Nachdem der letzte Termin vom Rektor nicht wahrgenommen wurde, fand nun seit Juni das erste Gespräch des StuRa mit Prof. Mietzner statt. Anwesend war dabei nicht nur der Rektor, wie es seit Monaten gefordert wurde, sondern das gesamte Rektorat mitsamt den Referent*innen von Rektor und Kanzlerin.
Auf die Tagesordnung des Gesprächs haben es leider nicht alle seitens des StuRa angemeldeten Themen geschafft. Die Problematik um das Akademische Auslandamt wurde durch den Rektor als nicht dringend eingeschätzt und deshalb auf das nächste Gespräch verschoben. Die folgenden Themen konnten besprochen werden: Holprige Erstsemester-Einführungstage ohne Studifit, Beschwerden über das Hygienekonzept und die Kontrollen durch den externen Wachdienst, die Zugänge zur Hochschule (bspw. zu den PC-Pools) für Studierende am Wochenende und die Arbeitsweise zwischen StuRa und Rektorat.
Als erstes Thema wurde der suboptimale Ablauf der Ersti-Tage besprochen. Nachdem das Projekt Studifit seit diesem Jahr nicht mehr die Einführungsveranstaltungen der einzelnen Studiengänge koordiniert, gab es einige Planungsschwierigkeiten. Laut Aussagen des Rektorates gäbe es hierfür an den Fakultäten die Studienämter, welche für die Organisation zuständig seien, sowie die Ersti-Coaches. Die finanziellen Mittel für Tutorien und Beratungen seien ebenso vorhanden - es mangle nur an Tutor*innen. Das Hygienekonzept und der externe Dienstleister waren das zweite und ausführlichste Thema. Besprochen wurden die regelmäßigen Verstöße gegen das Hygienekonzept, die unprofessionelle Arbeit des externen Wachdienstes und der langsame Informationsfluss seitens des Rektorates.
„Beim Thema Ersti-Tage wurde sich damit heraus geredet, dass die Fakultäten, welche die Organisation hätten, besser betreuen und sich besser mit den Fachschaftsräten koordinieren sollen. Unsere Kritik, dass die Einführungsveranstaltungen mit dem Wegfall von Studifit schon weit im Voraus hätten besser zentral organisert werden sollen, wurde eher nicht gehört. Genauso wenig wurde uns bei den Themen Hygienekonzept und langsamen Informationsfluss zugehört. Unsere Kritikpunkte waren insbesondere die nicht ausreichenden Stichprobenkontrollen, das Ignorieren der Maskenpflicht, Schwierigkeiten bei der elektronischen Kontaktnachverfolgung sowie die zu kurzfristige Ankündigung vom Hygienekonzept und der Testräume selbst. Das Rektorat redete sich auch hier gekonnt raus und verwies eher darauf, dass es an anderen Hochschulen viel chaotischer laufen würde, auch an der Uni Leipzig.“ berichtet Tjark Delfs, Referent für Hochschulpolitik des StuRa. Weiter führt er aus: „Zum Informationsfluss wurden wir berichtigt, dass die Informationen so schnell kommen, wie es nur irgendwie möglich ist. Unseres Erachtens beruht das Problem der Kurzfristigkeit auf der Arbeitsweise des Rektorats, denn die Änderungen am Hygienekonzept werden nicht geplant, sondern erst erarbeitet, wenn es neue Gesetzgebungen dazu gibt. Dass es zu Gesetzesanpassungen kommt, weiß der Rektor jedoch schon seit Wochen. Diese hat er bereits beim erweiterten Führungskräftekreis am 13.10.2021 angedeutet. Wir fragen uns, warum die Planung erst anfängt, wenn die neue Coronaschutzverordnung bekannt wird. Andere Hochschulen schaffen das auch früher.“
Eins der später angemeldeten Themen war der Zugang für Studierende am Wochenende. Diesen wird es laut Rektor vorerst nicht geben, da die Fakultätsleitungen größtenteils keinen Bedarf sehen würden und der Kosten-Nutzen-Faktor die Öffnung am Wochenende nicht rechtfertige. Über die Arbeitsweise zwischen Rektor und StuRa wurde sich eher nicht konstruktiv ausgetauscht, vielmehr wurden einige Vorwürfe erhoben. Es gab viel Kritik an der Öffentlichkeitsarbeit des StuRa sowie den Vorwurf, dass Probleme dem Rektor nicht direkt per Mail mitgeteilt werden.
„Dass der Bedarf für die Nutzung der PC-Pools an Wochenenden bei den Fakultätsleitungen angefragt wird und nicht bei der Zielgruppe selbst, ist mehr als bedenklich, aber zeigt wieder mal die fehlende Beteiligung der Studierenden bei studentischen Problemen. Bei Mails an Prof. Mietzner haben wir die Erfahrung gemacht, dass diese gerne mal unbeantwortet bleiben. Die Kritik an unserer Öffentlichkeitsarbeit ist nachvollziehbar. Logischerweise ist das Rektorat damit unzufrieden. Doch dieses Gespräch hätte ohne den Druck unserer Öffentlichkeitsarbeit nie stattgefunden. Unsere letzte Pressemittteilung, die zufällig während des Gespräches veröffentlicht wurde, hat den Rektor und die Kanzlerin direkt nach dem Gespräch sogar dazu bewegt, das StuRa-Büro aufzusuchen. Die beiden haben sich jedoch nur über den Zeitpunkt, nicht den Inhalt der Mitteilung beschwert und uns beim Rausgehen noch eine Beurteilung dazu versprochen“, erklärt Lyubomyr Tartakovskyy. Weiter erläutert der Sprecher des StuRa: „In der Pressemitteilung geht es um das Aussperren der StuRa-Mitglieder an Wochenenden und Feiertagen - Zeiten, die für unsere ehrenamtliche Arbeit einfach notwendig sind. Wir bekommen von der Hochschulleitung eine Frist und werden gleichzeitig aktiv an der Arbeit gehindert. Dieses Verhalten nennt der Rektor auch noch ganz stolz einen ‚fairen Umgang‘. Angeblich sollen Mitarbeitende auch nicht außerhalb der Öffnungszeiten in die Hochschule kommen. Anscheinend haben wir nur die falschen Mitarbeiter*innen dazu befragt.“
Insgesamt zweifelt der StuRa daran, ob der Rektor wirklich an den studentischen Problemlagen interessiert ist oder eher am studentischen Schweigen. Auf die Kritik wurde mit Ausreden reagiert oder mit einem entschiedenen Nein. Zumindest sieht die studentische Vertretung nun, dass die Meinung der Studierenden so nicht angebracht werden kann. Vom gesamten Gespräch wurde der Ton mit dem Handy des Rektors aufgezeichnet, das Protokoll des Rektorats soll dem StuRa noch übermittelt werden. Die beiden StuRa-Vertreter sind auf das Dokument und die Beurteilung sehr gespannt.
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Der StudierendenRat (kurz: StuRa) ist die gesetzlich verankerte Interessenvertretung aller 6.400 Studierenden der HTWK Leipzig.