Alumni-Geschichten: Robert Rathmann studierte Elektro- und Informationstechnik (mit Schwerpunkt Mechatronik) und hat seit seinem Masterabschluss 2016 zwei Jobs: einmal arbeitet er bei einem Elektronik-Unternehmen in Sachsen-Anhalt, und dann ist er Geschäftsführer der EWS GbR, über die er die von ihm und einem Freund entwickelte „Einwegsiegelschraube“ vertreibt und entwickelt. Der Clou: Die Schraube weist völlig unmanipulierbar nach, ob sie schon einmal geöffnet wurde – das ist besonders für Garantiefälle wichtig. Neben diesen beiden Jobs absolviert Rathmann berufsbegleitend ein MBA-Studium.
Warum haben Sie sich entschieden, an der HTWK zu studieren?
Robert Rathmann: Ich komme aus Zerbst und war nach dem Abitur zu einem Auslandsjahr in Australien, Neuseeland und den USA. Durch einen langjährigen Freund habe ich während meines Auslandsaufenthalts von der HTWK in Leipzig erfahren und mich dort zum Studium der Elektrotechnik beworben. Schlussendlich wurde ich angenommen und habe mein Studium erfolgreich absolviert.
An welches Detail aus dem Studium an der HTWK Leipzig können Sie sich gut erinnern und warum?
Rathmann: An die Praktika und die komplizierten Vorlesungen über Mathematik, Physik und Elektrotechnik… ich kann mich wirklich gut erinnern. Das ist ein Glück. Die dort vermittelten Dinge brauche ich heute auch.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?
Rathmann: Ich arbeite in Vollzeit bei der Firma KD Elektroniksysteme in Zerbst, betreue Kunden und arbeite in Projekten verschiedenster Branchen, etwa Telekommunikation oder Klimatechnik. Aber nach dieser Arbeit geht es mit unserer eigenen Firma weiter.
Sie haben ein weltweit gültiges Patent für die von Ihnen entwickelte sogenannte „Einwegsiegelschraube“ angemeldet. Worum geht es dabei?
Rathmann: Das war an sich eine spontane Idee, die wir bei dem Einkauf ein einem Baumarkt hatten: Wäre es nicht super, wenn man sieht, dass jemand die Schraube geöffnet hat? Etwa für Garantiezwecke. Bisher wird sowas über zusätzliche aufgeklebte Siegel gelöst, das ist aber nicht vollständig sicher und bedarf grundsätzlich eines zweiten Arbeitsschritts. Wir haben dann eine Idee entwickelt, bei dem sich ein Element im Schraubenkopf beim Lösen verformt, das ist völlig unmanipulierbar, und es bereitet keinen zusätzlichen Aufwand.
Wie ging es weiter – als Einzelkämpfer von der Idee zum Produkt?
Rathmann: Wir haben die Idee dann direkt weiter verfolgt und erste Patentrecherchen durchgeführt. Wir waren schließlich so überzeugt, dass wir bereits ohne tatsächliches Funktionsmuster die erste Patentschrift in Zusammenarbeit mit einem Patentanwalt einreichten – den haben wir übrigens über ein Seminar während des Studium generale an der HTWK Leipzig kennengelernt. Darauf begannen wir mit der Herstellung erster Prototypen in bei uns in der Garage. Jede Schraube wurde von Hand selbst gefräst. Weitere Tests am realen Objekt haben die Idee weiter verfeinert. Parallel zu den ersten Schrauben arbeiteten wir stets an den Patentschriften und Schutzrechten. Schlussendlich ist das nicht ganz billig – aber wir sind zuversichtlich, dass es sich lohnt. Inzwischen haben wir mit der Berrang GmbH einen namhaften und erfahrenen Schraubenlieferanten als Partner gewinnen können, der die EWS Einwegsiegelschraube in Lizenz herstellt. Und wir suchen natürlich weitere interessierte Kunden.
Wie hat Studium Sie auf Ihre heutige Tätigkeit vorbereitet?
Rathmann: Das Wichtigste war, dass wir gelernt haben, Probleme strukturiert anzugehen, in kleinere Schritte zu zerlegen und zu lösen. Hilfreich war auch, dass wir mit Personen mit unterschiedlichen Hintergründen zusammengearbeitet haben. Und das Fachwissen war wichtig. In meinem heutigen Umfeld brauche ich aber auch weitere betriebswirtschaftliche Kenntnisse – daher absolviere ich ein berufsbegleitendes MBA-Studium.
Welchen Ratschlag würden Sie Studierenden Ihres Faches aus heutiger Sicht geben?
Rathmann: Manchmal sind die einfachsten Dinge die besten!
(Stand: November 2017)