Fortbildungsreihe für Lehrerinnen und Lehrer, akademische Beraterinnen und Berater an der HTWK Leipzig
Das Wasser steigt rasant. Immer schneller. Der Druck auf den Deich wird größer. Bis er schließlich in sich zusammensackt. „Sandsäcke hätten helfen können“, bilanziert Lutz Ahlfeld, Diplom-Ingenieur an der Fakultät Bauwesen der HTWK Leipzig. Doch glücklicherweise handelt es sich nur um ein Modell in seinem Wasserbaulabor. „Landläufig wird geglaubt, Deiche werden überströmt, doch das stimmt so nicht“, sagt Ahlfeld, an seine Gäste gerichtet. Vielmehr versage ein Deich wegen der Strömungskräfte des Wassers im Untergrund wegen der großen Wasserspiegeldifferenz. Fachleute sprechen auch vom hydraulischen Grundbruch.
Die Gäste des Mitarbeiters der HTWK Leipzig, das sind am heutigen Nachmittag akademische Beraterinnen und Berater, die in ihrem Berufsalltag sowohl Studierenden als auch Schülerinnen und Schülern den Hochschulalltag näherbringen möchten. Die Veranstaltungsreihe EinBlick in die HTWK Leipzig, initiiert und organisiert von Studifit – Studieren lernen fürs Leben, ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Projekt, stellt pro Semester einen Fachbereich detaillierter vor. Und genau dies sei interessant, sagt Beraterin Katja Böhme. Sie spricht von „emotionalen Einblicken“. „So können wir den Schülern die Inhalte der Studiengänge besser vermitteln, die Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten darstellen, das Studium insgesamt anders rüberbringen.“ Davon lebe die Beratung, sagt auch ihr Berufskollege Steffen Kluge, der extra aus Bautzen angereist ist. Mit eigenem Auge gesehen zu haben, wovon man spricht, sei selbstverständlich von Vorteil.
Selbst Hand anlegen - Wissenschaft zum Anfassen
Findet auch Sarah Knechtges, Ingenieurin für Lehre und Forschung. Sie führt durchs Betonlabor, erzählt davon, dass die Studierenden sich hier selbst ausprobieren können, zum Beispiel an der „Rezeptur“ für Beton. „Eigentlich ist es wie beim Kuchenbacken. Ändert man nur eine kleine Zutat, kann dies zu einem ganz anderen Resultat führen. Wer schon mal selbst eine Sahnetorte gebacken hat, weiß, auf was alles zu achten ist, damit sie am Ende schmeckt.“ Und so muss eben auch bei der Betonmischung einiges berücksichtigt werden. Knechtges erzählt außerdem von großen Forschungsprojekten, von neuartigem Carbonbeton, in dem kein Stahl mehr verarbeitet wird, der dadurch unter anderem leichter, dünner und tragfähiger ist. Der Stahlindustrie werde das ja gar nicht gefallen, meint einer der Teilnehmer. „Noch befinden wir uns im Experimentierstadium“, merkt Prof. Falk Nerger an, Dekan der Fakultät Bauwesen, der gemeinsam mit seiner Kollegin Prof. Kerstin Hebestreit und Studifit-Mitarbeiterin Claudia Bothe durchs Programm führt.
Experimentiert wird auch im Erdbaulabor von Prof. Ralf Thiele, in dem es deutlich heller und luftiger ist, als es der Name vielleicht vermuten lässt. Stattdessen stehen dutzende Eimer, Töpfe und Reagenzgläser darin, gefüllt mit verschiedenen Gesteinen, mal fein- und mal grobkörniger. „Eigentlich krempeln hier unsere Studierenden die Ärmel hoch, weil es richtig dreckig werden kann“, scherzt Thiele. Heute bleiben alle Zuhörenden verschont. Sie müssen den Sand nicht selbst sieben, die Geschwindigkeit des Wassers in den Böden messen und die Korngröße bestimmen.
Beraterin Nadine Hofmann hat stattdessen jede Menge Fragen mitgebracht. Und sie erzählt, dass viele Schülerinnen und Schüler, aber auch Studierende, die umsatteln möchten, bei ihr Rat und Unterstützung suchten. „Dabei geht es insbesondere immer wieder um das Bauingenieurwesen. Gerade mit Blick auf den Arbeitsmarkt ein interessantes Studium“, konstatiert Hofmann, inzwischen schon auf dem Weg ins größte Labor der Fakultät, die Versuchshalle. An einem Modell eines Stahlbetonbalkens erklärt Dr. Thomas Klink dort, welche Kräfte auf ein solches Bauwerk einwirken, wie viel Druck- und Zugspannung Beton und Stahl kompensieren können – und dass ein Riss in einer Brücke nicht automatisch das Schlimmste bedeutet. „Toll, wie die jungen Leute anhand solcher Beispiele auf die Praxis vorbereitet werden“, sagt Hartmut Nitschke, akademischer Berater aus Zwickau. Für ihn sei es beeindruckend, wie anschaulich der Studienbetrieb dargestellt wird. „So nehmen wir Berater natürlich ganz andere Informationen mit zurück an unseren Schreibtisch und in die Gespräche mit den Schülern.“
Fotos: Claudia Bothe