Erasmus-Jubiläumsparty im schottischen Parlament wird zur besonderen Note im Auslandssemester
„Das war mein erster Flug überhaupt“, sagt Aron Schaub. Der 25-Jährige hat wieder deutschen Boden unter den Füßen, seit April läuft für ihn an der HTWK Leipzig das vierte Semester. Medieninformatik, Bachelor.
Und vorher? Schottland! Von September bis Dezember 2017 absolvierte der Student ein „Auslands-Trimester“ an der University of the West of Scotland (UWS) in Paisley, vor den Toren Glasgows.
„Das schon im dritten Semester zu machen, war eine sehr gute Entscheidung“, resümiert Schaub: „Ich konnte viel anrechnen lassen, habe nun ein dickes Polster – weil die Lehrveranstaltungen dort wirklich genial eingetaktet waren.“
Teil 2 von „genial eingetaktet“: Nur wenige Tage nach seinem Studienstart an der UWS begingen die Schotten ihre nationalen Feierlichkeiten für „30 Jahre ERASMUS“. Das ganze Jahr über feierten die EU-Länder ihre Teilhabe am europaweiten Studienaustausch-Programm – in Edinburgh zufällig während des Schaub-Aufenthalts.
Zwischen Sektgläsern und Ministern
Der Deal war schnell eingefädelt: Die UWS, mit der die HTWK Leipzig laut Akademischem Auslandsamt (AAA) so hervorragend vernetzt ist wie mit keiner anderen ihrer rund 120 ausländischen Partnerhochschulen, fragte hierzulande an, ob eine Leipzig-Delegation gern beim Stelldichein im schottischen Parlament dabei sein wolle. „Eine große Ehre. Da haben wir nicht lange überlegt“, berichtet AAA-Chefin Silke Mühl – und akquirierte umgehend auch den direkt vor Ort befindlichen Aron Schaub. Und so fand der sich gleich als lebendiges Erasmus-Exemplar zwischen Sektgläsern und Ministern wieder.
„Eigentlich bin ich nicht der Typ für sowas“, sagt ein lieber hemdsärmeliger Aron, der die Bezeichnung Nerd für sich durchaus angemessen findet und als weitere Attraktionen seines Schottland-Aufenthalts ein internationales Comic-Festival, ein Wikingerfest, eine Zugreise auf Sherlock-Holmes-Route und regennasse Ausflugstage auf windige Berggipfel nennt. „Trotzdem, die Abendveranstaltung im Parlament, das war ein richtig toller Moment.“
Schottische Chatgruppe als Reisevorbereitung
Auf Schottland vorbereitet hat sich Schaub auf ungewöhnliche Weise: „Ich hatte mir vorher eine schottische Chatgruppe gesucht. Da hatte ich gleich Reiseinfos, Kontakte und Sprachtraining in einem.“ Auch vor Ort seien die Gesprächsthemen nie ausgegangen: Deutsche Ingenieurskunst werde hochgehalten (Schaub: „Obwohl man dort alles mit Handy und Kreditkarte zahlen kann und viele Systeme irgendwie weiterentwickelt wirken als hier…“) und beim Thema Brexit komme man natürlich schnell auf einen Nenner: „Die Jungen wollten‘s nicht, die Schotten wollten‘s nicht - also junge Schotten gleich gar nicht!“
Dem doch recht kurzen Intermezzo folgt eventuell ein längerer Aufenthalt: „Ich überlege, meinen Master komplett dort zu machen“, sagt Schaub. „Die UWS geht sehr aufmerksam mit ihren Gästen um, da wurden auch schon Optionen für eine mögliche Doktorarbeit mal angesprochen…“
(Autor: Reinhard Franke)