Grit Teichgräber wurde mit dem Hochschulpreis des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) ausgezeichnet
Grit Teichgräber, BWL-Absolventin der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) erhielt den ersten Preis in der Kategorie „FH-Abschlussarbeiten“. Er wurde am 5. März während des 11. Wissenschaftlichen Symposiums des BME „Supply Management“ in Mannheim verliehen. Ihre Masterarbeit „Strategic supplier partnerships in the context of Procurement 4.0 - an examination of the importance and the succes factors in Saxony“ („Strategische Lieferantenpartnerschaften im Rahmen von Einkauf 4.0 – eine Untersuchung der Bedeutung und der Erfolgsfaktoren in Sachsen“) wurde von der Jury aus Hochschulprofessoren und BME-Vertretern als herausragend beurteilt.
Grit Teichgräber hatte die Arbeit im Mai 2017 an der Fakultät Wirtschaftswissenschaften verteidigt. Darin hat sie untersucht, ob Lieferketten in der Industrie 4.0 – das heißt, Produkte, Dienstleistungen und Anlagen sind über die gesamte Lieferkette hinweg vernetzt - mit bekannten „engen“ Partnern funktionieren werden oder ob sich die Versorgungsstrukturen je nach Bedarf neu zusammensetzen. Die angestrebte Flexibilität zur Herstellung kundenspezifischer Produkte als ein Ziel von Industrie 4.0 scheint vordergründig darauf hinzudeuten, dass Lieferanten auf der Basis eines klar umrissenen Leistungsprofils spontan in die Leistungserstellung integriert werden. Die Arbeit zeigt dagegen deutlich auf, dass langfristige Lieferantenpartnerschaften im Rahmen von Industrie 4.0 an Bedeutung gewinnen werden und führt detailliert an, welche Aspekte dafür verantwortlich sind. Zudem wurden noch drei weitere - neben den bisher bekannten - zusätzlich zu berücksichtigende Faktoren für den Erfolg zukünftiger strategische Lieferantenpartnerschaften identifiziert: Datenschutz, die sogenannte „Industrie 4.0-willingness bzw. -readiness“ des Lieferanten und seine Innovationskraft. „Industrie 4.0-willingness bzw. -readiness“ meint die Fähigkeit des Lieferanten, die Anforderungen im Sinne von Industrie 4.0 zu erfüllen oder zumindest die Bereitschaft dazu. Diese theoriebasierten Ergebnisse wurden durch eine webbasierte Befragung und eine Vertiefung durch Experteninterviews in der sächsischen Wirtschaft verifiziert – lassen sich aber durchaus auch über Sachsen hinaus verallgemeinern.
Den Mittelstand für Industrie 4.0 sensiblisieren
„Innovative Themen wie beispielsweise Industrie 4.0 spielen bei mittelständischen Unternehmen aufgrund knapper Ressourcen bislang eher eine untergeordnete Rolle. Wer aber den Veränderungen durch Industrie 4.0 nicht adäquat begegnet oder nur reagiert, nimmt das Risiko von vielleicht sogar existenziellen Wettbewerbsnachteilen in Kauf. Daher ist es wichtig, Mittelständler, die einen Großteil der sächsischen Wirtschaft ausmachen, frühzeitig für Industrie 4.0 zu sensibilisieren. Gemeinsam mit Einkäufern aus dem regionalen Mittelstand wollte ich Prognosen für die zukünftige Bedeutung und die Erfolgsfaktoren dieser Form der langfristigen Lieferantenkollaboration im Kontext von Industrie 4.0 erarbeiten “, erklärt Grit Teichgräber das Ziel ihrer Arbeit. Die empirischen Ergebnisse in der Arbeit basieren auf einem Teil der Studien, die im Rahmen des IHK-Forschungsprojekts „Einkauf 4.0: Stand und Perspektiven in Sachsen“ von 2016/17 maßgeblich von Grit Teichgräber mit durchgeführt wurden. Hier wurden neben strategischen Lieferantenpartnerschaften insbesondere der Status quo der Digitalisierung operativer Einkaufsprozesse sowie die strategische Ausrichtung des Einkaufs im Sinne der digitalen Transformation in Sachsen untersucht. Ihr Betreuer, Prof. Holger Müller, Professor für BWL, insbesondere Supply Chain Management (SCM) an der HTWK Leipzig, ist stolz auf den Erfolg seiner Absolventin: „Ohne Frage ist es eine sehr große Anerkennung für Frau Teichgräber, deutschlandweit die beste Abschlussarbeit einer Hochschule für angewandte Wissenschaften im Gebiet Einkauf und Supply Chain Management geschrieben zu haben. Neben der gelungenen Verbindung zwischen Theorie und Praxis habe ich mich sehr darüber gefreut, dass deutlich wurde, dass Industrie 4.0 nicht am Werkstor aufhört, sondern dass der Lieferkette eine enorme Bedeutung zukommt, wenn die digitale Transformation gelingen soll.“ Bereits 2016 hatte mit Esther Anna-Luise Ortloff eine Absolventin der HTWK Leipzig den BME-Preis für ihre Masterarbeit zum Thema „Social Media Monitoring in der Beschaffungsmarktforschung“ gewonnen. Auch diese war von Prof. Holger Müller betreut worden.*
Hintergrund
Der Bundesverband vergab insgesamt drei Preise – den BME-Wissenschaftspreis für eine Dissertation bzw. Habilitationsschrift und zwei Hochschulpreise, darunter jenen für die beste FH-Abschlussarbeit sowie einen für die beste Uni-Abschlussarbeit. Damit fördert der BME den wissenschaftlichen Nachwuchs sowie die Zusammenarbeit zwischen Forschung und Praxis. Die beiden Hochschulpreise sind mit je 2.000 Euro dotiert. Das Preisgeld wird zur Hälfte auf den Preisträger und die betreuende Professur aufgeteilt. Grit Teichgräber weiß schon, wofür sie ihr Preisgeld verwenden wird: “Nach mehrmaliger Teilnahme an der alljährlichen HTWK-Fahrradtour wird es nun endlich Zeit für ein neues Fahrrad, um auch dieses Jahr wieder mit den fahrrad-begeisterten Studierenden und Alumni mitfahren zu können.”