HTWK-Informatiker wollen Geschichtsforschung durch vernetzte Online-Datenbanken ermöglichen – und erwarten am 4. und 5. April Experten aus ganz Europa zum Symposium in Leipzig
In Bibliotheken, Archiven und Museen lagern überall auf der Welt Dokumente, die Aufschluss über das Leben vor hunderten von Jahren geben und die bis heute unsere Gegenwart prägen. Für Historiker sind diese Überbleibsel wertvolle Quellen, die nun nach und nach digitalisiert werden. Informatiker der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) arbeiten gemeinsam mit Historikern der Herzog August Bibliothek (HAB) Wolfenbüttel daran, historische Quellen aus unterschiedlichen Online-Datenbanken für Forscher auf aller Welt zentral zugänglich zu machen. Konkret wollen die Wissenschaftler digitale biografische Informationen zu Professoren mehrerer Universitäten miteinander vernetzen, um beispielhaft professorale Karrierewege im 16. bis 18. Jahrhundert zu untersuchen. Dafür werden sie von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.
„Die Zugangsvoraussetzungen für eine Professur waren damals weniger strikt geregelt als heutzutage. Im Auswahlverfahren war nicht nur die Leistung des Einzelnen interessant. Auch Fragen der sozialen Herkunft oder die der Konfessionszugehörigkeit waren entscheidend“, erklärt Jennifer Blanke, Historikerin an der HAB Wolfenbüttel. Um die Frage nach den relevanten Faktoren im Berufungsprozess einer Professur zu klären, nutzen die Wissenschaftler digitale Technologien. Dies soll zeit- und kostenintensive Recherchen verkürzen und neue Forschungserkenntnisse zutage fördern.
„Informatiker und Historiker haben sehr unterschiedliche methodische Zugänge zu ihren Forschungsgebieten. So spielen für Historiker historische Fakten und deren Nachweisbarkeit eine fundamentale Rolle, während wir Informatiker beispielsweise an Algorithmen für Softwaresysteme forschen. Als Teil des europäischen Forschungsnetzwerks ‚Data for History‘ wollen wir gemeinsam eine Methodik erarbeiten, die beide Forschungsfelder zusammenbringt“, so Thomas Riechert, Professor für Informationssysteme und Datenmanagement an der HTWK Leipzig.
Auszug aus dem digitalen Professorenkatalog der Universität Helmstedt
Heinrich Meibom, der Jüngere (1638–1700). Professor der Medizin, Geschichte und Poesie an der Universität Helmstedt, Vertreter einer sogenannten „Professorendynastie“. In Helmstedt hatte bereits sein Vater gelehrt. Auch Meiboms Söhne sollten als Professoren dort ihr Einkommen finden.
© Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. <http://diglib.hab.de/varia/portrait/a-13793/start.htm?image=000001> CC BY-SA
Um den internationalen Austausch zu befördern, haben Riechert und sein Forscherteam für den 4. und 5. April Wissenschaftler aus ganz Europa zu dem Doktorandensymposium „Research on Online Databases in History“ (Forschung zu Online-Datenbanken für die Geschichtswissenschaft) eingeladen. Insgesamt werden rund 30 Teilnehmer aus acht europäischen Ländern erwartet. Das von Riechert mitgegründete Forschungsnetzwerk „Data for History“ wird im Rahmen der Veranstaltung seine dritte Mitgliederversammlung abhalten.
Das Doktorandensymposium „Research on Online Databases in History“ findet am 4. und 5. April 2019 im Hörsaal 116 des Gutenberg-Baus der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (Gustav-Freytag-Straße 42, 04277 Leipzig) statt. Die Teilnahme ist für Wissenschaftler und Studierende kostenfrei.