Drei Tage lang (8. bis 10. November) kommen Handwerker, Museologen und Bau-Experten für das Messedoppel „denkmal“/Mutec nach Leipzig. An einem Beinahe-Gemeinschaftsstand präsentieren sich, sozusagen ein jeder auf seiner Messe, auf engem Raum gleich vier HTWK-Teams. Vier Profs aus drei Fakultäten nur wenige Armlängen voneinander entfernt – das kennt man sonst nur aus der Mensa...
Donnerstagmittag: In Messehalle 2 schaut es so aus, als wäre halb Deutschland auf der Walz. Etliche Handwerksgesellen schlendern durch die Gänge von Stand zu Stand, in Kluft. Daneben Anzugträger als „typischere“ Messegänger-Phänotypen. Hier findet gerade das Messedoppel aus denkmal (aka: Europäische Leitmesse für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung) und Mutec (aka: Internationale Fachmesse für Museums- und Ausstellungstechnik) statt.
Vertreten ist auch die HTWK Leipzig, und zwar mit gleich mit vier Ständen. Die sind einzeln betrachtet recht klein, liegen aber genau gegenüber. Wie vier Quadranten im Koordinatensystem. Ein breiter Gang, nennen wir es mal y-Achse, trennt nicht nur die Aussteller-Teams der Hochschule, sondern eigentlich genau die zwei Messen.
Das haben die Organisatoren schlau eingefädelt. Denn so kann es geschehen, dass vis-a-vis gleich eine ganze Menge HTWK-Portfolio versammelt. Vier Profs aus drei Fakultäten auf wenigen Quadratmetern – das sieht man sonst nur in der Mensaschlange.
Ein Holzdach als Blickfang
Über einem der vier Stände hängt ein auffälliges Holzdach. Zumindest in Teilen. Es ist der Blickfang rund um Stand 20 in Reihe I – und lockt auffällig viele Leute an die Präsentationsstände der HTWK Leipzig. Und das nur drei Stunden nach der Eröffnung am vermutlich nicht besucherintensivsten der drei Ausstellungstage.
Doppelt regensicher zeigt hier das Flex-Team um Architektur-Professor Alexander Stahr eine Konstruktion aus Holz, die offenbar Zukunft hat. Jedenfalls scharen sich etliche Fachleute um die drei erklärbereiten Teammitglieder.
Flex-Mitarbeiter Georg Säbel ist überrascht vom großen Interesse: „Viele wollen ein Foto vom Stand machen, wollen wissen, wann man das wie am besten einsetzen kann.“ Derweil muss Stahr nebenan auf Englisch ran: internationale Gäste. Auch Gespräche auf Russisch habe es schon gegeben.
Ein Zimmermann aus Gotha, so Stahr, wolle in der Heimat ins Gespräch bringen, das Vordach einer Halle mit der Holz-Konstruktion nach Zollinger umzusetzen. „Warum denn nicht die ganze Halle?“, fragt der Prof zurück. Kleiner Finger, ganze Hand...
Ganz schön vermessen
Nebenan geht es um ganze Gebäude. Eine Kirche aus Rieda, einem Dorf nahe Halle, ist auf einem Plakat zu sehen. Das Team um Prof. Ulrich Weferling hat sie jüngst ausgiebig vermessen. Ein Lehrprojekt. „Mit maßstäblichen Fotoplänen, extrem detailliert. Da kann der Restaurator später jede Fuge rausnehmen!“, sagt der Prof.
Tobias Weiss registriert am Stand „eine Menge interessierter Eigentümer und Bauherren“. Ob man denn nicht bei ihnen auch mal eben das Schloss vermessen könne. Oder so. Weferling lächelt: „Nun ja, Stiftungen oder Kirchen, das sind eher unsere Kooperationspartner. Nicht-kommerziell eben.“
Außerdem zeigt das Weferling-Team die Zukunft des Bauens: digitales Planen. Der Bleistift ist im Rechner. BIM heißt das. Schöner Nebeneffekt an diesem Stand der Fakultät Bauwesen: Einige der umherschlendernden Handwerker landen vielleicht sogar als Student an der HTWK Leipzig. So selten sei dieses Akquise-Modell nämlich nicht.
Wechseln wir mal eben die Messe: Willkommen auf der Mutec
Nun aber rüber, über die unsichtbare rote Linie. Zur Mutec. Und damit zur Fakultät Medien. In einer Vitrine steht ein Glasgefäß. Ein Sammelobjekt von Prof. Markus Walz (nein, das hat nix mit den Handwerkern zu tun...). Auf der Vitrine klebt eine Frage: „Wie alt bin ich?“ Ein älteres Ehepaar schlendert daran vorbei. Der Mann gibt sich wissend: „Zweieinhalbtausend Jahre?!“ Studentin Viktoriya Machulskaya schüttelt den Kopf: Nee, fünftes Jahrhundert. Nach Christus!
Der Senior klatscht sich an die Stirn. „Das hätte ich wissen müssen. Das kann ja nicht vor den Römern entstanden sein, weil ...“ [Es folgt ein Exkurs, der in der Episode mündet, warum das Gefäß namens Römer eben nicht zufällig so heißt.] Vermutlich wissen das Machulskaya (Foto, hinten) und ihre Kommilitonin Emily Lutterkort (Foto, links) aber längt: Sie studieren Museologie, machen hier unter Leitung von Prof. Gisela Weiß Werbung für den Bachelorstudiengang an der HTWK Leipzig.
„Masterpiece“ für den Lebenslauf
Am noch nicht erwähnten vierten HTWK-Stand stehen indes Larissa Wilke und Christopher Vila. Sie aus Berlin, er aus München. Beide studieren MPM, den kostenpflichtigen Museologie-Master „Museumspädagogik“. Das tut man berufsbegleitend – und offenbar reicht allein die Immatrikulation in den Studiengang, um auf dem Arbeitsmarkt interessanter zu werden. Sagt jedenfalls Wilke und zählt Erfolgsgeschichten auf.
Das tut sie noch bis Samstag – genau wie die Teams an den anderen Ständen. Und weil so viele Gäste auf der Walz zu sein scheinen, schließe man folglich so: „Wer will lustige Handwerker sehen? Der muss auf die Messe gehen!“
Zugegeben, dieser HTWK.story mangelt es an technischem Detailgrad. Das ist sozusagen „Gesetz der Serie“. Hintergründe zu diesen Messeauftritten stehen allerdings zur Verfügung – in dieser Vorab-Pressemitteilung.
(Autor: Reinhard Franke)