Digital und wieder vor Ort: Das war der Girls'Day 2022 an der HTWK Leipzig
Rund hundert Schülerinnen aus ganz Deutschland nahmen am hybriden Girls'Day Angebot der HTWK Leipzig teil.
Wie innovativ können Verpackungen aktuell sein? Was macht eigentlich eine Medientechnikerin und wie funktioniert ein digitaler Bass-Booster? Beim Girls'Day 2022 am 28. April blickten 97 junge Mädchen im Alter von 12 bis 17 Jahren hinter die Kulissen von Technik und Handwerk an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig). Das Besondere in diesem Jahr? Die Teilnahme war sowohl digital als auch endlich wieder vor Ort möglich. Sieben Veranstaltungen luden Schülerinnen der sechsten bis elften Klassenstufe dazu ein, in Berufsbilder, Studiengänge und Disziplinen zu schnuppern, die vermeintlich untypisch für ihr Geschlecht sind.
Was braucht die Welt?
„Mehr direkte Initiative“, erklärt die 16-Jährige Vera auf die Frage hin, was die Welt aktuell am meisten benötigt. „Viel Humor und Spaß bei der Arbeit“, meint die 14-Jährige Alea-Carolin. „Die Welt braucht gute Medientechnikerinnen“, erklärt die 15-Jährige Helena mit einem Lächeln im Gesicht. Der diesjährige Girls'Day stand ganz im Zeichen von Information und Praxisnähe. So lernten die Mädchen innerhalb der Veranstaltung „Kamera läuft! – Was macht eigentlich eine Medientechnikerin?“ beispielsweise den Studiengang Medientechnik und das dazugehörige Berufsbild kennen, blickten hinter die Kulissen eines Video- und Tonstudios im Medienzentrum der HTWK und drehten sogar eine eigene Nachrichtensendung in der Rolle der Moderatorin. „Das war wirklich cool. Wir waren in den Studios der Hochschule, haben die ganze Technik gesehen und waren total überwältigt, wie komplex so eine Nachrichtensendung eigentlich ist“, erzählt Vera. „Das war eine spannende Mischung aus Praxis und Infos“, ergänzt sie.
In einem anschließenden Workshop konnten die Mädchen im Computerlabor des Medienzentrums selbst kreativ werden. Mithilfe des Programms Adobe Illustrator konnten sie experimentell ihr eigenes Buchcover gestalten – von bunten Büchern über Turnkunst, den Weltraum und Musikinstrumente war alles dabei. „Ich möchte vielleicht mal Mediengestalterin werden“, sagt Alea-Carolin. „Heute bin ich hier, um mich schon einmal zu orientieren und wenn es für mich wirklich in diese Richtung gehen sollte, kann ich auf jeden Fall schon aus der Erfahrung heraus sprechen.“
Probleme am eigenen Fahrrad reparieren? Na klaro!
Doch nicht nur angehende Medientechnikerinnen hatten am diesjährigen Girls'Day alle Hände voll zu tun. Etwa 30 Meter entfernt wurde fleißig geschraubt, getüftelt und repariert – nämlich am eigenen Fahrrad. Wie wird so eine Bremse eigentlich richtig eingestellt und wie bestimmt man die Steifigkeit eines Fahrradrahmens? Felix Kaule und Marcel Tennert, wissenschaftliche Mitarbeiter der HTWK, zeigten den Mädchen im Fahrradlabor wie`s geht und waren begeistert von deren aktiver Beteiligung. „Ein Grund für die Gründung des Fahrradlabors war, den Studiengang Maschinenbau mal nicht durch die bekannte ,Auto-Brilleʼ zu sehen, sondern zu zeigen, dass man viele Problematiken auch auf Fahrräder anwenden kann“, meint Felix Kaule.
Auch Informatikinteressierten hatte die HTWK etwas zu bieten. Nach einer Einführung in das Programm Tinkercad waren die Mädchen in der Lage, ein eigenes 3D-Objekt zu entwerfen und mit nach Hause zu nehmen. Dabei lernten sie unter anderem wie ein 3D-Druck funktioniert. Die Veranstaltung in drei Worten? „Interessant, kreativ und lehrreich“, meint die 13-Jährige Marie nachdem sie ihren eigenen Schlüsselanhänger designt hat. Wer es lieber musikalisch mag, war im Rahmen eines Workshops dazu eingeladen, Töne mithilfe eines digitalen Bass-Boosters zu erzeugen. Mit dabei waren auch eine Studentin und zwei Absolventinnen der HTWK, die den Schülerinnen mit Rat und Tat zur Seite standen und über den eigenen Lebensweg berichteten.
Überregionale Teilnahme durch digitale Angebote
Schülerinnen, die nicht direkt vor Ort sein konnten, hatten auch in diesem Jahr wieder die Möglichkeit, eine von zwei digitalen Veranstaltungen zu besuchen. Die Mädchen hatten die Wahl zwischen Bauingenieurswesen und innovativer Verpackungstechnologie. Insbesondere die Veranstaltung „Bauingenieurswesen – zwischen Tradition und Zukunft“ erfreute sich großer Beliebtheit. Die Mädchen lernten dort gemeinsam den Studiengang in all seinen Facetten kennen und wagten einen gemeinsamen Blick in die Zukunft des nachhaltigen Baus. Studienberaterin Anne Herrmann betrachtet den Girls'Day als gelungene Möglichkeit, den Nachwuchs bereits früh für die ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge an der Hochschule zu begeistern. „Wir haben schon oft miterlebt, dass die Mädchen beim Girls'Day sehr authentisch erleben konnten, was sie später vielleicht bei uns an der HTWK studieren können. Und das ist wirklich großartig“, erzählt sie. Auch in diesem Jahr war eine überregionale Teilnahme an den digitalen Angeboten zu verzeichnen. So kamen die Anmeldungen unter anderem aus Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen.
Der nächste Girls'Day wird voraussichtlich am 27. April 2023 stattfinden.
Hintergrund zum Girls'Day
Der Girls'Day – der „Mädchen-Zukunftstag“ – findet seit 2001 alljährlich im Frühjahr statt. Er ist eine Gemeinschaftsinitiative verschiedener Ministerien und Verbände. Ziel ist es, das Interesse junger Mädchen für Technik und Naturwissenschaften zu wecken und sie zu motivieren, einen Beruf in diesen Bereichen zu ergreifen, da Frauen dort noch immer unterrepräsentiert sind. Die HTWK Leipzig beteiligt sich seit 2008 am Girls'Day.
Dieser Bericht wurde von der Studentin Lisa Hauschild – Studiengang Buch- und Medienwirtschaft – im Rahmen des Moduls Presse- und Öffentlichkeitsarbeit crossmedial erstellt.