HTWK-Physikprofessor Guido Reuther begeisterte beim Wissenschaftskino am 10.12.24 das Publikum, indem er Szenen aus James-Bond-Filmen analysierte
James Bond ist bekannt für seine spektakulären Actionszenen. Man denke beispielsweise an die legendäre Jagd aus dem Film „Golden Eye“, bei der der Geheimagent in den Schweizer Alpen eine Klippe hinabstürzt, um ein Flugzeug im freien Fall einzuholen. Doch ist das realistisch oder wurde hier getrickst? – „Theoretisch ist es möglich“, sagt Guido Reuther, Professor für Angewandte Physik an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig). Zumindest wenn Bonds Körper 32-mal windschnittiger wäre als das Flugzeug selbst.
Beim Wissenschaftskino am 10. Dezember 2024 im Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig zeigte Reuther den rund 180 anwesenden kleinen und großen Besucherinnen und Besuchern noch drei weitere Actionszenen aus James-Bond-Filmen und analysierte gemeinsam mit dem Publikum die Physik dahinter. „Ich möchte vor allem jungen Menschen zeigen, dass Physik weder schwer noch unverständlich ist“, so Reuther.
James-Bond-Szenen auch in den Vorlesungen
Über Actionszenen aus James-Bond-Filmen spricht Reuther sonst in seinen Vorlesungen an der HTWK Leipzig: Dort ist er unter anderem für die physikalischen Grundlagen-Veranstaltungen angehender Ingenieurinnen und Ingenieure im ersten und zweiten Studiensemester verantwortlich. Mit Beispielen aus Filmen lockert er den theoretischen Unterricht auf und macht ihn anschaulicher. Für seine erstklassige Didaktik wurde Reuther 2023 mit dem ersten Lehrpreis der Hochschule ausgezeichnet.
Inspiriert wurde Reuther von Metin Tolan: Dieser war bis 2021 Professor für Experimentelle Physik an der Technischen Universität Dortmund und ist aktuell Präsident der Universität Göttingen. Er schrieb verschiedene Bücher wie „Die Star Trek Physik“ oder „Titanic. Mit Physik in den Untergang“. Beispiele aus James-Bond-Filmen habe Reuther gewählt, weil dieser bekannter sei als der zu seiner Studienzeit beliebte MacGyver, der sich ähnlich wie Bond in der 1980/90er-Jahre Actionserie mit besonderen Erfindungen aus brenzligen Situationen rettete.
Auflösungen durch Formeln und Berechnungen
Interessante Gadgets und andere Hilfsmittel werden für James Bond von „Q“ entwickelt. Q ist der Leiter der fiktiven Forschungs- und Entwicklungsabteilung des britischen Geheimdienstes. Zum Lieblingsgadget wurde beispielsweise einmal die Magnetuhr gewählt, die im Film „Live and Let Die“ von 1973 zu sehen ist. In der gezeigten Szene konnte Bond damit den Kaffeelöffel seines Chefs entwenden und einer Frau den Reißverschluss eines Kleides öffnen. In brenzligen Situationen sollte die Uhr hingegen Kugeln aus einigen Metern Entfernung umlenken.
Solche Effekte, wie sie bei der Uhr mit Elektromagneten laut Film möglich sein sollen, verglich Reuther auch mit Beispielen aus dem Alltag, wie sie jeder kennt. In jenem Fall mit einem MRT, bei dem ebenfalls ein starkes Magnetfeld wirkt. Während Q bei seinen Erfindungen tief in die Trickkiste griff, zeigte HTWK-Professor Reuther beim Wissenschaftskino mit Formeln und Berechnungen auf, wie so manche Actionszene wirklich hätte ablaufen müssen.
Unter den Anwesenden sorgten die Szenen und die dazugehörigen Erklärungen immer wieder für Staunen, gerade weil manche besonders spektakuläre Stuntszenen rein physikalisch möglich wären. Und es gab viele Nachfragen, vor allem von eingefleischten James-Bond-Fans, die Detailfragen hatten.
Zum Abschluss ging Reuther der wohl berühmtesten Frage auf den Grund: Warum trinkt James Bond seinen Wodka-Martini geschüttelt und nicht gerührt? Auch hier sorgten zusätzliche Informationen für ein Raunen im Saal: Wer hätte gedacht, dass diese Frage sogar in einem wissenschaftlichen Paper ausführlich besprochen worden ist? Demnach werden durch das Schütteln im Wodka-Martini die freien, gesundheitsschädlichen Radikale besser gebunden, als wenn man den Cocktail rührt. Eine weitere, nicht ganz ernst gemeinte Erklärung liefert der Paranuss-Effekt, auch Müsli-Effekt genannt. Durch das Schütteln wandern die großen Geschmacksmoleküle nach oben, wohingegen die kleinen Alkoholmoleküle sich unten im Glas ansammeln. Oder Kurzum: Für James Bond bedeutet das, dass er den Geschmack genießen kann, ohne betrunken zu werden, denn immerhin muss ein Geheimagent wie er stets einsatzbereit im Kampf gegen das Böse sein.
Nächste Veranstaltung
Die nächste Vorführung vom Wissenschaftskino, der Film- und Diskussionsreihe der Leipziger Wissenschaftseinrichtungen, findet am 4. Februar 2025 statt: Im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig wird der Film „Die Unerhörten“ gezeigt. Der Eintritt ist frei.