Mit großer Trauer und Betroffenheit haben wir die Nachricht erhalten, dass unser hochgeschätzter Kollege, Professor Klaus Hering, verstorben ist.
Klaus Hering verstarb am 08. Februar 2024 nach längerer Krankheit. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie, der wir viel Kraft und Zuversicht in diesen schweren Stunden der Trauer und des Abschieds wünschen.
Professor Dr. Klaus Hering wurde im Jahr 2002 zum Professor für „Multimediale Systeme“ an die damalige Fakultät IMN (Informatik, Mathematik, Naturwissenschaften) der HTWK Leipzig berufen. Sein akademischer Werdegang hatte zuvor an der Universität Leipzig mit einem Mathematikstudium in der Studienrichtung Kybernetik und Rechentechnik sowie der Promotion (1989) zu einem Thema auf dem Gebiet der Modellierung paralleler Prozesse begonnen. Bis zu seiner Berufung forschte er weiter im Bereich Parallelverarbeitung (u. a. in Kooperation mit der IBM).
Die Übernahme der Professur an der HTWK fiel in eine Zeit, zu der an der damaligen Fakultät IMN der neue Studiengang Medieninformatik mit Bachelor- und Masterabschluss aufgebaut wurde. Damals bedurfte es solcher Pioniere wie Professor Klaus Hering, die sich im Zuge der inhaltlichen Profilierung des neuen Informatik-Studiengangs in viele neue Themengebiete einarbeiteten, um ein attraktives und anspruchsvolles Curriculum zu entwickeln. Dabei übernahm Professor Hering selbst eine Vielzahl von Lehrveranstaltungen, die neben seinen Schwerpunkten in den Bereichen Multimedia/Mediengestaltung, Digitales Lehren und Lernen sowie Paralleles und Verteiltes Rechnen eine große thematische Bandbreite abdeckten. Sein didaktisch durchdachter Unterricht, den er auch unter Einsatz von Werkzeugen durchführte, wurde von den Studierenden immer sehr geschätzt und belegt sein besonderes Engagement in der Lehre.
Als Professor Hering 2004 die Funktion des E-Learning-Koordinators der Hochschule übernahm und mit einem kleinen Team begann, ein zentrales E-Learning-System aufzubauen, waren öffentlich zur Verfügung gestellte Lehrmaterialien in vielen Lehrveranstaltungen noch nicht selbstverständlich. Er erkannte schnell, dass für E-Learning hochschulübergreifende Kooperationen notwendig sind, und übernahm 2005 die Organisation des Workshops on e-Learning (WeL), der seitdem jährlich an der HTWK (später auch an der Hochschule Zittau-Görlitz) abgehalten wurde. Dabei konnte er ein wissenschaftlich anerkanntes, überregionales Forum zum E-Learning etablieren. Seit 2007 vertrat Professor Hering die HTWK Leipzig zudem im Arbeitskreis E-Learning der Sächsischen Landesrektorenkonferenz (LRK).
Professor Klaus Hering brachte sich auch mit bemerkenswertem Engagement in die akademische Selbstverwaltung der Hochschule und der Fakultät ein: So bekleidete er von 2004 bis 2012 das Amt des Studiendekans für die Medieninformatik und war daneben von 2009 bis 2012 stimmberechtigtes Mitglied des Senats. In den Jahren 2012 bis 2019 war Professor Hering Dekan der Fakultät IMN. In seine Amtszeit fiel damit der Beschluss des Hochschulentwicklungsplans „HTWK2025“, der weitreichende Änderungen der Fakultätsstruktur beinhaltete. Die daraus resultierende Aufteilung der Fakultät Informatik, Mathematik und Naturwissenschaften bedeutete für den Dekan einen weit über das übliche Maß hinausgehenden Zeitaufwand, um den Umstrukturierungsprozess mit möglichst wenigen Beeinträchtigungen für die Arbeit der Fakultät zu bewältigen.
Ganz im Sinne unseres Leitbilds „Vernetzte Hochschule“ trieb Professor Hering nebenbei die Schaffung des Instituts für Digitales Lehren und Lernen (IDLL) an der HTWK voran und wurde im Jahr 2019 dessen Gründungsdirektor. Das IDLL vereint Lehrende aus unterschiedlichen Fakultäten mit dem Ziel, innovative Lehrformen und -methoden in der Hochschuldidaktik im Hochschulalltag und in der Forschung voranzubringen. Diese Institutsgründung fand genau zum richtigen Zeitpunkt statt, wie der Beginn der Corona-Pandemie wenige Monate später zeigte: plötzlich war digitale Lehre eine schiere Notwendigkeit, um den Lehrbetrieb fortsetzen zu können.
Darüber hinaus engagierte sich Professor Hering in seiner gesamten Zeit an der HTWK in zahlreichen Forschungsprojekten mit Bezug zum E-Learning, oft in Verbundvorhaben mit anderen sächsischen Hochschulen. So beteiligte er sich regelmäßig an der technischen Weiterentwicklung der E-Learning-Plattform OPAL des Bildungsportals Sachsen.
In den mehr als 20 Jahren seines Wirkens hat Professor Hering dafür gesorgt, dass die HTWK mit ihrer E-Learning-Kompetenz weit über die Region hinaus sichtbar geworden ist. Der Senat beschloss daher am 28.06.2023, ihn für seine Leistungen mit der Jakob-Leupold-Medaille auszuzeichnen. Diese konnte ihm trotz seines schon schlechten Gesundheitszustandes am 26.01.2024 noch persönlich verliehen werden, was ihn sichtlich erfreute.
In allem, was er tat, blieb er ein überaus freundlicher, bescheidener, hoch anerkannter Kollege, der als Mensch Großherzigkeit bewies und immer auf Ausgleich bedacht war. Seine Kollegialität und angenehme ruhige Art sorgten für eine gute Arbeitsatmosphäre, insbesondere während seiner Amtszeit als Dekan.
Professor Klaus Hering wäre in diesem Sommer in den wohlverdienten Ruhestand gegangen, was ihm nun leider nicht mehr vergönnt ist. Über ein Jahr lang kämpfte er tapfer gegen seine schwere Erkrankung und zeigte dabei einen stets unerschütterlichen Optimismus.
Wir werden Klaus Hering ein ehrendes Andenken bewahren.
Die Kolleginnen und Kollegen der Fakultät Informatik und Medien
Zum Kondolenzbuch für Klaus Hering
Text: Thomas Kudraß