Gespräch mit der neuen Gleichstellungsbeauftragten der HTWK Leipzig, Prof. Cornelia Manger-Nestler
Eine Kultur der Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind nur einige der Themen, die die Gleichstellungsbeauftragte antreiben: Cornelia Manger-Nestler, Professorin für Deutsches und Internationales Wirtschaftsrecht an der Fakultät Wirtschaftswissenschaft und Wirtschaftsingenieurwesen, ist seit 1. Oktober 2018 die zentrale Gleichstellungsbeauftragte der HTWK Leipzig. Sie wurde durch die Gleichstellungsbeauftragten der Fakultäten sowie zentralen Bereiche für eine Amtszeit von drei Jahren gewählt.
Wo steht die HTWK Leipzig in Bezug auf Gleichstellung?
Meine Amtsvorgängerin, Andrea Müller, hinterlässt wahrlich große Fußstapfen, denn sie war knapp 30 Jahre mit Gleichstellungsfragen an der HTWK befasst. Davor habe ich größten Respekt und bin dankbar für das, was Frau Müller in Sachen Gleichstellung an der HTWK Leipzig erreicht hat: das „audit familiengerechte Hochschule“, mit dem die HTWK seit 2010 zertifiziert ist, das Gleichstellungskonzept, die erfolgreiche Bewerbung im Professorinnenprogramm II oder Flyer zu sexualisierter Gewalt, um nur Einiges aus den letzten Jahren zu nennen. Auch in der öffentlichen Wahrnehmung hat das Thema Gleichstellung mittlerweile einen anderen Stellenwert. Denn der demographische Wandel, verbunden mit einer knapper werdenden Auswahl an Fach- und Führungskräften und schließlich die „Third Mission“, also ein gesamtgesellschaftlicher Auftrag von Hochschulen, führen dazu, dass wir alle vorhandenen Potentiale und Erfahrungen besser nutzen müssen.
Was haben Sie sich für die Amtszeit vorgenommen?
Die Bedeutung von Gleichstellung ist in den letzten Jahren gestiegen und wird künftig weiter wachsen. Ein ganz konkretes Beispiel, das uns viel Geld kosten kann: Die Zielvereinbarung mit dem SMWK sieht vor, dass der Professorinnen-Anteil bis 2020 bei 17 Prozent liegen soll. Dies ist eine gewaltige Aufgabe! Denn wir haben aktuell einen Anteil von knapp 16 Prozent und verlieren ruhestandsbedingt bis Ende 2024 zusätzlich sieben Professorinnen, das drückt den Wert nochmals um etwa 3 Punkte. Gleichstellung ist nicht zuletzt auch ein persönliches Anliegen für mich. Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen als Wissenschaftlerin, Professorin und Mutter gilt dies vor allem für den Bereich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Darüber hinaus finde ich es reizvoll, Gleichstellungsfragen verstärkt auch aus einem europäischen, vielleicht sogar internationalen Kontext zu betrachten. Ich könnte mir vorstellen, damit auch eine Verbindung zu meinen eigenen Forschungs- und Arbeitsgebieten herzustellen, denn eine immer stärker vernetzte Lebens- und Arbeitswelt macht denklogisch nicht an Ländergrenzen halt.
Wie kann man diese Aufgabe angehen?
Gleichstellung ist eine Querschnittsaufgabe, die bei allen Prozessen der Hochschule und in Bezug auf alle Hochschulangehörigen – Professorinnen und Professoren, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Studierende – mitgedacht werden muss. Die Umsetzung unseres Gleichstellungskonzepts ist hier zentral. Die Fakultäten müssen in ihrer Berufungspolitik dafür sensibilisiert werden und entsprechende Förderinstrumente von Bund und Land sollten bereit stehen. Es müssen aber auch Nachwuchswissenschaftlerinnen „auf dem Markt“ sein, die entsprechend qualifiziert und für eine Wissenschaftskarriere motiviert sind. Zudem sollten wir die Personalgewinnung intensivieren, zum Beispiel durch Konzeption einer Imagekampagne HAW-Professur und nicht zuletzt durch intensive Nachwuchsförderung. Die hängt wiederum mit einem weiteren Ziel zusammen, nämlich mehr Studentinnen für MINT-Fächer zu begeistern. Es greifen hier also viele Aspekte ineinander.
Was haben Sie sich als erste Schritte vorgenommen?
Wir haben bereits einen extern geleiteten Workshop mit den dezentralen Gleichstellungsbeauftragten durchgeführt. Ich bin froh, dass ich auf deren Fachkenntnisse, langjährige Erfahrungen sowie Kontakte zurückgreifen kann! Außerdem möchte ich das Thema Gleichstellung noch sichtbarer machen. Und nicht zuletzt brauchen wir auch ein Monitoring, um zu erkennen, „wo der Schuh drückt“.
(Die Fragen stellte Franka Platz.)