Aus den „heiligen Hallen“ der reinen Bücherausgabe sind beliebte Lern-, Verweil- und Kulturorte geworden – wie unsere Hochschulbibliothek
Bibliotheken sind im Wandel: Wie kann ihre Zukunft aussehen? Welche Lernraumbedürfnisse haben die Studierenden und wie lassen sich die vorhandenen Flächen optimal nutzen?
Auf möglichst flexible Nutzbarkeit der Räume kommt es an, ist sich Ulrich Vetter sicher. Der jetzige HTWK-Professor war als Architekt maßgeblich an der Planung des 2009 eröffneten Bibliotheksgebäudes beteiligt. Im Nachhinein hadert er mit manchen Entscheidungen, die vor allem aus finanziellen Gründen getroffen wurden. Das betrifft den Einbau eines doppelten Bodens, der durch integrierte Stromzufuhr Voraussetzung für die unkomplizierte Änderung der Aufstellung von Regalen gewesen wäre. Die direkt an den Regalen angebrachte Beleuchtung sollte diese eigentlich ermöglichen, ohne neue Stromkabel verlegen zu müssen.
Seit der Eröffnung des Gebäudes ist die Digitalisierung sehr viel weiter fortgeschritten. Dass dies der Beliebtheit der Bibliothek als Arbeits- und Aufenthaltsort keinen Abbruch tut, zeigt die hohe Auslastung der Arbeitsplätze. In Hochphasen ist oft jeder einzelne Arbeitsplatz belegt.
Wie das Bibliotheksteam dieser Nachfrage gerecht wird, ist im Erscheinungsbild erkennbar: Es wurden viele Veränderungen geschaffen – mehr Sessel und Sofas für Kommunikationsinseln, höhenverstellbare Tische und die Möglichkeit des bewegten Arbeitens auf neuerdings zwei Walkolution-Laufbändern.
Neue Ideen für vorhandene Flächen
Die Frage, was sich aus Flächen machen lässt, die mit dem Wegräumen von Regalen gewonnen werden, warf Gerhard Hacker in den Raum: Tische? Sofas? Schallschutz-Kabinen? Als Professor für Bibliotheks- und Informationswissenschaft hat er einen fachlichen Blick auf die angesprochenen Themen. Es käme aber vor allem darauf an, welche Lernraumbedürfnisse in der Bibliothek am häufigsten artikuliert werden.
Student und Fachschaftsrat-Mitglied Julian Schiebener bestätigt, dass die Bibliothek vielen Mitstudierenden als erstes einfällt, wenn sie am Campus Lernräume suchen. Aus Studierendensicht dürften es allerdings mehr als zwei Gruppenarbeitsräume sein und außerdem verlängerte Öffnungszeiten. Auch schallisolierte Arbeitskabinen, beispielsweise für ungestörte Videokonferenzen, werden gewünscht.
In jedem Fall müsse es Räume für unterschiedliche Lernsituationen geben, merkt Professorin Gabriele Hooffacker an. So könne man in Silentium-Räumen keine Gruppenarbeit machen, brauche aber ebenso Carrels, wo jemand allein arbeiten kann.
Sie denkt zurück an die Zeit, als sie mit ihrem elf Kilo schweren Laptop in Bibliotheken unterwegs war und freut sich, heute dank der Hochschulbibliothek alle relevante Fachliteratur auf einem USB-Stick dabei haben zu können.
Zur Digitalisierung in der Bibliothek gehört auch eine unkomplizierte Reservierung der Gruppen- und Einzelarbeitsräume. Nutzende können schnell und komfortabel → Arbeitsräume buchen. Das Bibliotheksteam treibt die Entwicklung digitaler Services in Zusammenarbeit mit Daniel Töpel, an der Hochschule zuständig für Digitale Verwaltung und E-Government, erfolgreich voran.
Zur Zukunft der Hochschulbibliothek diskutierten Prof.in Gabriele Hooffacker (FIM & IDLL), Prof. Gerhard Hacker (FIM), Julian Schiebener (FSR FIM), Daniel Töpel (Digitale Verwaltung & E-Government) und Prof. Ulrich Vetter (FAS). Die Podiumsdiskussion fand im Rahmen der Veranstaltung „Bib Backstage“ zum 15-jährigen Bestehen des Bibliotheksgebäudes statt. Das Bibliotheksteam gewährte mit einer Hop-on-Hop-off-Tour mit verschiedenen Stationen einen Einblick in Tätigkeiten und Projekte, die hinter den Kulissen stattfinden.