Willkommen (zurück) an der HTWK Leipzig - der StudierendenRat begrüßt mit einem umfangreichen Programm die Studierenden im neuen Semester.
Zur feierlichen Immatrikulation am 14. Oktober 2019 nutzte der StudierendenRat die Möglichkeit, die Glückwünsche der Studierendenschaft an die neu Immatrikulierten zu übermitteln. Sabine Giese und Toni Nabrotzky - Sprecher*innen des StuRa - begrüßten die rund 1.800 Erstsemester mit einer motivierenden und zugleich kritischen Rede. Neben einigen hilfreichen Tipps für den neuen Lebensabschnitt betonten die Sprecher*innen insbesondere die Wichtigkeit von (Weiter)Bildung und Engagement für eine menschliche Gesellschaft - gerade im Hinblick auf das Wahlergebnis der sächsischen Landtagswahl. Zum Nachlesen aller Tipps und was sie noch über Wäsche waschen, die Stadt Leipzig und die ausbaufähige Beratung unserer Hochschule zu sagen hatten, findet Ihr die Rede unter diesem Artikel.
Bereits vor dem Vorlesungsbeginn organisierte der StuRa vom 10. bis 13. Oktober ein umfangreiches Programm für die neuen Studierenden. Mit vielen ehrenamtlichen Helfer*innen des StuRa und der Fachschaftsräte bot die Referentin für Erstsemester-Einführungstage eine Vielzahl von Veranstaltungen zum Kennenlernen und Einleben an.
Pünktlich zum Vorlesungsbeginn sind auch die beliebten Semesterplaner 1.0 des StuRa mit vielen Informationen und Tipps für alle Studierende wieder erhältlich. Die verantwortliche Referentin konnte die Auflagenhöhe der kostenlosen Kalender in diesem Jahr erhöhen - also greift zu und sichert Euch einen Semesterplaner und Ratgeber 1.0!
Den krönenden Abschluss des bunten Begrüßungsprogramms bildet die Semesterauftaktparty am 28. Oktober 2019 ab 22.00 Uhr im Werk 2, zu welcher der StuRa alle Studierenden herzlich einlädt!
Rede zur feierlichen Immatrikulation 2019
Liebe Studienanfängerinnen und Studienanfänger,
sehr geehrte Angehörige und Gäste,
hallo liebe Erstis. Willkommen an unserer Hochschule. Neben mir steht Toni und mein Name ist Bine. Wir beide gehören zum StudierendenRat - der Interessenvertretung des größten und wichtigsten Personenkreises einer Hochschule - Euch, den Studierenden. Zunächst möchten wir Euch für Eure Entscheidung zum Studium gratulieren. Herzlichen Glückwunsch, dass Ihr die Zulassungsvoraussetzungen überwunden habt und nun das Privileg Studium genießen dürft.
Demokratisch gewählt und gesetzlich legitimiert dürfen wir als StuRa im Namen aller Studierenden der HTWK sagen, dass wir uns wahnsinnig freuen fast 2000 neue Studis begrüßen zu dürfen. Denn für eine demokratische Gesellschaft brauchen wir reflektierte und kritische Menschen wie Euch. Wir brauchen Menschen, die verstehen, wie Demokratie funktioniert und welchen Stellenwert sie für uns haben muss! Gerade in der heutigen Zeit und gerade im Freistaat Sachsen - wo knapp ein Drittel aller Wählerinnen und Wähler das scheinbar vergessen haben.
Dass man jedoch weltoffen und gleichzeitig auf Traditionen bedacht sein kann, können wir direkt verdeutlichen. Denn nach alter Tradition - die wir im letzten Jahr eingeführt haben - möchten wir Euch für Euren neuen Lebensabschnitt ein paar Tipps mit auf den Weg geben.
Erster Tipp: Kommt in Leipzig an
Habt keine Angst vor der großen neuen Stadt und der noch unbekannten Hochschule - wie Ihr eben gehört habt, ist unser neuer Rektor auch gerade erst dabei, sich hier einzuleben. Kommt auch Ihr erst einmal hier an. Ihr seid jetzt Studierende. Und als Studierende wird sich Euer Alltag grundlegend ändern. Verabschiedet Euch vom geregelten Tagesablauf - jeden Tag pünktlich um 8.00 Uhr beginnen und 15.00 Uhr Feierabend - wie damals in der Schule - gibt es einfach nicht mehr.
Egal, ob Ihr bis spät für Prüfungen lernt, an Euren Hausarbeiten schreibt oder abends auch mal entspannt etwas trinken geht. Die Nächte werden sich zukünftig wohl eher verkürzen. Zum Glück habt Ihr Euch dafür eine dynamische Stadt ausgesucht. Leipzig bietet prima Orte zum Lernen oder Entspannen. Verbringt Eure Freizeit in den zahlreichen Parks - oder - an der weitreichenden Seenlandschaft, die das längst überfällige Ende der Tagebauzeit bei uns besiegelt. Oder besucht Leipzigs Bars und Szeneviertel und nutzt damit das kulturelle Aufgebot der Stadt solange es noch nicht - wie bereits einige Clubs - der Gentrifizierung weichen muss. Es ist also nicht alles Gold, was glänzt in der beliebten Studienstadt. Doch wenn Ihr mit offenen Armen auf Eure Mitmenschen zugeht, werdet Ihr in einer bunten und solidarischen Gesellschaft empfangen.
Zweiter Tipp: Seid dabei auch selbstständig
Dass Ihr nun einen neuen Lebensabschnitt beginnt und spätestens jetzt selbstständig werden solltet, hört Ihr zur Zeit vermutlich zu oft. Aber tatsächlich stimmt das auch. Meine Erfahrung hat mir gezeigt, jedes Wochenende die Wäsche mit zu den Eltern zu schleppen, geht irgendwann wirklich auf den Rücken. Den eigenen Alltag organisieren zu können, ist tatsächlich die erste Kernkompetenz, die Euch Eure neue Lebenssituation vermitteln wird. Denn es ist nun an der Zeit, selbst Verantwortung zu übernehmen. Somit ist es Eure Entscheidung, welche Veranstaltungen Ihr an der Hochschule besucht und auf welche Ihr gut verzichten könnt.
Ebenso ist es Eure Verantwortung, wie Ihr die Finanzierung Eures Studiums sicherstellt. Spätestens das BAföG macht dem selbstständigen Lebensstil oft einen Strich durch die Rechnung und vermutlich gehört Ihr dann auch zu den zwei Dritteln aller Studis, die neben ihrem Studium arbeiten gehen müssen. Oder Ihr nutzt die Möglichkeit, Euch für eines der vielzähligen Stipendien zu bewerben, die Euch das Leben erleichtern könnten.
Solltet Ihr jedoch mit irgendetwas mal überfordert sein, habt Ihr immer die Möglichkeit, Euch Unterstützung zu suchen. Letztendlich ist es Eure Entscheidung, an welchen Punkten Ihr Hilfe annehmt oder sie sogar selbst anbieten könnt. Selbstständigkeit ist einfacher, wenn Ihr zusammenhaltet. Deswegen packt die Ellenbogen ein, Konkurrenzdenken hat im Studium nichts zu suchen.
Wir möchten Euch gern mitgeben, dass nun die Zeit für ein selbstorganisiertes Leben gekommen ist. Doch damit seid Ihr nie alleine!
Dritter Tipp: Bleibt ruhig, wenn Ihr mal den Anschluss verpasst
Versucht in den kommenden Jahren nicht den roten Faden aus den Augen zu verlieren. Langfristige Ziele sind wichtig, aber geht es langsam an: Ihr braucht in Eurer ersten Studienwoche keine Beispielklausuren oder Prüfungstermine. Viel wichtiger ist z.B. die Mail-Adresse Eures FachschaftsRates.
Lebt im Hier und jetzt. Versucht Euch stets auf den aktuellen Monat zu fokussieren. Arbeitet kontinuierlich an Eurem Studium, aber lasst auch mal etwas liegen, wenn es doch zu viel wird. Studiert so, dass Ihr qualitativ für Euch das Optimale rausholen könnt. Denn Quantität ist dabei nebensächlich. Versteift Euch nicht auf eventuelle Hindernisse. Probleme und offene Fragestellungen wird es in Eurem Studium noch genügend geben. Doch denkt daran, dass es für alles eine Anlaufstelle gibt.
Von Sozial- bis Rechtsberatung und darüber hinaus könnt Ihr beim FachschaftsRat, dem Studentenwerk oder dem StuRa stets auf kompetente Menschen treffen, die Euch Hilfe bieten. Und auch das neue Rektorat wird sicherlich mit großem Interesse an der Optimierung des Beratungsangebotes der Hochschule selbst arbeiten.
Also bleibt entspannt, wenn mal etwas nicht nach Plan verläuft. Mit den vielen Hilfsangeboten für Studis findet Ihr den Anschluss immer wieder.
Vierter Tipp: Hinterfragt einfach alles!
Ihr seid die zukünftigen Akademikerinnen und Akademiker dieses Landes! Ihr seid diejenigen, die anhand von wissenschaftlichen Fakten Entscheidungen treffen und nicht aus dem Bauch heraus. Ihr seid diejenigen, die der Wissenschaft Glauben schenken und nicht irgendwelchen Autoritäten. Liebe Studierende, dies ist nicht nur ein Tipp, sondern auch ein besonderer Aufruf an Euch.
Nehmt die Dinge - heute und in Zukunft - nicht immer einfach so hin. Egal ob BAföG-Amt, Lehrende oder StuRa... Hinterfragt immer alles! Unser Land hat schon genügend Mitläuferinnen und Mitläufer. Bringt Euch in die Belange Eures täglichen Lebens ein und versucht, Dinge zu ändern, anstelle Euch nur darüber zu beschweren. Gefallen Euch Eure Studienbedingungen nicht? Dann redet mit Eurer studentischen Vertretung oder tragt Eure Themen selbst in die zuständigen Gremien.
Alles zu hinterfragen impliziert jedoch auch, Euch auch selbst stets zu reflektieren und Euer eigenes Handeln zu hinterfragen. War mein Verhalten angemessen? War die Entscheidung richtig? War das eine gute Idee sich freiwillig für die Rede bei der Imma-Feier zu melden?
Ihr sollt in Zukunft nicht bloßes Wissen anderer Leute studieren, sondern Euch auch selbst weiterbilden indem Ihr die Dinge kritisch hinterfragt.
Fünfter Tipp: Engagiert Euch!
Setzt Euch für Eure Interessen ein! Nutzt die Möglichkeiten, Euch ehrenamtlich zu engagieren - das Studium bietet Euch dafür die perfekten Voraussetzungen. Geht für den Klimaschutz auf die Straße, setzt Euch in einer Hochschulgruppe ein oder vernetzt Euch in Vereinen. Mit Eurem Engagement könnt Ihr Euch nicht nur positiv in die Gesellschaft einbringen, sondern Euch auch selbst weiterentwickeln. Im Ehrenamt geht es um gemeinsame, inhaltliche Ziele, um Vernetzung und um persönliche Entwicklung.
Oder wie wäre es, an Eurer Hochschule Verantwortung zu übernehmen? In der studentischen Selbstverwaltung erhaltet Ihr Einblicke in die Strukturen einer Hochschule und könnt Euch gezielt in Prozesse einbringen. Wirkt selbst an Veränderungen mit oder organisiert Veranstaltungen für Eure Mitstudierenden. Wir können Euch aus eigener Erfahrung sagen, dass die Arbeit im StuRa eine Menge Spaß macht und Ihr hier auch viele neue Freundschaften gewinnen könnt.
Schaut über den Tellerrand Eures Studiums hinaus und lernt Menschen aus den unterschiedlichsten Fachbereichen kennen. Übernehmt also ein Amt im FachschaftsRat, oder ein Referat im StuRa und werdet damit auch zum Sprachrohr für die Studentinnen und Studenten dieser Hochschule.
Sechster Tipp: Seid politisch!
Habt keine Angst, Euch politisch einzubringen. Natürlich ist es einfacher, Euch aus der Politik herauszuhalten. Doch wie hieß es damals schon bei den „Ärzten”?: „Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist wie sie ist, es wär’ nur deine Schuld, wenn sie so bleibt.” Wir sollten uns alle unserer staatsbürgerlichen Verantwortung bewusst werden und aufstehen gegen rechte Gewalt. Es liegt an uns, nicht zu schweigen und nicht weg zu sehen, wenn die Menschheit an Menschlichkeit verliert. Der StuRa hat sich vor ein paar Monaten bewusst per Beschluss von der AfD abgewandt, denn wir können keine Partei dulden, die gegen eine demokratische Mitbestimmung an Hochschulen arbeitet und damit die Rechte von Studierenden - unsere - und nun auch Eure Rechte - drastisch kürzen will. Als Studierendenschaft mit über 800 internationalen Studierenden und vielen Studis mit alternativen Lebensmodellen müssen wir solch eine wissenschaftsfeindliche Partei ablehnen.
Wir setzen uns für eine demokratische, solidarische und inklusive Studierendenschaft ein. Und dabei hoffen wir sehr auf Eure Unterstützung. Ihr sollt ab sofort nicht nur ein selbstständiges Leben führen, sondern auch ein Selbstbestimmtes! Darum: Habt Mut, Euch Euren eigenen Verstandes zu bedienen! Und bringt Euch mit Euren Ideen und Vorstellungen für eine menschliche Gesellschaft ein.
Je nachdem, wie Ihr Euer Leben gestalten wollt: Schaut über Euren Tellerrand hinaus! Studieren besteht nicht nur aus bloßem Fachsimpeln. Vor Euch steht eine Zeit, in der Ihr die besten Voraussetzungen dafür habt, Euch politisch, sozial und kulturell weiter zu entwickeln. Vergesst nie, dass der StuRa und Eure FachschaftsRäte ausschließlich für Euch und Eure Interessen da sind und wir stets ein offenes Ohr für Eure Probleme haben. Also nehmt Euch unsere Tipps zu Herzen und probiert auch mal neue Dinge aus. Jede Erfahrung bereichert Euer Leben.
Wir wünschen einen gelungenen Studienstart, beste Erfolge und viel Glück auf Eurem neuen Lebensabschnitt. Jetzt spielt wieder unser HTWK-Orchester. Möge der StuRa stets mit Euch sein!