Ideenwettbewerb „Seatainability“: Studierende der HTWK Leipzig entwickeln in Kooperation mit Red Bull nachhaltige Lösungen
Der Ausbau der Red Bull Arena in Leipzig läuft auf Hochtouren – das Stadion der Roten Bullen wird bis 2022 modernisiert. Doch wohin mit der alten Bestuhlung, die zudem nicht in der Vereinsfarbe Rot, sondern noch im „alten“ Blau erscheint? Um die Kunststoffelemente der bisherigen blauen Stadionsitze nachhaltig wiederzuverwenden, hat der Fußball-Bundesligist ein gemeinsames Projekt mit der der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) gestartet: „Seatainability“. Es lief interdisziplinär: 17 Studierende der Fakultäten Wirtschaftswissenschaft und Wirtschaftsingenieurwesen, Ingenieurwissenschaften und Bauwesen haben unter Leitung von Holger Müller, Professor für BWL mit Schwerpunkt Supply Chain Management (prozessorientierte Planung und Steuerung von Wertschöpfungs- und Lieferketten vom Kunden bis zu den Rohstofflieferanten) Konzepte für eine nachhaltige Wieder- oder Weiterverwendung der bisherigen Stadionsitze erarbeitet. In drei Projektgruppen bekamen sie Leitthemen, innerhalb derer sie Ideen für die weitere Verwendung des Materials entwickelten und Machbarkeitsanalysen erstellten.
Drei Teams, drei Ideen
Die Studierenden überprüften, ob ihre Ideen tatsächlich umsetzbar sind. Dafür untersuchen sie Materialien, klärten technische und betriebswirtschaftliche Fragen mit Recyclern und Herstellern, studierten in Gesetze, berechneten den ökologischen Fußabdruck oder durchleuchteten Wertschöpfungsketten.
Das Team „Green Footprint/Ocean Seat“ analysierte, ob das Material der alten Sitze für die neuen wiederverwendet werden kann und ob anderes recyceltes Material, beispielsweise aus dem Meer gefischter Plastikabfall, für die neuen Sitze in Frage kommt. Die Gruppe berechnete, dass durch die nun beabsichtigte Nutzung von recyceltem Material 817 Tonnen Kohlendioxid (CO2) eingespart werden, was der Jahresleistung eines Waldes mit dem Ausmaß von ca. 140 Fußballfeldern entspricht.
Die Studierenden vom Team „Recovery Seat“ ermittelten, ob und wie die alten Stühle an Fans, lokale Sportklubs und Einrichtungen veräußert werden können. Sie entwarfen Konzepte für nachhaltige, karitative Projekte, die mit den Einnahmen finanziert werden könnten. Außerdem möchte das Team eine große Skulptur aus dem recyceltem Plastik schaffen, um den Fans eine Erinnerung für die emotionalen Momente auf den alten Sitzen zu erhalten.
Das Team „No Limits Seat“ war vollkommen frei hinsichtlich der Ideen, wie die alten Sitze wiederverwertet werden könnten, etwa als Möbel oder Sportgeräte. Das Team konnte schließlich die Jury beim Pitch Ende Juni von seiner Idee eines „Soccer Court“ aus recyceltem Plastik überzeugen und ging als Siegerteam aus dem Wettbewerb hervor. Die Idee: Die entstehenden Mengen an Altplastik können wiederverwendet und der Rohstoff damit sinnvoll nachgenutzt werden. Dabei handelt es sich um ein mobiles Fußballfeld mit Toren und Plastik-Banden, dass beispielsweise für ein Turnier auf einem Schulhof oder einer öffentlichen Veranstaltung aufgebaut werden kann. Herkömmliche Soccer Courts beinhalten kein Recycling-Material, so dass hier in der Sportartikelbranche neue, nachhaltige Impulse gesetzt werden.
„Wir sind alle überglücklich, dass unsere Gruppe gewonnen hat. Die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten war sehr erfolgreich, der interdisziplinäre Austausch hat uns bereichert. Nicht zuletzt war uns die Teilnahme an diesem Projekt sehr wichtig, weil uns die Themen Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit sehr am Herzen liegen“, sagt Tom Sobotta vom Siegerteam.
Nachhaltigkeit motiviert
„Die Aufgabenstellung Studierenden motivierte die Studierenden sehr stark. Sie konnten sich in einem professionellen Umfeld ausprobieren, was sich auch in der Vielzahl der Ideen widerspiegelte. Am Ende ist es fast schade, dass nicht genug Sitze zur Verfügung stehen, um alle Konzepte zu realisieren. Auf die Umsetzung der ausgewählten Projekte der Gruppen bin ich gespannt, insbesondere, da hier mit Unternehmen teilweise auch Neuland im Recycling betreten wird, was Effekte über das Projekt hinaus haben könnte. Die Studierenden lieferten wertvolle Impulse – nicht nur für RB und die Hochschule, sondern auch für die Industriepartner und letztlich für uns alle“, betont Prof. Holger Müller – und ergänzt: „Als Fußballfan freue ich mich besonders, in der kommenden Saison mit doppeltem Vergnügen im Stadion nachhaltig Platz nehmen.“
Jens May, Chief Operating Officer RB Leipzig: „Es war beeindruckend für uns, mit welcher Kreativität und mit welchem Fachwissen die Studierenden drei großartige Konzepte entwickelt haben. Es unterstreicht zum einen, wie immens wichtig Nachhaltigkeit ist, und wie innovativ und zielführend man damit umgehen und Lösungen entwickeln kann.“
RB Leipzig stiftete Preise für alle beteiligten Studierenden Preise: Neben einem RBL-Trikot (natürlich aus recyceltem Material) reisen die Studierenden im August gemeinsam nach Salzburg, wo sie unter anderem den Leiter der Nachhaltigkeitsabteilung von Red Bull treffen; das Siegerteam wird zudem in die RBL-Loge zu einem der kommenden Heimspiele eingeladen.