Journalismus, Big Data, Algorithmen - Digitale Praktiken im modernen Journalismus
Das Berufsbild für im Journalismus Tätige hat sich in den vergangenen Jahren durch die Verfügbarkeit großer digitaler Datenmengen signifikant weiterentwickelt. Die zahllosen Beiträge aus Journalismus und Wissenschaft zu Anwendungen, erkenntnistheoretischen Fragen, Kompetenz, Ökonomie und Ethik im Zusammenhang mit dem Begriff „Big Data“ unterlegen diese Beobachtung.
Vor allem die Begriffe Datenjournalismus und Roboter-Journalismus sind zu regelrechten Stellvertretern für den Diskurs stilisiert wurden. Neben diesen prominenten Schauplätzen haben sich vielfältige Anwendungen für die verfügbaren Datenmengen herauskristallisiert. Immens ist beispielsweise der Einfluss rechnergestützter Recherchemöglichkeiten, welche die Überprüfung von Fakten und Hintergründen wesentlich beschleunigen.
„Big Data“ ist ein Oberbegriff für Anwendungen und Technologien geworden, die uns erlauben bedeutungstragende Strukturen aus riesigen, unübersichtlichen Datenmengen zu gewinnen. Viele geeignete Verfahren, Datenstrukturen und Algorithmen stehen als Open-Source-Software einem breiten Anwenderkreis zur Verfügung. Unter ökonomischen und qualitativen Gesichtspunkten ist der Einsatz von rechnergestützten Prozessen im Journalismus mit wesentlichen Wettbewerbsvorteilen verbunden. Der Beitrag zeigt grundlegende Verarbeitungskonzepte anhand des Yahoo News Annotated Comments Corpus.
Andreas Niekler, Dr. Ing., geb. 1979, ist seit 2009 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Informatik der Universität Leipzig in der Abteilung Automatische Sprachverarbeitung. Er entwickelt computergestützte Verfahren für sozialwissenschaftliche Inhaltsanalysen, u.a. für das Forschungsprojekt “Postdemokratie und Neoliberalismus” und für die interaktive Analyseplattform Leipzig Corpus Miner (LCM). Der Schwerpunkt liegt dabei auf Verfahren der Informationsextraktion aus unstrukturierten Daten, dem maschinellen Lernen und der Datenverwaltung. Zuvor lehrte er im Bereich Medien an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK) sowie der Leipzig School of Media (LSoM) mit dem Schwerpunkt medienneutrale Datenhaltung.
Der Vortrag ist Teil der öffentlichen Ringvorlesung „Digitale Transformation“ im Wintersemester 2018/2019. Der Besuch ist kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht nötig.