Chemikerinnen aus São Paulo arbeiten mit Informatikern der HTWK Leipzig zusammen, um Naturstoffkataloge mittels Semantic Web miteinander zu verknüpfen
Im internationalen Forschungsprojekt DINOBBIO digitalisieren HTWK-Professor Thomas Riechert und sein Team Wissen über brasilianische Pflanzen, Pilze und Bakterien. Diese teils jahrhundertealten Kenntnisse über die Artenvielfalt im Amazonasgebiet und die Wirkung der dort vorkommenden Naturstoffe ist in verschiedenen Datenbanken der Wissenschaft, Lebensmittel- und Pharmaindustrie gespeichert. Ziel ist es, die Datenbanken mittels Semantic Web sinnvoll miteinander zu verknüpfen und damit zugänglicher zu machen. Die Kenntnisse werden die Informatiker standardisiert und zertifiziert in einem Wissensgraphen zusammenfassen.
Die Forschungsgruppe „Agile Knowledge Engineering and Semantic Web“ der HTWK Leipzig arbeitet dafür mit dem Institute of Chemistry der São Paulo State University und mit dem Institute of Physics der University of São Paulo zusammen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die Fundaçao de Amparo a Pesquisa do Estado de São Paulo (FAPESP) fördern das Projekt von 2021 bis 2024.
Forschungsreisen
Für einen tiefgründigen Austausch der Disziplinen reiste Thomas Riechert von Januar bis Februar 2023 nach Brasilien, nun folgte der Gegenbesuch der brasilianischen Forscherinnen und Forscher nach Leipzig. Nach intensiven Arbeitsbesprechungen stellte die renommierte Naturstoff-Expertin Vanderlan Bolzani im Kolloquium ihre jahrzehntelangen Forschungen in der Pflanzenwissenschaft vor. Sie betonte, wie wichtig ein interdisziplinärer, internationaler Austausch für ihre Forschungen und für die Wissenschaft im Allgemeinen sind.
Fotoimpressionen
Semantic Web
Das Internet basiert auf Textdokumenten, die mithilfe von Links verbunden sind. Im herkömmlichen Netz sind diese Verbindungen nicht bewertet oder begründet. Beim Semantic Web ist die Grundidee, Informationen im Netz zueinander in sinnvolle Relationen zu setzen und so Zusammenhänge herzustellen.
Vielen bekannt ist es aus der Wikipedia: Suchen wir dort den Begriff „Leipzig“, ist Leipzig das Subjekt. Am Ende des Textes finden wir die Kategorie „Deutsche Universitätsstadt“ – das Objekt. Verknüpft sind beide über das Prädikat „ist Teil der Gruppe“. Diese Grundeinheit nennt sich Tripel. Tim Berners-Lee, Erfinder von World Wide und Semantic Web, beschreibt es so: „Das Semantic Web ist eine Erweiterung des bestehenden Netzes, in der Informationen mit eindeutigen Bedeutungen versehen werden, um die Arbeit zwischen Mensch und Computer zu erleichtern.“ Als Standardsprache hat sich dafür RDF (Resource Description Framework) etabliert. Auch Thomas Riechert nutzt diese Sprache, um die Naturstoff-Datenbanken miteinander zu verknüpfen.
Zum Forschungsprojekt an der HTWK Leipzig (deutsch)
Zur Forschungsprojekt-Website (english)