Letztes Jahr ging der mit 1.000 Euro dotierte Preis an einen Absolventen des Maschinenbaus
Der DAAD-Preis für den besten Studienabschluss einer internationalen Studierenden bzw. eines internationalen Studierenden wurde im Oktober 2022 zum 26. Mal in Folge vergeben.
Mohammad Hussein kam infolge des Krieges in seinem Herkunftsland im Januar 2016 aus Syrien nach Deutschland. Er hatte dort nach dem Abitur ein technisches Diplom für den Bereich Erdöl- und Erdgas Engineering erlangt und anschließend bei einer Erdölfirma gearbeitet. In Deutschland angekommen, gab es erst einmal eine Enttäuschung: „Zwar ging es bei meiner Flucht nach Deutschland einfach darum, zu überleben. Aber als ich dann hier war, wurde mein syrischer Abschluss auf dem Arbeitsmarkt nicht anerkannt, ich konnte trotz meiner Kenntnisse nicht arbeiten und Geld verdienen. Also habe ich viel Deutsch gelernt, um ein neues Bachelorstudium anzufangen. Das musste schnell gehen, denn ich war schon 29 Jahre alt und mit 30 hatte man damals kein Anrecht auf BAföG mehr. Ohne BAföG hätte ich mir aber niemals das Studium leisten können.“ Ursprünglich interessierte er sich für einen Studiengang mit Schwerpunkt Energietechnik, entschied sich dann aber doch für den Bachelor Maschinenbau.
Bestärkungen und Schwierigkeiten
2019 nahm er den Bachelorstudiengang an der HTWK auf. Zwar fielen ihm die allgemeinen Fächer leicht, aber in Themen wie technische Mechanik, Festigkeitslehre oder auch die ingenieurwissenschaftliche Fachsprache musste er sich erst einfinden, obwohl er, wie alle internationalen Bewerber*innen an der HTWK, schon vor Studienstart Deutschkenntnisse auf Niveau C1 vorweisen musste. „Am Anfang war ich skeptisch, ob ich das Studium schaffen kann. Aber nachdem ich alle Prüfungen des 1. Semesters bestanden habe, wusste ich: Das Studium hier ist für mich machbar. Außerdem hat meine Familie immer an mich geglaubt und mich unterstützt.“ Motiviert hat ihn auch das Wissen, mit Deutschland einen Studienstandort zu haben, der Maschinenbau auf dem neuesten Stand der Technik lehrt und ihm später gute Jobchancen beschert, egal ob im klassischen Maschinenbau oder in seinem ursprünglichen Steckenpferd, der Energietechnik.
Der Kontakt zu den Professor*innen der HTWK gestaltete sich von Anfang an gut; Kontakte zu den Kommilitonn*innen zu knüpfen, war deutlich schwieriger. „Wenn wir in einem Seminar Gruppen bilden mussten, wurden wir Ausländer immer als letztes gewählt. Erst ab dem 3. Semester, als die Deutschen gesehen haben, dass ich zum Beispiel auch gut bin, oder in manchen Fächern besser als sie, wurden solche Situationen weniger.“ Trotzdem waren die deutschen Studierenden weiterhin sehr zurückhaltend, was über das Studium hinausgehende Freundschaften anbelangte. Dass die internationalen Studierenden daher meist unter sich bleiben mussten, findet er sehr schade. „Ich bin ein sehr sozialer Mensch. Ich dachte mir dann, vielleicht braucht das in Deutschland sehr viel Zeit. Oder vielleicht liegt es am Fach – Maschinenbauer sind vielleicht einfach nicht wie die Studierenden aus Fächern wie Sozialer Arbeit…“ erzählt er lächelnd.
Ein Preis für vielfältiges Engagement
Im Rahmen des Bachelorstudiums absolvierte er 2022 ein Praktikum im Porsche-Werk Leipzig und schrieb dort auch seine Bachelorarbeit, eine Konzeptuntersuchung zur Qualitätsendkontrolle bei der Achsmontage. Aufgrund seiner Fähigkeiten und Zielstrebigkeit schloss er ihn in der Regelstudienzeit mit der sehr guten Note 1,8 ab. Doch der DAAD-Preis wird nicht nur für sehr gute akademische Leistungen verliehen, sondern ehrt auch soziales Engagement. Mohammad Hussein engagiert sich im deutsch-syrischen Verein DOZ Leipzig e.V. im Projekt „Almanya auf Arabisch“. Außerdem arbeitet er seit Oktober 2021 ehrenamtlich im Dezernat Studienangelegenheiten der HTWK mit, im DAAD-Projekt „Welcome“, das diverse Angebote für die internationalen Studierenden bereithält. „Manchmal hatte ich das Gefühl, es wird nicht gerade erwartet, dass wir Geflüchteten studieren können und wollen. Deswegen waren Projekte wie „Welcome“, aber auch eine persönliche Ansprache durch die Professor*innen wichtig für mich. Dadurch fühlt man sich gesehen und fühlt sich auch wohler an der Hochschule.“
Jetzt, nach dem erfolgreichen Abschluss, kann er zufrieden zurückblicken. „Ich danke meiner Familie, dass sie von Anfang an gesagt haben: ‚Du schaffst das, Mohammad.‘ Ich bin auch sehr froh, dass das Studium in Deutschland kostenlos ist. Ich habe Freunde in anderen Ländern, da ist das nicht so. Hier bekommt man sogar finanzielle Unterstützung. Außerdem bedanke ich mich bei der HTWK für den Studienplatz und bei den Beraterinnen an der Hochschule für ihre Betreuung der internationalen Studierenden.“
Seit Oktober 2022 sattelt er nun einen Master in Maschinenbau an der HTWK auf und arbeitet weiterhin als Werkstudent bei Porsche. Bei der feierlichen Immatrikulation im Gewandhaus hat Mohammad Hussein den DAAD-Preis 2022 verliehen bekommen. Wir gratulieren ganz herzlich und wünschen viel Erfolg für den Master an der HTWK Leipzig.ch und wünschen viel Erfolg für den Master an der HTWK Leipzig.
Foto: Swen Reichhold