Da haben die Verantwortlichen in der DDR nicht lange gefackelt. Nicht einmal ein Jahr nach der Willensbekundung war sie schon eröffnet: die Technische Hochschule Leipzig. Damals die sechste ihrer Art im Staat.
„Blickt man auf die kommenden Jahre, so ist klar erkennbar, daß wir viele neue, qualifizierte Hoch- und Fachschulkader brauchen […]. Darauf richtet sich auch die effektivste Ausnutzung der im Hochschulwesen vorhandenen Ausbildungskapazitäten. Im Interesse ihrer weiteren Konzentration halten wir es für erforderlich, in Leipzig in den nächsten Jahren eine Technische Hochschule zu bilden.“
Mit diesen Worten wurde auf dem IX. Parteitag der SED (Berlin, Mai 1976) die Absicht bekundet, in Leipzig eine Technische Hochschule zu gründen. Die sechste dieser Art auf dem Gebiet der damaligen DDR. Ein Beschluss des Präsidiums des Ministerrats hatte allerdings schon am 19. Februar 1976 Tatsachen geschaffen.
Nicht einmal ein Jahr später - am 17. Januar 1977 - wurde die neue Bildungseinrichtung mit einem Festakt in der Leipziger Oper feierlich eröffnet. Die Hochschule entstand durch die Zusammenlegung der bisherigen Hochschule für Bauwesen und der Ingenieurhochschule. Während die Hochschule für Bauwesen bereits im Jahre 1954 im Zuge der II. Hochschulreform gegründet wurde, konnte die Ingenieurhochschule in dieser Form gerade einmal auf eine Geschichte von acht Jahren zurückblicken. Sie war 1969 aus der Ingenieurschule für Automatisierungstechnik hervorgegangen.
Als Magnifizenz der neugegründeten Technischen Hochschule wurde der Rektor der Hochschule für Bauwesen, Prof. Dr. sc. techn. Kurt Fiedler, in seinem Amt bestätigt. Diese Position bekleidete der Professor für die Theorie der Bauprozesse bereits seit 1970 und sollte sie noch bis 1980 innehaben. Der ehemalige Rektor der Ingenieurhochschule Prof. Dr. sc. techn. Detlef Schmidt, der die Professur für Messtechnik versah, wurde kurzzeitig Prorektor für Naturwissenschaften und Technik, bevor er 1978 an die Ingenieurhochschule zu Wismar wechselte.
An der Technischen Hochschule Leipzig waren zum Zeitpunkt ihrer Gründung schätzungsweise 2500 Direktstudenten immatrikuliert und 400 Professoren, Dozenten und wissenschaftliche Mitarbeiter beschäftigt. Das Spektrum an Studiengängen der nunmehrigen polytechnischen Einrichtung speiste sich aus denen der beiden Vorgängereinrichtungen. Das Studium konnte in den Fachrichtungen Technologie der Bauproduktion, Ingenieurbau, Betriebswirtschaft/Ingenieurökonomie der Bauindustrie, Automatisierungsanlagen, Elektroenergieanlagen oder Polygrafie absolviert werden.
Seinen Sitz hatte die Hochschule wie heute auch in der Karl-Liebknecht-Straße 132, während das Gros der Ausbildung in verschiedenen über die Stadt verteilten Objekten erfolgte.