Wörter wie „Studienorientierung“ und „Berufsberatung“ lassen oft an Frontalunterricht denken, bei dem Dozierende ihre PowerPoint-Präsentationen ablesen und Schülerinnen und Schüler vor allem darauf achten, nicht einzuschlafen. Das muss nicht sein, dachte sich Claudia Bothe von der Studienorientierung der HTWK Leipzig. Sie hat sich etwas einfallen lassen, um das Thema dynamischer zu gestalten: einen Escape Room zur Studienorientierung.
Wie genau kann man sich einen Escape-Room in der Hochschule vorstellen? Detektivgeschichten und Special Effects gibt es zwar leider nicht, aber die Studienorientierung wird spannend und interaktiv gestaltet: Die Jugendlichen müssen in Gruppen verschiedene Aufgaben lösen und das schnellste Team wird am Ende mit einem Schatz belohnt. Wer sich darunter immer noch nicht viel vorstellen kann, kann sich gemeinsam mit der zehnten Klasse des Leipziger Johannes-Kepler-Gymnasiums auf ihre Reise durch den HTWK-Escape-Room begeben:
Dienstag, 09.30 Uhr in einem Hörsaal des Lipsius-Baus. Die Schulklasse trudelt in der Hochschule ein und der Projekttag beginnt. Zuerst stellen sich die Architekturstudentin Beke Wolf, welche für die Studienorientierung an der HTWK den Instagram-Kanal htwk_meet ins Leben gerufen hat, und Claudia Bothe, Mitarbeiterin in der Studienorientierung mit Schwerpunkt Schule, vor und präsentieren den Ablauf des Projekttages. Anschließend sollen sich die Jugendlichen in Kleingruppen aufteilen und Gruppennamen aussuchen. An diesem Tag treten Die Dinos, KMEPD, Gruppe 2, Die Grünäugler, AEELL und Die Knautis gegeneinander an.
Verschiedene Aufgaben, verschiedene Einblicke
Zuerst schaut sich die Klasse gemeinsam eine Videobotschaft der Schülerin Maya an. Maya erzählt, dass sie Zoff mit ihren Eltern hat und diese bis Ende des Tages Vorschläge von ihr haben wollen, was sie nach der Schule machen will – sie hat jedoch keine Ahnung, wo sie überhaupt mit der Suche anfangen könnte. Hier kommt die Schulklasse ins Spiel, welche ihr vor Ort bei der Orientierung helfen soll. Dafür bekommen die Gruppen das jeweils erste von vier Aufgabenblättern ausgehändigt. Auf jedem befindet sich ein QR-Code, der zu einem weiteren Video von Maya führt. Im ersten Video erzählt sie ein bisschen mehr über sich selbst und ihre Interessen. Danach sind die Schülerinnen und Schüler dazu aufgefordert, HTWK-Studiengänge herauszusuchen, die möglicherweise zu ihr passen könnten, sowie das Tool der HTWK-Website kennenzulernen, mit dem man Studiengänge gezielt filtern kann.
Zur Lösung der Aufgaben können die im Hörsaal ausgelegten Flyer, die Website der HTWK und alle Infos im ganzen Haus genutzt werden. All das soll dabei helfen, dass die Jugendlichen sich selbstständig mit dem Studienangebot auseinandersetzen und in die Möglichkeiten der Hochschule einarbeiten können. Mayas Fragen geben dabei die Richtung vor. Nach dem ersten Aufgabenblatt zum allgemeinen Studienangebot geht es in der zweiten Aufgabe konkret um die Möglichkeiten zur Studienorientierung. Die dritte und längste Aufgabe legt den Fokus auf die unterschiedlichen Hochschularten sowie die Vor- und Nachteile der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften, Universitäten und Berufsakademien. „Diese Differenzierung und Hervorhebung der Unterschiede ist ganz zentral für die Studienwahl“, betont Claudia Bothe mehrfach. „Schließlich ist es wichtig zu wissen, was man selbst für ein Typ ist: brauche ich von Anfang an viel Praxisbezug wie an der HTWK, oder bin ich eher der Typ, dem es mehr um die theoretischen Grundlagen geht, wie es an einer Uni der Fall ist?“
Bei der vierten Aufgabe geht es um Bewerbung und Zulassung an der Hochschule, und die Schülerinnen und Schüler lernen mehr über die Bedeutung des Numerus Clausus. Außerdem wird auf das Bonussystem der HTWK eingegangen, das eine gute Möglichkeit bietet, die persönlichen Zulassungsmöglichkeiten außerhalb schulischer Leistungen zu verbessern.
Die Grünäugler sind die erste Gruppe, welche alle vier Aufgabenblätter gelöst und den Zahlencode herausgefunden hat. Die Mitglieder dürfen sich daher an die Schatztruhe wagen, die geduldig auf das Gewinnerteam wartet. Der Code stimmt, das Schloss wird geknackt und der Schatz gehoben. Damit die anderen Teams motiviert bleiben, warten noch einige Trostpreise in der Schatztruhe auf sie.
Viele neue Eindrücke für die Schülerinnen und Schüler
Zum Abschluss schaut die Klasse gemeinsam noch das letzte Video von Maya, in dem diese ihre Rolle auflöst: In Wahrheit heißt “Maya” nämlich Angelina und studiert Elektrotechnik (kooperativ) an der HTWK. Kurz erzählt sie über ihre Studieninhalte und was ihr daran gefällt. Im Anschluss können die Schülerinnen und Schüler noch Fragen an Beke stellen, bevor sie den Hörsaal auf dem Weg zu ihren Schnupperveranstaltungen in Architektur sowie Verpackungstechnologie und Nachhaltigkeit verlassen, um auch ein paar „echte“ Eindrücke aus dem Studium mitzunehmen.
Fazit zum Projekt: Die Idee der Studienorientierung kam gut an, auch wenn sich die Jugendlichen in diesem Alter selten sicher sind, was sie später einmal werden wollen. Doch manche haben auch schon Ideen - eine Schülerin sagt zum Beispiel: “Ich fand es spannend, weil ich selber überlege, Architektur an der HTWK zu studieren.“ Eine andere vergleicht den Projekttag mit anderen Berufsinformationstagen und kommt zu dem Schluss: “Ich fand es heute interessanter als bei einer klassischen Infoveranstaltung, weil wir uns die Informationen selbst zusammensammeln mussten. Dadurch bin ich mehr dabeigeblieben.”
Text/Fotos: Helene Schlesier, studentische Hilfskraft der Pressestelle
Alles rund ums Studium in der Hochschule und weitere Schnupperveranstaltungen gibt es am 12. Januar 2023 von 9 bis 15 Uhr beim nächsten Tag der offenen Hochschultür in der HTWK Leipzig.