschickt werden oder im Büro des Hochschulkollegs (G104) abgegeben werden (Einwurf Briefkasten G104).