Der Kurs für interessierte Beinahe-Gründende mit einer tollen Idee oder ambitionierte Studierende, die schon immer einmal „etwas mit Start-ups“ machen wollten
Think.
An der HTWK Leipzig ist seit Jahren der Trend erkennbar, dass viele Studienabsolvierende sofort in die freie Wirtschaft gehen und sich in etablierte Firmen eingliedern. Nur ein sehr geringer Teil der Absolvierenden gründet ein eigenes Unternehmen und setzt dabei eine eigene Vision um. Ursachen für die niedrige Gründungszahl könnte die Herausforderung sein, selbstständig Entscheidungen treffen zu müssen, sein eigener Chef zu sein oder auch die finanziell eher schwierige Situation zu Beginn. Wie eine erfolgreiche Gründung gelingen kann und weshalb einem die oben genannten Punkte keine Sorgen bereiten sollten, wollte Prof. Gerold Bausch in Zusammenarbeit mit Gründungsberaterin Alexandra Huber aufzeigen. Der von den beiden ins Leben gerufene Kurs „Think.Make.Start“ soll unentschlossenen und zögernden kreativen Köpfen der Hochschule die Augen öffnen und auf einen möglichen alternativen Karrierepfad hinweisen.
An diesem Kurs durfte ich im Rahmen des Studium Generale teilnehmen. Beginnend mit einigen Brainstorming-Übungen wurde bei uns Teilnehmenden das Interesse geweckt, etwas Eigenes zu erschaffen. Mit dem Ziel, ein individuelles Produkt zu entwickeln und dies vor Investoren vorzustellen, trafen wir uns wöchentlich zu kreativen Diskussionsrunden. Unterstützt wurden wir dabei von einem Gastredner und einer Gastrednerin, die einerseits bereits ein eigenes Unternehmen gegründet hatten und andererseits viel Erfahrung in der Start-up-Szene mitbrachten. Sie beantworteten uns Fragen und gaben uns einen tieferen Einblick in ihren Alltag und in all die Vorzüge aber auch Herausforderungen des Gründens.
Make.
Unsere Gruppe startete mit dem Thema Nachhaltigkeit in das Seminar. Unser grobes Ziel war es, unsere Umwelt bewusster wahrzunehmen und selbst ein wenig zum Erhalt unseres Planeten beizutragen. Schnell wurde uns bewusst, dass wir uns in diesem Zuge mit Müll auseinandersetzen müssen, der leider mehr und mehr das Stadtbild vieler Großstädte, so auch Leipzig, prägt. In mehreren Diskussionsrunden einigten wir uns darauf, eine App für mobile Endgeräte zu entwickeln, die zur Entsorgung jenes Mülls beitragen soll. Auf einer Karte, die die Umgebung des Nutzenden anzeigt, wird Müll von anderen Nutzern und Nutzerinnen gemeldet. Der oder die Nutzende hat dann die Möglichkeit, diesen Müll von der App überprüfen zu lassen und bringt ihn im Idealfall direkt zum nächsten Mülleimer, der auch auf der Karte angezeigt wird. Weiterhin müsse dem Nutzenden ein Anreiz geboten werden, unsere App zu verwenden und dabei nebenbei etwas für die Umwelt zu tun. So einigten wir uns relativ schnell darauf, in die App eine Art Belohnungssystem zu integrieren, bei dem der Nutzende für jeden entsorgten Müll eine gewisse Anzahl Punkte bekommt. Diese Punkte kann er oder sie dann nutzen, um bei ausgewählten Kooperationspartnern Vergünstigungen wahrzunehmen.
Nachdem der Ablauf des Gründens nun klar war, lag es an uns, unsere Idee umzusetzen. Von Prof. Gerold Bausch und Alexandra Huber lernten wir Methoden kennen, um unsere Ideen zu konkretisieren und mit den gängigen technischen Möglichkeiten zu realisieren. Das beinhaltete unter anderem den Einsatz der Raspbian Plattform, basierend auf einem Raspberry Pi, welches eine Variante der Erstellung eines Prototyps ist. Eine andere Art, seine Idee erstmals in die Wirklichkeit zu übersetzen, ist das einfache Basteln mit Stiften, Pappe und buntem Papier. Das ist eine praktische Alternative zum tatsächlichen Programmieren einer App oder dem Aufsetzen einer Regelstrecke zur Temperaturregulierung, was den Rahmen der Veranstaltung gesprengt hätte und auch in der Praxis nicht zielführend wäre. Als Prototyp verwendeten wir Pappe, die wir auf die Größe eines Smartphones zuschnitten.
Start.
Denn das Ziel eines Prototyps ist der Test der Idee. In einem ausgewählten Testerkreis hatten wir die Möglichkeit, unsere Prototypen potenziellen Nutzenden vorzustellen. Das Feedback ist zum einen für die Weiterentwicklung unserer Idee enorm wichtig, zum anderen zeigt es das generelle Interesse der Zielgruppe:
Wird unser Produkt überhaupt gebraucht? Ist es für potentielle Konsumenten in seinem Alltag relevant? Welche Verbesserungen sind möglich? Diesen Fragen stellten wir uns in der Auswertung der Testergebnisse und lernten viel über den Prozess der Produktentwicklung. Dass das Produkt von der Idee bis zum fertigen Erzeugnis eine gewisse Schleife durchlaufen muss, wurde uns erst dann bewusst, als wir unsere Prototypen beinahe komplett überarbeiteten und fast wieder von vorn beginnen mussten.
Denn das größtenteils übereinstimmendes Feedback lautete: Grundsätzlich gefalle ihnen unsere Idee, an einigen Features müssten wir aber noch arbeiten. So nahmen wir die Verbesserungsvorschläge der Testerinnen und Tester in unsere Planung auf und integrierten beispielsweise den Community Aspekt. Nutzende können nun nicht nur allein Müll entsorgen, sondern sich zu größeren Gruppen zusammenschließen, um noch effektiver Müll zu beseitigen.
Dem Abschlusspitch kamen wir nun immer näher und lernten in der Vorbereitung, worauf es bei einem Pitch überhaupt ankommt. Das Ziel ist, das Gegenüber in kurzer Zeit so von dem Produkt zu überzeugen, dass sie oder er vor Freude am liebsten sofort investieren würde. Mit diesem Abschlusspitch endete das Seminar „Think.Make.Start“. Wir hatten ein Semester lang Zeit, kreativ zu werden und aus einer anfänglich kleinen Idee eine konkrete Geschäftsidee zu entwickeln.
Aufgeschrieben von Maurice Götze