Praxisnahe Abschlussarbeit zu tierischen Gebäudebewohnern berät Bauherren, Architekten und Bauingenieure
Beim Neubau von Gebäuden gilt der erste Gedanke sicher nicht gefiederten oder anderen tierischen Mitbewohnern, sondern den Menschen, die dort leben oder arbeiten werden. Dabei ist es einfach, beim Bauen Naturschutz von Anfang an mitzudenken, auch und gerade im urbanen Raum.
Wie man mit geringem Aufwand beispielsweise Vogelnistplätze und Fledermausquartiere in Neubauten integrieren kann, zeigt die neue Broschüre „Konstruktive Lösungsansätze für den Schutz gebäudebewohnender Vogel- und Fledermausarten im Gebäudeneubau“. Sie wurde aktuell - und passend zur Jahreszeit, denn gerade jetzt findet das Brutgeschäft statt - vom Naturschutzbund NABU Leipzig zusammengestellt und gestaltet. Inhaltliche Grundlage bildet eine Bachelorarbeit, die Jule Hinkel (geb. Weber) an der HTWK Leipzig im September 2014 an der Fakultät Bauwesen bei Prof. Dr.-Ing. Falk Nerger eingereicht hatte.
Jule Hinkel war im 5. Bachelorsemester eher zufällig auf das Thema gestoßen: „Ich hatte in der HTWK einen Aushang dazu gelesen und war sofort interessiert, weil ich Tiere sehr mag. Ich freue mich immer, wenn ich auf meinem Balkon sitze und Tiere beobachten kann. Außerdem fand ich das Thema sehr interessant, weil ich so etwas über den Tellerrand meines Studiums hinausgucken konnte.“
Der NABU möchte mit der Broschüre Gebäudeplaner und Bauherren auf die Problematik aufmerksam machen und einfache Lösungsansätze aufzeigen. Diese reichen z.B. von Tipps zu tierfreundlichen Fassadenverkleidungen, Möglichkeiten für Schlupf- und Anfluglöcher für Mauersegler oder Spatzen bis hin zur Erklärungen, welche Lebensbedingungen die einzelnen Spezies brauchen und wie man diese schaffen kann. Außerdem können – ein Service zur sofortigen Integration in Ausführungsplanungen - die in der Broschüre dargestellten Konstruktionszeichnungen von der Internetseite www.NABU-Leipzig.de/Gebaeudeneubau kostenfrei heruntergeladen werden. Diese stammen ebenfalls von Jule Hinkel und wurden von NABU-Artenschutzexperten teilweise überarbeitet.
Fazit: In vielen Fällen könnte man bei Sanierungsarbeiten oder beim Gebäudeneubau den Tieren schon mit einfachen Mitteln helfen, doch meist werden sie vergessen, obwohl sie von europäischen und bundesdeutschen Artenschutzvorschriften geschützt sind.
René Sievert, Diplombiologe und Vorsitzender des NABU Leipzig: „Gebäudebewohnende Vogel- und Fledermausarten sind Kulturfolger. Das heißt, ihre natürlichen Lebensräume sind heutzutage weitgehend verschwunden, sie sind auf den Menschen angewiesen, nisten und schlafen in Nischen, Hohlräumen und Spalten von Gebäuden. Allerdings werden Altbauten saniert oder abgerissen, so dass diese Unterschlupfmöglichkeiten mehr und mehr verschwinden. Wir wollen helfen, dass Lebensräume erhalten bleiben – die Abschlussarbeit von Jule Hinkel leistet dazu einen Beitrag.“
Diese freut sich, dass sie ihre Bachelorarbeit nicht „für die Schublade“ geschrieben hat: „Etwas mit meiner Abschlussarbeit bewirken zu können empfinde ich schon als etwas Besonderes, denn das ist eher selten der Fall. Ich möchte damit zum Naturschutz beitragen und hoffe, dass möglichst viele Bauherren, Architekten und Bauingenieure sich damit informieren und die Tipps anwenden.“
In Kürze wird sich die Bauingenieurin in spe, die gerade ihre Masterarbeit schreibt, vor allem erst einmal um ihren eigenen Nachwuchs kümmern: sie freut sich auf ihr Kind, das in wenigen Wochen zur Welt kommen wird.
Die Broschüre – 16 Seiten im Format A 5 - ist ab sofort erhältlich z.B. im NABU-Naturschutzbüro in Gohlis, in der NABU-Landesgeschäftsstelle in Schönefeld oder im Umweltinformationszentrum.