Forschungsprojekt an der HTWK Leipzig begegnet aktuellen Herausforderungen in der papierverarbeitenden Industrie
An der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) beginnt heute (1. April 2020) ein neues Forschungsprojekt: Bei dem Vorhaben „PersonAlized toilet Paper: Individually Embossed and Ready-to-use!“ (PAPIER!) forschen Expertinnen und Experten der Druck- und Verpackungstechnik an pragmatischen Lösungen im Bereich der Herstellung, Optimierung und Distribution von Toilettenpapier. Hintergrund ist die aktuell starke Nachfragesituation. Partner sind der Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e.V. und die namhaften europäischen Hersteller von Tissue- und Hygienepapieren. Das Projekt wurde mit den Industriepartnern seit Mitte März 2020 – und damit in Rekordzeit – konzipiert, vereinbart und gestartet. Dies zeigt, wie schnell Hochschulen der Angewandten Wissenschaften auf Fragestellungen der Praxis reagieren können. In die Drittmittelstatistik geht das Projekt jedoch nicht ein; als Vergütung wurde eine nicht näher genannte Anzahl von Euro-Paletten mit Toilettenpapier vereinbart.

„Der Trend zu Individualisierung und Digitalisierung ist ungebrochen. Natürlich betrifft er auch Alltagsprodukte wie Toilettenpapier. Personalisiert bedruckt oder geprägt und einzelblattverpackt – so stellen wir uns die Zukunft vor. Und aufgrund der aktuellen Hamsterkäufe ist die Verringerung der Abgabegrößen die einzig sinnvolle Strategie“, so Lutz Engisch, Professor für Werkstoffe und Werkstoffprüfung und Direktor des Instituts iP³ Leipzig (Institute for Printing, Processing and Packaging). „Wir erwarten einerseits natürlich Effizienzgewinne durch Experimente mit der Blattgröße. Aber wir forschen auch an Möglichkeiten, die Herstellung individueller Prägestempel deutlich zu vereinfachen. Künftig sollen Kunden handelsübliche Büro-Kopierer für die Erstellung der Daten einsetzen können“, so Engisch weiter. Es sei geplant, Studierende im Rahmen der Lehre in die Tests mit einzubeziehen. Freiwillige gebe es laut Engisch genug, ein großes Problem sei jedoch noch die Umsetzung in digitale Lehrformate.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Besonders hervorheben möchte Engisch hier die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit dem Bereich Sanitär-, Hygiene- und Installationstechnik sowie dem Institut für Wasserbau und Siedlungswasserwirtschaft an der Fakultät Bauwesen. Die Experten betonen, dass besonders die Vorstudien mit anderen Papiersorten nicht die gewünschten Ergebnisse brachten. „Es gab praktische Versuche zur effizienten Portionierung von Küchenrollen, aber die waren nicht erfolgreich“, sagt Prof. Engisch, während er eine Palette Kaffeefilter entsorgt. „Und ganz ohne jede Ironie: Überlassen Sie die Tests bitte den Experten, alles andere bereitet in den Vorfiltern der Klärwerke große Probleme.“
Perspektivisch soll die Zusammenarbeit mit den Sanitär- und Wasserwirtschaftsingenieuren auch um den Bereich Logistik ergänzt werden. Ziel sei, eine neue Forschungsprofillinie „Papier und Ingenieur“ zu etablieren, sofern die Nachfrage nach Forschungsleistungen in diesem Bereich anhält.