HTWK-Absolventin Sarah Bohnert gewinnt Preis für Projekt der Blindenbücherei Leipzig
Inklusion – das bedeutet heute auch digitale Inklusion, also Barrierefreiheit in der digitalen Welt. In der Praxis ist das jedoch noch nicht selbstverständlich. Die barrierefreie Aufbereitung von E-Books scheitert häufig daran, dass nicht alle Hersteller die Bedürfnisse kennen, die blinde oder sehbehinderte Menschen an digitale Inhalte haben. Die an der Deutschen Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB) entwickelte Prüfsoftware BACC (Born Accessible Content Checker) bündelt das Wissen um die Produktion zugänglicher E-Books. Sie ermöglicht es Herstellern von E-Books, einfach und automatisiert zu überprüfen, ob ihr ePUB - das am weitesten verbreitete, Hersteller-unabhängige Datenformat für elektronische Bücher - den Anforderungen einer barrierefreien Gestaltung entspricht.
Am 15. Februar 2018 wurde Sarah Bohnert, Absolventin der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig), gemeinsam mit Lars Voigt - beide Mitarbeiter der DZB - bei der „Digital Imagination Challenge“ in Berlin mit dem 2. Platz ausgezeichnet. Bohnert und Voigt hatten einen Prototypen des neuartigen BACC-Prüfwerkzeuges präsentiert.
Sarah Bohnert hatte unmittelbar im Anschluss an ihr Medienmanagement-Studium an der HTWK Leipzig 2017 die Leitung des BACC-Projekts an der DZB übernommen. In ihrer Masterarbeit „Potential der automatischen Generierung barrierefreier E-Books im parsX-gestützten XML-Workflow“ hatte sie sich dafür bereits praxisorientiert mit dem Projektthema beschäftigt – auch damals schon in Kooperation mit der DZB. Die Erkenntnisse ihrer Abschlussarbeit flossen in die Anwendung ein.
Barrierefreiheit und elektronisches Publizieren verbinden
„Für die Entwicklung von BACC sind vertiefte Kenntnisse auf zwei unterschiedlichen Fachgebieten notwendig, nämlich Barrierefreiheit (Accessibility) auf der einen und elektronisches Publizieren auf der anderen Seite. Durch ihre Masterarbeit konnte sich Sarah Bohnert frühzeitig in beide Themenbereiche einarbeiten. Dadurch – und durch die enge Zusammenarbeit mit der DZB und der pagina GmbH in Tübingen für die Masterarbeit – war es ihr möglich, sich das erforderliche Fachwissen anzueignen, um es unmittelbar im Anschluss an das Studium in das DZB-Projekt einbringen. Für mich ist das ein Musterbeispiel für ein praxisnahes Studium sowie eine gelungene Kooperation mit Partnern in der Region und der freien Wirtschaft“, resümiert Prof. Ulrich Nikolaus, der die Masterarbeit fachlich betreute.
„Als Berufseinsteigerin bin ich sehr dankbar für die Chance, mich direkt nach dem Studium in einem so spannenden und wichtigen Projekt wie BACC beweisen zu dürfen. Umso mehr freut es mich natürlich, dass wir mit der Teilnahme an der ‚Digital Imagination Challenge‘ bereits einen ersten großen Erfolg erzielen konnten. Der Preis unterstreicht, wie wichtig der uneingeschränkte Zugang zu Literatur ist und zeigt, dass das Thema Barrierefreiheit nicht nur in der Lehre, sondern auch in der freien Wirtschaft an Präsenz gewinnt“, so Sarah Bohnert.
In den nächsten Monaten wollen sie und Lars Voigt mit Verlagen und Medienherstellern in Kontakt kommen, um den Prototypen zu testen und ihn zur ersten offiziellen Version weiterzuentwickeln. Dafür sind auch die 5000 Euro Preisgeld aus dem Wettbewerb vorgesehen.
Hintergrund
Die „Digital Imagination Challenge“ ist ein Innovationswettbewerb, der technologische Lösungen für barrierefreien Zugang und Partizipation in digitalen Medien prämiert. Er wird vom Kabelnetzbetreiber Unitymedia NRW GmbH gemeinsam mit den Partnern „Impacthub Berlin“ und „Sozialhelden“ veranstaltet.