Matthäikirchhof zu Leipzig — Wie weit darf Geschichte die Stadtentwicklung beeinflussen?
Das Areal Matthäikirchhof zu Leipzig, vielen besser bekannt als Runde Ecke, ist der archäologisch erforschte Geburtsort der Stadt Leipzig. Hier stand die erste nachweisbare Befestigung der Gründungssiedlung aus dem 11. Jahrhundert, die Burg Libzi, später Franziskanerkloster, dann bürgerliche Wohnbebauung. Nach Kriegszerstörungen im 2. Weltkrieg wird der Großteil des Gebiets zum Standort der Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit und der Volkspolizei der DDR.
Nach dieser äußerst wechselvollen und stadtprägenden Geschichte steht dieser Ort vor einer grundsätzlichen Neudefinition: Die Leipziger Stadtgesellschaft steht aktuell vor der Frage, was dieser Ort zukünftig repräsentieren soll, welche Nutzungen hier platziert werden und vor allem, inwieweit die verschiedenen Spuren der Geschichte in der Neuplanung Integration finden sollen, können oder gar müssen?
Was bedeutet also der noch vorhandene Baubestand der Stasi Vergangenheit? Welche Rolle spielt die klerikale Vergangenheit inklusive der Frage, ob es einen Wiederaufbau der Matthäikirche geben sollte und/oder eine Wiederherstellung des bürgerlichen Wohnviertels um die Kirche? Und es könnte folgerichtig auch um die Frage nach der Sichtbarmachung des Siedlungsursprungs der ersten Leipziger Burg gehen.
Aktuell ist jedoch KEINE der historischen Nutzungen mehr vorhanden. Wieso sollten sie dann für die Weiternutzung dieses wichtigen Teils des Stadtzentrums noch eine Rolle spielen?
Der Vortrag ist Teil der öffentlichen Ringvorlesung „30 Jahre HTWK Leipzig“ im Wintersemester 2022/2023. Der Besuch ist kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht nötig.