Alumni-Geschichte(n): Informatik-Absolvent Michael Körner (Diplom 1995) im Gespräch
Michael Körner studierte 1990-1995 Angewandte Informatik an der Technischen Hochschule Leipzig. Heute ist er Geschäftsführer der Invest Region Leipzig GmbH, der gemeinsamen Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt Leipzig, der Landkreise Nordsachsen und Leipzig sowie der IHK zu Leipzig.
Welches Erlebnis im Studium hat Sie nachhaltig geprägt?
Michael Körner: Es war damals unglaublich viel im Umbruch. Als ich mich einschrieb, hieß die HTWK noch Technische Hochschule Leipzig. Vieles war im Aufbau, vor allem fachlich. Ich erinnere mich an sehr engagierte Professoren und Doktoren. Alle mussten unglaublich improvisieren: Ständig kamen Neues dazu, ob Lehrinhalte oder Technologien. Aus Redabas wurde dBASE, aus den C oder Pasacal wurden objektorientierte Programmiersprachen. Man hatte ständig das Gefühl, dass alle Gewissheiten im Fluss sind, alles stand auf dem Prüfstand… eine unglaubliche Dynamik.
An welche Personen erinnern Sie sich besonders?
Körner: Prof. Bastian war sensationell, er konnte hervorragend Wissen vermitteln. Auch oder vielleicht gerade weil mir die Hardware weniger lag, musste er sich mit mir schon mehr Mühe geben. Prima war, dass wir uns bei ihm im Hardwarelabor auch „praktisch“ austoben konnten, etwa Schaltungen ausprobieren und nachbauen. Das hat das Verständnis enorm gefördert.
Wie war der Zusammenhalt der Studierenden?
Körner: Wir waren eine recht bunte Truppe, aber wohl ein engagierter und starker Jahrgang. Zu unserem „Bergfest“, also der Mitte des Diplom-Studiums, haben wir gemeinsam einen Film gedreht, in dem wir die Abläufe in der Hochschule und unser Studentenleben selbst aufs Korn genommen haben. Nicht nur wir Studierenden, auch die Professoren haben mitgespielt, niemand war sich zu schade, diese Übertreibungen auszuhalten. Ich muss mal sehen, ob ich den Film, der zu unserem Bergfest uraufgeführt wurde, noch finde.
Heute arbeiten Sie bei der regionalen Wirtschaftsförderungsgesellschaft „Invest Region Leipzig“. Wie sieht heute ein typischer Arbeitstag aus – und was hat das mit Ihrem Studium zu tun?
Körner: Unser Ziel ist die Schaffung von Arbeitsplätzen in der Region Leipzig. Dafür entwickeln wir Strategien, wie wir Investoren - aber auch Fachkräfte – für unsere Region interessieren und setzen diese um. Neben der Marktrecherche und der Ansprache ist viel Kommunikation und Vernetzung nötig, bis eine Investitionsentscheidung gefällt wird. Was das mit meinem Studium zu tun hat? Sicher wenig mit dem Fachwissen, aber wohl viel mit der prinzipiellen Arbeitsweise: das strukturierte und analytische Vorgehen hat mir mein Studium mitgegeben. Man teilt jede Aufgabe, ob gesellschaftlich, kulturell oder wirtschaftlich in beherrschbare Einzelschritte. Das ist der Fluch und Segen eines Informatikers; diese Herangehensweise prägt Sie mehr, als Sie denken.
An welchem Projekt arbeiten Sie zurzeit?
Körner: Wir arbeiten derzeit an einem Vermarktungskonzept, mit welchem wir die Region Leipzig besser als Wirtschaftsraum darstellen und die Stärken besser vermarkten können. Schon jetzt unterstützen starke Städte und Kommunen in den beiden Landkreisen Nordsachsen und Leipzig das dynamische Wachstum der Stadt Leipzig und profitieren dabei auch. Wir sind überzeugt, dass unsere Region noch sehr viel stärker werden kann.
Aus Sicht des Wirtschaftsförderers – welche Bedeutung hat die HTWK Leipzig für die Region?
Körner: Die HTWK mit ihren technischen Kompetenzen spielt für Leipzig eine sehr wichtige Rolle. Sie ist in jeder unserer Standortpräsentationen vertreten, gerade amerikanische oder auch Schweizer Unternehmen reagieren sehr interessiert. Die HTWK ist ein Standortvorteil!
Welchen Rat würden Sie Studierenden aus heutiger Sicht geben?
Körner: Nutzt das Studium um Euch ein breites Wissen anzueignen, um eigene Methoden oder Herangehensweise zu entwickeln. Fachwissen kann man sich jederzeit aneignen, nach Methoden und Prinzipien handelt man ein Leben lang.
(Juli 2017)