Antonella Polzin hat beim sächsischen Landeswettbewerb „Jugend forscht“ für ihre Arbeit zum Thema Beton den 3. Preis im Fachgebiet Technik gewonnen – unterstützt wurde sie dabei von Wissenschaftlern des Instituts für Betonbau (IfB) der HTWK Leipzig
Beton interessiert Antonella Polzin, Abiturientin des Leipziger Wilhelm-Ostwald-Gymnasiums, schon länger – mindestens seit zwei Jahren: Bereits in der 10. Klasse absolvierte sie ein Praktikum am Institut für Betonbau der HTWK Leipzig.
Seitdem ist sie dem Thema treu geblieben: Für ihre Arbeit „Geopolymerbeton - Ein umweltfreundlicher und effizienter Baustoff“ wurde die 18-jährige im April mit dem 3. Preis im Fachgebiet Technik des sächsischen Landeswettbewerbs „Jugend forscht“ ausgezeichnet. Außerdem erhielt sie drei Sonderpreise: den Sonderpreis „Klimaschutz“, den Sonderpreis futureSAX sowie den Sonderpreis Ressourceneffizienz vom Helmholtz-Institut Freiberg. Grundlage für die erfolgreiche Arbeit war ihre BeLL (Besondere Lernleistung) zum Thema: „Beton im Spannungsfeld zwischen Effizienz und Umweltschutz“, die sie in der 11. Klasse begonnen und nun, in der 12., abgeschlossen hat.
„Jedes Jahr entstehen Millionen von Tonnen CO2 durch die Betonindustrie, da Zement auf 1.450 Grad Celsius gebrannt werden muss. Ich habe nach einer umweltfreundlichen Alternative gesucht, die ich im Geopolymerbeton gefunden habe“, so Antonella Polzin.
Geopolymerbeton enthält keinen Zement. Stattdessen werden latenthydraulische Bindemittel und Laugen zu deren Aktivierung genutzt. Dabei können sogenannte „sekundäre Rohstoffe“ wie Hüttensande und Flugaschen zum Einsatz kommen - Abfallprodukte von Kraftwerken.
„Das bedeutet, dass diese Stoffe mehrfach und damit nachhaltig genutzt werden können“, so Polzin. Sie beschäftigte sich eingehend mit dem Baustoff, unterstützt vor allem von Dr.-Ing. Stefan Käseberg, Wissenschaftler am IfB. „Antonella Polzin war ungefähr alle 14 Tage bei uns im Labor und hat Versuche gemacht, recherchiert und sich mit unserer Unterstützung intensiv mit dem Werkstoff auseinandergesetzt.“
So untersuchte Antonella Polzin Umweltfreundlichkeit und Effizienz von Geopolymerbeton: Sie stellte einen solchen Beton selbst her und prüfte ihn dann auf seine Verarbeitbarkeit und seine Druck- und Biegezugfestigkeit. Außerdem recherchierte sie, wie viel CO2 bei der Herstellung der Ausgangsstoffe entsteht und konnte anschließend berechnen, wie viel CO2 bei der Beton-Alternative eingespart werden kann. Fazit: Geopolymerbeton ist fast doppelt so umweltfreundlich wie herkömmlicher Beton. Warum wird das nicht längst industriell angewendet? „Aufgrund der strengen Baunormen hat es dieser Beton in Deutschland schwer – in den USA zum Beispiel wird solcher Beton schon seit den 70er Jahren verbaut“, so Antonella Polzin.
„Antonella hat sich eine spannende und anspruchsvolle Aufgabe gesucht. Wir sind stolz, dass sie bei dem Wettbewerb so gut abgeschnitten hat und haben sie gern unterstützt. Wir versuchen generell, unseren Praktikantinnen und Praktikanten so gut wie möglich Einblick in unsere Forschungsarbeit zu geben und sie einzubeziehen“, sagt Dr.- Ing. Stefan Käseberg.
Von der Schule zur Hochschule
Übrigens: Mit der immerhin 60 Seiten umfassenden „BeLL“ konnte Antonella Polzin eine von insgesamt fünf Abiturprüfungen ersetzen – ein angenehmer „Nebeneffekt“.
„Die Arbeit für ‚Jugend forscht‘ war aber natürlich auch darüber hinaus eine super Erfahrung für mich - eine gute Möglichkeit, die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu präsentieren und mich mit anderen im Wettkampf zu messen. Das hat mich auf jeden Fall weitergebracht!“ so Polzin.
Nun plant sie, nach ihrem Abitur an der HTWK Bauwesen zu studieren – das Thema Beton lässt sie einfach nicht mehr los.