Digitaler Kapitalismus und Künstliche Intelligenz
Tim O’Reilly erfand seinerzeit den Begriff Web 2.0 für die Welle an Online-Angeboten, die wesentlich auf der Beteiligung und Produktion von Inhalten durch die User selbst basierten (user generated content). Als quasi zweite Stufe des Webs bereitete die neue Kultur digitalen Gate-Keepern das Terrain, die aus User-Daten-Auswertung ihr zentrales Geschäftsmodell gemacht haben: den Plattformen des Digitalen Kapitalismus.
Künstliche Intelligenz hat in den letzten Jahren wieder Konjunktur bekommen. Wenn es um Bilderkennung, die Vorauswahl von Bewerberinnen und Bewerbern, autonom fahrende Autos oder Social scoring geht – immer ist KI im Spiel.
Die Technologie steht an der Schwelle, nach dem WWW, dem Smartphone, Big-Data-Anwendungen und Streaming zum Massenmedium und nächsten kapitalistischen Markt zu werden. Künstliche Intelligenz ist die vorerst letzte Innovation des Digitalen Kapitalismus, mit der seine Protagonisten ihre weltweit dominierende Rolle in Ökonomie und Gesellschaft ausbauen, ihre Geschäftsmodelle konsolidieren und ihr Verwertungsmodell sichern wollen.
Zur Person
Timo Daum arbeitet als Hochschullehrer in den Bereichen Online, Medien und Digitale Ökonomie. Er ist studierter Physiker und verfügt über zwei Jahrzehnte Berufserfahrung in der IT-Branche. Er publiziert zu Themen rund um die digitale Ökonomie, hält Vorlesungen und Seminare zum Digitalen Kapitalismus.
Sein Buch „Das Kapital sind wir. Zur Kritik der digitalen Ökonomie“ wurde mit dem Preis „Das politische Buch 2018“ ausgezeichnte. Im Frühjahr 2019 erscheint von ihm ein Buch mit dem Titel „Die künstliche Intelligenz des Kapitals“ bei der Edition Nautilus.
Der Vortrag ist Teil der öffentlichen Ringvorlesung „Digitale Transformation“ im Wintersemester 2018/2019. Der Besuch ist kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht nötig.