Kooperationsvertrag bündelt Expertise in den Bereichen Umwelt, Nachhaltigkeit, Bauwesen, Stadtentwicklung und Ressourcenmanagement bündeln und stärkt Wissenschaftsstandort Leipzig
Am 11. Januar unterzeichneten das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) gemeinsam mit dem an die Hochschule angegliederten Forschungs- und Transferzentrum (FTZ) einen Rahmenvertrag zum Ausbau ihrer Kooperation am Wissenschaftsstandort Leipzig. Mit dem Vertrag und den konkreten Vereinbarungen zu gemeinsamen Schutzrechten sowie zur Nutzung wissenschaftlicher Infrastruktur sollen die langjährige und vertrauensvolle Zusammenarbeit weiter gefestigt sowie Synergien ausgebaut und auf eine breitere Grundlage gestellt werden.
Dies betrifft einerseits sehr erfolgreiche Vorhaben wie die gemeinsame Entwicklung umwelttechnologischer Verfahren unter Nutzung von Radiowellen, aus der zahlreiche Kooperationsprojekte, ein Innovationsnetzwerk aus Unternehmen und Forschungseinrichtungen sowie eine technologieorientierte Ausgründung hervorgegangen sind. Andererseits soll der Vertrag auch neue gemeinsame Forschungsvorhaben zur Energiewende, zum Strukturwandel oder zur Stadt der Zukunft initiieren. Ausdruck dessen ist unter anderem die gemeinsame Entwicklung einer Plattform für Innovation und Technologietransfer zu Umwelt und Nachhaltigkeit mit enger Anbindung an den Transferverbund Saxony5, einem Zusammenschluss aller Hochschulen der Angewandten Forschung in Sachsen.
Prof. Dr. Mark Mietzner, Rektor der HTWK Leipzig: „Gerade in Zeiten des globalen Wandels, bei den drängenden Fragen zum Klimaschutz, zur Energieversorgung oder zur Mobilität ist es notwendig, Wissen und Technologien für eine gesunde Umwelt und für Nachhaltigkeit zu entwickeln. Seit über 20 Jahren arbeiten die HTWK Leipzig, das FTZ und das UFZ immer wieder gemeinsam an praxisorientierten Lösungen. Während das FTZ die Forschenden vor allem bei der Entwicklung von Produkten und deren Überführung in die Anwendungspraxis unterstützt, können die HTWK Leipzig und das UFZ durch die neue Kooperation ihre Kompetenzen auf zahlreichen Feldern an der Schnittstelle zwischen hochqualifizierter Forschung und Lösung konkreter Probleme von Wirtschaft und Gesellschaft bündeln. Technologien sind dabei der Schlüssel für Innovationen in den Themenbereichen Umwelt, Nachhaltigkeit, Stadtentwicklung und Energiewende, um nur einige zu nennen."
Prof. Dr. Georg Teutsch, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung: „Der Kooperationsvertrag verleiht unserer langjährigen Zusammenarbeit eine neue Qualität. Wir werden damit gezielter gemeinsame Forschungsprojekte einwerben, gemeinsame Professuren einrichten und wissenschaftlichen Nachwuchs fördern. Ein besonderes Augenmerk gilt dem Technologie- und Wissenstransfer. Wir werden wissenschaftliche Strategien gemeinsam weiterentwickeln und umsetzen, etwa bei so wichtigen gesellschaftlichen Zukunftsthemen wie der Energiegewinnung, -speicherung und -versorgung, der Wasser- und Siedlungswirtschaft, der nachhaltigen Stadtentwicklung oder Sanierungstechnologien.“
Langjährige Zusammenarbeit
Die HTWK Leipzig mit ihrem breiten ingenieurwissenschaftlich-technischen Profil und das UFZ, das sich mit den komplexen Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt auseinandersetzt, haben bereits mehrfach im Verbund geforscht. Unter anderem entwickelten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beider Einrichtungen eine Sanierungstechnologie für das Bauwesen, mit der Häuser mit Radiowellen getrocknet oder Schadstoffe entfernt werden können. Die Radiowellentechnologie wird auch bei Verbundprojekten zum chemikalienfreien Holzschutz oder umweltschonenden Recycling von Asphalt eingesetzt. Auch durch die enge Zusammenarbeit mit dem FTZ im Bereich Automatisierungstechnik gelang es dem UFZ, neue, innovative Sanierungsverfahren auf Basis der Radiowellen in den Feldmaßstab zu überführen.
Die Zusammenarbeit hat sich darüber hinaus auf Bereiche wie den effizienten Gebrauch und das Management der Ressource Wasser, insbesondere im städtischen Umfeld, sowie die Entwicklung nachhaltiger Stadtkonzepte ausgedehnt. Im Herbst 2020 starteten zwei Forschungsprojekte, die sich mit der Wärmeversorgung auf Basis erneuerbarer Energien, darunter die oberflächennahe Geothermie, und deren effizienter Anwendung in Stadtquartieren befassen. Auch diese Beispiele zeigen das große Potenzial einer intensivierten Zusammenarbeit, gerade durch die Verbindungen von Expertisen auf den Feldern Umwelt und Nachhaltigkeit, Bauwesen, Stadtentwicklung und Ressourcenmanagement.
Grundlage für Handlungsstrategien, Austausch und Vernetzung
Der Kooperationsvertrag erweitert die bisherige Zusammenarbeit der Einrichtungen und bildet den Rahmen für neue Formate und Strategien. Dadurch werden der Austausch intensiviert und die Kontakte in Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft ausgebaut. Das experimentelle und theoretische Arbeiten und der Personalaustausch zwischen beiden Einrichtungen werden erleichtert, indem die Forschenden die Labore, Werkstätten, Bibliotheken oder Dienstleistungen der kooperierenden Einrichtungen nutzen können. Mit gemeinsamen Professuren, der Qualifizierung des wissenschaftlichen Nachwuchses oder gemeinsamen Veranstaltungen, um den Informations- und Wissenstransfer insbesondere in die Region zu stärken, werden weitere Synergien geschaffen. Als besonders wichtig sehen es die beiden Partner an, zukünftig noch stärker gemeinsam im Verbund mit Wirtschaft und Gesellschaft zu forschen.
Hintergrund: Zu den Einrichtungen
Die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) vereint praxisorientierte Lehre und anwendungsnahe Forschung. Regionales Alleinstellungsmerkmal der Hochschule ist ihr breites ingenieurwissenschaftlich-technisches Profil. Zusammen mit den Bereichen Wirtschaft, Soziales und Kultur bietet die HTWK Leipzig ein vielfältiges Lehr- und Forschungsangebot. Momentan sind rund 6.400 Studierende immatrikuliert. Mit einem Drittmittelaufkommen von mehr als 15 Millionen Euro gehört die HTWK Leipzig aktuell zu den forschungsstarken Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Deutschland. Das rechtlich selbständige Forschungs- und Transferzentrum, kurz FTZ, der HTWK Leipzig ist ein wichtiger Partner für Forschungs-, Entwicklungs- und Transferarbeit an der Hochschule. Angesiedelt an der Nahtstelle zwischen Hochschule, Wissenschaft und Wirtschaft bildet es eine Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis.
Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt und erarbeiten Lösungsoptionen. In sechs Themenbereichen befassen sie sich mit Wasserressourcen, Ökosystemen der Zukunft, Umwelt- und Biotechnologien, Chemikalien in der Umwelt, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg circa 1.100 Mitarbeitende. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.