HTWK-Professor Thomas Riechert digitalisiert Wissen über brasilianische Pflanzen, Pilze und Bakterien mittels Semantic Web
Ob als Nahrung oder Arzneimittel – Pflanzen spielen für die menschliche Zivilisation eine herausragende Rolle. Über Jahrtausende sammelten Menschen Wissen über die Wirkungen verschiedener Pflanzen- und Pilzarten und überlieferten dieses Wissen zunächst mündlich, später schriftlich. Mittlerweile gibt es zahlreiche digitale Datenbanken, die dieses Wissen für die Lebensmittel- und die Pharmaindustrie zugänglich machen, doch jeder „kocht sein eigenes Süppchen“, so Thomas Riechert.
Der Informatikprofessor der HTWK Leipzig initiierte daher das Forschungsprojekt „DINOBBIO“ mit dem Ziel, vorhandenes Wissen sinnvoll miteinander zu verknüpfen. Dabei arbeitet die Forschungsgruppe „Agile Knowledge Engineering and Semantic Web“ der HTWK Leipzig mit dem Institute of Chemistry der São Paulo State University und mit dem Institute of Physics der University of São Paulo zusammen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die Fundaçao de Amparo a Pesquisa do Estado de Sao Paulo (FAPESP) fördern das Projekt von 2021 bis 2024.
Artenreiches Brasilien
Das südamerikanische Land dient besonders gut als Forschungsfeld, da immerhin zehn Prozent der weltweit existierenden Arten in den brasilianischen Wäldern und Wiesen leben. Die Forschenden überführten zunächst wissenschaftliche Ergebnisse aus mehr als 50 Jahren Studien zur brasilianischen Biodiversität in der Datenbank NuBBEDB und verzeichneten dort chemische, biologische und pharmakologische Eigenschaften der Flora und Fauna. Die Kenntnisse werden sie nun standardisiert und zertifiziert in einem Wissensgraphen zusammenfassen und somit leichter zugänglich machen. Durch das Verknüpfen der Daten mittels Semantic Web werden die Naturstoffe leichter auffindbar und das über Jahrtausende gesammelte Wissen über die brasilianischen Artenvielfalt wird nachhaltig nutzbar.
Die Forschungsergebnisse des Projekts, einschließlich wissenschaftlicher Methoden, Ansätze und einer Plattform für den Biochemical Knowledge Graph, sollen in Zukunft auch für die Umsetzung anderer Projekte in Ländern mit großer biologischer Vielfalt in Afrika, Asien, Europa, Ozeanien und Südamerika sowie in anderen Datenbanken anwendbar sein.
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Prof. Dr. Thomas Riechert
(*1973) ist seit April 2014 Professor für Informationssysteme und Datenmanagement an der HTWK Leipzig. Zuvor forschte und promovierte er am Informatik-Institut der Universität Leipzig. 2006 baute er die Forschungsgruppe „Agile Knowledge Engineering and Semantic Web“ mit auf.