Zum Semesterstart macht der StudierendenRat der HTWK Leipzig auf grundsätzliche Probleme im Bildungssystem - und besonders an der eigenen Hochschule - aufmerksam und ruft die Studierenden dazu auf, für ihre Rechte einzustehen.
Es ist kein Geheimnis mehr, dass zwischen Rektorat und StudierendenRat (StuRa) an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig ein Konflikt vorherrscht. Die studentischen Vertreter*innen tragen diesen zum Start des neuen Semesters nach außen und machen dabei auch auf gesamtgesellschaftliche Problemlagen im deutschen Bildungssystem aufmerksam, die besonders auch Studierende an der HTWK Leipzig betreffen. „Die Illusion einer demokratischen und weltoffenen Hochschule für alle existiert leider nicht - nicht bei uns und auch nicht wirklich im gesamten Bildungssystem. Darauf wollen wir direkt zum Start des Semesters hinweisen und Studierende dazu animieren, sich ebenso für ihre Rechte stark zu machen.", erklärt Lyubomyr Tartakovskyy, Sprecher des StudierendenRates.
Neben der bereits kritischen Rede des StuRa-Sprechers zur Immatrikulationsfeier im Gewandhaus organisierte der StudierendenRat auch zwei Kundgebungen. Neben der "Imma 2.0" am Tag der feierlichen Immatrikulation auf dem Augustusplatz, zu der die Mitglieder des StuRa auf die schwierige Kommunikation zwischen Rektor und StuRa aufmerksam machten, fand am gestrigen Donnerstag, dem 14.10.2021, auch eine Kundgebung direkt am Campus der Hochschule statt, die den Fokus auch auf gesamtgesellschaftliche Themen legte: „Wir solidarisieren uns mit den Forderungen von Studierenden und Beschäftigten nach einem Tarifvertrag für Studentische Beschäftigte, gegen die Sparpolitik und für die Ausfinanzierung der Hochschulen, gegen Studieren auf Schulden, für mehr BAföG und für alle und für sofortige Entfristung der Arbeitsverhältnisse im Akademischen Mittelbau", stellt Tjark Delfs, Referent für Hochschulpolitik des StuRa, klar. Zusätzlich den studentischen Vertreter*innen des StuRa sprachen auch Mitglieder der Gewerkschaften ver.di Leipzig, der DGB Hochschulgruppe sowie der NGG Gewerkschaft und auch die Landesstudierendenvertretung Sachsens, die Konferenz Sächsischer Studierendenschaften. Zudem solidarisierten sich politische Gruppen wie der SDS und die SDAJ Leipzig mit den Forderungen der Studierenden.
„Bei uns an der HTWK und auch bei der Uni Leipzig existieren massive Einschränkungen der Meinungs- und Lehrfreiheit. [...] Diese politische Einflussnahme der Hochschulleitung durch den Rektor Mietzner und der Kanzlerin Rother zeigt, dass diese einen politischen Diskurs und eine erweiterte Kritik an den herrschenden Verhältnissen ersticken wollen.", erklärt dazu Moritz Vorast, Mitglied des Fachschaftsrates Maschinenbau und Energietechnik zu einer Ansprache auf der Kundgebung. Er führt dabei einige Beispiele auf wie das Verbot der Durchführung explizit kritischer Veranstaltungen an der HTWK Leipzig oder der versuchte Abbruch der Stimmenauszählung der studentischen Wahlen im Januar: „Ein Angriff auf die Mitbestimmungsgremien ist ein Angriff auf uns alle."
Die Studierenden verurteilen dabei insbesondere auch die wirtschaftliche Ausprägung an den Hochschulen, die an der HTWK Leipzig mit drei von vier Rektoratsmitgliedern aus der Wirtschaft gut ersichtlich wird: „Eine Welt mit endlichen Ressourcen kann nicht mit unendlichem Wachstum harmonieren. Auch im Bildungsbereich, welcher massive Auswirkung auf die Gestaltung unserer unmittelbaren Zukunft hat, zeigt sich diese ungebremst um sich greifende Ökonomisierung.", erklärt dazu Sophie Kerntopf von der anerkannten Hochschulgruppe des StuRa 'Students for Future HTWK' und hat dazu konkrete Forderungen an ihre Hochschulleitung: „Die HTWK hat als Bildungseinrichtung einen massiven Einfluss auf zukünftige Verantwortungsträger*innen [...]. Sie hat also direkten Einfluss auf unser Verständnis für Pragmatismus, Umsicht und Wirtschaftlichkeit, welches wir in die Welt tragen. Deshalb wünschen wir uns eine deutliche Steigerung des hochschulinternen Pflichtbewusstseins, dass die Hochschule die hoch gepriesene Kunst des kritischen Denkens anwendet und im Diskurs den Wert der sozialen Auswirkungen und ökologischen Umsicht mindestens auf Augenhöhe mit der Wirtschaftlichkeit stellt."
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Der StudierendenRat (kurz: StuRa) ist die gesetzlich verankerte Interessenvertretung aller 6.400 Studierenden der HTWK Leipzig. Für Rückfragen stehen Ihnen und Euch der Sprecher des StuRa unter sprecherinnen (at) stura.htwk-leipzig.de sowie das Referat Koordination und Kommunikation unter refkoko (at) stura.htwk-leipzig.de jederzeit zur Verfügung.