Die desinformierte Gesellschaft? Wie der digitale Strukturwandel der Öffentlichkeit Populismus und Fake News begünstigt
Vor sieben Jahren haben wir mit dem „arabischen Frühling“ noch die Partizipationsmöglichkeiten im Netz euphorisch gepriesen und die Chancen gelobt. Doch der Diskurs hat sich um 180° gedreht: In „Neuland“, wie die Kanzlerin das Internet in einer Pressekonferenz mit Barack Obama bezeichnet hat, herrschen heute scheinbar Social Bots, Fake News und Hate Speech: Gerade soziale Netzwerke schaffen ein Informations- und Mediensystem, das eine enorme Herausforderung für demokratische Prozesse und deren Institutionen gleichermaßen darstellt und scheinbar vor allem Populisten begünstigt.
Gleichzeitig kämpfen die alten journalistischen Gatekeeper im Digitalen gegen die Übermacht der Plattformen an und das in einer Zeit, in der zeitgemäße journalistische Geschäftsmodelle weitestgehend fehlen. Die Debatte um “Fake-News” steht symptomatisch für diesen Wandel, zahlreiche Beispiele von „Pizzagate“ im US-Wahlkampf bis zum Referendum in Irland oder der Skandal um Cambridge Analytica belegen die Probleme, die Desinformation und die Auswüchse digitaler Technologien für Demokratie verursachen.
Alexander Sängerlaub leitet das Projekt „Desinformation in der digitalen Öffentlichkeit“ im Berliner Think Tank Stiftung Neue Verantwortung. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie sich der digitale Strukturwandel der Öffentlichkeit auf die Güte der Kommunikation auswirkt. Welche Akteure profitieren von der Demokratisierung des Diskurses und welchen neuen Herausforderungen bspw. durch Soziale Netzwerke müssen sich liberale Demokratien stellen? Der Publizist gründete im Jahr 2014 das Print-Politikmagazin Kater Demos, welches sich gesellschaftlichen Megathemen im Sinne des „Constructive Journalism“ widmet. Er war als Wissenschaftlicher Mitarbeiter sowohl an der Freien Universität Berlin, als auch der Universität Hamburg tätig und doziert bis heute im Feld politischer Kommunikation. Weiterhin arbeitete er als Berater für Unternehmens- und politische Kommunikation während des Bundestags- sowie des Europawahlkampfes in der Berliner Agentur Blumberry. Alexander Sängerlaub studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und Psychologie sowie „Medien und Politische Kommunikation“ an der Freien Universität Berlin.
Der Vortrag ist Teil der öffentlichen Ringvorlesung „Digitale Transformation“ im Wintersemester 2018/2019. Der Besuch ist kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht nötig.