Report 2021 Der Jahresbericht der HTWK Leipzig Schwerpunkt: Perspektivwechsel

Rektor Prof. Mark Mietzner editorial Liebe Mitglieder der HTWK Leipzig, sehr geehrte Leserinnen und Leser, in dieser Ausgabe möchte ich Sie einladen, mit uns gemeinsam die Perspektive zu wechseln und den Blick auf neue sowie sich stetig entwickelnde Themenfelder zu richten. Als ich Mitte 2019 zum Rektor der HTWK Leipzig gewählt wurde, war nicht absehbar, dass meine Arbeit in den folgenden Jahren durch Krisenmanage­ ment geprägt sein würde. Diese Zusatzaufgabe forderte nicht nur mich, sondern alle Hochschulangehörigen immer wieder zum Umden­ ken, Neudenken, Umdisponieren und schließlich zum Beschreiten neuer Wege. Themen wie Digitalisierung in der Lehre sind nun kein reines Versuchsfeld mehr, son­ dern entwickelten sich zu einem erwartbaren Standard. Ein Arbeiten, während soziale Interaktion reduziert werden musste oder sich sogar Teile eines Forschungs­ teams in Quarantäne befinden, konnte nach so langem Ausnahmezustand kein Sonderfall mehr sein, sondern musste zur Regel werden. Ein hohes Maß an Beweglich­ keit ist deswegen selbst in altehrwürdigen Institutionen wie Hochschulen gefordert. Diese Herausforderung hat die HTWK Leipzig nicht nur angenommen, sondern auch gemeinschaftlich mit Bravour gemeistert. Bereits in meiner Antrittsrede betonte ich die Heraus­ forderungen durch den stetigen Wandel in Wissen­ schaft und Gesellschaft, denen es eine hohe Priorität einzuräumen gilt, wenn es um die politische, inhalt­ liche und äußere Ausrichtung der Hochschule geht. Dies ist uns meiner Meinung nach sehr gut gelungen. Viele unserer Forschungsprojekte wirken direkt in gesellschaftlich relevante Themen – Erkenntnisse dar­ aus können unmittelbar in die Gesellschaft übertragen werden. Einige davon sehen Sie in dieser Ausgabe. Hochschulen haben gegenüber der Öffentlichkeit eine große Verantwortung: Sie stellen die Fachkräfte, Weg­ bereiterinnen und Wegbereiter sowie Lösungsansätze von morgen. Eine starre Thementrennung ist kaum noch möglich und im Grunde auch falsch, denn die Grenzen der Dis­ ziplinen verschwimmen ganz zu Recht. Digitalisierung kann nicht mehr ohne Nachhaltigkeit gedacht werden und Forschung nicht ohne Interdisziplinarität. Meine Vision ist es, die Hochschule noch stärker zu einem Ort zu machen, an dem grundsätzlich die Perspektive gewechselt, über den Tellerrand hinausgeschaut und interdisziplinär gearbeitet wird. Schauen Sie gemeinsam mit uns in diesem Report zurück und nach vorn – und in gänzlich neue Kapitel. Viel Spaß bei der Lektüre! Ihr Mark Mietzner, Rektor der HTWK Leipzig

Inhalt 3 Nachhaltigkeit 64 Senatskommission „Klimaneutralität und Nachhaltigkeit“ 66 Nachhaltige Bibliothek 68 Wohlfühlklima im Büro: Komfortlab 70 Im Interview: Prof.in Rossi­Schwarzenbeck und Fabian Görgen 72 Städtisches Biotop: Den Leipziger Auwald entdecken 74 Studentische Initiative: ein gutes Jahr für die HTWK­Bienen Zahlen 89 Überblick 2021 90 Studium in Zahlen 94 Deutschlandstipendium 95 internationale Studierende Transfer & Wirksamkeit 44 Preisverdächtig: Jakob­Leupold­Medaille, Preis des HTWK­Fördervereins und Dissertationspreis 48 DAAD­Preis­Verleihung 50 HTWK story: „Akustisch hochkomplex“ 52 Menschen an der HTWK 54 Auf der Spur ihres Ahnen: Ur­Ur­Enkelin Ludwig Niepers zu Besuch 56 Forschung im Alltag: Wie Rechenmodelle die Virenausbreitung vorhersagen können 58 Im Interview: Alumnus Christian Schuffenhauer 60 Aus Sport wird Gesundheitsmanagement Daten & Struktur 77 Finanzbericht 2021 80 Finanzübersicht 82 Mittelverteilung und Fakultätsbudgets 2021 83 Drittmitteleinnahmen 84 Organigramm der HTWK Leipzig 85 Struktur und Gremien: Wer macht was? 96 Impressum

as HTWK-Jahr 2021 Chronologie 5 Am 1. Oktober 2021 begann die neue Amtszeit der Gleichstellungs­ beauftragten an der HTWK Leipzig: (v.l.n.r.) Susanne Janicke­Seitz, Therese Pagel, Prof.in Hanna Brodowsky, Heidrun Ritter (hinten), Prof.in Cornelia Manger­Nestler, Anke Schlegel, Maria Schyika, Katrin Mandler, Silvia­Paketuris­Scholer, Dr.in Julia Herrmann, Christiane Rasch, Prof. Mark Mietzner 10/21 Neu immatrikuliert: HTWK Leipzig begrüßt rund 1.700 „Erstis“ › › › › › › Ferienhochschule erfolgreich: Mädchen und Jungen der Klassenstufen 10 bis 12 haben in vier Tagen bunte Einblicke in das Studium an der HTWK Leipzig gewonnen Für die Zukunft: Students for Future HTWK laden in der sogenannten „Nachhaltigkeitswoche“ zu einem abwechslungsreichen Programm Bleibt alles anders? Die Post­Covid­Ringvorlesungsreihe im Rahmen des studium generale thematisiert in 13 Veranstaltungen Nach­ und Nebenwirkungen der Corona­Pandemie Ausgezeichnet: Der mit 1.000 Euro dotierte DAAD­Preis geht an Bauingenieur Wadah Mohammed ( S. 48) Actemium Deutschland verleiht zum dritten Mal Förderpreis Angewandte Digitalisierung an drei Studierende der HTWK Leipzig ( S. 45) 25 Studierende von Hochschulen in Frankreich, Italien, Jordanien, Nordzypern, Rumänien, Spanien, Tunesien, der Ukraine und den USA starten ihr Austauschstudium an der HTWK Leipzig › Wow­Effekt für Testerinnen und Tester: Das HTWK­Gründungsteam Recovics unterzog seine Handorthese für die Fingertherapie einem ersten erfolgreichen Gebrauchstauglichkeitstest › Wechsel der Gleichstellungs­ und Frauenbeauftragten: Neben den dezentralen Gleichstel­ lungsbeauftragten trat in diesem Jahr auch die neue Frauenbeauftragte, Dr.in Julia Herrmann ihr Amt an. Ihre Vorgängerinnen, Christiane Rasch (2016­2020) und Maria Schyjka (2020–2021), wurden verabschiedet. (siehe Foto) 09/21 › › › Fakultät Ingenieurwissenschaften der HTWK Leipzig präsentiert Agro­Photovoltaik Projekt beim „SILBERSALZ Festival 2021“ in Halle Für seine Masterarbeit zur Entwicklung einer Funksensorapplikation wurde Hannes Hartwig mit dem 1. Preis des VDI Bezirksvereins Leipzig e.V. prämiert „Wissenschaft findet Stadt“: Das Mentoringprogramm gab insgesamt 17 Studentinnen Einblicke in die Leipziger Stadtverwaltung als potenzielle Arbeitgeberin

Chronologie 7 05/21 › Beim Schülerwettbewerb ExperiWatt, der als Video­Challenge „EffektWerkstatt 2021“ stattfand, entstanden kreative Kurzfilme, von denen vier Gewinnervideos gekürt wurden › HTWK Robots zurück im Wettkampf: 2. Platz beim ersten Event seit Corona 04/21 › Gut gecoacht: zum ersten Mal werden 14 studentische E­Coaches an der HTWK Leipzig ausgebildet und in der Peer­Arbeit eingesetzt, um digitale Kompetenzen auf Augenhöhe zu vermitteln ( S. 24) 03/21 02/21 01/21 › Herzlich willkommen, Incomings: Neue Austauschstudierende unserer inter­ › nationalen Partnerhochschulen starten ins Sommersemester 2021 Auftakt der öffentlichen Ringvorlesung im Studium generale unter dem Thema „Wald – unter Klimastress und Nutzungsdruck“ › Mehr Nutzungsfreundlichkeit: Datenbankvorschläge und Broken­Link­Reports › › › › › stehen als neue Funktionen im Bibliothekskatalog bereit Leicht verständlich: Neues Video hilft bei der Erklärung des Prozederes zur Studienplatzvergabe 12. bis 14. März: Erster Hackathon von HTWK Förderverein und Relaxdays Stanford University listet weltbeste Wissen­ schaftlerinnen und Wissenschaftler auf: Prof. Hendrik Richter (Fakultät Ingenieurwissenschaf­ ten) und Prof. Slavisa Aleksic (Fakultät Digitale Transformation) gehören zu den zwei Prozent der weltweit Besten 1.500 Teilnehmende: Tag der offenen Hochschul­ tür auch digital ein Erfolg ( S. 28) Das Helmholtz­Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und die HTWK Leipzig unterzeichnen gemeinsam mit dem an die Hochschule ange­ gliederten Forschungs­ und Transferzentrum (FTZ) einen Rahmenvertrag zum Ausbau ihrer Kooperation am Wissenschaftsstandort Leipzig Vorbereitungen für die Lange Nacht der Wissenschaften mit Rektor Prof. Mark Mietzner.

Hochschulpolitik und Entwicklung 9 Der Technik verpflichtet Schon 1992 wurde in Fortführung der Traditionslinie der Technischen Hochschule Leipzig das Bekenntnis zu einem besonderen ingenieur­ wissenschaftlichen Schwerpunkt der HTWK Leipzig getroffen, der seitdem über zwei Drittel der Studienkapazität der Hochschule auf sich vereint. Die HTWK Leipzig ist heute innerhalb des Einzugsgebietes der Großstädte Leipzig und Halle mit annähernd 2 Millionen Einwohnern mit ihrem technischen Schwerpunkt und ihrem breiten Leistungsspek­ trum das wichtigste ingenieurwissenschaftliche Ausbildungszentrum. Als Spitzenhochschule etabliert Die HTWK Leipzig bekennt sich zum Qualitätsanspruch einer modernen Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Die Gründung des Forschungs­ und Transferzentrums e. V. im Jahre 1996, der Beitritt zur European Universities Association (EUA) 2010, die Etablierung einer Kompetenzschule für Promovierende sowie die früh begonnene Entwicklung disziplinenüber­ greifender Profillinien in Lehre und Forschung waren wichtige Schritte auf dem Weg zu einer der forschungsstärksten Hoch­ schule für Angewandte Wissenschaften in Deutschland. Erfolgreich absolviert An der HTWK Leipzig werden in jedem Prüfungsjahr mehr als 1.100 Studierende zum akademischen Abschluss geführt. Im Prüfungsjahr 2021 graduierten 833 der insgesamt 1.157 Absolven­ tinnen und Absolventen in MINT­Fächern. Die Absolventinnen und Absolventen genießen bei Arbeitgebern einen hervorragenden Ruf und erzielen in Rankings regelmäßig vordere Plätze.

Hochschulpolitik und Entwicklung 11 Die (neuen) QM-Instrumente als Voraus- setzung für die Systemakkreditierung Das Qualitätsmanagement hat eine lange Tradition an unserer Hochschule. Anfang der 2000er Jahre wurde zunächst das Evaluationssystem sowohl organisatorisch als auch personell zentral im Pro- rektorat Bildung verankert. Die erste Evaluations- ordnung wurde verabschiedet, welche die Rahmen- bedingungen für die Durchführung verschiedener Befragungen absteckte. Die Studiengänge wurden im Zuge der Bologna-Reform auf Bachelor und Master umgestellt. Bis zum Jahr 2011 waren fast alle Studiengänge von externen Akkreditierungs- agenturen programmakkreditiert. Über die Jahre wurde der Übergang vom reinen Evaluationssys- tem in ein hochschulweites QMS vollzogen; neue Qualitäts sicherungsinstrumente wie das Prozess- management, das Feedbackmanagement sowie die verschiedenen Studienerfolgsprojekte wurden eta- bliert. Mit dieser Entwicklung wurde der Fokus der Qualitätssicherung von Lehre und Studium auch auf die Bereiche Forschung und Verwaltung ausgeweitet. Die Grundlagen für eine erfolgreiche Systemakkre- ditierung wurden also bereits in den letzten zwei Jahrzehnten gelegt. In den vergangenen Jahren wurden die vorhandenen QM-Instrumente ergänzt und – im Sinne des Qualitätskreislaufes und einer kontinuierlichen Verbesserung – sinnvoll mitein- ander verknüpft. Dieser Prozess wurde von einer externen Beratungsagentur begleitet, um mithilfe fachlicher Expertise erfolgreich durch das Verfah- ren der Systemakkreditierung zu gehen. Die derzeitigen Mitglieder der Rektoratskommission Akkreditierung (RKA) v. l. n. r.: Prof. Markus Walz, Prof. Jochen Merker, Prof.in Annett Bierer, Prof. Lutz Engisch, Prof. Axel Klarmann, Prof. Ulrich Vetter, Prof.in Gerlind Schubert, Steffi Pietschmann, Prof. Tilo Heimbold (i.V. für Herrn Prof. Jäkel). Nicht im Bild sind die drei studentischen Vertretungen Alina Grummt, Maurizio Diego Härtel und Tom Sobotta. April 2020 Mai 2020 Oktober 2020 › Einreichen des Selbstberichts bei der Akkreditierungsagentur › Erste (virtuelle) Begehung durch die Gutachtergruppe › Einreichen der Stichproben­ dokumentation bei der Akkreditierungsagentur

Hochschulpolitik und Entwicklung 13 sind und angewendet werden. Auch die studenti- sche Beteiligung bei der Qualitätssicherung sowie das Einbeziehen externer Expertise war hierbei ein wichtiges Prüfkriterium. Die Gutachterinnen und Gutachter lobten abschließend das interne QMS der HTWK Leipzig und legten im Februar 2021 das finale Gutachten sowie eine Empfehlung zur Systemakkre- ditierung für den Akkreditierungsrat vor. Nach vier Jahren intensiver Arbeit der Lenkungs- gruppe Systemakkreditierung sowie der zahlreichen Akteure der Hochschule konnte unsere Hochschule dem Akkreditierungsrat alle Unterlagen, einschließ- lich Gutachterbericht vorlegen. Im Juni 2021 wurde die HTWK Leipzig vom Akkreditierungsrat mit zwei Auflagen systemakkreditiert. Die Unterlagen zur Auflagenerfüllung wurden eingereicht und werden vom Akkreditierungsrat geprüft. Nach der Systemakkreditierung ist vor der Systemakkreditierung Nach dem gemeinsam erreichten Erfolg muss das QMS nun ständig evaluiert, weiterentwickelt und hinsichtlich seiner Wirksamkeit und Akzeptanz auf allen Ebenen überprüft werden. Dies stellt sicher, dass die im Jahr 2029 anstehende Re-Systemakkre- ditierung erfolgreich abgeschlossen werden kann. Neben dieser kontinuierlichen Verbesserung des QMS und der Akkreditierung unserer Studiengänge steht auch die Entwicklung eines gemeinsamen Qualitätsverständnisses innerhalb unserer Hoch- schule im Fokus. – bm, sp Als neues QM-Instrument wurden die Beteiligung externer Expertinnen und Experten in Form von Fachbeiräten in den Studiengängen und die internen Stellungnahmen der Stabsstellen QM sowie Diversity, Inklusion und familiengerechte Hochschule etab- liert und die Partizipation der Studierenden gestärkt. Alle vier Jahre führen die Studiengänge zukünftig eine sog. Studiengangskonferenz durch. In diesem Format sollen Studierende und Lehrende über die Qualitätsentwicklung im Studiengang sowie über die Wirksamkeit und Weiterentwicklung von Maß- nahmen diskutieren und Verbesserungspotenziale eruieren. Im internen Akkreditierungsverfahren schließlich prüft die RKA anhand der eingereichten Dokumen- tation der QM-Instrumente sowie anhand eines Kriterienkatalogs, ob der Studiengang die formalen sowie die fachlich-inhaltlichen Kriterien erfüllt. Dabei wird ausführlich bewertet, ob ein Studiengang die gesetzlichen und hochschulspezifischen Quali- tätsziele erfüllt, und es werden Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Studienprogramms ausge- sprochen. Die Prüfkriterien umfassen zum Beispiel Vorgaben zur Studierbarkeit, Internationalisierung, Hochschuldidaktik und zum Anwendungs- und Pra- xisbezug der Studienprogramme. Systemakkreditierung: Der Weg zu mehr Autonomie Mit dem Umsetzen der genannten Weiterentwicklung des QM-Systems und der ersten internen Akkreditie- rung konnte der Antrag auf Systemakkreditierung gestellt werden. Danach folgten zwei Begehungen durch die externen Gutachterinnen und Gutachter, die aufgrund der Covid-Pandemie digital stattfanden. Um die Wirksamkeit unseres QM-Systems zu prüfen, wurden von den Gutachterinnen und Gutachtern mehrere Stichprobenstudiengänge ausgewählt, die einer genaueren Überprüfung unterzogen wurden. Hierbei wurde deutlich, dass die einzelnen QM-Ins- trumente innerhalb der Hochschule implementiert Juni 2021 › Entscheidung des Akkreditierungs­ rates über die Systemakkreditierung der HTWK Leipzig Mehr zum Thema online nachlesen

Hochschulpolitik und Entwicklung 15 HTWK­Rektor Prof. Mark Mietzner (rechts) mit (von links) Prof. Dr. Roger Gläser, Prorektor der Uni­ versität Leipzig, Bundesministerin für Bildung und Forschung Bettina Stark­Watzinger und HRK­Präsident Prof. Dr. Peter­André Alt im Vorfeld der Jahresversammlung 2022. Ein Blick voraus? Die HTWK Leipzig muss sich für die Zukunft und künftige Krisen wappnen. Die Hochschule darauf vorzubereiten und sie entsprechend auszurichten, dafür setze ich mich täglich ein. Hintergrund: In Zeiten zunehmender sozialer, politischer, ökonomischer und öko- logischer Vernetzung sichern die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und die Sächsischen Landesrektoren- konferenz (LRK) das Zusammenwirken der Hochschulen bei der Erfüllung ihrer Aufgaben auf Landes- und Bundesebene. Dabei verstehen sich beide Gremien als Stimme der Hoch- schulen in der Öffentlichkeit. Die Hochschulkonferenzen nehmen mit ihren Beschlüssen, Stellungnahmen und Empfehlungen am politischen Willensbildungsprozess teil und prägen die Gestaltung und Weiter- entwicklung unseres Hochschul- und Wissenschaftssystems. Die LRK befasst sich aber auch mit Fragen und Pro- blemen der gegenwärtigen und zukünftigen Hoch- schulpolitik. Unter meiner Leitung erarbeitete eine Arbeitsgruppe ein gemeinsames Positionspapier mit einem Bekenntnis zu mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit in Lehre, Forschung, Transfer und Hochschulverwaltung der sächsischen Hochschu- len. Damit positionieren sich die HTWK Leipzig wie auch die sächsischen Hochschulen insgesamt in diesem für Hochschulen und Gesellschaft gleicher- maßen wichtigen Themenfeld. Stichwort Zukunftsvertrag „Studium und Lehre stärken“ – was bedeutet dieser? Im Sinne einer langfristigen Planungssicherheit stellt das Sächsisches Staatsministerium für Wis- senschaft, Kultur und Tourismus (SMWK) Mittel aus dem „Zukunftsvertrag Studium und Lehre stärken“ zur Verfügung, damit die Hochschulen ihre Ziele erreichen und sich erfolgreich weiterentwickeln können. Mit 37 Stellen erhält die HTWK Leipzig die meisten der insgesamt 120 Stellen, die den sächsischen HAW aus diesem Programm zugeteilt werden. Künftig werden wir insgesamt rund 6.400 Studierende ausbilden und damit zur größten der fünf Hochschulen für Angewandte Wissenschaften im Freistaat Sachsen avancieren. Erstmals verein- bart wurde auch ein Aufwuchs der Studienanfänge- rinnen und -anfänger im Studienbereich Informatik. Mit dieser Zielsetzung baut die HTWK Leipzig nicht nur ihren starken MINT-Fokus aus, sondern leistet gleichzeitig auch einen Beitrag zur Bewältigung des Fachkräftebedarfs in der Region.

Bildung und Studium 17 Ferienhochschule 2021: live, digital, modular Während der sächsischen Herbstferien konnten sich vom 26. bis 29. Oktober 2021 Mädchen und Jungen der Klassenstufen 10 bis 12 über ein Studium an der HTWK Leipzig informieren und erste Einblicke gewinnen. Mit mehr als 90 Anmeldungen und 30 Einzelveranstaltungen ist die Ferienhochschule 2021 mit neuem Konzept und interessanten Angeboten gestartet – live, digital und modular. – as Großveranstaltungen trotz Corona – StreamTeam sei Dank! Während vielerorts Veranstaltungsausfälle durch Kontaktbe­ schränkungen an der Tagesordnung waren, ermöglichte das StreamTeam der HTWK Leipzig einer breiten Zuschauerschaft Zugang zu internen wie externen Events via Live­Stream. Die Gruppe aus Studierenden und Alumni setzt sich dafür ein, Studierende der Medientechnik so früh wie möglich durch Praxiserfahrung an den Live­Betrieb heranzuführen. Großver­ anstaltungen wie etwa die Holzbaufachtagung „Eastwood“ oder das E­Sports Turnier „LNC Masters“ waren 2021 große Bewährungsproben, die unterschiedlichste Herangehenswei­ sen nötig machten. – as Erneut unter den Top Ten Die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) zählt in diesem Jahr wieder bei drei Studiengängen zu den besten deutschen Hochschulen für Angewandte Wissenschaf­ ten (HAW): Ganz vorn mit dabei sind wie schon 2020 Informatik, Elektrotechnik und Maschinenbau. Zu diesem Ergebnis kamen rund 500 Personalverantwortliche von Unternehmen im Hochschul­ ranking des Magazins „WirtschaftsWoche“ 2021. Alljährlich werden sie gefragt, aus welchen der etwa 120 staatlichen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften sie in bestimmten Fächern bevorzugt ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen rekrutieren. – fp

Bildung und Studium 19 In der Vergangenheit gab es bereits einige digitale Anwendungen, die Teilaspekte wie etwa das Men- saangebot im Applikationsformat umsetzten. Ein Angebot jedoch, das alle studienrelevanten Infor- mationen gesammelt zur Verfügung stellt, gab es bislang nicht. Schon vor Corona stand fest, dass es einen großen Bedarf an übersichtlichen digitalen Informations- angeboten gibt. Ist-Analysen haben gezeigt, dass die Hochschule zahlreiche Angebote für Studie- rende bereithält, diese aber besser kommuniziert werden müssen. Aufbauend auf der Gesamtstra- tegie für Studienerfolg an der HTWK Leipzig und den Erfahrungen aus dem seit 2016 betriebenen Lernerfolgsrückmeldesystem wurde gemeinsam mit dem Prorektorat Bildung die Idee eines digi- talen Studienbegleitsystems entwickelt, welches Studierenden die Informationen und Angebote der Hochschule passgenau zum Studienverlauf unter- breiten soll. Die beiden Projektmitarbeitenden Nadine Feller und Sebastian Rahtjen setzen dabei auf ein mobiles und jederzeit abrufbares Angebot, weil so gut wie jede Studentin und jeder Student ein Smartphone besitzt und sich häufig auch darüber informiert. Zeitgleich beschäftigte sich Rektor Mark Mietzner mit der Idee neuer digitaler Medien für die Hochschule und man wurde sich schnell einig: Es sollte eine App werden – mit all jenen Features, die für Studierende nützlich sind. „Was gibt es heute in der Mensa?“ „Welche Lehrveranstaltung steht als nächstes auf dem Plan?“ „Wie war nochmal die Telefonnummer meiner Professorin?“ Wie wurde die App entwickelt? Mit dem Leitgedanken „Ich finde an meiner Hoch- schule ganz leicht alle Informationen, die ich brau- che, um erfolgreich zu studieren“ rückten Feller und Rahtjen die Hauptzielgruppe der App – Studierende – von Anfang an in den Mittelpunkt ihrer Bemü- hungen. Gleichzeitig führten sie Gespräche mit zahlreichen Anspruchsgruppen in der Hochschule. Es zeigte sich schnell, dass zu den funktionalen Anforderungen auch geklärt werden muss, woher Informationen letztlich kommen, in welcher Form diese vorliegen und wie ein neues Informations- und Kommunikationsmedium möglichst reibungsarm in bestehende Prozesse integriert werden kann. Eine Prüfung vergleichbarer Apps anderer Hoch- schulen gab Aufschluss über bereits bestehende Angebote, und es standen letztlich verschiedene Varianten zur Umsetzung im Raum: Von der Ent- wicklung einer eigenständigen Lösung (z. B. als Progressive Web App) über Gesamtpakete großer kommerzieller Anbieter bis hin zu bereits gelebten Varianten im sächsischen Hochschulumfeld. Auf- bauend auf der Analyse des Projektteams wählte das Rektorat Anfang Juni 2021 die „Open ASiST“-App der Bildungsportal Sachsen GmbH aus, da man hier von umfassenden Erfahrungen der Kolleginnen und Kollegen der Technischen Universität Chemnitz und der Technischen Universität Dresden profitieren konnte und mit diesen starken Partnerinnen das gemeinsame sächsische Produkt weiter voranbrin- gen will. Wenige Tage später wurde in einem großen Kick-Off-Meeting mit zahlreichen Angehörigen der HTWK der Startschuss für die neue HTWK-App gegeben und die Idee der „HTWK-App-Familie“ geboren, denn auch das Hochschulsportzentrum arbeitete bereits an seiner eigenen HOZ-App. JETZT BEI

„Auf der Startseite finden sich die wichtigsten drei Informationen auf einen Blick: Die Top-News der HTWK, das tagesaktuelle Mensaangebot sowie die nächste Lehrveranstaltung“, so Feller. „Mit der App greifen wir unter anderem ausgewählte Informatio- nen von der Webseite ab und führen sie in einem klaren Design mit einfacher Menüführung zusam- men.“ So gelangt man über weitere Klicks zum Bei- spiel zum Telefonverzeichnis, zu Raumübersichten, zur Hochschulbibliothek oder auch zur App des Hochschulsports. Das Hochschulsportzentrum (HOZ) arbeitet mit einem studentischen Entwicklungsteam, im Peer- to-Peer-Ansatz, an seiner „HOZ-App“. Während die HTWK-App vor allem Infos rund ums Studium liefert, bietet die HOZ-App neben den Informationen zum Sportangebot auch die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden: Die User sollen durch Cross-Media-Systeme zu einem bewegten und gesundheitsorientierten Alltag animiert werden. Über witzige Touren, ange- lehnt an das Geocaching, lernt man Stadt, Natur und Umgebung Leipzigs kennen. Die Verknüpfung zum Youtube-Kanal des HOZ sowie studentisch produ- zierte Podcasts zu Gesundheitsthemen runden das Angebot ab. So ergänzen die Apps einander – im Sinne einer „HTWK-App-Familie“. November 2021 › 04.11.2021 Veröffentlichung der iOS­App im Store › 10.11.2021 Veröffentlichung der Android­ App im Playstore › 12.11.2021 Auftaktmail und erste Nennung der App im Zuge der Pandemie­ Informationen › 22.11.2021 Artikel auf HTWK­Website › 15.12.2021 Veröffentlichung Floid­TV­ Interview mit dem Team der digitalen Studienbegleitung Bildung und Studium 21 Zukunftsaussichten Die App wird ständig optimiert und kontrolliert. In der „Open ASiST“- App-Community werden Erwei- terungen gemeinsam besprochen und umgesetzt. Die Funktion der individuellen Noteneinsicht ist aber zum Beispiel komplex und benötigt mehr Zeit. Daneben stehen auch der Ausbau des Studienguides, eine Überarbeitung der Stundenplanfunktion sowie Push-Benachrichtigungen und zahlreiche kleinere Optimierungen an. User-Feedback ist dabei immer willkommen und hilfreich. – nf, sr, ah Floid­TV Campus Compact Spezial: Wer steckt hinter der HTWK­App?

Die Digitalisierung von Studium und Arbeitswelt ist in vollem Gang und stellt zahlreiche Anforderungen an Studierende sowie Hochschulabsolventen und -absolventinnen. Kommunikation und Kollaboration mithilfe digitaler Medien, grundlegende Program- mierkenntnisse, Wissen um Urheber- und Lizenz- rechte und der Schutz digitaler Geräte – dies sind nur einige Beispiele für die zahlreichen digitalen Schlüsselkompetenzen, die zu einem erfolgreichen Studienabschluss und Berufsweg verhelfen. Um die Studierenden der HTWK Leipzig bestmög- lich in ihrer Qualifizierung unterstützen zu können, wurde das Studienerfolgsprojekt „Schlüsselkom- petenzen für digital gestütztes Lehren und Lernen“ unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus Hering, Prof. Dr. Gabriele Hooffacker und Prof. Dr. Jochen Merker von der Fakultät Informatik und Medien ins Leben gerufen. Das Projekt war sowohl am Prorektorat Bildung als auch am Institut für Digitales Lehren und Lernen (IDLL) verankert. Die Umsetzung des Vorhabens lag in den Händen der Projektmitarbei- terinnen Gloria Grundmann und Maria Uebel. Die Projektförderung erfolgte von September 2020 bis Februar 2022 in Co-Finanzierung des Europäischen Sozialfonds (ESF) und des Landes Sachsen. Was sollte erreicht werden? Das zentrale Projektziel bestand darin, Studierende zur aktiven Mitgestaltung von Digitalisierungspro- zessen während und nach ihrem Studium zu befähi- gen. Dies erfolgte in einem ersten Schritt durch die Vermittlung von digitalen Schlüsselkompetenzen an Studierende, die im Rahmen des Projektes zu E-Coa- ches ausgebildet wurden. In einem zweiten Schritt qualifizierten und berieten diese E-Coaches andere Studierende der Hochschule im Bereich des digital gestützten Lernens. Dafür entwickelten sie eigene Lernformate und führten diese als Schulungen in passenden Hochschulstrukturen durch. Zu den ent- wickelten Formaten gehören u. a. Schulungen im ingenieurwissenschaftlichen Bereich zur Nutzung von Python und Jupyter Notebooks, aber auch Ange- bote für internationale Studierende, für die Lernmo- dule zum digitalen Studium an der HTWK Leipzig entwickelt wurden. Die E-Coaches konnten für ihr Engagement in dem Projekt 2 ECTS-Punkte über das HochschulKOLLEG im Rahmen der Überfachlichen Kompetenzen erwerben. Bildung und Studium 23 Ein Resümee Das Projekt wurde sehr erfolgreich durchgeführt und hat in der kurzen Laufzeit von 17 Monaten bereits eine Perspektive für die Förderung von digi- talen Kompetenzen bei Studierenden der HTWK geschaffen. Die Abschlussevaluation zeigte, dass neben der umfassenden Betreuung die große Themenvielfalt innerhalb der Schulung von den E-Coaches besonders geschätzt wurde. Dazu zähl- ten z.B. Inhalte aus der IT-Sicherheit, Diversität in der digitalen Lehre, Kollaboration mithilfe digitaler Medien und vieles mehr. „Der Bedarf ist definitiv da! Die positiven Rückmeldungen der E-Coaches, deren Betreuenden sowie der Teilnehmenden zeigen, dass das E-Coaching-Projekt mit seiner Ausrichtung einen Nerv getroffen hat, der zukunftsweisend ist. Das Beispiel der Python- / Jupyter-Notebook-Schu- lungen hat gezeigt, dass damit auch eine nachhaltige Verankerung neuer Lehrtechnologien im Lehrkör- per vorangebracht werden kann.“ sagt Prof. Klaus Hering, Projektleiter. Um die Studierenden auch zukünftig im Bereich der digitalen Schlüsselkompetenzen unterstützen zu können, wurde das E-Coaching nach Projektende im März 2022 als ein weiterer Aufgabenschwerpunkt an das Peer Zentrum der Hochschule übergeben. – mu Die Projektmitarbeiterinnen Maria Uebel und Gloria Grundmann schulten und begleiteten die E­Coaches.

Bildung und Studium 25 Doch auch die Peer Teacher profitieren: Sie können in ihrer Persönlichkeit wachsen sowie didaktische und fachliche Kompetenzen erwerben. Die Stu- dierenden erhalten außerdem die Möglichkeit, ihr persönliches Netzwerk durch den Umgang mit Professorinnen und Professoren, Mitstudierenden und anderen hochschulrelevanten Stellen auszubauen. An der HTWK Leipzig haben sich bisher verschiedene Formate des Peer Involvement bewährt bzw. sind in der Erprobung: 1 Ersti-Coaches Im Rahmen der hochschulweiten Ein- führungswoche leiten studentische Ersti-Coaches u. a. Fakultätsrundgänge, Kennenlernrunden und Gespräche zu Erwartungen an das Studium. Sie machen die Studienanfängerinnen und -anfänger mit dem Stundenplan, den Studien- und Prüfungsordnungen sowie den örtlichen Gegebenheiten der Hochschule vertraut. In weiteren spezifischen Thementreffen unterstützen sie die „Newbies“ tatkräftig beim Einstieg ins Studium. Innerhalb einer zweitägigen Qualifizierung wer- den die Ersti-Coaches auf ihre Tätigkeit vorbereitet. 2 Mentoring+ Dieses Programm ist ein sich derzeit noch in der Erprobung befindliches Format. Es richtet sich an Studierende in besonderen Lebenslagen und soll ihnen eine studen- tische Ansprechperson zur Bewältigung ihrer individuellen Herausforderungen zur Seite stellen. Sie begleiten, unter- stützen und helfen bei der ersten Orien- tierung. Eine enge Zusammenarbeit mit Prüfungs- und Studienämtern sowie den Studiendekaninnen und Studiendekanen ist für eine qualitativ hochwertige Arbeit an dieser Stelle unabdingbar. 3 Tutorien Im Rahmen von Tutorien können die Studierenden ihr fachbezogenes Wissen festigen und sich auf Prüfungen vorbe- reiten. Diese werden von Studierenden höheren Fachsemesters meist lehrver- anstaltungsbegleitend durchgeführt. Die Teilnehmenden werden dazu angehalten, gemeinsam Aufgaben zu lösen und sich in Lerngruppen zusammenzufinden. Im Vorfeld ihrer Tätigkeit nehmen die Tutorinnen und Tutoren an einer Quali- fizierung teil, die ihnen didaktisches Werkzeug an die Hand gibt und in der sie sich mit Aufgabenprofilen, Chan- cen, Grenzen sowie Herausforderungen auseinandersetzen. 4 E-Coaching Das E-Coaching hat sich zum Ziel gesetzt, den Erwerb und die Erweiterung der digi- talen Kompetenzen von Studierenden zu fördern. Dazu nehmen die teilnehmen- den Studierenden an einer semester- begleitenden Schulung teil, die sie zu E-Coaches qualifiziert, und entwickeln anschließend ein Lehr-Lernformat für andere Studierende im Bereich der digi- talen Schlüsselkompetenzen, zum Bei- spiel im Bereich digitales Studium oder Programmiersprachen. Das Peer Zentrum lotet beständig neue Möglichkeiten zur Unterstützung Studierender der HTWK Leipzig mittels Peer-Involvement aus, entwickelt und erprobt neue Formate und ist dabei stets offen für Anregungen, Ideen und Fragen.

Bildung und Studium 27 TEILPROJEKT B: Digitaler Aufgabenpool mit individuellem Feedback in Statik, Mechanik und Dynamik eines E-Assessments, mit dessen Hilfe klausur-, unterrichts- und versuchsvorbereitende Inhalte als auch die Anfertigung des Versuchsprotokolls ein- gebunden werden sollen. Leitung: Prof.in Gerlind Schubert In diesem Teilvorhaben besteht das Ziel darin, einen digitalen Aufgabenpool in Opal/Onyx für angehende Ingenieurinnen und Ingenieure aufzubauen. Das Selbststudium spielt neben der Präsenzlehre in der Baustatik eine wichtige Rolle und stößt bei analo- ger Aufgabenbearbeitung durch die Studierenden immer wieder an Grenzen. Einerseits ist dort die Überprüfung der korrekten Ergebnisse und Lösungsansätze schwierig, andererseits kann eine intensive und individuelle Betreuung durch Leh- rende nicht immer gewährleistet werden. Durch den entstehenden Aufgabenpool soll den Studierenden die Möglichkeit gegeben werden, sich besser selbst- ständig auf Prüfungen vorzubereiten, Belegarbeiten eigenständig zu erarbeiten oder Seminare vor- und nachzubereiten. Dabei ist ein wichtiger Aspekt die Verwendung von individuellen Feedbackbaustei- nen, die die Anwenderinnen und Anwender auf gemachte Fehler aufmerksam machen und gleich- zeitig Lösungswege aufzeigen. Der Aufgabenpool soll später von verschiedenen Fakultäten und Hoch- schulen genutzt und ergänzt werden können. TEILPROJEKT C: Automatisierte Durch- führung und Auswertung von ingenieurwis- senschaftlichen Online-Praktika in Mess- technik/Industrielle Messtechnik Leitung: Prof. Mathias Rudolph Laborpraktika sind im Lernprozess für Studierende der Ingenieurwissenschaften insbesondere auf- grund der dortigen anwendungsbezogenen prak- tischen Wissensvermittlung und der Entwicklung sozialer sowie fachlicher Kompetenzen, essentiell. Der wesentliche Nachteil der Versuchsdurchführung in Präsenz besteht darin, dass für die Teilnahme am Lehrangebot wenig Spielraum zur örtlichen als auch zeitlichen Flexibilisierung besteht. Dieser Nachteil trat besonders während der COVID-19-Pandemie in den Vordergrund. Ein Lösungsansatz für eine pra- xisnahe Digitalisierung dieser Versuche besteht in der Realisierung eines Fernzugriffs auf die für den Versuch notwendigen Laborgeräte. Einen weiteren Bestandteil der Digitalisierung bildet die Umsetzung TEILPROJEKT D: Automatisiertes Prüfen von Kompetenzen im Erstellen von graphischen Zusammenhängen in MINT-Fächern Leitung: Prof. Andreas Thor und Prof. Tilo Strutz In vielen technischen Fächern gehört das Skizzieren von Sachverhalten, z.B. in Form von Signaldiagram- men, UML-Diagrammen, Ablaufplänen oder Block- schaltbildern, zu den wesentlichen zu erlernenden Kompetenzen. Heutige Systeme zum E-Assessment stützen sich allerdings mehrheitlich auf Tastatur- eingaben. Kompetenzen, welche eine zeichnerische Eingabe erfordern, können somit nicht überprüft werden, was jedoch gerade in MINT-Fächern unab- dingbar ist. Innerhalb des Projekts wird dazu ein Werkzeug entwickelt, welches eine von Studieren- den entworfene Zeichnung analysieren kann, d. h. die einzelnen Komponenten und ihre Beziehung zueinander identifiziert, und im Abgleich mit einer Musterlösung automatisch bewertet. Des Weiteren wird durch den Vergleich ein detailliertes Feedback an die Studierenden gegeben, um beispielsweise zu zeigen, welche Komponenten noch fehlen oder wo es fehlerhafte Darstellungen gibt. Das Projekt wird fakultäts- übergreifend an der HTWK Leipzig umgesetzt und vom 1. August 2021 bis 31. Juli 2024 durch die Stiftung Innovation in der Hochschul- lehre gefördert.

Kennenlernen in digitalen Räumen „Mit großer Spannung haben wir diesem Tag der offenen Tür im neuen Format entgegengefiebert. Wie würden die verschiedenen Angebote angenom- men? Werden die Studieninteressierten die telefo- nische Studienberatung überhaupt nutzen? Umso mehr freuten wir uns, dass der Tag auf so großes Interesse gestoßen ist!“, berichtet HTWK-Studien- beraterin Anne Herrmann. „Spürbar war an vielen Stellen, dass die Studieninteressierten dankbar sind für den direkten Austausch, die Möglichkeit, individuelle Fragen zu stellen und Einblicke in die Hochschulwelt zu bekommen.“ Während zweier Webinare zur Studienorientierung wurden so viele individuelle Fragen gestellt wie noch nie zuvor. Die Möglichkeit, mit Studierenden in ein persönliches Gespräch zu kommen und an deren Erfahrungen teilzuhaben, erwies sich im Feedback der Teilnehmerinnen und Teilnehmer als besonders wertvoll. Neue Formate schaffen neue Möglichkeiten Bei der Vorstellung des kooperativen Studiengangs Fernsehproduktion brachte Professorin Gabriele Hooffacker den Interessierten die Studieninhalte anhand von Kurzfilmen der eigenen Studierenden näher. Dieses lebendige Beispiel veranschaulichte zugleich den hohen Praxisbezug im Studium. Anschließend stand Prof.in Hooffacker den Schü- lerinnen und Schülern Rede und Antwort in allen Fragen rund um eine duale Hochschulausbildung als praxisintegrierte Lösung, die für viele Zuschaue- rinnen und Zuschauer von Interesse war. Bildung und Studium 29 Die digitalen Veranstaltungen der Studiengänge Betriebswirtschaftslehre und International Manage- ment glänzten mit gut 100 Teilnehmenden. Drei wei- tere Veranstaltungen aus der Architektur übertrafen mit insgesamt rund 240 Interessierten sämtliche Erwartungen. So zählten diese zu denen mit der höchsten Besucherfrequenz. Matthias Grunwald, Professor für Städtebau, zeigte sich begeistert: „Das digitale Format hat hervorragend funktioniert und viele Vorteile mit sich gebracht. Zum einen gab es die Möglichkeit, auch im Chat Fragen zu stellen. Zum anderen fand durch die Kameras dennoch ein persönlicher Austausch statt. Fazit: Es ist natürlich besser, die Leute „live und in Farbe“ kennenzuler- nen. Aber vielleicht könnte man die guten Erfahrun- gen mit dem Digitalen als Ergänzung für die Zukunft mitnehmen.“ Dass aus den Herausforderungen dieser digitalen Transformation Chancen und ein Mehrwert entste- hen sollten, war zu Beginn der Planung des Tags der offenen Hochschultür nicht klar. Aber die Zahlen belegen: die digitalen Angebote stärken die Sicht- barkeit und Reichweite der HTWK Leipzig. Auch wenn sich alle auf den Tag freuen, an dem solche Angebote wieder in Präsenz stattfinden, ist es abso- lut sinnvoll, die Veranstaltungen um digitale Ange- bote zu erweitern. – fr, cb Rückblick zum virtuellen Tag der offenen Tür am 14. Januar 2021 (Video)

Blick hinein 31 „Es sollte sowohl ein Hörsaal und Konferenz raum als auch ein flexibler Ort der realen und virtuellen Interaktion, Inter- operabilität und Zusammenarbeit werden – und genau das ist hier gelungen“ Prof.in Rossi-Schwarzenbeck Ausstattung • Cave: Cave Automatic Virtual Environment • Virtual-Reality-Brillen • Augmented-Reality-Brillen • Flexible Monitore mit Multi- Touch-Funktion • Hochleistungsfähige PC-Arbeits- plätze • Multifunktionstische • Vielfältige Softwareanwendungen • Konferenzmobiliar Blick hinein

Forschung 33 Rückblick auf das Forschungsjahr 2021 12/21 10/21 07/21 06/21 01/21 › HTWK Leipzig erhält Zuschlag für Millionenförderung aus neuer DFG-Großgeräteaktion Als eine von sechzehn Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Deutschland erhält die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig eine Förderung in der neugeschaffenen Großgeräte­ aktion für Hochschulen für Angewandte Wissenschaften der Deutschen Forschungsgemeinschaft über rund eine Million Euro. › Neue Technologie ermöglicht Implantate mit Zusatzstoffen Dr. Tobias Flath erhält den Dissertationspreis 2021 der Stiftung HTWK für seine Forschung zu medizinischem 3D­Druck. ( S. 44) › Die Nacht, die Wissen schaffte Spielerisch, informativ und interaktiv war die Lange Nacht der Wissen­ schaften 2021 an der HTWK Leipzig, die pandemiebedingt erstmalig vorwiegend virtuell stattfand. ( S. 34) › Verbesserte Forschungsbedingungen für Promovierende Fünf Jahre: Graduiertenzentrum der HTWK Leipzig zieht eine positive Bilanz. ( S. 36) › HTWK, FTZ und UFZ verleihen Zusammenarbeit neue Qualität Mit dem Vertrag und den konkreten Vereinbarungen zu gemeinsamen Schutzrechten sowie zur Nutzung wissenschaftlicher Infrastruktur sollen die langjährige und vertrauensvolle Zusammenarbeit weiter gefestigt sowie Synergien ausgebaut und auf eine breitere Grundlage gestellt werden. Aktuelles aus der Forschung online lesen

Forschung 35 Eindruck aus dem virtuellen Foyer des Nieper­Baus. Spaß haben und Neues lernen Besonders beliebt waren die Angebote für Kinder. Schnell vergriffen waren die Bastelpakete für zu Hause, mit denen Kinder Kühlschrankmagneten aus Beton herstellen konnten. Sowohl Kinder als auch Eltern bedankten sich bei Ludwig Hertwig vom Betonkanuteam „für die tolle Idee“, denn sie hatten „sehr viel Spaß“. Hertwig erzählt: „Mit der Bastelaktion konnten die Kinder den Baustoff Beton kennenlernen. Damit wollten wir zeigen, wie viel- fältig Beton sein kann. Aus demselben Grund stellen wir auch Kanus aus Beton her.“ Auch die Mitarbeiterinnen der Hochschulbibliothek freuten sich über die mehr als zweihundert Kinder, die auf eine digitale Schnitzeljagd gingen. Dabei konnten die 9- bis 13-Jährigen mit Spielen ihr Wis- sen rund ums Internet, Social Media und Computer- spiele testen. Rund fünfzig Kinder holten sich am Ende ihren Gewinn ab: ein Hörspiel zum Download. Jugendliche und Erwachsene konnten online ver- schiedene Vorträge, Workshops und Live-Demons- trationen besuchen. Sie sprachen mit Expertinnen und Experten über Solarenergie, Elektromobilität, nachhaltige Verpackungen, Social Media in Museen, künstliche Intelligenz oder 3D-Modellierung im Bauwesen. So wurde aus der Langen Nacht der Wissenschaften eine Nacht, die für Staunen und Aha-Momente sorgte. Neben den vielen Online-Angeboten öffnete die Hochschule für kleine Gruppen auch ein paar Türen: In drei Rundgängen führte Prof. Steffen Winkler durch das Sanitärtechniklabor. Die Kinder und Erwachsenen staunten über das dreigeschos- sige Abwassersystem und lernten, wie Wasserlei- tungen von innen aussehen, warum es manchmal zu Verstopfungen kommt und verfolgten den Weg eines Probekörpers bei der Reise von der Toilette bis zur Kanalisation. „Ich bin überrascht, wie kom- plex ein Rohrleitungssystem ist und was für äußere Einflüsse beim Funktionieren eine Rolle spielen“, so die Studentin Olivia De Almeida, die den Rundgang besuchte. Weiterhin online Rundgänge wie diese leben vom Moment und sind unersetzlich. Doch auch Digitales hat seine Vorteile: Es ist langlebiger und erreicht mehr Menschen. Neben der digitalen Schnitzeljagd sind alle Videos weiterhin online zu sehen, so auch die Gewinner- videos des Promovierenden-Wettbewerbs „Außer- gewöhnlich angewandt“. Langfristig verfügbar sind ebenfalls ein virtuelles Geotechnik-Labor und ein digitaler Showroom zum Carbonbeton. Im virtuel- len Ausstellungsraum gibt es außerdem 3D-Modelle, beispielsweise von einem HTWK-Gebäude. Forschungseinblicke vor Ort

Forschung 37 Das sagen Promovierende Erfolge: Förderung, Betreuung, Qualität In mehreren Videos, die anlässlich des Jubiläums entstanden sind, blicken Promovierende und Pro- movierte auf Ihre Erfahrungen mit dem GradZ zurück. Da runter Maik Wolf, der zur Zustandsdia- gnostik von Straßenbahnen promoviert und am 8. Juni 2016 die Eröffnungsrede hielt. „Ich freue mich sehr, wie sich das GradZ seitdem entwickelt hat und wie gut es mit den Promovierenden arbeitet.“ Auch Vivien Zschammer erinnert sich an ihre Zusammen- arbeit mit dem GradZ. „Zu Beginn meiner Promo- tion musste ich viele bürokratische Hürden über- winden. Durch die Unterstützung des GradZ konnte ich schnell und unkompliziert in meine Promotion starten.“ 2024 will sie ihre Doktorarbeit zu politi- scher Meinungsbildung durch Influencerinnen und Influencer in Social Media vorlegen. Seit Gründung des GradZ sind an der HTWK Leipzig viele strukturelle Verbesserungen für Nachwuchs- forschende entstanden, insbesondere in puncto bedarfsorientierte Förderung und Finanzierung. Durch verschiedene, auch HTWK-eigene Stipen- dienprogramme konnten seit 2016 vierzig Stipen- diatinnen und Stipendiaten, fünf Postdocs und vier ESF-Nachwuchsforschungsgruppen unterstützt werden. „Ein weiterer wichtiger Meilenstein 2021 war die Einführung einer obligatorischen Betreuungsver- einbarung“, so GradZ-Koordinatorin Hannemann. Diese regelt die Rechte und Pflichten der Promo- vierenden und der Betreuenden an der HTWK Leipzig, definiert das Thema und einen Zeitplan für die Promotion. „Erstmalig wird es verbindlich, zen- trale Bausteine für eine erfolgreiche Promotion im Detail zu formulieren. Dazu gehört die Diskussion gegenseitiger Erwartungen und wissenschaftlicher Standards.“ Prof. Ralf Thiele, wissenschaftlicher Leiter des GradZ, resümiert: „Unsere Promovierenden sind engagierte, motivierte und exzellente Forschende. Ihre Zahl nimmt stetig zu. Seit der Gründung des GradZ haben über fünfzig Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Doktorarbeiten verteidigt – und unsere Promovierten sind begehrte Fachkräfte in Wirtschaft und Wissenschaft.“ — frb, kh Promovierende der HTWK Leipzig: Vivien Zschammer, Fabian Görgen, Franz Anders, Rosa Elena Ocaña Atencio (v.l.n.r.), Max Böhme (vorn) 5 Postdoc- Förderungen 4 Nachwuchsfor- schungsgruppen wurden gefördert > 50 abgeschlossene Promotionen > 80 Workshops bei CompeTE+

Forschung 39 Not macht erfinderisch Am Beispiel einer mehr als hundert Jahre alten Dachbauweise demonstrieren die Leipziger For- schenden, wie traditionsreiche Baumethoden mit- hilfe der Digitalisierung ins Heute überführt werden können – und dabei Ressourcen schonen. Nach dem Ersten Weltkrieg herrschte Material- und Wohnungsnot. Deswegen erdachte der Merseburger Stadtbaurat Friedrich Zollinger eine besonders effizi- ente Baumethode für Dächer: eine gekrümmte, frei- tragende Konstruktion aus kurzen Hölzern, heute bekannt als Zollingerdach. Damit wurden bis 1928 mehr als tausend Häuser und Hallen in Deutschland überdacht. Warum also ist diese sparsame Bauweise so gut wie verschwunden? Was können wir heute, was Zollinger damals noch nicht konnte? Die Forschenden fanden heraus, dass sowohl tech- nische als auch wirtschaftliche Defizite die Bauweise verschwinden ließen. Der Aufbau war zeit- und personalintensiv und trieb die Kosten in die Höhe. Außerdem gab es seinerzeit nur acht feste Dachgrö- ßen. Das größte technische Manko: An den Knoten- punkten, wo die Lamellen miteinander verbunden sind, verschob sich die Konstruktion über die Jahr- zehnte. Die Dächer verformten sich sukzessive. So wird eine jahrhundertealte Holzbauweise zukunftsfähig Trotzdem sehen Stahr und sein Team großes Poten- zial im Zollingerdach – denn Ressourcen schonen ist auch heute aufgrund des Klimawandels essenziell. Die Forschenden beseitigten konstruktive Mängel durch ein vereinfachtes Verbindungskonzept und erweiterten den Bauprozess um die Möglichkeiten der Digitalisierung. Jeder Arbeitsschritt – von der Idee bis zur Umsetzung auf der Baustelle – profitiert davon. Es beginnt bei der Planung mithilfe paramet- rischer Entwurfswerkzeuge. Algorithmen definieren dabei, wie sich durch die Änderung verschiedener Parameter die Geometrie der Lamelle verändert. Diese Daten werden direkt an die Maschinen für den Zuschnitt weitergereicht: „Heutzutage gibt es com- putergesteuerte Abbundmaschinen, die Lamellen perfekt und zehntelmillimetergenau zuschneiden. Das verbessert die statische Berechenbarkeit und reduziert den Wartungsaufwand des Daches unge- mein“, so Stahr. Die Maschinen können die fertigen Bauteile bereits in der richtigen Reihenfolge stapeln – eine enorme Zeitersparnis. Statt mehrerer Wochen dauert der Aufbau eines Hallendaches nun nur noch wenige Tage. „Kostensenkung trotz individueller Einzelteilfer- tigung – darin liegt für die Baubranche enormes Potenzial. Durchgängig digitale Prozessketten vom Entwurf über die Planung und die Vorfertigung in der Werkhalle bis hin zur Montage auf der Baustelle sind dafür der Schlüssel“, ist Stahr überzeugt. „Dank unserer Forschungen ermitteln wir in einem System die Geometrie, Statik und Wirtschaftlichkeit. Die Informationen kommen am Ende maschinenles- bar heraus, und schon kann der Fertigungsprozess starten.“ Dieses Anwendungsfeld zeigt beispielhaft, wie Holz- bauunternehmen ihre Produktionsabläufe durch die Integration digitaler Methoden und Technologien verbessern können, um deren Wirtschaftlichkeit zu steigern und dem Baustoff Holz so zu einer Renais- sance zu verhelfen. Rechnergesteuerte Fertigung und Big Data gehören dann genauso zur Holzbran- che wie Hobel und Späne. — kh Website der Forschungsgruppe FLEX

Forschung 41 Dr. Ulrike Will und Prof. Dr. Cornelia Manger­Nestler „Das Pariser Abkommen ist ein völkerrechtlicher Vertrag und als solcher bindend für die Vertrags- staaten. Allerdings ist sein Wortlaut so vage, dass die juristische Auslegung keine hinreichende Klarheit über den Umfang der nationalen Klimaschutzbei- träge schafft – sondern vielmehr den Vertragsstaa- ten die Aufgabe überträgt, das Klimaschutzziel in ‚gemeinsamer, aber unterschiedlicher Verantwor- tung‘ zu erreichen“, erklärt Cornelia Manger-Nest- ler, Professorin für Deutsches und Internationales Wirtschaftsrecht. „Die erwartete Nichteinhaltung des Zwei-Grad-Ziels kann rechtlich derzeit nicht auf einzelne Staaten bezogen werden. Vielmehr trägt die Staatengemeinschaft als Ganzes die Verantwor- tung dafür, dass die Ambitionen beim Klimaschutz derzeit noch nicht hinreichend sind“, so das Urteil von Manger-Nestler und Will. Dr. Ulrike Will hat zusätzlich analysiert, wie die einzelnen Staaten das Regelwerk für sich interpre- tieren und dafür die 193 NDCs untersucht. Dabei fand die Völkerrechtlerin heraus: Konsens herrscht darüber, dass die Staaten, die absolut betrachtet mehr Treibhausgase ausstoßen, auch mehr in den Klimaschutz investieren müssen. Außerdem legen die Staaten Wert auf eine faire Verteilung der Klima- schutzbeiträge – und am häufigsten wird unter „fair“ verstanden, dass die Emissionen pro Kopf berück- sichtigt werden. Hier enden allerdings bisher die Gemeinsamkeiten. Die nationalen Beiträge unter- scheiden sich von Staat zu Staat in Detailierungsgrad und Umfang erheblich. „Um klarere Kriterien für die Lastenverteilungsre- geln zu erlangen, müssten die nationalen Beiträge einheitlicher werden. Deshalb habe ich eine offene Tabelle für die Lastenverteilung entwickelt, die die Staaten den NDCs beilegen könnten“, so Will. Die Vertragsstaatenkonferenz hat 2021 in Glas- gow Berichtstabellen für andere Themenbereiche beschlossen. Für die Lastenverteilung gibt es ein solches Format bisher noch nicht. Will: „Natürlich kann man die Staaten zu nichts zwingen. Aber wenn sie sich überhaupt zu bestimmten Punkten positio- nieren – also beispielsweise dazu, welche Kriterien für die Lastenverteilung ihnen am wichtigsten sind – dann schafft das mehr Transparenz über die Maßstäbe, wer wie viel zum Klimaschutz beitragen soll.“ Die Zeit zu handeln wird immer knapper. Schon in wenigen Jahrzehnten könnte die Erde so warm wer- den, dass ein unumkehrbarer Erwärmungskreislauf in Gang kommt. Doch auf völkerrechtliche Diploma- tie als Wunderwaffe gegen den Klimawandel zu set- zen, findet Ulrike Will naiv. „Die Erwartungen sind zu hoch“, so ihre Einschätzung. „Wenn es allerdings gelingt, einige Mechanismen im Pariser Abkommen zu optimieren, kann das Abkommen mittelfristig zu größeren internationalen Klimaschutzanstrengun- gen führen.“ — rs Link zum Weiterlesen

HTWK Spotlights 43 Kooperation Vom 12.­14.3.2021 und 07.­10.10.2021 fanden gemeinsame Hackathon des E­Commerce­Unternehmens und Stifter mehrerer Deutschlandstipendien an der HTWK Leipzig Relaxdays und des HTWK Fördervereins statt. Ziel eines Hackathon ist es, inner­ halb einer festgelegten Zeitspanne kreative oder unterhaltsame Softwareprodukte herzustellen und so die beste Lösung für ein Problem zu finden. HTWK­Student Justin Kromlinger belegte den ersten Platz und gewann eine zwölfmonatige Studienförderung. Internationaler Austausch Im Wintersemester 2021/2022 begannen 25 Studierende von Hochschulen in Frankreich, Italien, Jordanien, Nordzypern, Rumänien, Spanien, Tunesien, der Ukraine und den USA ihr Austauschstudium an der HTWK Leipzig. Ein Großteil von ihnen nahm an einer Orientierungswoche mit einem inter­ kulturellen Webinar, einem studienbegleitenden Deutschkurs und Orientierungsveranstaltungen teil. Ausgezeichnet Der „Games Innovation Award Saxony“ ging 2021 an die HTWK Leipzig: Das Team der Langen Nacht der Computerspiele wurde als „Persönlichkeit des Jahres“ ausgezeichnet. Die Computerspielenacht sei „eine Institution, die seit über zehn Jahren die Spielelandschaft mit ihrer Veranstaltung für Games, Ent­ wickler, Kultur und analoge Spiele prägt“, begründete der Vorstand des Games & XR Mitteldeutschland seine Entscheidung.

HTWK Spotlights 45 Die Preisträgerinnen und Preisträger: Nikola Milosevic (1. Platz) unter Betreuung von Prof. Dr.­Ing. Gerold Bausch, Simon Kerner (2. Platz), betreut von Prof. Dr.­Ing. Detlef Riemer, und Vanessa Simon (3. Platz) mit Betreuung von Prof. Dipl.­Kfm. Dipl.­Oec. Friedrich Figge – hier gemeinsam mit Acte­ mium CEO Gerald Taraba. Wo Digitalisierung mehr als ein Schlagwort ist Am 11. Oktober 2021 hat Actemium Deutschland zum dritten Mal den Actemium Förderpreis „Ange- wandte Digitalisierung“ an Studierende der Hoch- schule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig für ihre herausragenden Abschlussarbeiten ver- liehen. Die Verleihung erfolgte im Rahmen der feierlichen Immatrikulation der HTWK Leipzig im Gewandhaus in Leipzig. Die Digitalisierung transferfähig zu machen und nicht allein in der Theorie zu realisieren, ist dabei wohl eines der wichtigsten Kriterien, an denen sich die Bewerberinnen und Bewerben messen lassen mussten. Nach einem erfolgreichen Online-Pitch Day, der Ende September 2021 stattfand, hatte die Jury viel Diskussionsgrundlage und musste sich zwischen den zehn besten Arbeiten entscheiden. Actemium-CEO Gerald Taraba: „Die Einzigartigkeit dieses Preises liegt in der Integriertheit des Themas Digitalisierung in alle Fachgebiete unseres Lebens und somit Fakultäten. Die breite Themenvielfalt bei den Einreichungen spiegelt dies auch in diesem Jahr wider. Wir danken allen Bewerberinnen und Bewerbern für ihre individuellen Beiträge.“ Der Erstplatzierte, Nikola Milosevic, untersuchte in seiner Arbeit Verfahren zur automatischen Gewebe- segmentierung von Gehirn-MRTs mit Hilfe künstli- cher neuronaler Netze und deren Leistungsfähigkeit. Für die bildbasierte Objekterkennung und Seg- mentierung übertreffen KI-basierte Verfahren meist menschliche Expertinnen und Experten und können so die behandelnden Spezialistinnen und Spezialisten sehr gut bei einer Diagnose unterstüt- zen. Diese Segmentierung von MRT-Bildern wurde vollständig automatisiert. Die besondere Heraus- forderung bestand bei der Arbeit darin, dass die medizinischen Daten für das Training der neuro- nalen Netze nur aus sehr geringen Datenmengen bestehen. Deshalb wählte Milosevic eine Kombina- tion aus einem klassischen nichtüberwachten und einem überwachten neuronalen Netz. In seiner Masterarbeit hat er sich damit einer komplexen und hochaktuellen wissenschaftlichen Fragestel- lung gewidmet, deren Lösungsansatz er sehr ziel- strebig, in besonders hoher Qualität und Sorgfalt wissenschaftlich untersucht und dokumentiert hat. Aufgefallen ist der Jury auch, dass sowohl die theo- retischen Betrachtungen als auch die praktischen Analysen sehr gut aufeinander aufbauen und es so dem Lesenden ermöglicht wird, in dieses Thema einzutauchen. — az

HTWK Spotlights 47 Jakob-Leupold-Medaille Die Jakob-Leupold-Medaille der HTWK Leipzig für Verdienste um die Hochschule wurde 2021 gleich drei Mal vergeben: an Prof.in Gabriele Hooffacker, Prof.in Cornelia Richter (beide Fakultät Informa- tik und Medien) sowie an Prof. Gerhard Bremmer (Fakultät Architektur und Sozialwissenschaften). Voraussetzung einer Ehrung mit der Jakob-Leupold- Medaille ist der herausragende, insbesondere fakul- tätsübergreifende Einsatz für die HTWK Leipzig. Prof.in Hooffacker wurde für ihre leidenschaftli- che Lehre geehrt, die sie mit großem persönlichem Einsatz gestaltet. Den Studierenden gegenüber ist sie nahbar, ihre Lehre ist praxisnah und dadurch sehr motivierend. Besonders ihr Einsatz für das 2019 gegründete „Institut für digitales Lehren und Lernen“ (IDLL), dessen Gründungsmitglied und stellvertretende Direktorin sie ist, wurde gewürdigt. Seit 2018 organisiert sie zudem mit einem Team die alljährliche „Lange Nacht der Computerspiele“ mit mehreren tausend Teilnehmenden. Nicht zuletzt betreut sie das hochschuleigene studentische Fern- sehen „floidTV“, fördert und fordert die Studieren- den auch hier. Die zweite Preisträgerin Prof.in Richter lehrte 40 Jahre an der HTWK Leipzig und sogar an ihrer Vor- gängereinrichtung. In dieser Zeit hat sie alle insti- tutionellen, organisatorischen und inhaltlichen Ent- wicklungen des Studiums begleitet und geprägt und zum Teil sogar deutschlandweite Entwicklungen von Studiengängen im Bibliothekswesen mit beeinflusst. Besonders hervorzuheben ist ihr Engagement für das musikbibliothekarische Profil im Masterstu- dium an der HTWK, das in Deutschland einzigartig ist. Außerdem unterstützt sie Studierende, z.B. im „Hilfe für ausländische Studierende in Leipzig e.V.“. Prof. Gerhard Bremmer wurde für sein 30-jähriges Engagement für den Studiengang Architektur mit der Verleihung der Jakob-Leupold-Medaille geehrt. Er wurde 1992 an die HTWK Leipzig geholt, um nach der politischen Wende seine Erfahrungen einzu- bringen und den Aufbau des Lehr- und Forschungs- bereichs Architektur zu unterstützen. In dieser hochschulpolitischen Aufbruchsituation übernahm Gerhard Bremmer besondere Verantwortung. Sei- nen 60. Geburtstag vor 25 Jahren nahm er zum Anlass, einen Preis für den Architekturnachwuchs der Hochschule zu stiften: Dieser ist mit 1.500 Euro dotiert und wird alljährlich für die besten Arbeiten der Architekturstudierenden verliehen. Prof.in Gabriele Hooffacker, Prof.in Kornelia Richter und Prof. Gerhard Bremmer nehmen während der feierlichen Immatrikulation im Gewandhaus zu Leipzig die Leupold­Medaillen entgegen.

HTWK Spotlights 49 Preisträger des Jahres 2021 ist Wadah Mohammed. Als Flüchtling kam er im August 2015 nach Deutsch- land und fand seine zweite Heimat in Leipzig. Er wuchs in der Stadt Aleppo (Syrien) auf, die seine Familie aufgrund des Krieges verlassen musste. Sie ging in die Türkei und Wadah kam allein nach Deutschland. Hier eignete er sich schnell die deut- sche Sprache an und nahm 2018 ein Bauingenieur- wesen-Studium an der HTWK Leipzig auf. Bereits in Syrien absolvierte Wadah Praktika im Bereich des Bauingenieurwesens und sah seine berufliche Zukunft in dieser Branche. „Vielleicht hat es auch etwas damit zu tun, dass in meinem Heimat- land so viele Gebäude zerstört wurden. Ich möchte Häuser aufbauen und deshalb wollte ich das studie- ren”, sagt Wadah über seine Studienwahl. Obwohl die sprachliche Barriere zunächst ein Problem zu sein schien, hielt ihn das nicht von einem erfolg- reichen Abschluss in Regelstudienzeit ab: „In der allerersten Vorlesung habe ich nicht viel verstanden. Aber dann wurde alles leichter“. Seine hohe Motiva- tion führte dazu, dass er nicht nur einen sehr guten Abschluss erlangt hat, sondern aus seiner gesamten Matrikel der Erste ist, der sein Studium abschließt. Bestnoten und Engagement Mitarbeitende, Professorinnen und Professoren der Hochschule loben Wadah Mohammed für sein uner- müdliches Interesse am Fach, sein Engagement und seine überdurchschnittlichen Noten. Laut Prof. in Dr. Gerlind Schubert aus dem Lehrgebiet Baustatik hat Wadah den Preis ausdrücklich verdient: „Herr Mohammed ist durch seine herausragenden aka- demischen Leistungen und seine außerordentlich guten Deutschkenntnisse für den DAAD-Preis quali- fiziert. Er engagiert sich gesellschaftlich und inter- kulturell in bemerkenswerter Weise.“ Mit zweiterem ist unter anderem Wadahs Engagement für neu immatrikulierte Studierende aus Syrien gemeint, die er als Mentor unterstützt. Außerdem hat er als Übersetzer für Geflüchtete gearbeitet und geflüchte- ten Kindern Nachhilfe in Mathematik gegeben. Nach dem erfolgreichen Bachelorabschluss in Bau- ingenieurwesen schließt Wadah seinen Master im selben Fach an. Der HTWK Leipzig bleibt er dabei treu. „Leipzig ist meine zweite Heimat geworden und die Hochschule gefällt mir sehr gut.“ Wadah sagt außerdem, dass er in der Hochschule auf stets hilfs- bereite Menschen gestoßen ist: „Ich möchte allen danken, die mir auf meinem Studienweg begegnet sind. Meine Professoren haben seit Beginn an mich geglaubt und das hat mich sehr beeinflusst.“ Zudem spricht Wadah ein großes Dankeschön an seine Brü- der und seinen Vater Abdulmajid Mohammed aus: „Vor allem möchte ich meinem Vater danken; ohne ihn wäre ich nicht hierhergekommen.“ Wir sagen auch Danke – für die Bereicherung, dass Wadah Mohammed ein Teil unserer Hochschule geworden ist. Wir gratulieren herzlich zum Erhalt des DAAD-Preises und wünschen viel Erfolg für den Master an der HTWK Leipzig. 25 Mal DAAD-Preis An der HTWK Leipzig werden traditionell zur Immatri- kulationsfeier der neuen Studierenden im Gewandhaus zu Leipzig diverse Preise verliehen, um einen beson- ders feierlichen Rahmen für die Auszeichnungen zu schaffen. Eine dieser Aus- zeichnungen ist der Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, der pro Jahr nur an eine Person verliehen werden kann.

Professor Christian Weickhardt und Florian Wedhorn HTWK Spotlights 51 Das Computerprogramm verwandelt die Schallwellen in berechenbare Parameter. Eine Akustikuntersuchung bei einem Professor für Physik- Laser- und Lichttechnik? Christian Weickhardt, der die Professur für Phy- sik- Laser- und Lichttechnik innehat und somit eigentlich aus der Optik kommt, sieht keinen Widerspruch darin, bei Akustikuntersuchungen zu unterstützen. Auch in seinem Bereich treffen harte physikalische Größen auf menschliche Wahrneh- mung. Die Verbindung dieser beiden Größen ist ein Forschungsfeld mit Tradition – gerade in Leipzig, wo Weber und Fechner schon im 19. Jahrhundert dazu forschten – und lasse sich genauso spannend auf den akustischen Bereich beziehen: „Es ist bereits auf Musikinstrumente übertragen worden, zum Bei- spiel durch Untersuchungen an Blas- und Streich- instrumenten.“ Also haben sich die beiden auf die Suche nach Studien zur Schlagzeugakustik gemacht – und festgestellt: „Da sieht es ganz schön mau aus.“ Zusätzlich seien die Töne eines Schlagzeugs durch ihre kurze Dauer stark zeitabhängig, „das ergibt eine viel komplexere Datenlage als bei anderen Musik- instrumenten, die deshalb schwieriger auszuwerten ist“, so Professor Christian Weickhardt. „Aber Florian hat das ganz gradlinig und sehr selbst- ständig gemacht und es war, denke ich, auch kein Zufall, dass er bei ‚Jugend forscht‘ so gut abge- schnitten hat“, lobt er. Für den Gymnasiasten kam die Teilnahmemöglichkeit an dem Wettbewerb überraschend: „Aber ich habe direkt ‚Ja‘ gesagt, ein- fach, um dabei zu sein. Dann den dritten Preis im Regionalausscheid Nordwestsachsen und den Son- derpreis für ‚Hören, Akustik & Lärm‘ zu bekommen war quasi die Kirsche auf der Torte.“ — mn

an der htwk HTWK Spotlights 53 Magdalena „Maggy“ Groh Prof. Cornelius Bode DIE OFFENHERZIGE 11,3 Prozent – das klingt erstmal nicht viel und ist doch eine erschreckende Zahl. Sie stammt aus einem Infoblatt der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und sagt aus, dass etwa eine von zehn Frauen an einer Depression leidet. Eine davon ist Maggy. Für die 23­jährige Studentin der Buch­ und Medienproduktion ist die Diagnose seit mehr als zehn Jahren Teil ihrer Identität. Doch damit will sich die Wahlleipzigerin nicht geschlagen geben und geht deshalb in die Offensive. „Ich muss den Teufelskreis regelmäßig aufs Neue durch­ brechen. Das kann ich nur selbst und ich gehe offensiv mit dem Thema um.“ Das Schreiben ist dafür ein großes Ventil. So verwandelt Maggy Selbstzweifel in Kreativität und kreisende Gedanken in Lyrik. Es entstanden bereits einige Gedichte, drei Bücher und sogar eine Literatur­ werkstatt für Jugendliche. „Ich möchte mentale Krank­ heiten entstigmatisieren und biete selbst auf meinem eigenen Instagram­Kanal eine Plattform für Aufklärung und Gedankenaustausch.“ Diese Art von offenem Umgang und Rücksicht wünscht sich Maggy schon lange: „Jeder Mensch hat eine Ge­ schichte – ein eigenes „Päckchen“ zu tragen. Man weiß nie, wie groß und schwer dieses ist.“ Demnächst erscheint ihr drittes Buch als gemeinsame Projektarbeit mit Studierenden höherer Semester. PROFESSOR ZUFALL Cornelius Bode ist eines von vielen HTWK­Mitgliedern, die mitten in der Pandemie ihre Arbeit innerhalb einer leeren Hochschule aufnahmen. Denkbar ungünstig für den „Neuen“ in der Fakultät Ingenieurwissenschaften: „Insgesamt stellt man sich den Start bei einem neuen Arbeitgeber anders vor“, so Bode. Dabei war es ur­ sprünglich gar nicht sein Plan, in die Hochschullehre zu wechseln. Mehrere Jahre arbeitete Bode in der Industrie und war zuletzt für den elektrischen Teil der Motorenaus­ legung bei einem Systemanbieter für Antriebslösungen verantwortlich. Erst durch den Tipp eines Kollegen aus der Fakultät wurde er auf die ausgeschriebene Professur für Elektrische Maschinen aufmerksam. Manchmal braucht es solche Zufälle, um einen völlig anderen Weg einzuschlagen: „Ich wollte etwas Neues ausprobieren und diese Chance kam genau zur rechten Zeit“, erzählt der Professor. Er weiß die Praxisverbun­ denheit der HTWK Leipzig zu schätzen: „Hier kann ich meine Erfahrungen und mein Wissen aus der Industrie an interessierte Studierende weitergeben – vielleicht kann ich den einen oder die andere für einen ähnlichen Werdegang motivieren.“

HTWK Spotlights 55 Zumindest beim HTWK-Gebäude in der Wächter- straße 13, dem „Wiener-Bau“ in unmittelbarer Nach- barschaft zur Hochschule für Grafik und Buchkunst – damalige Wirkungsstätte Niepers – besteht ein räumlicher Zusammenhang. Ludwig Nieper starb 1906 in Dresden, wo er einst an der Kunstakademie studiert und wohin er sich im Alter wieder zurückgezogen hatte. Dort wurde er auch bestattet – auf dem Tritinatisfriedhof im Stadt- teil Johannstadt. An der HTWK jedenfalls fällt der Name Nieper sehr oft, ist doch das Gebäude eines der moderns- ten und – auch durch seine Lage an der Karl-Lieb- knecht-Straße – markantesten. Im großen Foyer finden nahezu alle repräsentativen Veranstaltungen der Hochschule statt wie Tage der offenen Tür oder Messen, auf dem Dach wird geforscht und – das Wichtigste – in den Räumen sind die Studierenden, Lehrenden und Mitarbeitenden der Fakultät Inge- nieurwissenschaften zuhause. — fp den ihr Großvater, Alexander Nieper, angelegt hat, ist weit verzweigt; die Familie ist vor allem im Schwäbischen, in Bayern und in Sachsen, besonders in Dresden, verwurzelt. Ludwig Nieper hatte insgesamt sechs Kinder: Die Söhne Carlo, Otto – der Urgroßvater von Helga Nie- per-Lemke – Franz und die Töchter Maria, Charlotte und Susanna. Bis zum Tode Ludwigs waren insge- samt 16 Enkel zur Familie hinzugekommen. Wer war Ludwig Nieper? In den 1990er Jahren wurde begonnen, die Gebäude der Hochschule nach Persönlichkeiten – zumeist nach Wissenschaftlern – zu benennen, die in Leipzig wirkten. Unter Leitung von Johann Carl Ludwig Nieper wurde 1875 die Leipziger Gewerbeschule gegründet, deren erster Direktor er war. Die Gewerbeschule ist eine der Vorläufereinrichtungen der HTWK Leipzig. Im Jahr 2015 wurde der Neubau des Nieper-Baus in der Karl-Liebknecht-Straße 134 übergeben. Mit der Namensgebung würdigt die HTWK Leipzig den ehe- maligen Direktor der Städtischen Gewerbeschule Leipzig auch gewissermaßen als „Ahnen“ der HTWK Leipzig. Historische Fotografie aus dem 19. Jahrhundert mit drei jungen Männern in Sepia v.l.n.r.: Die Söhne Ludwig Niepers Carlo, Otto und Franz. Das Bild bekam Helga Nieper­Lemke von einer australischen Verwandten, der Enkelin Carlos, die sie über Facebook kennengelernt hatte. Gemälde von Ludwig Nieper vom Leipziger Maler Klaus H. Zürner

HTWK Spotlights 57 dass UVC-Luftentkeimer die Keimbelastung deutlich reduzieren. Das gilt besonders für Viren, da sie in der Regel kürzere Bestrahlungszeiten als Bakterien oder Pilze benötigen. Internationale Veröffentlichung der Ergebnisse Mit ihren Simulationen und Studien können die Ingenieure folglich Schulklassen dabei unterstützen, durch wissenschaftlich fundierte Lüftungskonzepte besser die Corona-Pandemie oder ähnliche Krisen mit Viren, die per Luft übertragen werden, zu bewäl- tigen. Die Ergebnisse ihrer Studien und die Metho- dik ihres Simulationsmodells beschreiben sie aus- führlich in einem wissenschaftlichen Artikel in der Zeitschrift „International Journal of Environmental Research and Public Health“. Da epidemisch auftretende Infektionskrankheiten auch über die Corona-Krise hinaus erforscht wer- den müssen, wollen Schönfelder und sein Team ihr Modell ebenso auf andere Bereiche anwenden, zum Beispiel auf Theater oder Büros. — frb dokumentierten Corona-Ausbruch in den USA“, berichtet Wallburg. An einer Grundschule im US- Bundesstaat Kalifornien infizierte eine Lehrerin Ende Mai 2021 mehr als die Hälfte der Schülerin- nen und Schüler einer Klasse mit dem Corona-Virus. Da genau dokumentiert war, welches Kind wo saß, konnten die Forschenden im Nachhinein die Aus- breitung des Virus genau nachvollziehen. Modell-Test an baden-württembergischer Grundschule Ihr Modell wendeten die HTWK-Forscher auch im Rahmen einer Studie mit dem baden-württember- gischen Unternehmen Dinies Technologies an einer Grundschule im Schwarzwald an. Das Unternehmen, das Luft- und Oberflächenentkeimungsgeräte her- stellt, stattete für die Untersuchung ein 65 Quadrat- meter großes und voll besetztes Klassenzimmer mit hochempfindlichen Keimzählern und zwei Luftent- keimungsgeräten aus. Die Geräte durchdringen mithilfe von kurzwelligem ultraviolettem Licht (UVC-Licht) die Hüllen von Viren und machen sie so unschädlich. „Um zu bewerten, wie effektiv die Technik die Luft entkeimt, wurde die Menge der vorhandenen Keime während der Untersuchungszeit gemessen und mit den Ergebnissen unserer Strömungssimulationen verglichen“, so Wallburg. Die Ergebnisse zeigen,

Christian Schuffenhauer gemeinsam mit Projektpartnerin Amelie Süling HTWK Spotlights 59 Zur Person Name: Christian Schuffenhauer Studiengang an der HTWK: Architektur Zeitraum des Studiums: 10/2013-02/2020 Wohlstand und einem Überangebot an Materialien und Raum geprägt ist. Insbesondere im Bereich des Wohnungsbaus haben wir offenbar völlig verlernt zu improvisieren. Funktionsüberlagerungen von Räumen sollten bei steigendem Platzbedarf auch in unserem Wohnungsbau Eingang finden. Nur so kann man Wohnkonzepte neu denken und nicht nur in theoretischen Ausarbeitungen ausdrücken. Wie wird es für Sie weitergehen, was wird Ihre nächste berufliche Station sein? Nachdem ich zwei Jahre lang in der Entwurfs- und Genehmigungsplanung tätig war, versuchte ich Anfang 2021 eine neue Perspektive zu gewinnen. Über einen Arbeitskollegen erfuhr ich von der Hilfsorganisation „Grünhelme“, deren Ziele und Arbeitsweisen mich tief berührt haben. Es ist mir wichtig, meine Fähigkeiten sinnstiftend einzusetzen, weshalb ich gemeinsam mit anderen Handwerkern, Bauingenieuren und Architekten in Krisengebiete Bauprojekte realisieren wollte. Die „Grünhelme“ haben eine Möglichkeit geschaffen, um mit der ansässigen Bevölkerung Hand in Hand Projekte wie Schulbauten oder Gesundheitsstationen umzusetzen. Das klingt nach einer lebensverändernden Erfahrung? Das ist es auch. Für drei Monate durfte ich in Sierra Leone als „Grünhelm“ mit einer Projektpartnerin an einer Schule mitbauen. Die Aufgabe der „Grün- helme“ besteht in der Bauleitung: Koordination der Arbeiter, Lohnauszahlung, Materialbestellung und Arbeitsvorbereitung machen den Alltag auf der Bau- stelle sehr abwechslungsreich. Als „Grünhelm“ ver- tritt man zudem den Anspruch, so zu leben wie die dortige Bevölkerung. Viele „westliche Bedürfnisse“ müssen genauso zurückgestellt werden; so auch den konsumreichen Alltag in Deutschland. Das Leben wird vergleichsweise entbehrungsreich. Der drei- monatige Exkurs hat mir gezeigt, wie dankbar wir als Europäer sein sollten, in einem Land geboren worden zu sein, das so unfassbar viele Annehmlich- keiten bietet. Für mich ist es jedes Mal eine Lektion in Demut, die ich auch anderen dringend empfehle. Was ist ihr Schlusswort? Geht raus in die Welt! Erlebt Abenteuer und versucht eine neue Perspektive zu bekommen. Die HTWK Leipzig ermöglicht viele Schritte auf dem Weg dorthin – sie gibt das nötige Rüstzeug. Den Umgang damit muss jede und jeder in der Praxis selbst erler- nen. Auch ich bin nach wie vor mit der Hochschule verbunden: schon seit zwei Semestern biete ich im Rahmen eines Werkvertrages eine Sprechstunde für Architektur-Studierende im Atelier an. — Das Inter- view führte Andrea Hirschel

HTWK Spotlights 61 Erste Schritte zur Beteiligung der Hochschu- langehörigen Schon im Jahr 2014 wurde im BGM eine erste Befra- gung unter den Mitarbeitenden in der zentralen Verwaltung und der Fakultät Wirtschaftswissen- schaften durchgeführt. Ziel: Ein allgemeines Bild über die Gesundheit der Hochschulangehörigen sollte gewonnen werden, um passgenaue Angebote unterbreiten zu können. 143 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter thematisierten schließlich physische und psychische Belastungen, Arbeitszeitregelungen und Arbeitsdruck. Als erste, unmittelbar daraus abgeleitete Maßnahme eröffnete das „kinematische Institut“ (KI) als Ort für Bewegungs- und Entspan- nungsangebote auf dem Campus. 2017 kam das Studentische Gesundheitsmanagement (SGM) hinzu, welches unter dem Label „Und du so?“ die psychische Gesundheit der Studierenden in den Fokus stellt. Kern des SGM sind Bildungs angebote zu den Themen Event- und Projektmanagement, Erlebnispädagogik, Mentalstrategien, Authentic Leadership und das Erfahren von Grenzen. „Ein weiterer zentraler Bestandteil des Projektes und zugleich ein Alleinstellungsmerkmal ist die enge Verbindung zur Lehre in der Fakultät Informatik und Medien. Hier werden beispielsweise Imagefilme, Events, sogar ein eigener Song (siehe QR-Code) und Social Media-Inhalte geplant und produziert. Für diese Kooperation sind wir sehr dankbar!“, ergänzt Projektkoordinator Andy Schönbeck. Im Studentischen Gesundheitsmanagement konn- ten Studierende der HTWK Leipzig ebenso eigene Ideen einbringen: Mehr als 1.000 Personen beteilig- ten sich 2018 an der Befragung „gesund studieren“. Ihre Anregungen bildeten die Grundlage für wei- tere zielgruppengerechte Kursangebote. Folgende Schwerpunkte kristallisierten sich heraus: psychi- scher Stress, Ernährung und Resilienz, Gesundheits- coaching für Studierende und die systematische Arbeit an gesundheitsförderlichen Verhältnissen. Mehr über das HGM an der HTWK Leipzig Weiter als Einheit Seit 2020 besteht das Hochschulgesundheitsmanage- ment (HGM) in der jetzigen Form. Von Seminaren, Workshops und Teamevents mit Studierenden und Beschäftigten, der Produktion von Audio- und Video- inhalten bis zu Gesundheits- und Ergonomieberatun- gen bleibt das Aufgabenfeld vielseitig. Im Hochschul- entwicklungsplan ist die langfristige Verankerung an der HTWK Leipzig festgeschrieben. Demnach bietet das HGM auch künftig curriculare Studienangebote und ergänzende Veranstaltungen für Studierende und Mitglieder der Hochschule. Angereichert wird das Spektrum durch Angebote wie Impfungen oder Krebsvorsorge. Zukünftig sollen die Themen Bewe- gung und Gesundheit in Lehre, Arbeit, Forschung und Studium noch stärker einbezogen werden. Auch während der Pandemie unterstützte das HGM alle Hochschulangehörigen mit neuen, kreativen Angeboten: Video-Trainings (siehe Foto oben), ein eigener Podcast und sogar eine App mit lokalen Wanderrouten und interessanten Links ergänzten oder ersetzten z.T. die Beratungen und Aktivitäten vor Ort. „Unsere Online-Inhalte sollen auch unab- hängig von der Pandemie bestehen bleiben. Hyb- ride Angebote sind die Antwort des HGM auf die sich ständig verändernde Arbeits- und Lebenswelt der Menschen. Wir sehen das als Bereicherung!“, sagt Andy Schönbeck. – ah, fp

Nachhaltigkeit 63 Nachhaltigkeitswoche vom 25.10. bis 29.10.2021 Ende Oktober fand an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig die erste „Nachhal­ tigkeitswoche“ der Hochschulgruppe „Students for future“ statt. Sechs Monate lang planten zwölf Studierende aus unterschiedlichen Fakultäten ein abwechslungsreiches Programm mit verschiedenen Aspekten von Nachhaltigkeit und Klimawandel. Hochschulen spielen dabei eine entscheidende Rolle, die Entwicklung von Innovationen zur Lösung aktueller Herausforderungen voranzutreiben. Mit der Nachhaltigkeitswoche möchten die Students for future ein zusätzliches Klimabildungsangebot an der HTWK Leipzig anbieten, an dem sich auch Lehrende der Hochschule sowie die Hochschulbib­ liothek beteiligten. Nachhaltigkeit studieren? Auch in Zukunft müssen Verpackungen entwickelt und hergestellt werden, um weiterhin beispielsweise Lebensmittel, Kosmetik oder Medikamente konsu­ mieren und verteilen zu können – allerdings viel stär­ ker unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit. Die HTWK Leipzig bietet den siebensemestrigen Bachelor­Stu­ diengang „Verpackungstechnologie und Nachhaltig­ keit“ an, in welchem Studierende zu technologisch orientierten Spezialistinnen und Spezialisten aus­ gebildet werden, die alle Fragestellungen im Bereich des Verpackungswesens bearbeiten. Das Studium zeichnet sich durch Modulvielfalt aus und bildet die Grundlage für das Entwerfen von Ideen und Kon­ zepten sowie die Umsetzung technischer Lösungen in Form von Prototypen und Musterverpackungen. Themen wie Umweltschutz und Recycling sind fester Studienbestandteil.

Nachhaltigkeit 65 In der Senatskommission werden die Leitprinzipien für klimabewusstes und nachhaltiges Handeln umris- sen sowie Instrumente und konkrete Maßnahmen, die zur Förderung von Klimaschutz und Nachhaltig- keit an der HTWK Leipzig erforderlich sind, erarbei- tet. Gleichzeitig wird die Grundlage geschaffen, um langfristige Ziele und Pläne, wie den Hochschulent- wicklungsplan 2025, im Dialog mit der Hochschule zu entwickeln. „Das bedeutet: Analog zum unter Leitung der HTWK Leipzig erarbeiteten Eckpunktepapier in der Lan- desrektorenkonferenz ist es das Ziel der Senatskom- mission, Empfehlungen für ein Leitbild, das Klima- neutralität und Nachhaltigkeit in Forschung, Lehre und Administration vereint, zu erarbeiten. Darüber hinaus werden Best Practices aus allen Hochschulen geteilt, um vorhandene Ansätze aufzuzeigen und durch Vernetzung und Austausch individuelle Maß- nahmen für die einzelnen Hochschulen abzuleiten“ so Rektor Mark Mietzner. Die HTWK Leipzig benötigt Maßnahmen, die genau auf sie zugeschnitten sind, damit Vorschläge aus der Kommission direkt an den Senat übergeben werden können. Innerhalb der Landesrektorenkonferenz hat die HTWK Leipzig eine politische Selbstverpflich- tung abgegeben – das klare Bekenntnis zum eigenen Beitrag, um die Folgen des menschgemachten Klima- wandels abzumildern. Intern wie extern bleibt nun die Herausforderung eines Systemwandels, der in unterschiedlichen Maßnahmen schon heute, aber auch morgen und in Zukunft umgesetzt wird. Klimaneutralität und Nachhaltigkeit sollen somit als wichtiges Querschnittsthema sowie dauerhafte Aufgabe in der gesamten Hochschule verankert und gelebt werden. Die Arbeit der Senatskommission hat damit das Potenzial, zu einer Triebfeder für ein vertieftes Engagement für Nachhaltigkeit und Klima- schutz an der HTWK Leipzig zu werden. Überschwemmungen wie die Flutkatastrophe im Ahrtal im Juli 2021, anhaltende Dürreperioden und Extremwetterlagen führen uns immer wieder deutlich vor Augen, dass der Klimawandel eine der größten Herausforderungen für die Menschheit darstellt. Wir stehen vor der Aufgabe, eine lebens- werte Zukunft zu gestalten und die dafür notwendi- gen Transformationsprozesse einzuleiten. Bei der Gestaltung dieses Wandels hin zu mehr Nachhaltig- keit und der Verbesserung unseres ökologischen Fußabdrucks übernehmen die Hochschulen mit ihren Aktivitäten in Lehre, Forschung und Trans- fer eine besondere gesellschaftliche Verantwortung und Vorbildfunktion. Die HTWK Leipzig ist sich dieser Rolle bewusst. Als eine der forschungsstärksten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Deutschland ist sie mit zahlreichen Projekten in Studium, Lehre, Forschung und Administration wichtige Impuls- geberin für soziale und ökologische Innovationen, eine nachhaltige Energie- und Ressourcennutzung, zukunftsorientierte Stadtentwicklung und viele wei- tere Klimaschutzmaßnahmen. In enger Kooperation mit Partnerinnen und Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Zivilgesell- schaft werden unter anderem Technologien zur Stei- gerung der Energieeffizienz oder für nachhaltigeres Bauen entwickelt, CO₂-arme Materialien erforscht, praxisnahe energetische Optimierung von Prozessen und Gebäuden erprobt sowie das Bewusstsein für Kli- maschutz und Nachhaltigkeit geschärft. Damit spielt die HTWK Leipzig bereits heute eine wichtige Rolle bei der Gestaltung dieses grundlegenden gesellschaft- lichen Transformationsprozesses. Doch es gibt noch mehr, was Hochschulen tun können. Als wichtiges Signal des Engagements und der Ent- schlossenheit, der Verantwortung bei der Bewältigung der Herausforderungen des Klimawandels als Hoch- schule gerecht zu werden, hat die Hochschulleitung Anfang 2021 dem Senat die Einsetzung einer Senats- kommission „Klimaneutralität und Nachhaltigkeit“ vorgeschlagen. Der Senat folgte diesem Vorschlag einstimmig.

Nachhaltigkeit 67 „Es ist uns wichtig, sparsam mit Ressourcen umzugehen und die Balance zu wahren zwischen nachhaltigem Handeln und einem breiten Service- Angebot. Diesbezüglich haben wir in den vergan- genen Jahren viel geschafft und wollen diesen Weg weiter beschreiten“, so Bibliotheksleiterin Astrid Schiemichen. Leihen statt kaufen ist per se ein Beitrag zur Nachhaltigkeit, doch in der Hochschulbibliothek geschieht noch viel mehr. So tragen auch Kurse und Schulungen dazu bei, Zugang zu hochwertiger Bildung zu schaffen. Von Recherche bis Literatur- verwaltung vermitteln die Bibliotheksmitarbei- terinnen Wissen und Informationen, sowohl vor Ort als auch in Form von Online-Kursen. Wie die Bibliotheksnutzung selbst – Literatur, Computer- nutzung, Internetzugang, Arbeitsplätze – sind auch diese Angebote kostenfrei und zugänglich für alle, egal ob zur HTWK gehörig oder nicht. Das Gebäude und seine Ausstattung fördern die Inklusion, beispielsweise durch barriere- freien Zugang zu allen Etagen und Wickelraum, Eltern-Kind-Raum, Arbeitsplatz für Menschen mit Sehbeeinträchtigung sowie Unisex-Toiletten. Spezielle Angebote für Schüler und Schülerinnen und Geflüchtete gibt es ebenso wie solche für alle Neuen in Leipzig und an der Hochschule – Stich- wort „Orientierungsliteratur“ – und Medien für das Erlernen von Sprachen. Eingebunden ist das in die Agenda 2030, die mit 17 konkreten Zielen eine nachhaltige Entwicklung verfolgt. Diese umfassen neben umweltbezogenen Zielen auch hochwertige Bildung sowie den Zugang zu Informationen. „Dem wollen wir mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln gerecht werden“, so Astrid Schiemichen. Das betrifft zum Beispiel das papierarme Studieren. So kann in der Bibliothek kostenlos gescannt und es können elektronische Angebote wie E-Books, Daten- banken und Online-Tutorials genutzt werden. Die Kommunikation zur Bücherausleihe erfolgt ebenfalls papierlos: Ausleihbelege und Terminerinnerungen kommen per E-Mail. In der Bibliothek stehen mit entsprechenden Behäl- tern ausreichende Möglichkeiten zur Mülltrennung bereit – hierbei sind jedoch auch die Umsicht und Hilfe der Nutzenden gefragt. Anika Geyer und Alexandra Strieder kommen auch bei ungemütlichem Wetter mit dem Fahrrad in die Bibliothek. Die Bibliotheksmitarbeiter und -mitarbeiterinnen nutzen in den Büros Notizzettel aus Altpapier und verwenden Packmaterial mehrfach. Bücherlieferun- gen kommen zum großen Teil aus Leipzig, auch per Fahrradkurier. Nicht zuletzt ist Nachhaltigkeit vielen Bibliotheks- mitarbeiterinnen auch ein ganz persönliches Anlie- gen. Das zeigt sich unter anderem daran, dass die meisten mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad zur Arbeit fahren. Bei Anika Geyer und Alexandra Strieder kommen pro Woche schon mal 60 bis 80 Rad-Kilometer zusammen. Die beiden fahren aus Überzeugung mit dem Fahrrad. „Radfahren ist meine Leidenschaft, ein Auto ist mir zu teuer und nervig und der ÖPNV ist auch nicht mein Ding“, erzählt Anika Geyer. „Ich bin gern unabhängig und selbstbestimmt unter- wegs.“ Alexandra Strieder ergänzt: „Außerdem ist Radeln umweltfreundlich und gesund und macht morgens munter für einen Tag im Büro.“ Darum ist die HTWK­Bibliothek nachhaltig

Nachhaltigkeit 69 Die Forschenden haben bereits Daten aus mehr als einem gesamten Jahreszyklus gesammelt. Auf dieser Grundlage zieht Dr. Alexander Kahnt, der Leiter der Forschungsgruppe Nachhaltiges Bauen, ein erstes Zwischenfazit: „Das Carbonbeton-Modul hat im Vergleich den besten sommerlichen Wärme- schutz. Eine ähnliche Leistungsfähigkeit kann das Holz-Modul mit dem Lehmputz erreichen, wenn die Baukonstruktion weiter optimiert wird.“ Ein Aspekt des nachhaltigen Bauens ist es, Gebäude so zu konzipieren, dass die Materialien leicht rück- zubauen sind und somit wiederverwendet werden können. Das ist mit den vorgefertigten Elementen beim modularen Bauen möglich. Deswegen wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch nach Oktober 2023 weiter gemeinsam mit Kleus- berg an den Raummodulen forschen. „Wir wollen die Platten der Module auswechseln und so weitere Materialien testen, das Dach begrünen und unter- suchen, wie Modulteile recycelt werden können. Die drei kleinen Raummodule sind für uns wie ein lebendiges Labor“, so Kahnt. – kh Lena Voelker kontrolliert im Holz­Modul, welche Daten der Sensor für die empfundene Temperatur (rechts) ausliefert. Diese drei Raummodule dienen der Forschungsgruppe Nachhaltiges Bauen als „lebendiges Labor“. die darin arbeiten – beeinflusst durch Zugluft, kalte Wände, große Sonneneinstrahlung oder einen gro- ßen Temperaturunterschied zwischen Fußboden und Decke. „Empfundene Temperatur – das klingt subjektiv, ist aber messbar“, erläutert Dr. Mario Stelzmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschungsgruppe. „Um sie zu bestimmen, messen wir auf Kopfhöhe einer am Schreibtisch sitzenden Person die Strahlungs- und Lufttemperatur sowie die Luftgeschwindigkeit.“ Um valide Daten zu erhalten, begleiten die For- schenden die Messergebnisse rechnerisch mithilfe eines digitalen Zwillings. Eine Software simuliert Kopien der drei Module mit gleichen geometrischen und materialspezifischen Eigenschaften und Stand- ortbedingungen. So können die Wissenschaftlerin- nen und Wissenschaftler überprüfen, wie plausibel die gesammelten Messergebnisse sind. „Damit der digitale Zwilling möglichst nah an der Realität ist, habe ich eine Schnittstelle zum Import der realen Wetterdaten programmiert“, erklärt die Elektro- technikingenieurin Lena Voelker.

Nachhaltigkeit 71 Herr Görgen, womit genau beschäftigen Sie sich derzeit an der HTWK Leipzig? Unterstützt durch ein HTWK-Promotionsstipendium arbeite ich seit Ende 2020 gemeinsam mit Professorin Rossi-Schwarzenbeck an Lösungen zur Abschwä- chung des urbanen Wärmeinseleffekts. Über die Kopplung verschiedener Simulationsmodelle auf Mikroklima- und Gebäudeebene lassen sich Problem- zonen visualisieren. Auf diese Weise können gezielt standortspezifische Konzepte für Anpassungen an der Gebäudehülle entwickelt werden. Ziel ist es, auf dieser Basis ein adaptives Fassadensystem zu entwickeln, das zur Senkung des Hitzestresses in Städten beiträgt. Sie sprechen von „urbanen Wärmeinseln“ – was ist damit gemeint? Vergleicht man die Temperaturen in innerstädtischen Gebieten mit denen im angrenzenden Umland kann es, insbesondere im Sommer, zu immensen Unterschie- den kommen. In Großstädten wie Berlin oder London kann die Differenz bis zu 10°C betragen. Dieser Effekt steht in erster Linie nicht in Zusammenhang mit dem Klima, sondern findet seine Ursache in verschiedenen Umgebungsbedingungen wie einem hohen Versiege- lungsgrad und fehlender Vegetation. Auf Gebäude- ebene beeinträchtigt nicht nur eine dichte Bebauung das Mikroklima. Materialien und Farbe der Bausubs- tanz haben Einfluss auf die Wärmespeicherung und können daher zu lokalem Hitzestress beitragen. Hinzu kommen außerdem anthropogene, das heißt, vom Menschen verursachte Wärmequellen wie beispiels- weise Motoren. Die Maxima der Unterschiede werden meist in der Nacht erreicht. Während das Umland eine Abkühlung erfährt, wird die tagsüber in Böden oder Gebäuden gespeicherte Wärme abgestrahlt und ver- bleibt in der Stadt. Prof.in Rossi-Schwarzenbeck, wie ordnen Sie die gesellschaftliche Relevanz Ihrer gemeinsamen Forschung ein? Durch die zunehmende Urbanisierung sowie den anthropogenen Klimawandel ist die Problematik der städtischen Überhitzung ein sehr aktuelles Thema. Bis zum Jahr 2050 werden schätzungsweise fast 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben. Es gibt immer mehr heiße Tage und Tropennächte, in denen die Temperaturen nicht unter 20°C sinken. Die Auswirkungen sind äußert problematisch. Der Hitzestress kann vor allem für vulnerable Personen gesundheitliche Beeinträchtigungen bedeuten. Eine höhere Temperatur in den Städten bedeutet auch einen höheren Energiebedarf für die Klimatisie- rung der Innenräume. Daher rücken neben einem ganzjährig angenehmen Innenraumklima vermehrt Strategien zur Verbesserung des Wohlbefindens im urbanen Außenraum in den Fokus. Das Ziel ist es, die Überhitzung unserer Städte frühzeitig zu reduzieren und ein höheres Behaglichkeitsniveau für die Men- schen zu schaffen. Ende 2021 haben Sie an der HTWK einen Workshop organisiert – worum ging es? Der internationale Workshop zum Thema „Outdoor Comfort“ wurde von uns am IHBB innerhalb des Mas- termoduls „Energetische Gebäudeplanung“ initiiert. Dozierende und Forschende der Universitäten Came- rino (Italien) und Madrid präsentierten den Studieren- den der HTWK Forschungsprojekte und Anwendungs- beispiele, in denen Mitigationsstrategien und -ansätze zur Verbesserung der thermischen Behaglichkeit im urbanen Raum entwickelt und erfolgreich angewen- det worden sind. In Mittelmeerraum hat das Thema eine noch höhere Brisanz als in Deutschland und wird schon seit mehreren Jahren untersucht. Der Workshop soll der Ausgangspunkt für ein experimentelles Studie- rendenprojekt zum Thema „Behaglichkeit im Außen- bereich in Leipzig“ sein. Ab Oktober 2022 werden sich die Studierenden der HTWK in Kooperation mit der Stadt Leipzig mit mikroklimatischen Analysen, Simu- lationen und der Erarbeitung von Projektvorschlägen zur Verbesserung des mikroklimatischen Komforts an strategischen und besonders sensiblen Standorten in Leipzig beschäftigen. Was könnte Ihre Forschung zum Thema Nachhaltig- keit beitragen, Herr Görgen? Durch die Berücksichtigung mikroklimatischer Para- meter in einer frühen Planungsphase von Bauvorhaben können sowohl Materialien als auch Energie eingespart werden. Hierbei spielt die gezielte Auswahl nachhal- tiger und funktionaler Baumaterialien sowie deren bewusste Verwendung eine Rolle. Weiterhin lässt sich auf diesem Wege der Gebäudeenergiebedarf optimie- ren. Hinsichtlich des sich in der Entwicklung befindli- chen Fassadenmoduls setzen wir neben nachhaltigen und recyclebaren auch auf kostengünstige Materialien. Eine abschließende Frage an Sie beide: Was ist Ihre Zukunftsvision für die Architektur und das Bauwesen? Die Planungs- und Bautätigkeit beeinflusst direkt und indirekt – und leider oft negativ – das Mikroklima und das Behaglichkeitsniveau der Menschen. Diese Tat- sache zeigt zwar, dass die Folgen der Verstädterung in vielen Fällen bisher nicht ernst genommen wurden, bietet aber auch eine große Chance. Verschiedene Studien haben gezeigt, wie passive und aktive Strate- gien, von der Wahl der Oberflächenfarben bis zur Nut- zung der Wasserverdunstung, die mikroklimatischen Bedingungen sichtbar verbessern können. Diese Erkenntnis öffnet die Tür zu möglichen neuen For- schungsfeldern und interessanten Gestaltungsthemen. — Das Inter view führte Andrea Hirschel

Nachhaltigkeit 73 sentiert unter anderem Informationen zur Forschung am Leipziger Auwaldkran des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv). Es gibt Auskunft zum Leben in den Baumkronen und zum ehemaligen Speck v. Sternburg’schen Schlosspark. Von den Studierenden selbst entwickelte Lernspiele, z.B. eine Vogelstimmenuhr oder ein Photosynthese- spiel runden das Angebot ab. Konzept, grafisches Design und technische Spezifika- tion waren Inhalt einer Bachelorarbeit im Studiengang Buch- und Medienproduktion der Fakultät Informatik und Medien. Die Umsetzung erfolgte schließlich inter- disziplinär im Rahmen eines studentischen Projektes der Medientechnik. So konnten die Studierenden ihre Kenntnisse aus Modulen wie Mediengestaltung und Interfacedesign direkt praktisch umsetzen. „Das Infoterminal der Studierenden ist ein sehr gelungenes interdisziplinäres Projekt, auch durch den Bezug zum Umweltschutz und zum historischen Schlosspark. Es ist sehr erfreulich, wie reibungslos der Projekt- ablauf trotz der coronabedingten Kontakt- beschränkungen funktionierte!“ Ulrich Nikolaus, betreuender Professor mit Berufungsgebiet „Multimediales Publizieren und Kommunikationsdesign“ Sebastian Günther, Geschäftsführer der Auwald- station, ergänzt: „Unsere Ideen und Inhalte wurden durch die Studierenden kongenial umgesetzt. Ich bin mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. Ich bin glück- lich, dass nun die Ausstellung auf der Beobachtungs- plattform komplettiert wurde und unsere Besuche- rinnen und Besucher an einer weiteren Attraktion Freude haben und spielerisch lernen können.“ Auch Studentin Lena Vu Dang freut sich: „Mit die- sem Projekt konnten wir Natur mit technischem Knowhow verbinden und einen wertvollen Bei- trag zur Umweltbildung leisten.“ Ihr Kommilitone Dylan Cottrell ergänzt“: „Praktische Arbeit, die auch Anwendung findet – das erfüllt mich einfach.“ – fp Einblicke in das von HTWK­Studierenden gestaltete Informationsangebot. Zur Auwaldstation Leipzig

Nachhaltigkeit 75 Während nur wenige HTWK-Studierende die Hoch- schule während der Pandemielage zu Gesicht beka- men, hielten die Bienenvölker auf dem Dach des Föppl-Baus munter die Stellung. Seit 2019 imkert dort ein Team aus Studierenden, dem neben Initiator Simon Hauser auch HTWK-Absolventin Annik Hetzel und Tim Grimmert, Kunstpädagogik-Student an der Universität Leipzig angehören. Je nachdem, wo genau man sich im „Bienenjahr“ befindet, gibt es unterschiedliche Aufgaben zu erledi- gen, erklärt Annik. So bekommt man bei dem Projekt schnell einen ganzheitlichen Eindruck vom Imkern. Auch den Lockdown im Winter 2020 hat die Gruppe gut gemeistert. Weil Bienen Haustiere sind, um die man sich natürlich auch während einer Pandemie küm- mern muss, wurden jeweils Dreiergruppen gebildet, die sich regelmäßig getroffen haben. Weil sich Bienen- stöcke im Freien befinden und es im Winter ohnehin weniger zu tun gibt, war es in Ordnung, erklärt Annik. Simon ergänzt: „Für den einen oder die andere war es wahrscheinlich auch eine schöne Abwechslung, um in Lockdown-Zeiten mal rauszukommen.“ Viel Honig für die Hochschule Das Team hat seine Völker gut durch den letzten Win- ter gebracht, sodass die Bienen stark genug waren, um fleißig die große Blütenvielfalt, inklusive der vielen Leipziger Linden, abzufliegen. Eines der Bienenvölker konnte sogar geteilt werden, so dass drei Bienenvölker entstanden. Auch mit der Honigernte sind alle sehr zufrieden: während 2020 neun Kilogramm Honig geerntet wur- den, waren es 2021 fast 40 Kilogramm. „Das ist eine Steigerung von fast 400 Prozent!“, freut sich Simon. Den Erfolg erklärt er mit dem regenreichen Wetter, dem eine lange Blühphase zu verdanken war. Grund dafür waren gute klimatische Bedingungen, die für ein äußerst vielfältiges Nahrungsprogramm sorgten. Dabei sind zwei verschiedene Sorten Honig entstan- den: Zuerst die Frühjahrsblüte, ein etwas dunklerer Honig, der zum Beispiel von Kastanienblüten kommt, und die hellere Sommerblüte. Beide Ernten unter- scheiden sich nicht nur deutlich in ihrer Farbe, sie schmecken auch verschieden. Trotz der üppigen Ern- ten wird genug Honig in den Bienenkästen gelassen, um die Tiere sicher durch den Winter zu bringen. Das Imker-Team ist mit Herzblut bei der Sache. Das zeigt sich bei der gemeinsamen Kontrolle der Bienen- kästen, welche im Fachjargon auch Beute genannt werden. Bevor es an die Arbeit geht, wird Schutzklei- dung übergezogen und das benötigte Equipment aus einer Kammer im Föppl-Bau geholt. Wenn die Zeit zum Schleudern des Honigs gekommen ist, können sich die Imkerinnen und Imker zum Beispiel auf Jochen Holdt, Dozent an der Fakultät für Bauwesen, verlassen. Als Hobbyimker und Mitinitiator des Projektes unterstützt er die Studierenden tatkräftig. Wie kommen die Bienen durch den Winter? Um die Bienen gut über den Winter zu bringen, wird Glukosesirup in die Futterzargen der Bienenkästen gefüllt. Der Sirup ist neben dem übriggelassenen Honig ein zusätzlicher Futtervorrat, damit die Bienen im Winter nicht verhungern. Für ausreichend Futter ist also gesorgt. Und wie überleben die Tiere die fros- tigen Temperaturen? „In der kalten Jahreszeit bilden die Bienen eine Art Traube in ihrem Stock, mit der Königin in ihrer Mitte. So halten die Tiere einander warm. Außerdem wechselt die Aufgabenverteilung immer wieder, das heißt, die äußeren Arbeiterinnen lösen die inneren ab“, erzählt Annik. Veränderungen im neuen Semester Nicht nur bei den Bienen hat sich viel getan, auch das Team wandelt sich immer wieder. Manche star- ten ins Berufsleben und für andere geht das Imkern weiter. Da das Team aus Studierenden besteht, ist es nicht ungewöhnlich, dass es sich mit jeder Saison ein wenig verändert. So freut sich die Gruppe auch immer über Interessierte aller Leipziger Hochschulen, die Lust haben, sich anzuschließen und das Imkern aus- zuprobieren. Vorkenntnisse braucht es dafür nicht. Vielleicht, so der Gedanke, inspiriert das Projekt sogar die eine oder andere Person, auch nach dem Studium mit dem Imkern weiterzumachen. – hs Das studentische Imkerteam sucht regelmäßig nach Verstärkung

Daten und Struktur 77 Vorbemerkung Die finanzielle Ausstattung von staatlichen Hochschulen in Deutsch- land hängt maßgeblich von politischen Entscheidungen auf Landes- ebene ab. Durch die im Grundgesetz garantierte Kulturhoheit der Län- der ist der Freistaat Sachsen für Bildungspolitik zuständig und damit der Träger der HTWK Leipzig. Die folgenden Informationen für das Wirtschaftsjahr 2021 sind vor dem Hintergrund dieser Abhängigkeit zu sehen: Die Erträge der Hochschule lagen bei 57,87 Millionen Euro und setzen sich aus den Zuschüssen des Freistaates 39,00 Millionen Euro, aus Erträgen von Projektförderungen i. H. v. 13,55 Millionen Euro sowie aus Umsatzerlösen i. H. v. 1,22 Millionen Euro und Sonstigem i. H. v. 4,10 Millionen Euro zusammen. Die Aufwendungen der Hoch- schule beliefen sich auf 56,29 Millionen Euro. Projekterträge Die Drittmittelkennzahlen sind für die Landeszuschussbemessung von nennenswerter Bedeutung. Die Drittmitteleinnahmen der Hochschule sowie des Forschungs- und Transferzentrums der HTWK Leipzig (FTZ) erhöhten sich auf 17,51 Millionen Euro (Grafik S. 83). Die ertragsseitige Betrachtung der Projektförderung weist mit 18.08 Millionen Euro eine stabile Entwicklung auf. 1 Die Projektförderung der Deutschen Telekom für die Fakultät Digitale Transformation beeinflusste das Geschäftsjahr sowohl einnahme- als auch ertragssteigernd deutlich. Darüber hinaus unterstützt der über die Jahre kontinuierlich zunehmende Beitrag des Forschungs- und Transferzentrums sowohl ertrags- als auch einnahmenseitig diese Entwicklung. 1: Die Abweichung resultiert aus einer Verschiebung zwischen Leistungszeitraum (Erträge) und Geldzu- fluss (Einnahmen) am Stichtag. Über die Totalperiode gleicht sich diese Abweichung statistisch aus.

Verbesserung der Digital- bzw. Hybrid-Lehre sowie für die notwendige und verpflichtende Fortführung von Home-Office-Tätigkeiten im Vordergrund. Des Weiteren war ein Forderungsanstieg in Höhe von 467 Tausend Euro zu verzeichnen, der auf die Zuwei- sungsbedingungen sowie die verzögerten Bearbei- tungszeiten der Projektträger im Drittmittelbereich zurückzuführen ist. Die Hochschule weist zum 31. Dezember 2021 flüs- sige Mittel von 17,72 Millionen Euro aus, denen zweckgebundene Verbindlichkeiten in Höhe von 11,56 Millionen Euro gegenüberstehen. Hintergrund zum Finanzbericht Die Zuweisung der Zuschüsse erfolgt in Sachsen seit diesem Geschäftsjahr auf der Grundlage der Zwei-Säulen-Budgetierung. Das bis zum Vorjahr ausgereichte Leistungsbudget wurde dem Grund- budget zugerechnet. Damit ist ebenfalls verbunden, dass mit dem neuen Zielvereinbarungszeitraum 2021 – 2024 nur noch das Zielvereinbarungsbudget als Teil des Innovationsbudgets in Höhe von 1,96 Millionen Euro mit dem Risiko der Rückzahlungs- verpflichtung bei Nichteinhaltung der Ziele ver- bunden ist 2. Dies verschafft der Hochschule nun eine mittelfristig bessere Planungssicherheit. Das Grundbudget betrug 94 Prozent des Haushaltspla- nes (29,94 Millionen Euro) und dient vordergründig zur Deckung der stellenplangebundenen Personal- kosten. Für Sach- und Investitionskosten verblieb damit nur wenig Spielraum. Der zweite Bestandteil des Landeszuschusses ist das Innovationsbudget. Es umfasst zum einen das Zielvereinbarungsbudget, dessen Abrechnung anhand der Erreichung einer Vielzahl von Einzelkriterien wie etwa der Frauen- quoten oder „Absolventen in der Regelstudienzeit plus 1 Semester“ erfolgt. Weiterer Bestandteil des Innovationsbudgets ist das Initiativbudget, welches für Zusatzprojekte oder Kooperationsaufgaben säch- sischer Hochschulen auf Antrag zugewiesen wird. Das Innovationsbudget betrug 2,39 Millionen Euro. Daten und Struktur 79 Insgesamt bleibt positiv festzustellen, dass bei aus- reichender Berücksichtigung aller ausstehenden Verpflichtungen und Risiken, die um Sonderposten und Verbindlichkeiten gegenüber dem Freistaat Sachsen bereinigte Eigenkapitalquote bei 67,4 Pro- zent liegt. Schlussendlich zwingt dieses Modell die HTWK Leipzig, wenn auch inzwischen in eingeschränkter Form, zum Gang ins Risiko, da die Hochschule bei Nichteinhaltung der mit dem Freistaat Sachsen verhandelten Zielvereinbarung zur Rückzahlung von Mitteln in signifikanter Höhe verpflichtet ist. So bereits geschehen für den Zeitraum 2014 – 2016, in dem marginale Zielverfehlungen zu einer Rück- zahlungsverpflichtung von ca. 1,2 Millionen Euro führten. Diese Unwägbarkeiten der finanziellen Ausstattung müssen seither in die Budgetkalkulation der Hochschule eingehen. Weiterhin erhielt die Hochschule sowohl antrags- gebundene Einzelzuweisungen im Zuschussbereich für Forschungsgrundausstattung, der Angewandten Digitalisierung, für Inklusionsmaßnahmen, wegen der coronabedingten Mehrbelastungen und für Ein- zelinvestitionen als auch langfristig planbare Mittel aus dem Hochschulpakt bzw. Zukunftsvertrag. Ins- gesamt betrugen die Erträge aus Einzelzuweisungen 6,67 Millionen Euro. 2: Bisher bestand das Rückzahlungsrisiko ebenfalls für das Budget aus dem (auslaufenden) Hochschul- pakt bzw. dem neu aufgelegten Bundesförder- programm „Zukunftsvertrag“.

Daten und Struktur 81 VERMÖGEN 2020 2021 Mittel- und langfristig gebundenes Vermögen Immaterielle Vermögensgegenstände Sachanlagen Finanzanlagen Summe Kurzfristig gebundenes Vermögen Vorräte Kundenforderungen Forderungen gegenüber dem Freistaat Sachsen Forderungen gegen andere Bereiche der öffentlichen Hand und des nicht-öffentlichen Bereichs Sonstige kurzfristige Posten Flüssige Mittel Aktive Rechnungsabgrenzungsposten Summe 315 9.999 0,9 262 28,7 11.159 6 0,0 6 10.320 29,6 11.427 77 1.033 205 0,2 3,0 0,6 57 836 48 3.712 10,6 4.533 0 0,0 0 18.848 54,0 17.718 682 2,0 785 24.557 70,4 23.977 0,7 31,5 0,0 32,3 0,2 2,4 0,1 12,8 0,0 50,1 2,2 67,7 Vermögen insgesamt 34.877 100,0 35.404 100,0 KAPITAL Eigenkapital Kapital und Rücklagen Bilanzgewinn Summe Sonderposten Sonderposten für Investitionszuschüsse Summe Kurzfristiges Fremdkapital Rückstellungen Erhaltene Anzahlungen Lieferantenschulden Verbindlichkeiten gegenüber dem Freistaat Sachsen sowie dem sonstigen öffentlichen Bereich Sonstige kurzfristige Verbindlichkeiten Passive Rechungsabgrenzungsposten Summe Verbindlichkeiten gegenüber Gebietskörperschaften 1.422 4,1 1.292 Kapital insgesamt 34.877 100,0 35.404 100,0 2020 2021 -776 11.709 10.933 -2,2 33,6 -776 13.195 31,3 12.419 -2,2 37,3 35,1 10.319 10.319 29,6 11.426 29,6 11.426 32,3 32,3 3.231 109 506 9,3 0,3 1,5 7.879 22,6 3.530 99 1.021 4.447 10,0 0,3 2,9 12,6 3,6 2,6 0,7 206 272 0,6 0,8 911 259 13.625 39,1 11.559 32,6

Daten und Struktur 83 Einnahmen aus Drittmitteln und sonstige Einnahmen* in Tausend € 17, 5 Mio. neuer Drittmittel- Rekord im Jahr 2021 18.000 17.000 16.000 15.000 14.000 13.000 12.000 11.000 10.000 9.000 8.000 7.000 6.000 5.000 76 1.523 2.103 5.648 250 1.649 1.310 288 1.231 1.749 4.312 10 1.118 240 1.133 82 102 3.479 1.213 1.073 2.086 5.133 13 609 122 839 3.254 3.221 1.238 2.027 1.909 1.367 1.301 1.776 930 2.037 651 2.371 1.500 601 4.874 4.234 4.151 5.272 1.423 6.828 6.861 5.801 55 618 83 650 1.245 1.785 1.720 4.000 957 1.593 833 1.854 1.006 1.772 1.065 3.000 2.000 1.000 3.592 3.480 3.633 3.300 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Bund Land Wirtschaft EU Europäische Union Andere DFG Deutsche Forschungs- gemeinschaft *inkl. FTZ e. V. und Landesforschungsförderung sowie Einnahmen der Betriebe gewerblicher Art Anteil Forschungs- und Transferzentrum (FTZ e. V.) in Tausend € 3.000 2.000 1.000 1.863 22,8 % 1.736 20,6 % 1.950 18,8 % 1.763 17,1 % 2.055 17,8 % 1.868 18,5 % 2.332 22,6 % 2.488 20,5 % 2.727 17,3 % 3.440 22,1 % 3.295 18,8 % 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021

Daten und Struktur 85 Hochschulleitung Senat Rektor Prof. Mark Mietzner Kanzlerin Prof.in Swantje Rother Prorektorin Bildung Prof.in Barbara Mikus Prorektor Forschung Prof. Ralf Thiele Hochschulrat Dr. Mathias Reuschel Hochschulratsvorsitzender, Vorsitzender der S&P Gruppe Prof.in Heike Graßmann stellv. Vorsitzende, administrativer Vorstand, Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz- Gemeinschaft (MDC) Prof.in Gabriele Hooffacker HTWK Leipzig, Fakultät Informatik und Medien Burkhard Jung Oberbürgermeister der Stadt Leipzig Prof. Hubertus Milke HTWK Leipzig, Fakultät Bauwesen Prof. Jürgen Staupe Staatssekretär a. D. im Sächsischen Staatsministerium für Kultus Hans-Peter Kemser Leiter des BMW-Werks in Leipzig Dekaninnen und Dekane* FAS Prof. Thilo Fehmel FB Prof. Lutz Nietner FDIT Prof. Ulf Schemmert FIM Prof. Uwe Kulisch FING Prof. Stephan Schönfelder FWW Prof. Andreas Piel Stichtag: 31.12.2021 Stimmberechtigte Hochschullehrende Prof. Ronald Scherzer-Heidenberger Prof. Faouzi Derbel Prof. Eugen Herzau Prof. Thomas Kudraß Prof. Mathias Rudolph Prof. Klaus Holschemacher Stimmberechtigte Mitarbeiter Prof. Peter M. Wald Margit Banusch Dagmar Fester Christiane Rasch Stimmberechtigte Studierende Amtszeit 01.04.2020–31.03.2021 Sabine Giese Toni Nabrotzky Lorenz Zieche Weitere Senatsmitglieder mit Rede- und Antragsrecht sind die Vertreter der Hochschulleitung, die Dekaninnen und Dekane der Fakultäten und die Gleichstellungsbeauftragte. Erweiterter Senat Stimmberechtigte Hochschullehrende Stimmberechtigte Mitarbeitende Prof. Jörg Ackermann Margit Banusch Prof. Faouzi Derbel Dagmar Fester Prof. Winfried Hähle Kathrin Mandler Prof. Kerstin Hebestreit Prof. Ronald Scherzer- Heidenberger Prof. Eugen Herzau Prof. Klaus Holschemacher Prof. Thomas Kudraß Prof. Hendrik Richter Prof. Mathias Rudolph Prof. Rainer Vor Prof. Peter M. Wald Prof. Markus Walz Prof. Johannes Waldmann Ulrike Quapp Christiane Rasch Constanze August Wilfried Schulze Stimmberechtigte Studierende (bis 31.03.2020) Sabine Giese Lorenz Ziche Toni Nabrotzky Jonas Lück Mara Boege Maximilian Fröhling

Daten und Struktur 87 Berufungen 01.01.2021 Prof. Cornelius Bode Elektrische Maschinen Prof. Jens Schneider Vernetzte Energiesysteme 01.02.2021 Prof. Slavisa Aleksic Netzwerktechnologien und Netzwerk- management Prof. Andreas Hartmann Angewandte Informatik mit den Schwerpunkten verteilte Anwendungen und deren Sicherheit 01.03.2021 Prof. Marco Wach Bau- & Immobilienmanagement Ruhestandsversetzungen* 31.03.2021 Prof.in Kornelia Richter Prof. Axel Schneider Personalstatistik 01.03.2021 Prof. Paul Rosemann Werkstofftechnik 01.04.2021 Prof. Björn Höhlig Nachhaltiges Bauen/Bauen im Bestand Prof. André Ihde Digitales Planen & Bauen Prof. Ingo Reinhold Beschichtungsprozesse 15.05.2021 Prof. Alexander Tochtermann Darstellen & Plastisches Gestalten * Ruhestandsversetzungen werden nur mit aktiver Zustimmung gelistet. 212 603604 214* Drittmittel- und sonstige Stellen Haushaltsstellen Professuren (von Haushaltsstellen) Mitarbeitende (von Haushaltsstellen) * inkl. FTZ 390 178 Stichtag für alle Angaben: 31.12.2021

Zahlen 89 Überblick 2021 1992 in Leipzig gegründet 6 Fakultäten sind eine Hochschule 46 Studiengänge an der HTWK Leipzig 1.807 Studierende im ersten Fachsemester 6.529 Studierende 830 Internationale Studierende aus über … 70 Ländern sind 2021 an unserer Hochschule immatrikuliert.

Zahlen 91 Gesamtzahl der Erstsemester-Studierenden 2020 1.848 2021 1.807 WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN Betriebswirtschaft 2020 2021 Bachelor Master General Management Master International Management Bachelor Wirtschaftsingenieurwesen Bauwesen Bachelor Master Wirtschaftsingenieurwesen Elektrotechnik Bachelor Master Wirtschaftsingenieurwesen Energietechnik 73 31 22 36 55 20 44 12 84 29 34 30 52 11 31 5 Bachelor 22 19 Wirtschaftsingenieurwesen Maschinenbau Bachelor 21 29 Wirtschaftsingenieurwesen Maschinenbau/ Energietechnik Master 29 16 Stichtage 01.05.2020; 01.12.2020 und 01.05.2021; 01.11.2021 Studiengänge im Überblick

Anzahl der Graduierungen 2020 2021 Zahlen 93 56 % 1.171 44 % 59 % 1.157 41 % 67 % 72 % Bachelor-Graduierungen Master- und Diplom-Graduierungen davon MINT-Graduierungen Stichtage 31.01.2020 und 31.05.2020, 25.02.2021 und 24.06.2021, 25.01.2022 Herkunft der Studierenden 100 % 80 % 60 % 40 % 20 % 9 % 25 % 12 % 12 % 12 % 12 % 25 % 24 % 23 % 22 % 45 % 41 % 40 % 41 % 41 % 23 % 23 % 24 % 24 % 25 % 2017 2018 2019 2020 2021 Alte Bundesländer Sachsen Weitere neue Bundesländer Ausland Stichtag 01.11.2021

Zahlen 95 Internationale Studierende 2021 830 Studierende aus über 70 Ländern 300 250 200 150 294 100 50 136 n e i r y S h c i e r r e t s Ö 65 m a n t e i V 54 o k k o r a M 28 d n a l s s u R 24 e n i a r k U 16 n e i s e n o d n I 14 h c i e r k n a r F 11 n e i s e n u T 11 n e i l a t I 11 i a n h C 11 n a r I Stichtag: 01.11.2021 Austauschstudierende aus dem Ausland 32 aus Tunesien 14 aus Frankreich 7 aus Jordanien 6 aus Italien 4 aus der Ukraine 3 aus der Türkei Stichtag: 01.11.2021 je 2 aus der Schweiz, Spanien, Rumänien und Österreich je 1 aus den USA, Slowenien, Russland und Nordzypern 155 e r e t i e w 147 Partner- hochschulen 88 Erasmus+ Partner- hochschulen