Museologie-Studentin verbindet Studium und gesellschaftliches Engagement
Die diesjährige DAAD-Preisträgerin Mako Fukuda studiert seit Oktober 2019 Museologie an der HTWK Leipzig. Der Start gestaltete sich schwierig: Ab dem zweiten Semester fand wegen Corona das Studium online statt, später dann zumindest hybrid. Mako Fukuda: „Ich glaube, der Studienstart für internationale Studierende ist eigentlich immer hart. Aber unter Corona - das waren besonders schwierige Startbedingungen. Ich fühlte mich zwei Jahre wie leer.“
In ihrer Heimat Japan hatte Mako Fukuda Keramik studiert, eines ihrer Nebenfächer war schon dort Museologie. 2018 machte sie ihren Bachelor an der „Joshibi University of Art and Design“, einer privaten Kunstschule speziell für Frauen in Sagamihara (Insel Honshu). Ein Austauschsemester führte sie nach Nürnberg, wo sie das Fach Kunstpädagogik belegte - zu diesem Zeitpunkt hatte sie noch keine Deutschkenntnisse.
Dennoch - oder gerade deshalb? - kehrte sie dann auch für ihr reguläres Studium nach Deutschland zurück: Sie wollte die deutsche Sprache besser lernen, schätzt die offene Diskussionskultur mit Lehrkräften, Kommilitonen und Kommilitoninnen. Hinzu kam ein starker Wunsch nach Sicherheit – gerade nach dem Erdbeben in Japan 2011, das flächenmäßig als größtes Tsunami-Ereignis der japanischen Geschichte gilt, rund 20.000 Opfer forderte und zudem die Reaktorkatastrophe von Fukushima auslöste.
Zunächst war Mako Fukudas Studienwunsch noch unklar, doch „In Leipzig hat sich alles gefügt“: Sie machte hier einen Sprachkurs, wohnt seitdem in der gleichen WG, mag die Menschen und ihre Mentalität. Museologie-Professorin Gisela Weiß lobt Mako Fukuda als „ambitionierte und im besten Sinne kritisch reflektierende Studentin“ und ihre „durch Kenntnis und Kreativität hervorstechende Studienleistungen“ – und das unter Corona-Bedingungen. Ebenfalls in dieser Zeit realisierte sie gemeinsam mit drei Kommilitoninnen innerhalb des Seminars „Museumsausstellungen“ eine eigene Ausstellung unter dem Titel „Nähe auf Distanz“, die gerade in Reaktion auf die neuen aus- und abgrenzenden Lebensumstände durch die Pandemie entstand.
Ehrenamtliches Engagement im Japanischen Haus e.V.
„Ich bin aus Notensicht nicht die beste Studentin der HTWK. Aber ich konnte meine Selbstzweifel überwinden. In Japan hatte ich sehr gute Noten. Es war zunächst schwer für mich, den Unterschied zu akzeptieren. Doch um den Preis zu bekommen, muss man vielleicht nicht unbedingt Bestleistungen vollbringen, aber sich von seiner besten Seite, also Leistungsbereitschaft zeigen. Und das kann vielleicht jeder und jede schaffen“, so Mako Fukudas persönliche Botschaft.
Professorin Weiß betont zudem die teamorientierte Art der Studentin, ihr Verantwortungsbewusstsein und das soziale Verhalten, zum Beispiel als wissenschaftliche Hilfskraft im DAAD-Projekt „Welcome - Studierende engagieren sich für Geflüchtete“. Dort bringt sich Mako Fukuda bei vielen Veranstaltungen ein, beispielsweise beim Frauentreff und im Café international, aber auch am Tag der offenen Tür oder am Informationstag für internationale und geflüchtete Studierende, den das Studentenwerk Leipzig gemeinsam mit den Hochschulen der Stadt alljährlich im Frühjahr organisiert, das nächste Mal am 19. April 2024. Mako Fukuda zeichnet und gestaltet als WHK außerdem Flyer und Plakate und gründete eine Telegram-Gruppe, in der internationale Studierende der HTWK einander bei Fragen unterstützen können.
Daneben arbeitet sie noch als Deutschlehrerin, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. „Dazu muss man wissen, dass internationale Studierende mit §16 * immer sehr viel arbeiten müssen, da sie kein BaföG bekommen. Internationale Studierende müssen demnach bei jeder Verlängerung des Aufenthaltstitels alle zwei Jahre erneut nachweisen, dass sie mehr als 11.000 Euro auf einem Sperrkonto haben, um ihr Leben zu bestreiten, oder aber einen Arbeitsvertrag vorweisen, mit dem sie ausreichend Geld verdienen, ohne ihr Studium zu vernachlässigen. Lediglich Geflüchtete sind BAföG-berechtigt, weil Deutschen gleichgestellt“, erklärt Studienberaterin Juliane Keil.
In ihrer Freizeit engagiert sich Mako Fukuda ehrenamtlich, vor allem im Japanischen Haus e.V. im Leipziger Osten: Zwei Mal pro Woche in der dortigen „Küche für alle (Küfa)“. „Ich versuche aktive Kommunikation und Austausch zwischen Menschen aus Japan und aus anderen Gegenden dieser Welt herzustellen. Das Japanische Haus liegt auf der Eisenbahnstraße und dorthin kommen wirklich ganz verschiedene Leute. Es ist sehr bewegend, dass ich dort unterschiedliche Lebensrealitäten erfahren kann. Mir ist wichtig, dass wir uns gegenseitig unterstützen können“, so Mako Fukuda.
* Studierende, die sich mit einer Aufenthaltserlaubnis nach § 16 Aufenthaltsgesetzlediglich zum Zwecke des Studiums in Deutschland aufhalten, haben keinen Anspruch auf BAföG, sofern sie nicht gleichzeitig bestimmte andere Voraussetzungen erfüllen (Studentenwerk Leipzig).