Stahlmodell siegt haushoch beim diesjährigen Brückenbaumodellwettbewerb der Fakultät Bauwesen
Sie gibt einfach nicht nach. 14.271 Kilogramm, die auf ihr lasten, scheinen ihr nichts auszumachen. Minimal biegt sie sich, aber sie bricht nicht - die nur 2,5 Kilogramm leichte Brücke. So viel Widerstand hatte selbst ihr Entwickler nicht erwartet. Mit seinem Stahlmodell, das laut eigener Berechnung 70 Kilonewton, also so viel wie drei ausgewachsene Nashörner aushalten sollte, wollte Germo Ratz in seinem letzten Jahr an der HTWK Leipzig „den Titel holen“. Und als seine Brücke unter Krafteinwirkung von 140 Kilonewton immer noch mit beiden Pfeilern felsenfest im Versuchsapparat steht, kann er sich seines Sieges mehr als sicher sein.
Acht weitere Brückenmodelle werden an diesem 3. Juli in der Versuchshalle des Föppl-Baus gnadenlos an die Grenze ihrer Belastbarkeit gebracht. Bedingung in diesem Jahr ist es, eine Fläche von 20 x 15 Zentimetern unter der Brücke freizuhalten, ein sogenanntes Lichtraumprofil. Die Brücke durfte außerdem nicht mehr als 2,5 Kilogramm wiegen - das Siegermodell hat diese Vorgabe also genauestens ausgereizt.
Das Damenduo Prof. Gerlind Schubert und Prof. Karin Landgraf moderiert die rund einhundert Besucherinnen und Besucher durch den Abend. Sie geben Schätzungen ab, kommentieren den Stand - oder auch Fall - der Dinge und wechseln für internationale Teams auch mal spontan ins Englische. Zum Schluss dürfen sie dem Team Müller/Nitzsche mit einer Brücken-Belastbarkeit von 57 Kilonewton zum zweiten und dem Team Feng/Yang mit einer Brücken-Belastbarkeit von 40 Kilonewton zum dritten Platz gratulieren. Der Designpreis geht an das Bambusmodell des Teams Paul/Mohr. Vor allem das Material überzeugt die Jury. Nicht etwa, weil es aus einer Auflösung des mexikanischen Restaurants „Enchilada“ stammt, sondern weil Bambus ein schnell nachwachsender und damit alternativer, ressourcenschonender Rohstoff ist.
Nach erfolgreichem Biegen und Brechen – nur wenige Modelle blieben zwecks Erhaltung aus ästhetischen Gründen verschont – leiten die Moderatorinnen zum „Programmpunkt After-Work-Party“ über. Kostenlose Bratwurstbrötchen werden mit Bier hinuntergespült, dabei wird entspannt geplaudert. Zum Beispiel darüber, was der Brückenbaumodellwettbewerb den Studierenden bringt: „Hier können sie ihr theoretisches Wissen praktisch anwenden. Außerdem stärken solche Veranstaltungen den Zusammenhalt innerhalb der Fakultäten“, meint Gerlind Schubert. Karin Landgraf ergänzt: „Wir bieten ihnen Möglichkeiten der Vernetzung. Schließlich sind auch Vertreter aus der Wirtschaft hier.“ Und mit einem Lächeln fügt sie hinzu: „So ein entspannter Ausklang des Studienjahres ist natürlich auch immer ganz schön. Da kommen nochmal wirklich alle zusammen“, womit sie auf die rund fünfzehn Kinder anspielt, die gemeinsam mit ihren Familien den Wettbewerb neugierig verfolgt haben. Auch Schuberts achtjährige Tochter Lorna war dabei. Sie fand den Wettbewerb gut: „Nur bei der Brücke aus Metall habe ich mir die Ohren zugehalten, weil ich Angst hatte, dass das laut kracht.“ Da war sie sicherlich nicht die Einzige. Doch warum diese Sorge unbegründet war, erklärt Gewinner Germo Ratz mit einem Satz, der sich wie eine Lebensweisheit anhört: „Eine Brücke ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied.“ Und mit einem Augenzwinkern fügt er hinzu, dass ihm der Schweißer seines zukünftigen Arbeitgebers einen Kasten Bier geschuldet hätte, falls sich die Nähte seiner Brücke als das schwächste Glied entpuppt hätten.
Text und Fotos: Maren Petrich