Maik Schroeder studierte Architektur (Diplom 1999) an der HTWK Leipzig und ist heute Geschäftsführer der BPS architektur gmbh in Döbeln. Über familiäre Vorprägung, Nachtarbeit und warum es sich lohnt, sich auch mit Dingen zu beschäftigen, die erstmal weniger Freude machen, berichtet er im folgenden Interview.
Warum haben Sie sich entschieden, an der HTWK zu studieren?
Maik Schroeder: Es gibt da die Vorprägung meiner Familie in Richtung Bau – mein Vater war Bauingenieur, meine Mutter Bauzeichnerin und mein Bruder Polier im Hochbau. Daher war mein Weg zur HTWK relativ direkt. Nach Abitur und Grundwehrdienst habe ich mich für den Studiengang Architektur in Leipzig beworben.
An welche Situation, Person oder an welches Detail an der HTWK Leipzig können Sie sich gut erinnern und warum?
Schroeder: Das Architekturstudium an der HTWK war recht arbeitsintensiv. Jeder unserer damaligen Professoren hat ordentlich Leistung eingefordert. Wollte man vorn mitschwimmen, musste man sich schon einige Nächte mit Zeichnen und Modellbau um die Ohren schlagen. Die Zwischen- und Endpräsentationen der Arbeitsergebnisse fanden meist öffentlich im Flur statt - eine sehr gute Sache, so wurden der persönliche Ehrgeiz und der Austausch zwischen den Kommilitonen zusätzlich gefördert. Die Praxisnähe der Entwurfsaufgaben war sehr hilfreich. Ich fahre heute noch an Objekten vorbei, für die wir im Studium einen Entwurf erarbeitet haben. Und: Der persönliche Kontakt zu den Professoren war eine überaus positive und die vielleicht nachhaltigste Erfahrung. So ist der Kontakt zur HTWK auch nach 17 Jahren nie abgerissen.
Auf welche Erfahrung hätten Sie gern verzichtet?
Schroeder: Neben der Nachtarbeit hätte ich natürlich gern auf das Zeichnen mit Skribenten (Tuschestiften) verzichtet. Im väterlichen Büro waren diese 1995 durch die Arbeit am Computer bereits eingetrocknet und nicht wieder aktivierbar, so dass ein Satz neuer Stifte fällig war. Ich kannte die Effizienz des Computers und tat mich damit sehr schwer…
Woran erinnern Sie sich gern?
Schroeder: Positiv hervorheben möchte ich das Fach Baukonstruktion bei Professorin Anthusa Löffler. Hier war pro Semester im Grundstudium ein großes Pensum vom Entwurf bis zum Detail zu bewältigen. Aber wir haben gelernt, unsere Entwurfsgedanken auch baubar zu gestalten. Ein sehr wichtiger Aspekt, der sich natürlich auf die nachfolgenden Entwürfe auswirkte und mich auch heute in meiner praktischen Tätigkeit begleitet.
Wie ging es nach dem Studium weiter?
Schroeder: Mit der Entscheidung, Architektur zu studieren, war der Einstieg ins väterliche Bauplanungsbüro so gut wie festgeschrieben. Das war 1999. In Döbeln sah ich am ehesten die Chance, meine Entwurfsgedanken realisieren zu können. Der entscheidende Karrierekick kam mit dem Sieg beim bundesweit ausgeschriebenen Wettbewerb zur Erweiterung des Döbelner Theaters 2004. Diesen habe ich mit meinem Studienfreund Thomas Thoss gemeinsam erarbeitet. Unser Team hat im Studium schon funktioniert und uns hier zum Wettbewerbsgewinn gebracht. Nach der Realisierung hatten wir eine vorzeigbare Referenz, mit der unser Büro weitere interessante Aufträge akquirieren konnte.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?
Schroeder: Mein Tag beginnt mit dem gemeinsamen Familienfrühstück, bevor ich 8.00 Uhr ins Büro gehe. Wir sind ein Team von acht Personen und arbeiten Hand in Hand an unseren Projekten. Meine Aufgaben liegen dabei in Akquise und Entwurf sowie natürlich der Büroleitung und oft letzten Instanz bei der Entscheidungsfindung über alle Leistungsphasen hinweg – in Summe also eine sehr interessante Tätigkeit, bei der kaum ein Tag wie der andere ist. Ich genieße die gemeinsamen Pausen in unserem Büro, da wir uns alle auch menschlich gut verstehen. Mein Arbeitstag endet in der Regel gegen 18.00 Uhr, um gemeinsam mit der Familie zu Abend zu essen.
An welchem Projekt arbeiten Sie zurzeit?
Schroeder: Neben verschiedenen Kleinprojekten erarbeiten wir gerade die Planung für die Sanierung des Teichwiesenbades in Ottendorf-Okrilla, die Umgestaltung des Eingangsbereiches im Döbelner Amtsgericht sowie einen Neubau für einen großen Discounter.
Welchen Ratschlag würden Sie Studierenden Ihres Faches aus heutiger Sicht geben?
Schroeder: Wer als Architekt seine Ideen möglichst nahe an den Entwurfsgedanken realisieren möchte, sollte sich bereits im Studium ernsthaft mit Baukonstruktion und Tragwerksplanung auseinandersetzen – das macht oft weniger Freude, aber noch weniger schön ist, wenn fachliche Notwendigkeiten den eigenen Entwurf später einschränken. Ich empfand und empfinde diesen Prozess immer als überaus spannend.
(Stand: Dezember 2017)