Sklavereien, Kapitalismus und Wohlstand in der atlantischen Hemisphäre
Während der europäischen Kolonialexpansion (1400‒1950) gab es überall Sklavereien (in Afrika, Asien und in den Amerikas). Die Europäer, vor allem iberische Mächte (Portugal und Spanien; ab um 1650 auch nordwesteuropäische Mächte), brachten die atlantische Sklaverei von Menschen aus Afrika in die Amerikas (urbane Sklavereien, Minen-Sklavereien, landwirtschaftliche Sklavereien/ Plantagensklavereien, Grenz- und Missionssklavereien). Diese vermischten sich dort mit indigenen und Grenzsklavereien („other slaveries“), mit Massenversklavungen von Indigenen (mit wenigen und teuren schwarzen Sklaven – „erste Sklaverei“) und bildete ab ca. 1750 eigenständige Sklaverei- und Sklavenhandels-Kapitalismen (second slaveries), die den amerikanischen und afrikanischen Gesellschaften sowie europäischen Gesellschaften Wohlstand sowie Luxusgüter brachten und in den Amerikas vor allem, aber auch in Europa, die Industrialisierung beförderten.
Lektüre: Zeuske, Michael, „Eine kurze Einführung“, in: Zeuske, Afrika-Atlantik-Amerika. Sklaverei und Sklavenhandel in Afrika, auf dem Atlantik und in den Amerikas sowie in Europa, Berlin/ Boston: De Gruyter, 2022 (Dependency and Slavery Studies; Bischoff, Jeannine; Conermann, Stephan, eds., Vol. 2), S. 1-10 (open access auf: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110787160/html).
Michael Zeuske studierte an der Universität Leipzig und erwarb dort 1984 und 1991 seine beiden deutschen Doktortitel (PhD und Habilitation) mit Arbeiten über revolutionäre Eliten und hegemoniale Gruppen in lateinamerikanischen Unabhängigkeitsbewegungen. Er lehrte als Professor an der Universität Leipzig (1992‒1993) und als Professor an der Universität zu Köln (1993-2018). An der Universität zu Köln war er 25 Jahre lang Professor für iberische und lateinamerikanische Geschichte.
Michael Zeuske ist ein führender Experte für globale und atlantische Sklaverei sowie für Alexander von Humboldts amerikanische Reisen und die revolutionären Eliten der Independcia-Bewegung in Spanisch-Amerika (Simón Bolívar, Francisco de Miranda usw.), die Geschichte der Karibik, insbesondere die zweite Sklaverei in Kuba, Venezuela und Kolumbien, und vor allem bekannt für seine Studien zur globalen Sklaverei und den Sklavenhandeln. Zeuske ist Autor oder Ko-Autor von 23 Büchern, Herausgeber/Mitherausgeber von 30 Büchern und Sonderheften von Zeitschriften sowie ca. 220 Artikeln und Kapiteln.
Seit März 2018 ist Zeuske Seniorprofessor für iberische und lateinamerikanische Geschichte an der Universität zu Köln. 2018-2019 war Zeuske Professor an der Universidad de la Habana. Seit August 2019 ist er Senior Research Professor und PI des Bonner Zentrums für Abhängigkeits- und Sklavereistudium (BCDSS) an der Universität Bonn.
Er führt Feldforschungen vor Ort in Kuba, der Karibik, Venezuela, Kolumbien, der Dominikanischen Republik, Florida, Louisiana, atlantischen Häfen sowie Archivforschungen in Spanien, Portugal, den USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Kuba, auf der Insel Kap Verde (Santiago), São Tomé, Dakar (Senegal) und in vielen kleinen Notariatsarchiven rund um die atlantische Welt durch.