Dein StuRa hat Dich am 8. Oktober 2018 zur Feierlichen Immatrikulation an der HTWK Leipzig herzlich begrüßt. Unser Sprecher Nico Zech hat eine begeisternde Rede gehalten, die Du hier nachlesen kannst.
Die HTWK Leipzig lädt jährlich alle neuen Studierenden zur Feierlichen Immatrikulation ins Gewandhaus ein. Neben Grußworten und Ansprachen von unserer Rektorin, wirtschaftlichen Vertretern und weiteren Menschen im Umfeld der HTWK kommt auch immer ein*e studentische*r Vertreter*in zu Wort - in diesem Jahr unser Sprecher Nico Zech. Seine sechs Tipps hat er dabei so überzeugend und begeisternd verpackt, dass er nicht nur tosenden Applaus während und nach seiner Rede bekam, sondern sich sogar der Oberbürgermeister der Stadt Leipzig auf ihn bezog und ihm herzlich dankte. Was Nico Euch über Regelstudienzeit, Mensaessen und die aktuelle politische Situation mit auf den Weg geben möchte, könnt ihr hier nachlesen.
Ein weiteres studentisches Highlight war die Verleihung der Jakob-Leupold-Medaille an Cornelia Günther, ehemaliges StuRa-Mitglied, hochschulpolitische Referentin und studentische Senatorin. Sie zeichnete sich während ihrer Amtszeit nicht nur durch ihr beachtliches Engagement aus, sondern begleitete die Arbeit in den Gremien der Selbstverwaltung stets differenziert, kritisch und aus studentischem Blickwinkel. Nicht zuletzt bemühte sich Cornelia kontinuierlich um eine Sensibilisierung für kontroverse Themen und die Umsetzung bedeutender Ziele, wie beispielsweise die Umbenennung des Studenten- in StudierendenRat. Dabei erwies sie stets ein außerordentliches Durchhaltevermögen. Für all das und noch mehr wurde ihr die höchste Auszeichnung der HTWK verliehen.
Rede zur feierlichen Immatrikulation
Liebe Studienanfängerinnen und -anfänger,
sehr geehrte Angehörige und Gäste,
Liebe Erstis - herzlich willkommen an Eurer neuen Hochschule. Mein Name ist Nico und ich darf Euch im Namen des StudierendenRates der HTWK Leipzig recht herzlich an unserer Hochschule begrüßen. Und als gesetzlich legitimierte Vertretung der Verfassten Studierendenschaft möchte ich Euch auch im Namen der über 6.100 HTWK-Studentinnen und -Studenten willkommen heißen.
Herzlichen Glückwunsch, dass Ihr Euch in den - hoffentlich von Euch gewünschten - Studiengang immatrikuliert habt. Herzlichen Glückwunsch, dass Ihr es damit auch an den Hürden der Zulassungsbeschränkung vorbei geschafft habt - und somit auch am umstrittenen Numerus Clausus. Und herzlichen Glückwunsch, dass Ihr nun ein gebührenfreies Studium antreten könnt - vorausgesetzt es ist Euer Erststudium, Ihr überschreitet die Regelstudienzeit nicht und Ihr kommt aus einem Mitgliedstaat der Europäischen Union.
Alles neu
Mit Eurer Entscheidung für das Studium in Leipzig an der HTWK habt Ihr eine gute Wahl getroffen - und damit auch für viele die erste bedeutende Wahl in Richtung Selbstständigkeit. In erster Linie bedeutet dies natürlich: neue Stadt, neue Wohnung, neue Freundinnen und Freunde und natürlich etwas Studieren nebenbei. Nun habt Ihr es in der Hand: Ihr bekommt zum neuen Lebensabschnitt neue Rechte, aber auch neue Pflichten. Spätestens jetzt werdet Ihr die Verantwortung für Euer eigenes Leben vollständig übernehmen müssen. So ist es - ohne eine Anwesenheitspflicht, wie in der Schulzeit - Eure Entscheidung, welche Vorlesungen Ihr besucht oder eben auch nicht besucht. So müsst Ihr die Initiative ergreifen und Euren BAföG-Antrag selbst ausfüllen - wenn Ihr denn überhaupt einen BAföG-Anspruch habt und Euch nicht doch gleich einen Nebenjob suchen müsst. So müsst Ihr Euch aber auch Hilfe selbst suchen, wenn Ihr diese mal benötigt. Und dafür findet Ihr bei Eurem StudierendenRat und den FachschaftsRäten immer Menschen, die ein offenes Ohr für Euch und Eure Anliegen haben. Diese neuen Rechte und Pflichten erfordern also ein hohes Maß an Selbstständigkeit, Motivation und Eigeninitiative. Das alles kann gerade am Anfang schnell überfordern und deswegen möchten wir Euch heute einige Tipps mit auf den Weg geben.
Tipp 1: Bleibt ruhig!
Unser erster Tipp: Bleibt ruhig! Verfallt nicht gleich in Panik, wenn Ihr Euch in den ersten Wochen noch unsicher an der Hochschule fühlt oder wenn Ihr später mal eine Klausur nicht besteht. Bleibt entspannt und gelassen - denn so könnt Ihr Eure Anliegen am besten lösen. Warum solltet ausgerechnet Ihr das nicht hinkriegen? Selbst Alexander Gauland hat einen Hochschulabschluss und der ist ja mal völlig verrückt. Ihr schafft das schon.
Macht langsam - Ihr seid schließlich jung. Und stellt Euch vor Ihr seid plötzlich 22, fertig mit dem Studium und müsst jeden Tag arbeiten gehen - Das will doch niemand. Denkt also daran: Regelstudienzeit ist nicht alles! Macht nicht den Fehler und vergesst Spaß zu haben. Alle reden davon, dass das Studium eine aufregende und echt geile Zeit ist. Und das ist wirklich so - zumindest wenn Ihr entschleunigt und auch das studentische Leben mitnehmt und genießt.
Grob gesagt gibt es eigentlich auch nur zwei Momente in denen Ihr schnell sein müsst: bei der Eintragung in Eure Wunsch-Wahlpflicht-Module und wenn es Burger in der Mensa gibt! Ansonsten achtet stets auf ein gutes Miteinander.
Tipp 2: Haltet zusammen!
Und deswegen auch unser zweiter Tipp: Haltet zusammen! Ihr seid raus aus der Schule und raus aus der Abiturzeit. Das Studium ist kein Wettbewerb. Vergesst den Konkurrenzkampf und schließt Euch zusammen. An der Hochschule interessiert es wirklich niemanden, wer die beste Klausur geschrieben hat. Nur Ihr selbst müsst mit Euch und Euren Leistungen zufrieden sein.
Als Studierende stehen immer einige Personen an der Hochschule “über uns” und deswegen lohnt es sich, zusammen zu halten und sich nicht gegenseitig zu zerfetzen. Denn als größte Mitgliedergruppe bilden wir, die Studierenden, die Existenzgrundlage der Hochschule - also verbindet Euch miteinander, um gemeinsam für unsere Interessen zu kämpfen. Wenn alle mitmachen, ist es für den einzelnen Menschen leichter.
Tipp 3: Seid kritisch!
Als Mitglied einer Hochschule kommt unserem dritten Tipp besondere Bedeutung zu: Bleibt kritisch! Egal ob andere Studierende, der StuRa, HTWK-Angehörige oder Lehrkräfte - viele dieser Menschen sind schlau; einige dieser Menschen sind aber auch einfach bloß gut darin, erstmal schlau zu klingen. Deswegen misstraut Autoritäten und hinterfragt alles kritisch!
Bedenkt, dass Studieren ein Privileg ist - welches nicht alle Menschen in Anspruch nehmen können. Dass wir mit unserem Abschluss oft vergleichsweise viel verdienen werden, während andere sich kaum mit einem Job über Wasser halten können - auch das sollten wir kritisch hinterfragen.
Das bedeutet aber auch, dass ihr nicht nur anderen gegenüber kritisch sein solltet, sondern auch Euch selbst gegenüber. Seid also auch selbstkritisch; seid reflektiert in Eurem Handeln und hinterfragt Eure eigenen Entscheidungen stets selbst. Verliert dabei aber nicht den Mut, über den Tellerrand hinaus zu blicken.
Tipp 4: Bildet Euch!
Und deswegen unser vierter Tipp: Bildet Euch! Damit meinen wir natürlich nicht nur das Studium. Denn Studieren bedeutet Weiterbildung auf so vielen Ebenen. Erweitert Euren Horizont und habt keine Angst, dabei Umwege zu gehen. Später interessiert es wenige Menschen, ob Ihr in der Regelstudienzeit oder ein Jahr später Euren Abschluss erreicht habt. Im StuRa oder in den FachschaftsRäten; im Praktikum oder im Auslandssemester; hier könnt Ihr Lernen, konstruktiv zusammenzuarbeiten und andere Meinungen zu akzeptieren. Das wird Euch in Eurem gesamten Leben weiterhelfen.
Darüber hinaus kommt Bildung als Menschenrecht in der heutigen Gesellschaft weiterhin eine überaus große Bedeutung zu. Gerade in Zeiten, in denen eine Wissenschaftsfeindlichkeit aufkommt und in denen Fake-News zum Schüren von Ängsten genutzt werden - in diesen Zeiten müssen gerade wir uns derartigen Problemen aktiv entgegenstellen. Denn Wissenschaft lebt vom freien und offenen Austausch, sie lebt vom umfassenden und respektvollen Diskurs und nicht zuletzt von der Neugier jedes Einzelnen.
Tipp 5: Übernehmt Verantwortung!
Doch immer häufiger genügt es nicht nur, sich der Verantwortung bewusst zu sein. Deshalb hier unser fünfter Tipp: Übernehmt Verantwortung! Übernehmt nicht nur die Verantwortung für Euer Leben, sondern engagiert Euch (auch nebenbei) und macht aus Eurem Studium ein aktives Studium.
Wie Erich Kästner schon sagte: “An allem Unfug, der geschieht, sind nicht nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern.” Verbindet Euch mit Eurem FachschaftsRat und macht gemeinsam auf Missstände in Eurer Fakultät aufmerksam. Denn Eure Studiengänge können beispielsweise nur mit den Stimmen der Studierenden geändert werden.
Oder meldet Euch um - und zwar nicht nur wegen des Zuzugsbonus - sondern werdet Bürgerin oder Bürger dieser Stadt und sorgt dafür, dass zur Landtagswahl 2019 wieder Inhalten und nicht rechten Ideologien und Populismen eine Bedeutung gegeben wird.
Tipp 6: Engagiert Euch!
Und weil Verantwortung auch immer etwas mit Engagement zu tun hat, kommt hier unser letzter und wichtigster Tipp: Engagiert Euch!
In Zeiten der Etablierung neuer Gruppen rechts der gesellschaftlichen Mitte, in Zeiten von rassistischen Massenmobilisierungen ist es unsere Pflicht, jeden Tag dagegen zu kämpfen. Der Rechtsextremismus in Sachsen mit der PEGIDA-Bewegung in Dresden, zahlreichen Anschlägen auf Unterkünfte von Geflüchteten oder den jüngsten Ausschreitungen in Chemnitz - das alles sind die Ergebnisse der jahrelangen Untätigkeit von einem Großteil der Sächsischen Staatsregierung.
Umso mehr liegt es jetzt an uns und unserem studentischen Engagement, diesen Angriffen auf unsere Demokratie aktiv entgegenzutreten. Denn als Studierende können, dürfen und - manche sagen sogar - müssen wir unbequem sein! Wir treten zusammen ein - für ein offenes, solidarisches und inklusives Miteinander.
Deswegen steht auch Euer StudierendenRat für Weltoffenheit und bezieht klar Position für die Toleranz und den Respekt aller Menschen - nicht zuletzt auch für unsere 800 internationalen Studierenden.
Insgesamt, liebe Erstis, kann ich Euch – nach einigen Semestern – versichern: Das Studium ist gar nicht so angsteinflößend, wie es im ersten Moment vielleicht scheint. Für diejenigen, die vergessen haben mitzuschreiben, nochmals kurz unsere Tipps zusammengefasst:
1. Entspannt euch - Studium ist so ziemlich alles - außer Studium.
2. Macht immer nur das, was Ihr selbst für richtig haltet - sofern Ihr damit niemandem schadet.
3. Misstraut dabei allen Regeln.
4. Bemüht Euch um einen Konsens - aber macht nicht alles davon abhängig.
5. Tretet immer nur nach oben.
6. Engagiert Euch neben dem Studium so viel Ihr könnt.
Nehmt Euch die Ratschläge zu Herzen und verliert dabei nicht den Spaß am Studieren und Lernen. Und falls Ihr mal Unterstützung benötigt, sind Eure FachschaftsRäte und der StudierendenRat jederzeit für Euch da! Wir sehen uns Ende der Woche bei den Ersti-Tagen und am 23.10. zur Semesterauftaktparty.
Wir freuen uns darauf und wünschen Euch bei Eurem Studium und in Eurem neuen Lebensabschnitt beste Erfolge und viel Glück!