editorial Ein neuer Rektor betritt die Bühne der HTWK Leipzig: Prof. Mark Mietzner Liebe Mitglieder der HTWK Leipzig, sehr geehrte Leserinnen und Leser, hinter uns liegt ein Jahr großer Herausforderungen. Die Corona-Pandemie hat 2020 in der gesamten Ge- sellschaft Einschränkungen und Veränderungen her- vorgerufen, die plötzliches Umdenken erforderlich machten. Auch an der HTWK Leipzig musste die neue Hochschulleitung alte Pfade verlassen und zahlreiche strategische Überlegungen zur Weiterentwicklung un- serer Hochschule vorerst zurückstellen. Die Maßgabe unseres Krisenmanagements bildete stattdessen der bestmögliche Schutz der Gesundheit aller Hochschul- angehörigen bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung des Lehr- und Forschungsbetriebs in Zeiten vermeintlichen Stillstands. Das neue Rektorat hat in seiner Arbeit bislang aus- schließlich eine HTWK Leipzig abseits eines normalen Hochschulalltags kennengelernt. Allerdings hat unsere Hochschule auch in dieser historisch einmaligen Situ- ation bewiesen, was sie besonders auszeichnet: der Zusammenhalt. Ob im analogen oder im virtuellen Raum – sie zeigte sich als eine innovations- und leis- tungsstarke Hochschule, die gemeinschaftlich, flexi- bel und lösungsorientiert agiert. Sie besitzt die nötige Anpassungsfähigkeit und den Ideenreichtum, um sich auch in einer Ausnahmesituation zeitgemäß und zu- kunftsgerichtet weiterzuentwickeln. Wir haben in allen Bereichen gezeigt, dass wir gut miteinander arbeiten. In einer herausragenden Team- leistung ist es der HTWK Leipzig gelungen, nahezu ihren gesamten Lehr- und Forschungsbetrieb zu digi- talisieren und ihre Drittmittelfähigkeit auf sehr hohem Niveau zu stabilisieren. Für ihr außergewöhnliches En- gagement und ihre Flexibilität während der Pandemie möchte ich allen Hochschulangehörigen an dieser Stel- le meinen herzlichsten Dank aussprechen. Ich lade Sie ein, auf den folgenden Seiten über die be- eindruckenden Ergebnisse unserer Hochschule aus Forschung, Lehre und Studium zu lesen. Sie werden mir zustimmen, dass unsere Hochschule ein spannen- der, vielseitiger und höchst lohnender Ort zum Lehren, Lernen, Arbeiten und Forschen ist. Ich bin davon über- zeugt, dass unsere Interdisziplinarität sowie unsere Innovationskraft auch zukünftig wichtige Erfolgsfak- toren für die positive Entwicklung dieser Hochschule sein werden. Ihr Mark Mietzner, Rektor der HTWK Leipzig

inhalt 5 menschen und gesellschaft Intro 58 60 Prof. Ronald Scherzer-Heidenberger im Interview 62 Bedrohung in den eigenen vier Wänden Interview mit HTWK Alumnus Dr. Reinhard Böhm 64 66 Menschen an der HTWK Leipzig 68 Krimi-Improtheater international Intro 70 72 Silke Mühl im Interview 74 Expertise aus dem Ausland 75 DAAD-Preise 2019 und 2020 76 Neue Partnerschaft mit dem indischen Anand-College daten und struktur 79 Finanzbericht 2019/20 82 Finanzübersicht 2019/20 84 Mittelverteilung und Fakultätsbudgets 2019/20 85 Drittmitteleinnahmen 86 Organigramm der HTWK Leipzig 87 Struktur und Gremien: Wer macht was? zahlen 90 Intro 92 Studium in Zahlen 96 Deutschlandstipendium 97 Internationale Studierende 98 impressum

rückblick 7 Leere Flure, verwaiste Hörsäle: ein Sinnbild für das Studium im Corona- Jahr 2020 08/20 07/20 › › Außerplanmäßige Umfrage zur Situation der HTWK-Studierenden in der Corona-Krise ergibt: die Situation ist eine große Herausforderung; der Hochschulalltag fehlt ( S. 22) Engagement für sächsische Hochschulen: HTWK-Rektor Prof. Mark Mietzner wird stellvertretender Vorsitzender der sächsischen Landesrektorenkonferenz Einvernehmen mit dem Hochschulrat: Amtierende Kanzlerin Prof.in Swantje Rother soll auch ab 2021 Kanzlerin der HTWK Leipzig bleiben ( S. 14) › HTWK Leipzig mit neuem Hochschulrat: Dr. Mathias Reuschel erneut zum Vorsitzenden gewählt 06/20 Erneuter Drittmittelrekord: HTWK Leipzig warb 2019 mehr als 15 Millionen Euro zusätzliche Mittel für Forschung, neue Lehrmethoden und Internationalisierung ein ( S. 85) › Mit Technik gegen Corona: HTWK-Ingenieure entwickeln kostengünstiges Beatmungsgerät › › „Beat2020“ als Notersatz in der Covid-19-Pandemie* Lehrberichterstattung komplett digital: interne Akkreditierungsverfahren und System- akkreditierung zur Qualitätssicherung von Lehre und Studium ( S. 18) Die Hochschulbibliothek stellt digitale Sammlungen bereit und organisiert den Bestell- und Abholservice für gedruckte Medien ( S. 32)

rückblick 9 03/20 › Mitarbeitende der HTWK Leipzig unterstützen wieder den Schülerwettbewerb „ExperiWatt“ ( S. 50) › Neue HTWK-Fakultät „Digitale Transformation“ findet ihre Heimat in Plagwitz › 1. bundesweiter Lockdown: HTWK Leipzig fährt den Vorort-Betrieb herunter 02/20 › Rektor Prof. Mark Mietzner überreicht Berufungsurkunden an die ersten sieben Professoren der Stiftungsfakultät Digitale Transformation 01/20 Die digitale Transformation gestalten: HTWK Leipzig richtet ersten kooperativen Masterstudiengang an der neu gegründeten Stiftungsfakultät Digitale Transformation ein 12/19 11/19 › Interaktive Sendung für Krimifans: HTWK-Studierende produzieren Krimi-Impro-Show „Ansetzen und kippen“ ( S. 68) › Neue Kooperation mit dem indischen Anand International College › of Engineering (AICE) ( S. 76) 1,5 Millionen Euro Fördermittel aus dem BMWi-Programm „EXIST-Potentiale“ eingeworben: HTWK-Gründungsberatung „Startbahn 13“ wird ins Leben gerufen ( S. 48) Neues Rektorat : Rektor der HTWK Leipzig, Prof. Mark Mietzner, wird mit Übernahme der Amtskette – der Investitur – offiziell in sein Amt eingeführt. Im Rahmen der Feier werden auch die neue Prorektorin Bildung, Prof.in Barbara Mikus, und der neue Prorektor Forschung, Prof. Ralf Thiele, offiziell bestellt 10/19 › › Die Hochschule begrüßt 1.810 neu immatrikulierte Studierende Preisverleihungen anlässlich der feierlichen Immatrikulation: Jakob-Leupold-Medaillen für Verdienste um die Hochschule, Dissertationspreis der Stiftung HTWK, DAAD-Preis für den bzw. die beste(n) ausländische(n) Studierende(n) und Förderpreis für Angewandte Digitalisierung werden vergeben › Offizielle Eröffnung des im Juli gegründeten Instituts für Digitales Lehren und Lernen (IDLL) ( S. 22) *Print kann mehr: Zu diesem Beitrag liegt ein Multimedia-Beitrag vor. Dieser kann beispielweise ein Video, ein Modell, eine Linksammlung oder eine Foto- Slideshow sein. Mehr finden Sie hier: www.htwk-leipzig.de/printkannmehr

entwicklung 11 Neu gewählt Im Juni 2019 hat der Erweiterte Senat Prof. Dr. Mark Mietzner zum Rektor der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig ge- wählt. Seine Amtszeit begann am 01. Oktober 2019 mit der Bestellung durch das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWKT) und beträgt fünf Jahre. Am 21. November 2019 hatte der Senat der HTWK Leipzig einstimmig Prof.in Barbara Mikus zur neuen Prorektorin Bildung und Prof. Ralf Thiele zum neuen Pro- rektor Forschung ernannt. — fp Familiengerecht Die HTWK Leipzig hat vom Kuratorium der berufundfamilie Service GmbH die Bestätigung ihres Zertifikats zum Audit familiengerechte Hochschule erhalten. Erstmals wurde die Hochschule im Jahr 2010 mit dem Zertifikat zum audit ausge- zeichnet. Nach zwei Re-Auditierungen folgte nun das erfolg- reiche Dialogverfahren. — cr Persönlich Was wurde im Senat beschlossen? Was wurde im letzten Jahr erreicht? Wie soll das digitale Semester in Zeiten der Corona-Krise laufen? Seit November 2019 berichtet Prof. Mark Mietzner, Rektor der HTWK Leipzig, in persönlichen Videobotschaften regelmäßig zu wichtigen Themen der Hochschule. In besonderen Situationen wendet sich die Hochschul- leitung auch gemeinsam an die Hochschulangehörigen. „Wir alle sehen uns täglich mit einer großen Zahl an E-Mails und sonstigen Meldungen konfrontiert. Daher möchte ich den Angehörigen der Hochschule wichtige Informationen persönlich mitteilen“, sagt Mietzner. „Die Videos bieten mir auch die Möglichkeit, all jenen meinen Dank auszusprechen, die diese Hochschule jeden Tag mit ihrem Engagement voranbringen.“ — am

entwickelt und verbessert. So hat sich das Rektorat intensiv für eine zukunftsorientierte Zielvereinba- rung mit dem SMWK eingesetzt und nachdrück- lich und ausdauernd auf die dringend benötigten Ressourcen aus dem Zukunftsvertrag Studium und Lehre hingewiesen. Die HTWK Leipzig hat durch den Sitz im LRK- Vorstand und in der Vertretung der sächsischen Hochschulen im Senat der deutschen Hochschul- rektorenkonferenz auch an eigener politischer Gestaltungskraft gewonnen. Gemeinsam mit an- deren sächsischen Hochschulen haben wir uns maßgeblich in die Fortschreibung des Sächsischen Hochschulentwicklungsplans eingebracht und darüber hinaus einen Vorschlag zur Umsetzung eines Sächsischen Promotionskollegs erarbeitet. Promovierende sind ein zentraler Baustein des Wissenschaftssystems und tragen ganz wesentlich zu unserer Forschungsstärke bei, weshalb wir auch in Zukunft für einen direkten Zugang zum Promo- tionsrecht für Hochschulen für Angewandte Wis- senschaften einstehen. Schon heute zeigt der Drittmittelrekord in 2019 und das fast unvermindert hohe Drittmittelniveau in 2020, dass wir eine anerkannte Säule im For- schungssektor sind. Neben den bedeutenden For- schungsbeiträgen unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind aber auch die heraus- ragenden Leistungen unserer Lehrenden und Stu- dierenden hervorzuheben: Ihre Kreativität und ihr Ideenreichtum sowie ihre Ausdauer und Wider- standsfähigkeit haben eindrucksvoll gezeigt, dass die HTWK Leipzig den akademischen und institu- tionellen Herausforderungen der letzten Monate gewachsen ist und neuartige Wege der Zusammen- arbeit finden und erfolgreich alternative Formen des Lernen und Lehrens entwickeln kann. Dies bestärkt uns in unserem Ziel, auch in Zukunft eine Spitzenposition unter den leistungsstarken Hoch- schulen für angewandte Wissenschaften einzuneh- men, weiter für Innovation und Exzellenz in Bil- dung und Forschung zu stehen und ein attraktiver Partner zu bleiben. Prof. Mark Mietzner wurde im Juni 2019 zum neuen Rektor der HTWK Leipzig ge- wählt und trat – mit erst 40 Jahren – zum Wintersemester 2019/20 das Amt an. 2017 habilitierte er an der Technischen Uni- versität Darmstadt und erhielt die venia legendi für Betriebswirtschaftslehre. Bis zu seinem Wechsel an die HTWK Leipzig war er als Dekan und kaufmännischer Leiter für die Weiterbildungsprogramme der Zeppelin Universität in Friedrichs- hafen tätig. Dort hatte er eine Professur für Bank- und Finanzwirtschaft inne und veröffentlichte zahlreiche Aufsätze in international führenden Fachzeitschriften. Seit 01.08.2020 ist er stellvertretender Vorsitzender der sächsischen Landes- rektorenkonferenz und Sprecher der sächsischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW).

In einigen wenigen nüchternen Kennzahlen be- schrieben ist die HTWK Leipzig im Jahr 2020 zu- nächst ist eine von 216 Hochschulen für Ange- wandte Wissenschaften in Deutschland, und eine von fünf im Freistaat Sachsen. Und sie doch so viel mehr: sie ist Arbeits-, Forschungs-und Lernort für mehr als 6300 Studierende und rund 650 Beschäf- tigte, hat etwa 30 Millionen Zuschüsse des Frei- staats Sachsen erhalten und mehr als 18 Millionen Euro Drittmittel eingeworben. Dieser dem Wissenschaftsmanagement imma- nente Umgang mit Kennzahlen und die Ableitung von Handlungsstrategien sollte ab März des ver- gangenen Jahres in den Hintergrund treten: Das zurückliegende Jahr 2020 wurde mit Beginn der Corona-Pandemie ein ganz Besonderes für unsere Hochschule: Die Situation barg unbekannte Risi- ken und forderte uns auf unterschiedlichsten Ge- bieten: es galt Hygienekonzepte zu entwickeln, die Hochschuleinrichtungen und den Hochschulbe- trieb möglichst pandemiesicher zu gestalten, einen Krisenstab zu installieren. Es galt aber auch, Ängs- te abzubauen, viele Gespräche zu führen, pragma- tische Lösungen zu finden. Vor allem aber galt es, der Digitalisierung einen Schub zu verleihen, der in vorpandemischen Zei- ten undenkbar gewesen wäre. Die Hochschul- leitung hat dafür zusätzliche finanzielle Unter- stützung organisiert und die IT-infrastrukturelle Unterstützung etwa durch die Finanzierung und Bereitstellung von Lernplattformen organisiert. Der Verwaltungsbetrieb an der HTWK konnten durch ein herausragendes Engagement aller Be- teiligten der HTWK Leipzig sowie ein gutes Krisen- management bewältigt werden. Herzlichen Dank dafür! Nicht zuletzt die geringen Infektionszahlen bei den Beschäftigten und Angehörigen der HTWK Leipzig sind Beweis für den hohen Wirkungsgrad der veranlassten Maßnahmen zur Eindämmung der Ansteckungsgefahr. entwicklung 15 Mit Blick nach vorn haben wir in Sachen Digitali- sierung unser Workflowmanagementsystem im Projekt „DIVE“ an den Start gebracht. Sie alle nut- zen dieses Tool für die elektronische Kontaktnach- verfolgung. Erste Verwaltungsprozesse sind digi- talisiert, weitere vorbereitet zur Umsetzung. Hier wird Fahrt aufgenommen werden und die Verwal- tungsmodernisierung weiter vorangetrieben. Auch wenn einige Projekte, wie etwa die geplante Sanierung des Geutebrück-Baus, zunächst zurück- stellt wurden, sind viele Vorhaben abgeschlossen worden oder auf einem guten Weg: der Umzug der Fakultät Digitale Transformation ist mit der Herrichtung der neuen Räumlichkeiten in der Zschocherschen Straße Ende 2020 vorbereitet, die Nutzbarkeit von VoiceoverIP weiter vorangebracht, die Anbindung dreier Studiengänge an das Dialog- orientierte Serviceverfahren abgeschlossen, die weitere Umstellung auf HISinOne als moderner Campus-Software erfolgt oder auch der Entwurf eines Antidiskriminierungsleitfadens erarbeitet. Lassen Sie mich zuletzt ein persönliches Wort an Sie richten: Mit dem Ende des Jahres 2020 ist auch meine erste Amtszeit als Kanzlerin an der HTWK Leipzig vollendet. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, für Ihre Unterstützung auch in stürmi- schen Zeiten, für kritische Diskurse, viele Ideen und Anregungen und bereicherndes Miteinander zu danken. Ich freue mich gemeinsam mit Ihnen darauf, auch in den kommenden Jahren Vieles im Sinne unserer Hochschule voranzubringen. Prof.in Swantje Rother trat 2013 ihr Amt als Kanzlerin der HTWK Leipzig an. Die Betriebswirtin leitete zuvor den Studien- gang Gesundheitsmanagement an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Sie verfügt unter anderem über jahre- lange Erfahrung als Geschäftsführende Gesellschafterin einer sozialen Ein- richtung und als Dozentin für Qualitäts- management. Swantje Rother studierte Betriebswirtschaft an der Freien Univer- sität Berlin und war als wissenschaftliche Mitarbeiterin sieben Jahre am Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Europa-Universität Viadrina Frank- furt (Oder) tätig – insbesondere in der betriebswirtschaftlichen Steuerlehre und Wirtschaftsprüfung. Seit 2005 ist sie zerti- fizierte Qualitätsmanagerin. Eine zweite Amtszeit als Kanzlerin der HTWK Leipzig tritt sie 2021 an.

Die Pandemie hat den Stellenwert der Wissenschaft für die Gesellschaft deutlich gezeigt. Doch es reicht nicht, erst inmitten einer Krise mit Forschung anzu- fangen. Auch wäre es naiv zu hoffen, dass sich durch die Pandemie andere Probleme wie der Klima- wandel von selbst lösen würden. Ich bin überzeugt: Die größte Herausforderung für die Zukunft ist die Begrenzung der Erderwärmung durch einen nach- haltigen Umbau der gesamten Wirtschaft und die schnelle Einführung neuer, ressourcenschonender Technologien und Verfahren. Daran forscht der Großteil unsere Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftler in enger Kooperation mit künftigen An- wendern aus der Praxis. Ein Beispiel hierfür ist die Bauforschung. Die Bau- branche verbraucht rund 40 Prozent der weltwei- ten Ressourcen und verursacht rund ein Drittel der weltweiten Treibhausgase. Deshalb entwickeln wir seit Jahren zusammen mit mehr als 100 Partnern Carbonbeton als nachhaltige Alternative zum der- zeit dominierenden Baustoff Stahlbeton. Um diese Innovation in die marktreife Anwendung zu über- führen, haben wir 2020 eine neue Versuchshalle im Leipziger Osten eingeweiht. Hier werden schon bald vollautomatisierte Fertigungsprozesse für Car- bonbeton entwickelt und erprobt. Damit sind wir neben den Universitäten in Dresden und Aachen der dritte Standort des „Carbonbetontechnikums Deutschland“ ( S. 36). Innovationen wie diese erfordern ausreichende und langfristige finanzielle Mittel, verlässliche politische Rahmenbedingungen und das Mitwirken der Wirt- schaft. Die öffentlichen Ausgaben zur Pandemie- bewältigung dürfen auch nach der Pandemie nicht dazu führen, dass Forschungsmittel gekürzt werden – denn angewandte Forschung ist der Motor dessen, was Sachsen und Deutschland als Innovationsstand- ort ausmacht. Als Prorektor für Forschung setze ich deshalb alles daran, unser erreichtes Forschungs- niveau zu sichern und auszubauen sowie die Rah- menbedingungen dafür zu verbessern. Prof. Ralf Thiele wurde 2019 zum Pro- rektor für Forschung der HTWK Leipzig gewählt. In dieser Funktion ist er für alle Fragen rund um Forschung und Transfer zuständig, leitet das Graduiertenzentrum GradZ und die Gründungsberatung Start- bahn 13 der Hochschule. Thiele studierte und promovierte an der Technischen Hochschule Leipzig. Nach zehn Jahren in der Industrie forscht und lehrt er seit 2007 als Professor für Bodenmechanik, Grundbau, Fels- und Tunnelbau an der HTWK Leipzig. 2011 gründete Thiele die interdisziplinäre Nachwuchsforschungs- gruppe G² Gruppe Geotechnik, die seit- dem in enger Kooperation mit regionalen und überregionalen Praxispartnern zur Baugrundverbesserung forscht und Bau- projekte begleitet.

entwicklung 19 Studienqualität: Wie wurde sie durch Corona beeinflusst, welche Meilensteine hat das Qualitätsmanagementsystem erreicht? Im Jahr 2020 standen insbesondere zwei Themen im Fokus des Prorektorats Bildung: Die Corona- Pandemie mit ihren Auswirkungen auf Studium und Lehre sowie die Systemakkreditierung. Um die Qualität unserer Studiengänge eigenver- antwortlich zu sichern, ist die Zertifizierung unse- res internen Qualitätsmanagements vonnöten. Diese bedingt einen erfolgreichen Abschluss des „Verfahrens zur Systemakkreditierung“. Auf die- sem Weg haben wir 2020 wichtige Meilensteine erreicht, wie die Erarbeitung umfassender An- tragsdokumente, die Bildung einer zuständigen Rektoratskommission, die Verabschiedung rele- vanter Ordnungen im Senat sowie zwei (virtuelle) Begehungen durch Gutachterinnen und Gutachter. Deren Feedback war sehr positiv. Dies stimmt uns zuversichtlich, zukünftig das Recht zu erhalten, un- sere Studiengänge selbst zu akkreditieren.* Im Zuge der Weiterentwicklung unseres Quali- tätsmanagements ist im Mai 2020 die Lehrbericht- erstattung komplett auf einen digitalen Prozess umgestellt worden: Hochschulweit einheitlich für alle Studiengänge mit ausgewählten qualitätsrele- vanten Kennzahlen. Ziele und Maßnahmen für die künftige Entwicklung werden ebenfalls hinterlegt. Klare Kennzahlendefinitionen und die stichtagsbe- zogene, weitgehend automatisierte Datenerfassung sorgen für Transparenz, sichern die Vergleich- barkeit der Werte und begrenzen den Aufwand ( S. 26). Ein einfacher Freigabeprozess sorgt für die Weitergabe der Berichte an die Fakultäts- und die Hochschulleitung. Die digitale Lehrbericht- erstattung ist ein sehr gelungenes Beispiel, wie kennzahlengestütztes Monitoring und die Digitali- sierung der Hochschule ineinandergreifen. All diese Schritte wurden von der Corona-Pande- mie überschattet, die Studierende und Lehrende vor ganz außergewöhnliche Herausforderungen gestellt hat. An dieser Stelle ist den Studierenden, die ihr Studium erfolgreich fortgesetzt haben, gro- ßer Respekt zu zollen. Den Lehrenden gilt ein be- *Das Verfahren wurde inzwischen positiv abgeschlossen. sonderer Dank dafür, dass auch in diesem schwie- rigen Jahr nahezu alle Lehrveranstaltungen und Prüfungen angeboten und damit die Voraussetzun- gen für den Studienerfolg geschaffen werden konn- ten. In diesem Zusammenhang konnte ein etablier- tes Instrument der Qualitätsentwicklung genutzt werden – die Befragungen der Studierenden durch die Stabsstelle Qualitätsmanagement. So wurde im Sommer 2020 eine außerplanmäßige Umfrage durchgeführt, um Erkenntnisse über die besondere Studiensituation im Corona-Semester zu gewinnen und damit eine Grundlage für Verbesserungsmaß- nahmen zu schaffen. Ein Ergebnis überraschte nicht: Den meisten Studierenden fiel der Umgang mit der außergewöhnlichen Lehr-Lernsituation und die Bewältigung des Lernstoffes schwer. Auch ist die psychische Belastung stark gestiegen. Jeder vierte Studierende rechnet mit einer Verzögerung des Studiums. Positiv anzumerken ist, dass sich mit der Corona-Krise nicht nur die technischen und digitalen Kompetenzen der Studierenden mehr- heitlich verbessert haben. Es zeigte sich auch, dass etwa zwei Drittel der Befragten durch die Distanz- lehre gelernt haben, die Lernzeit selbständiger einzuteilen sowie zielorientierter zu arbeiten. Die Bewertung der einzelnen Lehrveranstaltungen war überwiegend gut. Dennoch ist der Wunsch nach Präsenzlehre groß. Bedarfsgerechte Unterstützung für Lehrende in technischer und didaktischer Hinsicht gab es vom Institut für Digitales Lehren und Lernen (IDLL) der HTWK Leipzig ( S. 22). Eine vom IDLL durch- geführte Befragung der Lehrenden ergab unter anderem, dass der Zeitaufwand für die Vorberei- tung digitaler Lehrveranstaltungen etwa doppelt so hoch ist wie bei Präsenzlehre. Das Feedback und der direkte Kontakt zu Studierenden fehle; so wisse man nicht, ob diese am Ball bleiben. Es bleibt zu hoffen, dass Studium und Lehre mög- lichst weitgehend zur Normalität zurückkehren können. Manche Erfahrungen aus der Corona-Zeit bieten dann durchaus auch Verbesserungspotentia- le, beispielsweise in Form hybrider Lehre, also der Verknüpfung von Präsenz- und digitaler Lehre, um deren jeweilige Vorteile zu nutzen.

bildung 21 Eindrücke aus der digitalen Lehre „Das Feedback zeigte mir, dass ich unter den gegebenen Umständen eine probate Form der Distanzlehre gefunden habe, denn die Prüfungsergebnisse waren über- durchschnittlich gut. Am Anfang war es sehr interessant, wenn auch zeitintensiv. Im weiteren Verlauf der Distanzlehre nahm bei den Studierenden die Motivation ab, es fehlte ihnen und auch mir der persönliche Austausch. Man sitzt vor einem Computer und schaut in das kleine Kameraloch, ohne eine Reaktion zu spüren. Gut ist, dass ich meine Erfahrungen aus der Distanzlehre zukünftig als Grundlage für alternative didaktische Ansätze nutzen kann.“ Randolf Dieckmann, Professor für Controlling und Unternehmensführung in der Medienwirtschaft „Gute Lehre ist keine Frage des Formats. Wohlwollen und Bemühen braucht es im für alle ungewohnten digi- talen Format auf der Seite der Lehrenden und der Stu- dierenden gleichermaßen.“ Astrid Sonntag, Professorin für Psychologie „Ich habe vor allem Online-Tutorials erstellt, damit die Stu- dierenden die programmiertechnischen Inhalte und Aufgaben selbstständig und im individuellen Tempo von Zuhause aus durcharbeiten können. Eine besondere Herausforderung war, dass ich mich um anspruchsvollere Programmierprobleme der Studierenden nicht vor Ort im Computer-Pool kümmern konnte, sondern sie online lösen musste.“ Robert Müller, Professor für Multimedia-Datenbanken „Ich glaube in der Zwischenzeit, dass die klassischen Vorlesungen als Video zum jederzeitigen Download zu höheren Lernerfolgen führen. Das gilt insbesondere für die 7:30 Uhr Vorlesungen. Übun- gen in Präsenz sind jedoch nicht zu ersetzen – nur vor Ort, Face- to-Face, können die sehr individuellen Verständnisprobleme be- merkt und die nötigen Hinweise gegeben werden.“ Harald Simons, Professor für Volkswirtschaftslehre „Die größte Herausforderung bestand für mich in der Übertragung der bisherigen Präsenzpraktika in ein aus Sicht der Wissensvermittlung adäquates Online-Format. Die Baustofflehre stellt ein sehr praktisch orientiertes Studienfach dar, welches durch zahlreiche Versuche geprägt ist. Ich bin einen zweistufigen Weg gegangen, bei dem zum einen für jedes unserer über 50 Baustoffprotokolle ein separates Lehr- video gedreht wurde und bei dem zum zweiten der im Video aufbereitete Lerninhalt in Online-Seminaren ausführlich besprochen wurde. Das Feedback der Studieren- den war durchweg sehr positiv und mitunter auch sehr konstruktiv. Die intensive Arbeit hat sich gelohnt, da mit den Lehrvideos ein neues Format geschaffen wurde, das wir auch zukünftig anbieten und sukzessiv unseren Qualitätsansprüchen an- passen werden.“ Christian Wagner, Professor für Baustofflehre

bildung 23 Sieben der neun Gründungsmitglieder (v. l. ): Prof.in Gabriele Hooffacker, Prof. Karsten Weicker, Prof. Uwe Kulisch, Prof. Ulrich Nikolaus, Prof. Jochen Merker, Prof. Klaus Hering, Prof. Mathias Rudolph. Nicht im Bild: Prof. Lutz Engisch und Prof. Martin Grüttmüller „Erste Schritte mit Camtasia“ über „Einstieg in Big- BlueButton“ bis hin zu „So leiten Sie Ihr Büro-Tele- fon ins Home-Office um“. Learning by Doing Auch in den folgenden Semestern bleibt das IDLL ein wichtiger Anlaufpunkt zur Gestaltung der di- gitalen Lehre für die rund 250 Lehrenden an der HTWK Leipzig. „Es hat ein bisschen gedauert, bis unsere Angebote genutzt und gefunden wurden – dann war aber ganz schön viel los!“, erinnert sich Gabriele Hooffacker, Gründungsmitglied des IDLL und Professorin für Medienadäquate Inhalteauf- bereitung. Vieles muss sich erst einspielen. Gemeinsam mit den Studierenden loten Lehrende die Möglichkei- ten digitaler Kanäle aus. Erst in der Praxis erlebt man, wieso beispielsweise Chatfunktionen dabei helfen Hemmung abzubauen oder digitale Diskus- sionen zu ordnen. Das IDLL berät zu geeigneten Formaten für bestimmte Lernziele und empfiehlt den gezielten Einbau von Feedbackmöglichkeiten. „Bewährt hat sich, die Präsenzlehre nicht 1:1 on- line abzubilden, sondern onlinetypische Formate in einem Mix aus synchronen und asynchronen, „Online-Lehre ist sehr viel anstren- gender für beide Seiten: Lehrende und Lernende. Umso wichtiger sind kürzere Lehreinheiten, Pausen und aktivierende Elemente“. Prof.in Gabriele Hooffacker, HTWK Leipzig also hybriden Formaten einzusetzen“, berichtet Gabriele Hooffacker. „Online-Lehre ist sehr viel anstrengender für beide Seiten: Lehrende und Ler- nende. Umso wichtiger sind kürzere Lehreinhei- ten, Pausen und aktivierende Elemente“. Auch in den folgenden Jahren werden viele Lehr- veranstaltungen im digitalen Raum stattfinden. Das IDLL begleitet diesen Prozess mit Online-Ver- anstaltungen und digitalen Austausch-Formaten für Lehrende. — am, gh Mehr zur Digital- und Distanzlehre

bildung 25 LiT+: Lehrpraxis im Transfer plus Die Organisation hochschuldidaktischer Fortbil- dungen gehörte bereits vor LiT+ zum Angebot der Hochschule. Auch das Fortbildungsprogramm des Hochschuldidaktischen Zentrums Sachsen (HDS) konnte von Lehrenden genutzt werden. Was jedoch fehlte, war eine Ansprechperson vor Ort – jemand, der sich „kümmert“. Dieser Jemand war mit Pro- jektbeginn des Projekts LiT+ Franziska Amlung, die Lehrende in hochschuldidaktischen Fragen berät, unterstützt und Anregungen zur Weiterent- wicklung der eigenen Lehre gibt. LiT+ wurde als Verbundprojekt aller sächsischen Hochschulen und Universitäten gefördert, koordi- niert wurde die Arbeit im HDS. Wesentliche Pro- jektziele waren die Lehrqualität zu fördern, hoch- schulinterne und -übergreifende Weiterbildungen anzubieten, den Zugang zu Qualifizierungsange- boten sachsenweit zu öffnen sowie hochschul- übergreifende Lehr-Lern-Projekte zu unterstützen. So konnten Lehrende ihre hochschuldidaktischen Kompetenzen auf- und ausbauen, sich kollegial vernetzen, sie wurden aber auch darin bestärkt, innovative Lehrideen umzusetzen. Die hochschul- didaktische Beratung und Begleitung richtete sich sowohl an Einzelpersonen als auch an Gruppen. In der Projektlaufzeit wurden 235 Angebote realisiert, an denen knapp 1.500 Personen teilnahmen. Neben individuellen Beratungen und Workshops wurden Franziska Amlung, Koordinatorin LiT+ auch neue Formate eingeführt, z. B. die „Teaching Analysis Polls“ und die „Digitale Plauschpause“. Zudem wurden die Studiengangsverantwortlichen bei einer stärkeren Kompetenzorientierung der Curricula unterstützt, wie sie im Rahmen der Ak- kreditierungsverfahren vielfach empfohlen wird. Kurzum: Eine stärkere Sensibilisierung für die Themen Lehre und Hochschuldidaktik wurde er- reicht. — rh, bm „Die Studierenden müssen sich untereinander über die Qualität der Lehre verständigen. Diese Rückkopplung ist für mich als Lehrende sehr hilf- und aufschlussreich gewesen.“ Anke Fleckenstein, Lehrbeauftragte für Englisch und Interkulturelle Kommunikation an der HTWK Leipzig, bei einer Befragung zum Nutzen von TAP (Teaching Analysis Polls) Das Verbundvorhaben „Lehrpraxis im Transfer plus; Teilvorhaben HTWK Leipzig“ wurde vom 01.01.2017 bis 31.12.2020 aus dem Bund-Länder- Programm für bessere Studienbedin- gungen und mehr Qualität in der Lehre (Qualitätspakt Lehre) finanziert. Erfahrungs- bericht lesen

* Vearbeitung der Daten aus der HIS-Datenbank: – HIS: Hochschul Informations System – POS: Prüfungsverwaltungsmodul – SOS: Studierendenverwaltungsmodul Studiengang- Monitoring = anonymisierte (automatische) Datenauswertung Einwilligungs- erklärung Studierenden- Monitoring = individuelle (automatische) Datenauswertung HIS/POS/-SOS* Indikatoren – ECTS-Punkte – Durchschnittsnote – Nicht bestandene Modulprüfungen Erfolgsprognose Studienverlaufs- Monitoring – Grafisches Leistungsprofil – Kontakt- und Bera- tungsmöglichkeiten – Studienverlauf Bericht an Studiengang- verantwortliche Studierende Studienämter und Studienfachberatung Qualitäts- management – Beratung und Beratungsvermittlung – Mentoring und Coaching – Tutorien, Workshops etc. – Projekte – Stipendien – Zusatzqualifikationen Das Projekt LerSys wurde vom 01.03.2016 bis zum 31.12.2020 vom Sächsischen Staatsministerium für Wissen- schaft, Kultur und Tourismus über den Hochschulpakt 2020 gefördert.

bildung 29 StudiFlex: Prototypisches flexibles Pilotstudienmodell StudiFlex ordnete sich wie alle Studienerfolgspro- jekte der HTWK Leipzig in ein größtenteils projekt- organisiertes Programm zur Weiterentwicklung von Studium und Lehre ein. Die Projektidee knüpfte daran an, dass die Bedürfnisse, Lebens-, Bildungs- und Studienbedingungen der Studierenden sehr divers sind. Oft verhindert schlicht die mangelnde Passung dieser Faktoren mit einem klassischen Vollzeitstudium den Studienerfolg. Studiflex ver- folgte das Ziel, insbesondere auf die Erhöhung der Flexibilität abzielende Lösungen für eine immer heterogenere Studierendenschaft zu erarbeiten. Handlungsfelder In der kombinierten Auswertung von Lehrenden- befragungen und Studienverlaufsanalysen in Pilot- studiengängen traten erwartungsgemäß studien- gangsspezifisch unterschiedliche Bedingungen und Bedürfnisse zutage. In der Folge ergaben sich für das Projektteam unterschiedliche Handlungs- felder, vor allem: Evaluationen (Bedarfsermittlung) ǽ ǽ Begleitung und Beratung in der Curriculums- entwicklung (z. B. Profilbildungen) ǽ Konzepte flexibler Studienmodelle (strukturelle Flexibilisierung) ǽ Data Literacy als Zukunftskompetenz (inhaltliche Flexibilisierung) ǽ Digitalisierung von Lerninhalten ǽ (zeitlich-räumliche Flexibilisierung) Zusatzkurse in der vorlesungsfreien Zeit (zeitliche und inhaltliche Flexibilisierung) Die Umsetzung der identifizierten Handlungs- schwerpunkte erfolgte zunächst studiengangspezi- fisch und im engen Austausch mit den Akteuren der Pilotstudiengänge, jedoch wurde bei allen Überle- gungen und Konzepten die Transferierbarkeit auf weitere Studiengänge berücksichtigt. Als Projekt- vision für eine flexible Studiengangsentwicklung wurde ein nachhaltiges Konzept aus langfristig wirksamen strukturellen Lösungen (unterschied- liche Studienmodelle, verschiedene Tempi, Pausen- robustheit) kombiniert mit flankierenden kurzfris- tig wirksamen Angeboten formuliert. Aktion Data Week Ende 2019 riefen die StudiFlex-Mitarbeiterinnen die sogennante „Data Week“ ins Leben. Eine ganze Woche lang spielten Daten die Hauptrolle im Rah- men der Zusatzkurse, welche durch das Studien- erfolgsprojekt-Team organisiert wurden. Die Er- kenntnisse, welche die Data Week im Blick auf Lehren und Lernen in diesem Themenfeld lieferte, flossen in die Konzeption einer curricularen Ver- stetigung der Vermittlung von Datenkompetenz an der HTWK Leipzig ein. Eine Einführung in algorith- misches Denken, den Umgang mit digitalen Daten und der Erwerb grundlegender Programmier- kenntnisse in der Programmiersprache Python waren in der Data Week ebenso Thema wie Wissen zu statistischen Zusammenhängen oder praktische Übungen unter der Überschrift „Data Mining“. Auch für die Beschäftigung mit Themen wie Daten- sicherheit, Datenschutz und Datenethik konnte die Woche genügend Raum bieten. — rh, bm „Zusammengefasst bot mir die DataWeek einen kleinen Einblick in ein großes Themengebiet und eini- ge meiner Fragen wurden geklärt, wie ich z. B. mit meinen Daten ver- nünftig umgehe und wie ich Python für mein Studium nutzen kann.“ Aussage eines studentischen Teilnehmers Das Projekt StudiFlex wurde vom 1.03.2016 bis 31.12.2020 vom Sächsischen Staatsminis- terium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus über den Hoch- schulpakt 2020 gefördert.

bildung 31 Studifit-Mitarbeiterin Claudia Bothe bei einem schulischen Projekttag sinnvolle Unterstützung für ein erfolgreiches Stu- dium. Eine Verstetigung der Projektergebnisse ist in unterschiedlichen Bereichen der Hochschule erfolgt. So fand der interne Wissenstransfer auf- gabenspezifisch u. a. an das Mathematisch-Natur- wissenschaftliche Zentrum, die Fakultäten und einzelnen Studiengänge, das Dezernat Studienan- gelegenheiten sowie das Zentrum für Peer Educa- tion und Mentoring statt. Etablierte Formate ste- hen den Studierenden damit auch in der Zukunft zur Verfügung. — al, cb, am trotz Hygienevorschriften weiter da sind für Fragen rund ums Studium an der HTWK.“ Es ist sicher eine ungewöhnliche Weise, jungen Leuten das Studium und die Hochschule näher zu bringen. Doch birgt es am Ende auch eine Chance? Bothe meint: „Viele individuelle Detailfragen können auch digital ge- klärt werden, und wir haben etliche Teilnehmende aus ganz Deutschland erreicht, die z. B. zum Tag der offenen Tür nicht extra aus München angereist wären.“ Die Fachberaterinnen standen vor neuen Heraus- forderungen, denn Beratungen konnten nicht mehr an der Hochschule stattfinden. Die geplan- ten Tutorien mussten sehr schnell umgestaltet und umdisponiert werden und die Tutorinnen und Tu- toren hinsichtlich technischer Gegebenheiten und didaktischer Umsetzungen gebrieft werden. Die Evaluationsergebnisse zu Projektende zeigen, dass die von Studifit angebotenen Formate den Be- darfen der heterogenen Zielgruppe entsprachen. Die Mehrheit der Studierenden war mit den An- geboten sehr zufrieden und schätzte diese als eine Das Verbundvorhaben „Studifit – Studieren lernen fürs Leben – Optimierung der Studienbedingungen an der HTWK Leipzig“ wurde vom 01.09.2011 bis 31.12.2020 aus dem Bund-Länder-Programm für bessere Studienbedingungen und mehr Qualität in der Lehre (Qualitätspakt Lehre) finanziert. ca. 50 Schulen haben Studienorientierungs- Angebote genutzt > 4.000 Schülerinnen und Schüler, 130 Lehrkräfte und ca. 1.100 Eltern sowie 75 akademisch Beratende nahmen teil ca. 250 Studierende als Peer-Teacher für 300 Tutorien mit über 5.400 Teilnehmenden 6 entwickelte „Lernwerk- stätten“, die Studierenden beim Erwerb praktischer Kenntnisse helfen

Das Coronavirus hat den Hochschulbe- trieb rasant verändert und auch den Bib- liotheksbetrieb beeinflusst. Plötzlich war im Frühjahr 2020 das Haus geschlossen, Schulungen und andere Veranstaltungen fielen aus und das Ausleihen von Büchern war zunächst unmöglich. Dennoch wurden die Studierenden mit Literatur und Informationen versorgt. Manch einem wurde erst jetzt bewusst, welch umfangreiches digitales Angebot die Bibliothek zur Verfügung stellt. 75.000 E-Books, 25.000 E-Journals, 180 lizenzierte Datenbanken Während der Corona-Zeit kamen viele zusätzliche Angebote hinzu. Zunächst jedoch gewährten ei- nige Mitarbeitende Einblicke ins heimische Büro – in Schrift und Foto auf der Bibliothekswebseite und als Teil der HTWK-Videoreihe. Die Mitarbei- terinnen und Mitarbeiter nutzten die veränderten Arbeitsbedingungen, um bestehende Pläne für ein Angebot mit Online-Kursen in die Tat umzusetzen. So entstanden in den folgenden Wochen und Mona- ten verschiedene digitale Lernangebote. Zum einen sind das rund 30 Videos, von denen keines länger als 3 Minuten ist. Die Infohäppchen erklären verschiedene Aspekte der Bibliotheksnut- zung, von den Funktionen des Katalogs über die VPN-Einrichtung bis zum Finden von gedruckten und digitalen Büchern. Sehr viel ausführlicher geht es in den Online- Kursen zur Sache. Sie orientieren sich an den Prä- senzkursen, die die Bibliothek normalerweise fortlaufend anbietet. So werden auch im digitalen Angebot Themen wie Recherche und Literaturver- waltung mit dem Programm „Citavi“ behandelt. Es gibt umfassende und kleinteilige(re) Kurse, sodass sich alle Interessierten das individuell zeitlich und inhaltlich Passende heraussuchen können. Zu Beginn des Wintersemesters wurde der ers- te E-Mail-Newsletter verschickt, dem inzwischen weitere folgten. In frischem Design präsentiert die Bibliothek aktuelle Nachrichten und Hinweise zu Veranstaltungen und stellt neue Medienangebo- te vor. Zudem werden Fachbegriffe erklärt, denen man beim Nutzen der Bibliothek begegnet. Die Bibliothek ist ein beliebter Ort zum konzentrierten Arbeiten. Etwa zur selben Zeit startete das virtuelle Bera- tungsangebot. Seitdem erhalten alle Interessierten per Videokonferenz Antworten auf individuellen Fragen – ganz gleich, ob es dabei um Recherche, die Verwaltung benötigter Literatur oder das Schrei- ben wissenschaftlicher Arbeiten geht. Das Angebot ist eine offene Sprechstunde, die auch den gegenseitigen Austausch ermöglicht. In den angegebenen Zeiträumen kann das virtuelle Klas- senzimmer über die Lernplattform OPAL jederzeit betreten werden. Open Access: Dokumentenserver Qucosa Zudem unterstützt die Hochschulbibliothek welt- weites wissenschaftliches Publizieren: Eine Ver- öffentlichung wissenschaftlicher Dokumente auf Qucosa, dem Open-Access-Publikationsserver der HTWK Leipzig, macht diese als Volltexte weltweit verfügbar und durch eine konstante WWW-Adresse zitierfähig. Durch die Aufnahme in den Bibliotheks- katalog und Verzeichnisse sind Recherchemög- lichkeiten gegeben. HTWK-Angehörige können Abschlussarbeiten, Preprints, Vorträge und mehr publizieren – ein PDF-Dokument bildet die Basis. — kg Hochschul- bibliothek besuchen

forschung 35 Rückblick 12/20 11/20 › Dr. Ulrike Igel erhält Dissertationspreis 2020 der Stiftung HTWK ( S. 57) › Best Presentation Award geht an Dennis Meßerer vom Institut für Betonbau (IfB) › Pandemie-Bekämpfung: HTWK-Mathematiker und Leipziger Gymnasiast an internationaler Publikation zu COVID-19 im mathematischen Modell beteiligt › Monitoringbericht zu Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Kultur- und Kreativbranche entsteht in Zusammenarbeit mit Prof. Rüdiger Wink ( S. 43) 10/20 › Projektstart für Digitalisierungszentrum Zeitz: Mit wissenschaftlicher Begleitung der HTWK Leipzig will die Stadt Zeitz den Strukturwandel bewältigen 07/20 › Schutz vor Starkregen: Wasserbau-Ingenieure der HTWK Leipzig erarbeiten die wissenschaftliche Grundlage einer digitalen Gefahrenkarte für Leipzig ( S. 42) 06/20 › Grundsteinlegung für das weltweit erste Haus aus Carbonbeton: Das Institut für Betonbau der HTWK Leipzig ist an der wissenschaftlichen Bearbeitung des Modellvorhabens beteiligt 05/20 › Prof. Ralf Thiele in „AG Forschung“ der Mitgliedergruppe der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) in der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) gewählt › Forschungsgruppe FLEX der HTWK Leipzig entwickelt im Verbundprojekt TimberPlan+ ein neues Planungssystem für landwirtschaftliche Gebäude › HTWK Leipzig legt im Auftrag des Leipziger Wirtschaftsdezernats ein erstes Gutachten zu Potentialen der Games-Branche in Sachsen vor 04/20 03/20 › Errichtung dreier Forschungsmodule für verschiedene raumklimatische Untersuchungen › 17. Konferenz für Angewandte Automatisierungstechnik in Lehre und Entwicklung (AALE): 150 Fachleute für Automatisierungstechnik treffen sich an der HTWK Leipzig ( S. 52) › 1,2 Mio. Euro Fördermittel der SAB bereiten dem Gründerteam der „Exohand“ den Weg zur Marktreife › Funktechnik zur Aufzeichnung von Wanderungsbewegungen von Tieren entwickelt ( S. 44) 01/20 › Interdisziplinäre Nachwuchsforschungsgruppe SmartKMU entwickelt Simulationswerkzeuge für KMUs ( S. 38) › Das Spin-off IEXB der HTWK Leipzig macht sich mit Belastungsversuchen an Bauwerken selbstständig 11/19 › Energietechnik-Student Eduard Betko erhält „Best Paper Award“ der Fachtagung „Vernetzt Planen und Produzieren“ in Chemnitz 10/19 › Dr. Max Vollmering erhält Dissertationspreis 2019 der Stiftung HTWK ( S. 56) › HTWK-Forschungsgruppe präsentiert drei Exponate mit „digitaler DNA“ › auf Designers’ Open „Stethoskop für abgenutzte Straßenbahn-Getriebe“: HTWK-Nachwuchsforscher Maik Wolf für Beitrag auf internationaler Schwingungstechnik-Konferenz ausgezeichnet › HTWK Leipzig beteiligt sich am Think Tank „Zentrum digitale Arbeit“

forschung 37 Projektkoordinator und HTWK- Alumnus Matthias Tietze (links) und Projektleiter Michael Frenzel von der TU Dresden (rechts) bei der Grundsteinlegung des weltweit ersten Hauses aus Carbonbeton Leipzig aktiv mitgestaltet. Dafür ist das Institut für Betonbau (IfB) an der Fakultät Bauwesen der HTWK Leipzig an dem von der Technischen Universität Dresden geführten Zusammenschluss „C³ – Carbon Concrete Composite“ beteiligt, dem noch 160 weite- re Partnerinnen und Partner aus Wissenschaft und Praxis angehören. Es ist eines von insgesamt zehn erfolgreichen Konsortien, die das Bundesministeri- um für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des „Zwanzig20“-Programms von 2014 bis 2020 mit insgesamt 500 Mio. Euro fördert. Warum Carbonbeton? Mit Blick auf eine wachsende Weltbevölkerung und den klimatischen Wandel muss ressour- cen- und energieschonend produziert, aber auch schnell gebaut werden. Genau hier setzt die For- schung mit neuen Denkmodellen und Lösungsan- sätzen an. Carbonbeton könnte eine Antwort für das Bauen der Zukunft sein. Noch ist Stahlbeton der am häufigsten verwendete Verbundwerkstoff Deutschlands. Dabei wird Beton zur Verstärkung des Tragverhaltens mit Stahl bewehrt. Das alkali- sche Milieu des Betons schützt den Stahl vor Kor- rosion. Eine Bewehrung mit Carbon hingegen muss nicht mit einer dicken Betonschicht vor Rost geschützt werden. Die gesamte Konstruktion wird damit bis zu 80 Prozent dünner. Der Verbundwerk- stoff punktet neben der geringen Aufbaustärke und weniger Materialeinsatz vor allem mit Lang- lebigkeit, was ihn deutlich nachhaltiger macht. „Selbst kleine Verbesserungen an einem Baustoff können schon riesige Auswirkungen auf die Lang- lebigkeit und Nachhaltigkeit haben“, erklärt Prof. Klaus Holschemacher, Leiter des IfB. „Wenn wir jetzt auch noch weiter vorn in der Produktionskette eingreifen und Rohstoffe in der Produktion durch nachhaltige Alternativen ersetzen, kann man in Zukunft sogar dahin kommen, dass Beton klima- neutral hergestellt wird.“ Forschungsstark seit eh und je Das IfB mit den Forschungssträngen „Massivbau“ und „Nachhaltiges Bauen“ arbeitet auf Hochtouren daran, den Wandel im Bauwesen voranzutreiben. Im IfB setzen sich etwa 20 Drittmittelbeschäftigte und Doktorandinnen und Doktoranden in sieben Forschungsprojekten mit den Fragen facetten- reichen Betonbaus auseinander. 2020 war das dritt- mittelstärkste Jahr des Instituts – 1,6 Mio. Euro wurden eingeworben, um an ökonomisch und öko- logisch vorteilhaften Alternativen zu traditionellen Konstruktionen aus Stahlbeton zu forschen. Wie konkrete Lösungen in der Zukunft aussehen können, lässt das Projekt „Cube“ erahnen. Das welt- weit erste Gebäude aus Carbonbeton bündelt die Ergebnisse des C³-Projekts. Die Projektleitung ob- liegt der TU Dresden; die HTWK Leipzig ist mit dem IfB beteiligt. Der Grundstein für das Gebäude ist bereits gelegt. Nun wird die Eröffnung des „Cubes“ mit Spannung erwartet. — fp, kh, ah Mehr zur Forschung am IfB Standort des Cube

forschung 39 DigiTransSachs Im Projekt „DigiTransSachs“ entwickeln fünf Absol- ventinnen und Absolventen der HTWK Leipzig in ei- ner interdisziplinären Nachwuchsforschungsgruppe Lösungsansätze für die digitale Transformation kleiner und mittlerer Betriebe. Alle Mitglieder der Forschungs- gruppe streben eine Promotion an und werden an den beteiligten Fakultäten sowie im Graduiertenzentrum der HTWK Leipzig betreut. Fünf Professoren aus den Bereichen Bauwesen, Elektrotechnik und Wirtschafts- wissenschaften begleiten das Projekt. Ziel ist es, sächsische Unternehmen und Unterneh- mensprozesse mithilfe digitaler Methoden weiter- zuentwickeln und zu optimieren. Basierend auf ko- operativer Zusammenarbeit und wissenschaftlichen Grundlagen soll der aktuelle Stand der Digitalisierung in den Unternehmen analysiert und Innovationen da- rauf aufbauend gemeinsam erdacht werden. Unter- nehmen profitieren von dem Forschungsvorhaben, da bisherige Prozesse und Strukturen aus einer neutralen Perspektive heraus betrachtet und bewertet werden. So können vorhandene Potentiale aufgespürt werden, um Impulse für neue Konzepte zu liefern. Elementar ist dabei eine ganzheitliche Betrachtung des Unterneh- mens sowohl auf technischer als auch auf organisato- rischer und individueller Ebene. SmartKMU Speziell in der verarbeitenden Industrie mit ihren häu- fig sehr komplexen Fertigungsprozessen ergeben sich enorme Potentiale für die Digitalisierung. Statt wie bisher zahlreiche aufwändige Versuch-Irrtum-Experi- mente durchzuführen, könnten mit digitalisierten Pro- zessen virtuelle Vorhersagen getroffen werden, um bei- spielsweise Entwicklungszeiten deutlich zu verkürzen. An der Fragestellung, wie genau die dafür nötigen digi- talisierten Prozessketten in das Tagesgeschäft von KMU integriert werden können, forscht die interdisziplinäre fünfköpfige Nachwuchsforschungsgruppe „Smart- KMU“. Unterstützt wird sie dabei von vier Professoren aus den Fakultäten für Ingenieurwissenschaften, Bau- wesen, Informatik und Medien sowie dem Mathema- tisch-Naturwissenschaftlichen Zentrum. Der Ansatz von „SmartKMU“ ist es, die für digitale Prozessketten notwendigen Material- und Prozessmo- delle zunächst in ihrer vollen Komplexität zu erfassen, um sich im Anschluss in Begleitung von validierenden Experimenten unter Anwendung smarter mathema- tischer Methoden auf die wesentlichen Prozesskenn- größen zu reduzieren. Die Gruppe wendet Methoden der Künstlichen Intelligenz in Form von Neuronalen Netzen an. Die so entstehenden abstrahierten digitalen Zwillinge können sodann Prozessvariationen auf dem „Arbeitsplatz-PC“ der Ingenieurin oder des Ingenieurs vorhersagen. Eine aufwendige digitale Infrastruktur ist dann nicht mehr notwendig. Um an den Erkenntnissen der Forschungsgruppe zu partizipieren, haben die Forschenden zahlreiche Bei- träge für Konferenzen und Journals veröffentlicht. Auf- grund der Pandemie verlagerte sich der Arbeitsschwer- punkt, denn Workshops sind in diesem Umfeld nur im direkten Austausch sinnvoll. Der Fokus sollte auf der Prozessaufnahme und -analyse vor Ort liegen – was leider aufgrund der Kontaktbeschränkungen nicht wie geplant möglich war. Trotzdem wurden 2020 in um- fangreichem Maße Online-Interviews mit Vertreterin- nen und Vertretern aus der Wirtschaft geführt, um dem Projekt entscheidende Impulse zu geben. — hm, mg Generell ist der Bedarf an Simulationswerkzeugen im Ingenieurwesen groß. Ein in dieser Hinsicht nur unzu- reichend erschlossener Bereich ist das Bedrucken und Prägen von Papier und Karton innerhalb der Druck- und Verpackungsindustrie. Dieses Anwendungsgebiet dient dem SmartKMU-Team zugleich als Beispiel für die be- schriebene Methodenentwicklung und deren Effizienz. Die von SmartKMU entwickelten Simulationsmodelle werden fortlaufend mit dem um die Gruppe entstande- nen industriellen Netzwerk besprochen und verfeinert. Zudem veröffentlicht das Team essentielle Forschungs- bestandteile in internationalen Publikationen. — sts, fw Projektinfo DigiTransSachs Fördersumme: 1,2 Mio. € Projektdauer: 08/2018–03/2022 Projektleitung: Prof. Holger Müller, Professur für BWL (Supply Chain Management) Projektinfo SmartKMU Fördersumme: 1,3 Mio. € Projektdauer: 01/2020–12/2022 Projektleitung: Prof. Stephan Schönfelder, Professur Simulation energetischer und techni- scher Systeme; Dr. Florian Wallburg

forschung 41 Im Juni 2020 verabschiedete die Bundesregierung ihre nationale Wasserstoffstrategie und betont da- mit den Anspruch, sich in der Wasserstoffforschung eine globale Führungsrolle sichern zu wollen. Bis 2050 will sie die Energieversorgung umstellen; weg von Atomenergie und Kohleverstromung. Deshalb investiert die Regierung mehrere Milliarden Euro in innovative Energietechnologien und eine starke Energieforschung – beides Themen, in denen sich auch die HTWK Leipzig forschungsstark beteiligt. Um herauszufinden, wie Wasserstoff unter realen Bedingungen verteilt werden kann und ob dazu bereits bestehende Systeme genutzt werden kön- nen, wurde das „H2-Netz“-Projekt im Rahmen des „HYPOS“-Konsortiums gestartet. Hier kooperiert die Mitteldeutsche Netzgesellschaft Gas (Mitnetz Gas) mit der HTWK Leipzig, dem Forschungsunter- nehmen DBI Gas-und Umwelttechnik, dem Kunst- stoffhersteller Rehau sowie der Prüforganisation Tüv Süd. „Grüner Wasserstoff könnte dazu beitragen, die Strom- und Wärmeversorgung künftig bei weiter- hin hoher Versorgungssicherheit klimaneutraler, umweltfreundlicher und langfristig kostengünsti- ger zu gestalten“, erklärt Robert Huhn, Professor für Gas- und Wärmenetze an der HTWK Leipzig, der auch das „H2-Netz“-Projekt leitet. „Grüner Wasserstoff könnte dazu beitragen, die Strom- und Wärme- versorgung künftig bei weiterhin hoher Versorgungssicherheit klimaneutraler, umweltfreundlicher und langfristig kostengünstiger zu gestalten.“ Prof. Robert Huhn, HTWK Leipzig Forschung im Maßstab 1:1 Das Versuchsgelände, das dafür im Mai 2019 in Bitterfeld-Wolfen in Betrieb genommen wurde, ist als eigenes, kleines Verteilnetz von der Gaspipeline bis zu Endverbraucherinnen und Endverbrauchern aufgebaut. Über etwa 12.000 Quadratmeter vertei- len sich Versuchsstrecken, Leitungen und Mess- anlagen. Im sogenannten „Wasserstoffdorf“ werden Feldversuche in realem Maßstab durchgeführt, um mittels Testszenarien Handlungsempfehlungen ab- leiten zu können. Ein Beispiel: Sollte sich etwa zeigen, dass Wasserstoff mit denselben Materia- lien wie für Erdgasleitungen transportiert werden kann, könnten Energieunternehmen auf die be- stehende Gasinfrastruktur aufbauen. Das würde die Umstellung auf Wasserstoff deutlich attraktiver machen. Deshalb testen die Forschenden hier ver- schiedene Materialien für den Gastransport. Geruch für mehr Sicherheit Fragen rund um die Sicherheit sind ebenso rele- vant, da Wasserstoff nur dann breite gesellschaft- liche Zustimmung finden wird, wenn er sich als sicherer Energieträger beweist. Die Forschenden testen beispielsweise die Permeation, also inwie- weit Wasserstoff Materialien durchdringt und da- durch austritt. „Wasserstoff ist das kleinste Molekül der Welt. Trotzdem dauert es dank der verwende- ten Materialien mehr als ein Jahr, bis das Molekül durchkommt und nachweisbar ist“, so Christopher Knorr von der DBI Gas- und Umwelttechnik GmbH. Undicht war bislang kein Rohr. Würde der äußerst flüchtige Stoff dennoch irgendwo ausströmen, würde das die zusätzlich eingebaute Gaswarntech- nik mit zwei Sensoren registrieren. Dann würde sich die Anlage automatisch abschalten. Zudem könnten Anwesende ausströmenden Wasserstoff riechen, weil das sonst geruchlose Gas mit einem sogenannten Odoriermittel versetzt wird. Forschung für die Energiewende Laut Zwischenergebnissen kann Wasserstoff effi- zient und sicher verteilt und die bestehende Gas- netzinfrastruktur zum großen Teil genutzt wer- den. Grüne Gase wie Wasserstoff werden deshalb beim Ausstieg aus der Kernenergie und der Kohle zu einem bedeutenden Energieträger im Energie- system der Zukunft. „Deshalb ist es wichtig, durch angewandte Forschung und Reallabore die Tech- nologien zur Erzeugung, Verteilung, Speicherung und Anwendung von Wasserstoff weiterzuentwi- ckeln und damit marktreif zu machen. Das hilft bei der flächendeckenden Einführung der Wasser- stofftechnologien und damit auch beim schritt- weisen Ausstieg aus den fossilen Energiequellen“, erklärt HTWK-Professor Robert Huhn abschlie- ßend. Durch die aktuelle Wasserstoffstrategie der Bundesregierung komme hierbei endlich mehr Schwung in den Transformationsprozess. — fb

forschung 43 Kann die Kultur- und Kreativbranche Corona trotzen? Seit 2009 veröffentlicht die Bundesregierung jährlich den Monitoringbericht für die Kultur- und Kreativwirt- schaft. Damit soll die aktuelle wirtschaftliche Entwick- lung der Branche transparent gemacht werden. Die Daten der Studie stammen von öffentlich zugänglichen Quellen wie dem Statistischen Bundesamt sowie der Bundesagentur für Arbeit. 2020 erschien der Bericht mit besonderem Blick auf die Corona-Pandemie. Dafür war der HTWK-Volks- wirtschaftler Prof. Rüdiger Wink Co-Autor. Erstmals untersuchte er im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) – gemeinsam mit der Goldmedia GmbH und der Hamburg Media School (HMS) – die wirtschaftlichen Kennzahlen der Kultur- und Kreativbranche. Es stellte sich heraus, dass die Pande- mie insbesondere den Darstellenden Künsten und der Filmwirtschaft hart zugesetzt hat. Auch der Kunstmarkt und die Musikwirtschaft haben mit Umsatzverlusten zu kämpfen. Gründe hierfür sind bekanntermaßen neben einer deutlichen Begrenzung von Kapazitäten auch das weitgehende Verbot von Großveranstaltungen bis hin zu kompletten Schließungen. Kleine Hoffnung Digitalisierung Doch selbst in besonders schwer getroffenen Teil- märkten gibt es positive Tendenzen: Beispielsweise ist das Audio-Streaming in der Musikwirtschaft weiter- hin ein Wirtschaftsmotor. Als widerstandsfähig kann der zusammengefasste Software- und Games-Markt bezeichnet werden: Streaming, Podcasts und Games funktionieren auch und gerade im Lockdown. Der pan- demiebedingte Digitalisierungsschub erhöhte hier die Nachfrage: Seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 spielen laut einer Befragung mehr Menschen Games als bisher – jede(r) zweite Nutzer bzw. Nutzerin durch- schnittlich sieben Stunden pro Woche. Prof. Rüdiger Wink: Co-Autor des Monitoringberichts Kultur- und Kreativwirtschaft 2020 Was folgt daraus? Wink zufolge müsse man nun daran arbeiten, kurzfris- tige Rettungsprogramme besser auf die Besonderhei- ten der Unternehmen und Solo-Selbstständigen in der Kreativwirtschaft anzupassen. Förderprogramme soll- ten verstärkt die nicht-technischen Innovationen aus der Kreativwirtschaft in den Fokus nehmen – von hier kämen wichtige Impulse für andere Branchen. Die Pa- lette erstreckt sich von der Entwicklung neuer interak- tiver Spiele zur Gesundheitsvorsorge über die Gestal- tung von Personenleitsystemen wie auf Flughäfen bis hin zu erneuerbaren Energiegemeinschaften. „Angesichts der starken Abhängigkeit vieler Bereiche von physischer Nähe war es leider zu erwarten, dass die Kreativwirtschaft von der Situation besonders stark betroffen ist. Es ist auf jeden Fall für alle Beteiligten der Branche und der Politik eine Herausforderung, dass aus diesem Einbruch kein dauerhafter Trend mit strukturellem Wegfall ganzer Teilbereiche entsteht“, so Wink. — fb, fp Monitoring- bericht des BMWi

forschung 45 „Denn das Hintergrundrauschen dort oben ist tau- sendfach stärker als ein konventionell erzeugtes Funksignal. Deshalb haben wir Verfahrensweisen aus dem Mobilfunk, der Radartechnik und der Satellitenkommunikation kombiniert und Algo- rithmen entwickelt, die auf der Raumstation aus dem Rauschen die richtigen Informationen heraus- filtern“, erzählt Krondorf. Montage der ICARUS-Antenne auf der ISS Im Sommer 2018 installierten zwei russische Kos- monauten in siebenstündiger Arbeit die ICARUS- Antenne an der Außenhaut der ISS. Eineinhalb Jah- re später wurde die Antenne auf der Raumstation eingeschaltet. Bis zum Sommer sollen noch einige technische Tests stattfinden, bevor schließlich die ersten Amseln vom Max-Planck-Institut (MPI) für Verhaltensbiologie mit Tags ausgestattet werden. Ihre Flugrouten ins Winterquartier werden dann bereits aufgezeichnet. „Erst mithilfe der ICARUS- Technologie können wir die Informationen unse- rer tierischen ‚Spürhunde‘ nutzen, um ein neues Zeitalter der Erdbeobachtung einzuleiten. Gleich- zeitig werden wilde Tiere damit als Informanten für uns Menschen so wichtig, dass wir sie immer besser schützen wollen“, sagt MPI-Prof. Wikelski, der Leiter des ICARUS Projektes. Ziel: Die Schwarmintelligenz der Tiere nutzen Perspektivisch sollen nicht nur die Wanderungen von Amseln erforscht werden. Auch Fledermäuse, Fische und große Tiere sollen vom Weltraum aus beobachtet werden. Denn oft fliehen Tiere vor Erd- beben und anderen Naturkatastrophen, bevor der Mensch die drohende Gefahr bemerkt. Die Daten aus dem ICARUS-Projekt könnten so die Schwarm- intelligenz der Tiere für den Menschen nutzbar machen und für den Katastrophenschutz einge- setzt werden. Es entsteht eine Bewegungskarte, auf der die Wanderungen vieler tausend Tiere weltweit nachvollziehbar sind – und dies rund um die Uhr. Roscosmos Kosmonaut bei der Installation der ICARUS-Antenne während der ISS-Expedition 56 Auch die Epidemiologie ist an der Technik interes- siert: Mithilfe von ICARUS könnte die Ausbreitung von Seuchen durch tierische Träger besser über- wacht werden. „Im nächsten Schritt wollen wir die Tags noch kleiner und leichter machen. Aktu- ell wiegen sie fünf Gramm. Aber für kleinere Tie- re als Amseln ist das zu schwer. Mit sehr kleinen Tags könnten wir vielleicht sogar die Ausbreitung von Heuschreckenplagen aus dem All beobachten“, sagt Krondorf. — rs Prof. Marco Krondorf wurde im März 2020 an die HTWK Leipzig auf die Profes- sur Nachrichtentechnik an die Fakultät Ingenieurwissenschaften berufen. Er ist zudem am Institut für Elektronik und Bio- medizinische Informationstechnik an der HTWK Leipzig tätig.

kooperation 47 Leipzig wirkt Am 15. und 16. Mai 2020 veranstaltete die HTWK Leipzig gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern den virtuellen Hackathon „Leipzig wirkt“. Dieser hatte das Ziel, durch die Corona-Pandemie bedingte, reale Herausforderungen zu lösen. Die Teilnehmenden arbeiteten zwei Tage lang intensiv, um optimale Lösungen für vorgegebene Problem- stellungen in Form von Challenges zu entwickeln. Hierbei wurden sie tatkräftig von erfahrenen Coaches begleitet, um zielgerichtet Ergebnis- se zu schaffen. Erstes Gutachten zu Potentialen der Games-Branche in Sachsen vorgelegt Der Schwerpunkt der sächsischen Games-Szene liegt in Leipzig. Das ergab eine systematische Befragung von Beschäftigten der Games-Branche in Sachsen. Die Befragung ist Teil eines Gutach- tens, das Prof.in Gabriele Hooffacker von der HTWK Leipzig und der Kommunikationswissenschaftler Dr. Benjamin Bigl erstellten. Mehr als einhundert Personen nahmen an der Befragung teil. Students for future fordern „Science not Silence“ Ende November 2019 informierten zahlreiche Veranstaltungen zur Klima- streikwoche an der HTWK Leipzig über klimarelevante Themen. Studierende riefen gemeinsam zu mehr Bewusstsein für den Klimawandel auf. Das Pro- gramm der Public Climate School, das vom 25. bis 29. November an der Hochschule präsentiert wurde, reichte von Vorträgen und Workshops über Filmvorführungen bis hin zu einer Kleidertauschbörse.

kooperation 49 Das Team von Startbahn 13 (v. l.): Carolin Lorenz, Stephanie Börner, Alexandra Huber und Yvonne Hahn derstipendium. Insgesamt haben bereits fünf Aus- gründungen im Jahr 2020 stattgefunden, die von der Startbahn13 mit unterstützt wurden. Verwertung von Forschungsergebnissen Ein ganz besonderes Augenmerk liegt auf dem Transfer von Forschungsergebnissen hin zu wirt- schaftlich tragbaren Geschäftsmodellen – dafür ist Einzelberatung gefragt, welche bei der Startbahn 13 Kern bedarfsgerechten Coachings ist. Schließlich ist die Gründungsinitiative auch am Prorektorat Forschung angesiedelt. „Unsere Wissenschaftler- innen und Wissenschaftler forschen an neuen Ideen und neuen Technologien, die zur Lösung konkreter praktischer Problemstellungen beitra- gen. Natürlich ist es ihnen ein zentrales Anliegen, dass ihre Ergebnisse schließlich angewendet wer- den. Selbst ein Unternehmen gründen, ist einer der direktesten Wege des Transfers von Wissen in die Praxis. Allerdings braucht es zum Gründen nicht nur eine gute Idee und eine gewisse Risikobereit- schaft, sondern auf dem Weg zu einem verkaufsfä- higen Produkt auch umfassende Unterstützung, die wir deutlich ausbauen wollen“, so Prof. Ralf Thiele, Prorektor für Forschung an der HTWK Leipzig. Wie es weitergeht Zum Alltagsgeschäft der Gründungsberatung gehö- ren insbesondere Workshops und Veranstaltungen zur Netzwerkbildung rund um das Thema Grün- dung, die natürlich auch vor Ort stattfinden sollen. Außerdem wird am Ausbau eines Kreativraums und verschiedener Werkstätten gearbeitet. Gründende sollen in Zukunft bessere Möglichkeiten zum Aus- tausch und zur Weiterentwicklung ihrer Konzepte und Ideen vorfinden – also Räume zum gemeinsa- men Arbeiten abseits des eigenen Schreibtischs. Ende 2021 soll das Projekt abhängig vom Pande- miegeschehen feierlich eröffnet werden. — s13 Startbahn 13: Alexandra Huber, Yvonne Hahn, Stephanie Börner und Carolin Lorenz bilden das Beratungsteam rund um die Initiative Startbahn 13. Im Gebäu- de des Forschungszentrums der HTWK Leipzig in der Eilenburger Straße 13 befinden sich die Büros der hochschul- eigenen Gründungsberatung.

kooperation 51 Die Begeisterung Jugendlicher für ein Studium ist ein wichtiges Thema in der Öffentlichkeitsarbeit der HTWK Leipzig. Wissenschaftlicher und fachlich starker Nachwuchs wird gesucht und gebraucht. „ExperiWatt“ war eine der wenigen Veranstaltungen, die 2020 dazu noch vor Ort stattfinden konnten. 160 Neuntklässler aus Leipzig und Umgebung nah- men 2020 am ersten „ExperiWatt“-Wettbewerb teil. Nachdem im Oktober 2019 nach 15 Jahren erst das Aus für den Wettbewerb verkündet wurde, schlos- sen sich schließlich doch einige der bisherigen Kooperationspartner für einen Neustart zusam- men. An interessierten Schülerinnen und Schülern mangelte es nie. Gemeinsam mit den Verantwort- lichen des Mitmach-Museums INSPIRATA und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung wurde aus „ExperiNat“ damit „ExperiWatt“. Später schloss sich die GaraGe an; das Landesamt für Schule und Bildung, Stadt Leipzig sowie Verband der Ingeni- eure unterstützen finanziell und beim Koordinie- ren. Die HTWK Leipzig ist sowohl Mitorganisatorin als auch Veranstaltungsort. Mit dem Wettbewerb soll eigenständiges Arbeiten und Experimentieren, Forscherdrang und Aus- einandersetzung mit dem aktuellen Thema Energie gestärkt werden. „Wir möchten damit auch die Be- rufswahl der Mädchen und Jungen fördern und tie- fere Einblicke in die verschiedenen Fachbereiche, auch bei uns an der Hochschule, ermöglichen“, sagt Claudia Bothe von der HTWK Leipzig. Außerschu- lische Veranstaltungen zur MINT-Begeisterung fördern individuell und bieten Schülerinnen und Schülern eine Gelegenheit, sich selbst auszupro- bieren. 2020 drehte sich alles um folgende Fragestellun- gen: „FitForFuture – Muskelkraft, Solarenergie oder Kohlekraft? Welche Formen der elektrischen Energieerzeugung wollen wir für unsere Zukunft?“ Das klang auch für eine 15-jährige Teilnehmerin so interessant, dass sie unbedingt dabei sein wollte. Die TU Bergakademie Freiberg hatte sie sich schon angeschaut. Nun wollte sie die HTWK Leipzig ken- nenlernen. Für die Delitzscher Gymnasiastin wäre ein Studium im Bereich Architektur eine Option, vielleicht aber auch eins im Bauingenieurwesen. Der Wettbewerb ermöglicht nun einen Einblick in verschiedene Experimente. So erkundete sie bei- spielsweise mit anderen Schülerinnen und Schü- lern im Wiener-Bau der HTWK Leipzig, wie viel Energie benötigt wird, um Wasser von 20 auf 90 Grad Celsius zu erhitzen. Natürlich gehört auch Theorie dazu – und so stell- ten die Schülerinnen und Schüler ebenso die zu- gehörigen Rechnungen auf. Der Tag endete mit einem kleinen gemeinsamen Test. Die besten Gruppen wurden in einer Abschlussveranstaltung prämiert – natürlich mit einem Teampreis, um das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken. Es ist den Jugendlichen anzumerken, wie viel Spaß Ihnen das Format bereitet hat. Ein Teilnehmer gab an, dass er sich vorstellen könne, später an der HTWK Leipzig Maschinenbau zu studieren. 2020 fand der aus eigener Kraft geplante Wettbe- werb in kleinerem Rahmen statt als sonst – an we- niger Tagen mit weniger Standorten – aber mit viel Engagement und Spaß am Experimentieren! — al Mehr zum „ExperiWatt“ Wettbewerb

kooperation 53 Die Themen Automatisierung, Robotik und Virtuelle Realität klingen für Laien häufig noch immer nach Science Fiction. Wie automatisiert ist unser Leben bereits und wo sind aktuell die Grenzen des Machbaren? Automatisierung, einschließlich der Robotik in Form von Industrierobotern und fahrerlosen Transportsys- temen, ist in vielen Bereichen der Industrie seit vie- len Jahren Stand der Technik. Das war das zentrale Thema der sog. 3. Industriellen Revolution, die etwa vor 50 Jahre mit der Entwicklung der Mikroelektronik einsetzte. Charakteristisch für diese Form der Auto- matisierung ist, dass der Mensch nicht mehr unmittel- bar die Maschinen bedient, sondern seine Aufgaben eher in der Planung, Programmierung, Überwachung etc. liegen. „Handarbeit“ wird also durch „Kopfarbeit“ ersetzt. Nunmehr beobachten wir unter den Schlag- worten „Digitaler Wandel“ oder „Industrie 4.0“, dass die „Kopfarbeit“ automatisiert wird. Und hierbei sind die Auswirkungen nicht mehr auf die Arbeitswelt be- schränkt, sondern betreffen unser tägliches Leben. Häufig ist uns das gar nicht bewusst. Denken Sie an die Assistenzfunktionen im Auto oder einer Banking-App, wo die „Fotoüberweisung“ mir das Eintippen der Über- weisungsdaten erspart. Dabei werden die Grenzen des Machbaren nicht mehr nur durch die Technik vorgege- ben, sondern vermehrt stellen sich ethische oder regu- latorische Fragen. Was sind aktuell die drängenden Fragen der Forschung? Wenn ich mich auf die industriellen Anwendungen der Digitalisierung beschränke, sehe ich hier u.a. einen sehr großen Bedarf in der Entwicklung von Standards für die Kommunikation von Maschinen untereinander und für den Informationsaustausch zwischen den ver- schiedensten Softwareanwendungen. In der Konfe- renz wurde aber auch über Forschungsergebnisse der Mensch-Technik-Interaktion berichtet. IT-Security ist hochaktuell und betrifft vernetzte automatisierte Sys- teme und im Grunde alle Menschen mit einem Internet- zugang. Sie sind langjähriges Mitglied des wissenschaft- lichen Beirates der jährlichen Konferenz für An- gewandte Automatisierungstechnik in Lehre und Entwicklung an Hochschulen (AALE). 2020 konnten Sie die 17. AALE an der HTWK Leipzig selbst aus- richten. Was war Ihnen dabei besonders wichtig? Wo haben Sie inhaltliche Schwerpunkte gesetzt? Thematisch ist die Konferenz immer sehr breit angelegt. Der Veranstalter schlägt dem Beirat ein Schwerpunkt- thema vor, das dann u. a. auch durch eingeladene Vor- träge vertieft wird. Für 2020 habe ich das Thema „Auto- matisierung und Mensch-Technik-Interaktion“ gesetzt. Hier ergeben sich viele interessante Aufgabenstellung für die Automatisierungstechnik als Disziplin. Darüber hinaus ist die Verschiebung der Rolle des Menschen bei der Aufgabenverteilung zwischen Mensch und Technik aus meiner Sicht ein sehr spannendes Thema. Neben den technischen Aspekten werden auch ethische oder psychologische Fragestellungen aufgeworfen. In den drei Plenarvorträgen wurde über entsprechende aktu- elle Entwicklungen in den Anwendungsbereichen Me- dizintechnik, Produktionstechnik/Robotik und hoch- automatisiertes Fahren berichtet. An welche Zielgruppe richtet sich die Konferenz? Die Konferenz ist traditionell eine Plattform für den Austausch unter Hochschullehrenden der Automati- sierungstechnik. Aber auch Themen aus der Industrie, Forschung und Entwicklung sowie Didaktik spielen eine Rolle. Auch wissenschaftlicher Nachwuchs aus den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften nimmt vermehrt an der Konferenz teil und teilt dort Forschungsergebnisse. Ein ganz neuer Programm- punkt zum Thema „MINT“ richtet sich an Schülerinnen und Schüler technisch orientierter Gymnasien, Berufs- oder Technikschulen. Im Rückblick: Welche Impulse lieferte die AALE 2020? Angesichts der Vielfalt der Vortragsthemen dürfte ein Impuls für die Hochschullehrerinnen und Hochschul- lehrer der Automatisierungstechnik darin bestehen, über die unseren Studierenden zu vermittelnden Kom- petenzen neu nachzudenken. Wagen Sie eine Prognose? Welche Auswirkungen wird die Automatisierung auf unser Leben in fünf bis zehn Jahren haben? In unserem täglichen Leben und auch im Beruf wer- den wir zunehmend von Assistenzsystemen umgeben sein, die uns kognitive Routineaufgaben („Kopfarbeit“) abnehmen: Sie werden beispielsweise Informationen recherchieren, analysieren und aufbereiten sowie Ent- scheidungen vorschlagen. Ein Smartphone wird dann vielleicht wirklich zu einem „PDA“ (Persönlicher Digi- taler Assistent). Maschinen und Anlagen, aber auch die Geräte unseres täglichen Umfelds werden „intelligen- ter“, und sicher auch autonomer. — Die Fragen stellte Antje Müller. Die Konferenz „Angewandte Automa- tisierungstechnik in Lehre und Ent- wicklung“ (AALE) bildet eine Plattform für neue Ansätze im Feld der Automa- tisierungstechnik. Jährlich vergibt der VFAALE e.V. während dieser Konferenz Preise für die besten Bachelor- und Masterarbeiten auf dem Gebiet der Automatisierungstechnik.

„Mir hilft derzeit jeder Euro weiter, meine Existenz zu sichern. Meine Arbeitsstelle, ein kleines Unterneh- men mit sechs Mitarbeiter*innen, ist finanziell stark bedroht und somit mein Lohn. Leider wissen wir alle nicht, wie es weitergehen wird und ich bin froh über die Unterstützung des HTWK Fördervereins!“ Auszüge aus den Dankes- worten der Studierenden „Ich bin froh, dass es finanzielle Unter- stützungsprogramme gibt, vor allem für Studierende. Das zeigt, wie empathisch mit solchen Themen umgegangen wird. Vielen herzlichen Dank!“ Die Preisträgerinnen und Preisträger 2019: Marie-Luise Heinich Master Wirtschaftsingenieurwesen Bau Georg Popp Master Elektrotechnik und Informationstechnik Lily Cao Master-Studentin Architektur Ferdinand Malcher Master Medieninformatik Nadine Zschau Master Bauingenieurwesen Die Preisträgerinnen und Preisträger 2020: Maris Klein Master Bauingenieurwesen Markus Bauer Master Elektro- und Informationstechnik Franziska Müller Master Verlags- und Handelsmanagement Stefan Zboron Bachelor Wirtschaftsingenieurwesen Bauwesen Luise Joseph Bachelor Soziale Arbeit SiS: Spendenaktion für in Not geratene internationale Studierende An der HTWK Leipzig sind aber auch mehr als 800 internationale Studierende aus 66 Ländern imma- trikuliert. Auf ganz besondere Weise sind diese von der Pandemie betroffen. Die Bandbreite an He- rausforderungen für ausländische Studierende ist groß. Deshalb riefen die vier staatlichen Leipziger Hochschulen gemeinsam mit dem Verein „Hilfe für ausländische Studierende in Leipzig e. V.“ eine Spendenaktion ins Leben. Studierende aus dem Ausland konnten eine einmalige Unterstützung von bis zu 500 Euro beantragen. Preise des HTWK-Fördervereins 2019 und 2020 Neben der Spendenaktion hat der HTWK-Förder- verein erneut Fördervereins-Preise für hervorra- gende Absolventinnen und Absolventen vergeben. Auf Vorschlag der Fakultäten werden die Leistun- gen der besten Absolventinnen und Absolventen mit dieser Auszeichnung anerkannt. Kriterien für die Nominierung sind die herausragende Qualität der Graduierungsarbeit, die Gesamtleistung im Studium und die Mitarbeit in der akademischen Selbstverwaltung. Corona-bedingt fanden die Ver- anstaltungen 2019 und 2020 fast ausschließlich in virtuellem Rahmen statt. — fp Verleihung des HTWK- Förderpreises 2020 online

kooperation 57 Dr. Ulrike Igel mit dem Dissertationspreis 2020 der Stiftung HTWK Übergewicht und Adipositas im Kindesalter“ und erhielt dafür die Bestnote „summa cum laude“. Die Auszeichnung mit dem Dissertationspreis, der 2020 von der Leipziger Stadtbau AG gestiftet wurde, zeigt aber nicht allein, von welch hoher gesundheits- wissenschaftlicher, sozialer und politischer Re- levanz ihre Forschung ist. So wurde das Projekt „Grünau bewegt sich“, an dem Igel maßgeblich mitgewirkt hat, 2019 mit dem Präventionspreis der Deutschen Adipositas-Gesellschaft gewürdigt. 2021 übernimmt Ulrike Igel eine Vertretungs- professur für „Soziale Arbeit im Sozialraum“ an der Fachhochschule Erfurt. Damit endet eine fast 20-jährige wissenschaftliche Karriere an der HTWK Leipzig, welche einst mit einem Studium im Sozial- wesen begann. — fb/fp ckelte und erprobte Methode kann in Praxis und Industrie nutzbringend sein, da strukturelle Schä- den im Betriebszustand zwischen Wartungsinter- vallen von exponierten Bauwerken wie Brücken oder Windenergieanlagen präventiv festgestellt und lokalisiert werden können. Beeinflusst die Wohngegend das Körpergewicht von Kindern? Dr. Ulrike Igel erhält den Dissertationspreis 2020 der Stiftung HTWK und gibt mit ihrer Forschung entscheidende Impulse zur gesundheitsfördern- den Gestaltung von Städten. Fast acht Jahre lang forschte Igel zum Zusammenhang von Wohnum- gebungen und Gesundheit an der HTWK Leipzig und der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig. Ihr Promotionsvorhaben in Kooperation mit der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig wurde für drei Jahre mit einem Stipendium des Europäischen Sozialfonds gefördert. 2019 ver- teidigte sie ihre Doktorarbeit mit dem Titel „Zur Bedeutung von sozialer Ungleichheit und Umwelt- faktoren in der Entstehung und Prävention von Graduierten- zentrum der HTWK Leipzig

menschen 59 Ode an die fleißigen Bienchen 90 Arbeitsstunden pro Jahr investierte das … 6 -köpfige, studentische Imker-Team der HTWK. 9 Kilogramm hochschuleigener Honig wurden abgefüllt in … 36 Gläsern zu je 250 Gramm. 2 Bienenvölker insgesamt mit … 2 aktiven Königinnen gehören zum Bestand. 75.000 Bienen leben auf dem Dach der Hochschule. 20 Honig- und Brutwaben sind jeweils besetzt. Das studentische Imkerteam sucht regel- mäßig nach Verstärkung

gesellschaft 61 Ein Gespräch dazu mit Professor Ronald Scherzer-Heidenberger, Professor für Städtebau und Regionalplanung an der HTWK Ziel der City-Offensive Sachsen ist, die Zentren mittlerer und kleiner sächsischer Städte (wieder) zu beleben. Wie sieht Ihre „wissenschaftliche Begleitung“ der Kommunen in Zusammenarbeit mit den Studierenden konkret aus? Zwischen zehn und zwanzig Bachelor- oder Master-Studierende erarbeiten in Einzel- und Gruppenarbeiten Entwürfe für ein stadträumliches Themenfeld. Die Studierenden fahren in der Projektzeit mehrmals in die jeweilige Stadt, um dort mit den Einwohnerinnen und Ein- wohnern ins Gespräch zu kommen und gemeinsam Ideen für die Nutzung zu entwickeln. Die Mitwirkung der späteren Nutzerinnen und Nutzer ist mir besonders wichtig. Können Sie das an einem konkreten Beispiel erklären? Jüngstes Beispiel ist ein Projekt für die Stadt Zittau: Unter dem Motto „Zittau gärtnert“ be- teiligte sich die Stadt mit einem Konzept zur intensiven Begrünung der „steinernen“ Innen- stadt und Wiederbelebung der langen gärtnerischen Tradition am Wettbewerb „Ab in die Mitte“ und wurde dafür von der Jury mit dem Unterstützerpreis der HTWK Leipzig im Jahr 2018 ausgezeichnet. Wie funktioniert die Bürgerbeteiligung vor Ort? Vor dem Hintergrund stetig wachsender Bedeutung von Bürgerbeteiligung muss Architek- tur Akzeptanz erzeugen. Nur „schöne Bilder“ zu malen genügt schon lange nicht mehr. Die Architektin, der Architekt, muss den Entwurf, seine ästhetischen und funktionalen Qualitäten auch gegenüber Nichtfachleuten kommunizieren, das heißt, erklären können. Architektur beginnt mit Kommunikation – und das heißt, Bedürfnisse erkennen, Interessen ausgleichen, Praxisvorgaben erfüllen, und das alles indem sie überzeugende gestalterische und atmosphä- rische Qualitäten einsetzt. Hierin liegt für mich die „Kunst“ guter zeitgenössischer Architektur. Wie ist das für die Studierenden – dieser enge Kontakt zur Praxis gleich im Studium? Es erdet sie und macht sie praxistauglich. Sie haben mit echten Menschen und echten Prob- lemen zu tun. Wir sind eine Hochschule Angewandter Wissenschaften, das heißt, gesellschaft- liche Prozesse sind auch Studieninhalt, und die Studierenden müssen in der Lage sein, sich damit auseinanderzusetzen. Sie entwickeln sich dadurch auch persönlich weiter. Was möchten Sie Ihren Studierenden mit auf den Berufsweg geben? Sie sollen vor allem zuhören und sich verständlich machen können. Sie sollen sich als Dienst- leister bzw. Dienstleisterinnen in der Gesellschaft begreifen. Sie sollen im Team arbeiten können und schauen, wie sie ganz unterschiedliche Interessen zusammenbringen können. Hier hilft es den Architektinnen und Architekten sehr, wenn sie aufgrund ihrer Kommunika- tionskompetenz zwischen laienhafter Aufgabenbeschreibung und planerischer Fachsprache „übersetzen“ können. — Die Fragen stellte Franka Platz. Prof. Ronald Scherzer-Heidenberger erforscht gemäß dem Leitbild der HTWK, die regionale Wirksamkeit und Vernetzung zu stärken, mit Studierenden der Architektur unter der Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern die Potentiale der Stadtentwicklung. Somit entsteht für alle Beteiligten ein Mehrwert: die angehenden Studierenden lernen ihre architektonischen Entwürfe zu kommuni- zieren und erhalten ein direktes Feedback seitens der zukünftigen Nutzerinnen und Nutzer. Hierdurch entsteht von Beginn an eine Akzeptanz für diese Projekte, von der auch die Kommunen und Städte profitieren. Interview in voller Länge hier lesen

gesellschaft 63 Als Anne (Name v. d. Redaktion geändert) klein war, wurde sie oft von zu Hause weggeschickt. Wenn sie wiederkam, hatte ihre Mutter blaue Flecken oder einzelne Möbelstücke waren zerstört. Annes Vater war gewalttätig. Jahrelang ging das so. Als sie 18 Jahre alt war, stellte sich Anne das erste Mal gegen ihren Vater und wurde selbst Opfer: „Irgendwann bin ich dazwischen gegangen und wurde auch ver- prügelt.“ Körperliche und sexuelle Übergriffe sind wie keine andere Form der Gewalt räumlich fixiert. Sie fin- den zu etwa 70 Prozent zu Hause in den eigenen vier Wänden statt. Besonders betroffen sind vor allem Mädchen und Frauen. Auf der Website des Weißen Rings heißt es zu einer Studie der Techni- schen Universität München: „Die Forscher haben zwischen dem 22. April und 8. Mai, also während des sogenannten Lockdowns, in einer repräsenta- tiven Umfrage rund 3.800 Frauen befragt. Das Er- gebnis: Die Zahlen stiegen, wenn Corona stärkere Einschränkungen in das Familienleben gebracht hatte. Wenn sich die Befragten zu Hause in Quaran- täne befanden, berichteten 7,5 Prozent der Frauen von Gewalt, bei Kurzarbeit oder Arbeitsplatzver- lust wegen der Pandemie waren es 5,6 Prozent, bei akuten finanziellen Sorgen sogar 8,4 Prozent.“ Die Dunkelziffer ist weitaus größer. Häusliche Ge- walt erleben aber auch Jungen und Männer sowie ältere Menschen – und sie durchzieht alle sozialen Schichten. Doch welche Bedeutung hat der Wohnraum für das Gewaltgeschehen? Im Forschungsprojekt „Biografi- sche und räumliche Erfahrungswelten häuslicher Gewalt“ an der HTWK Leipzig führte der Soziologe Dr. Sebastian Schönemann lebensgeschichtliche Interviews mit Betroffenen und erforschte so das Wechselverhältnis von Raum und Gewalt in sozia- len Nahbeziehungen. Untersucht wurde dieser As- pekt bislang nicht, wie die Sichtung nationaler und internationaler Forschungsliteratur zeigte. Dass es einen Zusammenhang zwischen Gewalt und Raum geben muss, vermutete Anja Pannewitz, Professorin für Sozialarbeitswissenschaften an der HTWK Leipzig, schon aufgrund ihrer vorherigen Studie zur Gewalttätigkeit von Mädchen und jun- gen Frauen. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Prof.in Heike Förster leitete sie das Forschungsprojekt zur häuslichen Gewalt. Räume können Gewaltmuster festigen Um Interviewpartnerinnen und Interviewpartner zu finden, rief das Projektteam ab Juli 2019 über E-Mails, Aushänge und Forenbeiträge zur Studien- teilnahme auf. Die Resonanz war unerwartet groß. „Es haben sich durchweg Menschen gemeldet, die vorher noch nie oder nur im engsten Kreis über ihre Gewalterfahrungen gesprochen haben“, be- richtet Schönemann. Auch für Anne war es das erste Gespräch. Neben ihr wurden zehn weitere Frauen und ein Mann befragt, alle zwischen 20 und 65 Jahren alt. Offen und anonym erzählten sie ihre Lebensgeschichten. Bei der Fallanalyse von Anne zeigte sich beim Raum-Verhalten eine klare Strategie: das Weg- schicken des Kindes. So brachte ihre Mutter sie zu Verwandten, Freunden oder Bekannten, wenn die Ausschreitungen des Vaters drohten, zu rabiat zu werden. Anne, die heute fast 65 Jahre alt ist, inter- pretiert das als Schutzmaßnahme ihrer Mutter. Sie sollte schließlich nichts mitbekommen. Doch nur so sei die Gewaltlogik aufrechterhalten worden und nur so sei die familiäre Gewalt über diesen langen Zeitraum intakt geblieben, so das Forschungsteam. Manchmal musste Annes Mutter auch Schläge er- tragen, wenn Anne zu Hause war. Das war dann meist im Schlafzimmer, eine räumliche Tabuzone für das Mädchen. Wer als Kind Gewalt erlebt, ist später gefährdeter „Menschen, die bereits als Kind Zeuge beziehungs- weise Zeugin oder Opfer geworden sind, haben als Erwachsene ein höheres Risiko, wieder mit solchen Grausamkeiten konfrontiert zu werden oder selbst zur Täterin oder zum Täter zu werden“, erklärt Schönemann. Gewalt müsse dabei als extremste Form der Konfliktbearbeitung verstanden werden. Durch das frühe Erleben könne man sich an ge- waltvolle Formen der Problembewältigung gewöh- nen und diese stärker akzeptieren. Anne hingegen konnte den Zirkel der Gewalt durchbrechen und musste glücklicherweise keine Vergehen mehr er- leben. Durch die Interviews erkannte das Forschungsteam dringenden Handlungsbedarf, denn sie zeigen den ungedeckten Bedarf an Hilfe und die hohe Dunkel- ziffer der tatsächlichen Betroffenheit. Pannewitz fordert deshalb: „Die Sensibilisierung für häusliche Gewalt muss weiter vorangetrieben werden.“ — fb

gesellschaft 65 Die VNG ist einer der wenigen Betriebe, die nach 1989 erfolgreich den Sprung in die Marktwirtschaft geschafft haben. Wie ist das gelungen? Wir haben uns ganz früh um die Privatisierung geküm- mert und mit der Treuhand gesprochen. Wir hatten strategische Investoren aus dem Westen an Bord, zwei Gasversorger, die uns hervorragend beraten haben. Die hatten wir auch bitter nötig: Konkurrenz kannten wir ja in der DDR nicht. Wie war Ihre Verbindung zur Hochschule nach der Wiedervereinigung? Damals wurde die HTWK gegründet und der Kontakt zwischen VNG AG und Hochschule wurde stärker. Ich wurde ins Kuratorium der HTWK berufen, eine Art Auf- sichtsgremium, das bis 2009 bestand. Dort waren Sie auch viele Jahre Vorsitzender. Wofür haben Sie sich engagiert? Ich wollte vor allem die Verbindungen zwischen Wirt- schaft und HTWK stärken. Wir als Kuratorium haben den Bologna-Prozess begleitet, sahen aber die Ab- schaffung des Diploms kritisch. Das war ein deutsches Markenzeichen. Gleichzeitig wollten wir unbedingt das Promotionsrecht für unsere Hochschule zurück. Was denken Sie über die heutige Energiewende? Da geht es immerzu um Elektro, aber Gas, grüne Power-to-Gas-Technologien, Gasmobilität, syntheti- sche Kraftstoffe, Technologie- und Energiemix, die sind mir noch viel zu unterbelichtet. Wir müssen da zu einer maßvollen Debatte zurück. Ob in technischen oder gesellschaftlichen Fragen: bei einfachen Antworten werde ich schnell skeptisch. Ein Schlusswort: Eine alternative Energiezukunft schaffen wir nur mit dem Transfer neuester Erkenntnisse. Dieser Prozess muss besser modelliert sein, zügiger und vor allem unbürokratischer vonstattengehen. Mein Interesse fokussiert sich besonders auf Wasserstofftechnologien. Im Verein zur Förderung der wissenschaftlich-tech- nischen Zusammenarbeit im Rohstoffsektor bemühe ich mich um Vernetzung der Forschung, Entwicklung und Anwendung dieser Technologien über Länder- grenzen hinweg, denn heute ist die Zeit, um zu han- deln. Nicht erst morgen. — Die Fragen stellte Stephan Thomas. Wie kamen Sie zum Studium nach Leipzig? Nachdem ich meinen mittleren Schulabschluss ge- macht habe, standen mir 45 Berufsjahre bis zur Rente in einem VEB der chemischen Grundstoffindustrie be- vor. Daher bewarb ich mich um einen Studienplatz an der neu gegründeten Ingenieurhochschule Leipzig. Ich kniete mich in die Vorbereitungskurse und – in dieser Zeit besonders wichtig – in Marxismus-Leninismus rein. So kam ich zum Wintersemester 1970 nach Leipzig. Was waren prägende Erinnerungen im Studium? Die Hochschulen wurden damals in der DDR gar nicht auf so viele Studenten vorbereitet: im Wohnheim in der Friederikenstraße wurden Klassenräume einer ehemaligen Berufsschule zu Internatsräumen umge- baut. Wir wohnten dort zu sechst und zu acht; hatten anfangs Strohsäcke in den Betten. In der heutigen Wächterstraße war der oberste Stock noch kriegs- beschädigt. Die Räume waren im Winter nur schlecht beheizbar. Das klingt ja nicht nach den besten Studienbedin- gungen … Aber die Professoren, das waren ganz tolle Leute! Was sie an Technik nicht hatten, haben sie mit Papier, Kreide und Engagement wettgemacht. Wie ging es nach dem Studium für Sie weiter? Ich habe nach meinem Hochschulabschluss 1974 als Assistent an der Hochschule gearbeitet und diplo- miert. Ein Jahr später eröffnete sich die Chance, beim VEB Verbundnetz Gas anzufangen. Dieser Betrieb war für den Transport und die untertägige Speicherung der Gasmengen in der DDR zuständig, also auch für das Erdgas, das seit 1973 über die neuen Pipelines aus Russland angeliefert wurde. Damals hatte der Begriff Energiewende eine ganz andere Bedeutung. Was waren damals die Herausforderungen? Wir haben Ende der 1970er Jahre, in der real existieren- den Mangelwirtschaft, die Fernsteuerung der Gastrans- port- und Speichersysteme von analoger auf digitale Technik umgestellt – sozusagen Digitalisierung 1.0. Auf diesem Gebiet habe ich auch mein Promotionsthema gefunden. Meine Alma Mater hieß inzwischen Techni- sche Hochschule Leipzig und hatte Promotionsrecht.

an der htwk menschen 67 Willi Zschiebsch Linda Bäder DER NEUGIERIGE Der 24-jährige Doktorand und HTWK-Promotions- stipendiat Willi Zschiebsch beschäftigt sich in seiner Promotion an der HTWK Leipzig mit der Optimierung digitaler Entwicklungsprozesse. Zuvor war er Stipendiat des deutschen Volkes, hatte sein Praktikum an der Ben-Gurion-Universität in Israel absolviert und wurde während seines erfolgrei- chen Maschinenbaustudiums mit Auszeichnungen gewürdigt. Dies verdankt er auch einer glücklichen Fügung: Beim Besuch der Langen Nacht der Wissen- schaften an der HTWK Leipzig traf er auf Prof. Detlef Riemer, der sein Mentor wurde. „In meiner Schulzeit hatte ich wenig Unterstützung von den Lehrenden. Die Gelassenheit und Freiheit, die mir Prof. Riemer und die Studenten im Labor vermittelten, ermutigte mich. Ich wollte mich ganz auf etwas konzentrie- ren, das mich wirklich interessiert und in meinen Augen wichtig ist.“ Noch während seiner Schulzeit arbeitete Zschiebsch dann unter Prof. Riemer an der Entwicklung eines Roboters für den Katastrophen- einsatz. Bei „Jugend forscht“ schaffte es die Arbeit bis ins Finale und wurde mit vielen Auszeichnungen geehrt. „Der so entfachte Ehrgeiz und Wissensdurst ist wohl auch schuld daran, dass die HTWK in meiner Studienzeit zu einem zweiten Zuhause wurde. Am Ende muss man aber wissen, dass große Leistungen mit einem hohen Preis einhergehen. Daher sollte man versuchen, ein Ausgleichsventil zu finden – daran arbeite ich zurzeit.“ — wz, ah DIE UMSICHTIGE „Spätestens wenn ich eine alte Frau bin, will ich die Standards in der Architektur verändert haben“, ist Linda Bäders großes Vorhaben. Die 33-jährige Archi- tektur-Masterstudentin strahlt, während sie von ihrer Leidenschaft für menschengerechtes Bauen schwärmt. Die gelernte Physiotherapeutin kennt die typischen baulichen Barrieren und Details, denen Menschen mit Beeinträchtigung täglich begegnen. Und Barrieren spüren Eltern mit Kinderwagen und Sportler mit einer Beinverletzung ebenso wie Menschen, die aufgrund ihrer Behinderung einen Rollstuhl brauchen. Ginge es nach der angehenden Architektin, würde sich die Diversität der Menschen mit ihren unterschied- lichen Bewegungs- und Handlungsfähigkeiten sowie Bedürfnissen in der Architektur widerspiegeln. „Statt ausgrenzend sollte barrierefreie Architektur eher wandlungsfähig und einbeziehend sein. Barrierefrei- heit sollte von einem notwendigen Übel zur freige- wählten Selbstverständlichkeit werden“, so Bäder. An der HTWK Leipzig begegnete ihr dieses Verständnis in Person von Christiane Rasch von der Stabsstelle Diversity, Inklusion und Familiengerechte Hochschule. Auch Linda Bäder möchte sich später beruflich für diese Ziele einsetzen: „Ich möchte eine überzeugende Fachfrau und empathische Ansprechpartnerin für in- klusives Entwerfen werden.“ — lb, ah

Wie praktisch das Studium an der HTWK Leipzig sein kann, bewiesen neun Studierende aus Medien- technik und Medieninformatik mit einem eigenen Videoformat. Ende Januar 2020 hatten Zuschaue- rinnen und Zuschauer u. a. auf YouTube die Mög- lichkeit, der ersten interaktiven Krimi-Impro-Show an der Hochschule beizuwohnen. Im „noch besser leben“ – einer Szene-Kneipe im Leipziger Stadtteil Plagwitz – fanden dafür die Dreharbeiten statt. Ini- tiiert und betreut wurde das Projekt von Prof.in Gabriele Hooffacker. Sie erklärt dazu: „Eine solche interaktive Produktion stellt hohe Anforderungen an die fachliche Expertise und die praktischen Fähigkeiten der Studierenden.“ Unter „ansetzenundkippen.de“ konnte das Publi- kum dem Theater online und live folgen und mit- tels Abstimmungen den Verlauf der Geschichte beeinflussen. So wurde beispielsweise online be- stimmt, wer sich plötzlich an ein neues Detail erin- nert oder welcher Charakter die Szenerie betreten soll. Das Ganze wurde aufwendig produziert und natürlich – wie es sich für großes Kino gehört – mit einem aufregenden Trailer beworben. „Das Ziel ist es, eine innovative Lösung für moder- ne Fernsehproduktionen mit Zuschauerbeteiligung zu erarbeiten. Hinter der spannenden Show stehen präzise Planung, lange Vorarbeit und vor allem: ein gut aufeinander eingespieltes Team”, so Hooffacker über die Herausforderungen der Live-Show. Vom Klassentreffen zum Kriminalfall Der Plot: Die letzten Gäste eines Klassentreffens sitzen morgens um vier noch gemütlich in einer Bar, tanzen und erzählen. Plötzlich fällt einer der ehemaligen Klassenkameraden tot vom Stuhl. Alle rennen wild durcheinander und fragen sich, was passiert ist. Wie ist er gestorben? Was sieht man auf der Überwachungskamera? Wurde er ermor- det? Wer ist die geheimnisvolle Frau? Fragen über Fragen.  Behind the Scenes von „Ansetzen und Kippen“: Um auf das Live-Event auf- merksam zu machen, erstellten die neun Medienschaffenden neben einer eigenen Website auch Social-Media-Präsenzen sowie einen spannenden Teaserfilm. menschen 69 „Das Ziel ist es, eine innovative Lösung für moderne Fernsehproduktionen mit Zuschauerbeteiligung zu erarbeiten. Hinter der spannenden Show stehen präzise Planung, lange Vorarbeit und vor allem: ein gut aufeinander einge- spieltes Team“ Prof.in Gabriele Hooffacker, HTWK Leipzig Die Szene friert regelmäßig ein und der Tote kehrt zurück, um sich direkt an das Publikum zu wen- den. So nimmt die Geschichte immer wieder neu an Fahrt auf. Die Akteurinnen und Akteure passen sich und ihr Spiel kaum merklich an die Publikums- Votings an. Man erfährt immer mehr zu jedem Individuum. Die Spannung steigt und – Achtung Spoiler! – es bleibt nicht bei einem Toten. Gelungene Kooperation Das Projekt entstand in Kooperation mit der seit 2002 bestehenden „TheaterTurbine“. Die Impro- visationsschauspielerinnen und -schauspieler der Leipziger Theatergruppe erweckten die Geschich- te mit ihren professionellen Darstellungen zum Leben. Prof.in Hooffacker und die Studierenden blicken mit Stolz auf das Ergebnis und die praktisch ver- mittelten Fertigkeiten. Knapp vier Monate Zeit hatte das Studierendenteam, um das Projekt zu realisieren. „Das war ein spannender Abend – nicht nur für das Publikum, sondern auch für die Darstellerinnen und Darsteller. Auch sie wussten nicht, wer den Mord begangen hat und was genau im Laufe der Sendung passieren sollte“, erklärt Ja- romir Kesten. Er war Redaktionsleiter und hat den Inhalt der Show geplant. Zur Seite standen ihm ein Fernsehteam, eine Webredaktion und eine ausge- feilte Projektleitung. Denn nur durch Planung aller denkbaren Publikums-Entscheidungen konnte das Spiel reibungslos ablaufen. — gh Zum Video „Ansetzen und Kippen“

international 71 Aus- und eingeflogen im Akademischen Jahr 2019/2020 In 24 verschiedenen Ländern weltweit studierten die 99 Erasmus+ und PROMOS- Stipendiatinnen und Stipendiaten. 41 Prozent aller Erasmus+ Outgoings zog es nach Großbritannien oder Spanien. Das Erasmus+ Ziel mit der höchsten Einwoh- nerzahl war Rom mit 2.865.000 Einwohnern. Das Erasmus+ Ziel mit der kleinsten Einwohnerzahl war St. Barthélemy d’Anjou in Frankreich mit 9.303 Einwohnern. 12 Prozent haben ihren Studienaufenthalt außerhalb Europas verbracht, z. B. in Brasilien, Neuseeland oder Singapur. Die weiteste Anreise aller 38 Austausch- studierenden unserer Partnerhochschulen hatte eine Studentin aus Santa Maria in Brasilien mit 11.082 Kilometern. — kt, fs Verschiedene Herkunft, gemeinsames Ziel: Studieren in Deutschland Seit 2019 finden an der HTWK Leipzig studienvorbereitende Deutschkurse für Ge- flüchtete statt. Die Kurse werden finanziert durch das DAAD-Projekt „Integra“, be- ginnen in der Regel auf B1-Niveau und führen zur TestDaF-Prüfung, mit der die Teil- nehmenden die Deutschkenntnisse für ein Studium nachweisen können. Die Kurse sind dank DAAD kostenfrei für Geflüchtete, die beispielsweise aus Syrien, Afghanis- tan, dem Jemen oder Kamerun stammen. Zur Vorbereitung auf das Studium lernen die Studieninteressierten nicht nur akademisches Deutsch, sondern werden auch in anderen Bereichen auf das Studium vorbereitet: Gasthörerschaften, „geführte“ Teilnahmen an Vorlesungen, interkulturelle Trainings, spannende Ausflüge sowie Einführungen in Lernplattformen und vieles mehr sind Teil des Kurses. — jk Karrierecoaching für internationale Studierende Noch immer finden internationale Studierende hierzulande schwerer einen Job als ihre deutschen Kommilitoninnen – zum Teil liegt das an ihrer Herangehensweise an das Thema Bewerbung, zum Teil an den Firmen und ihren Recruitingprozessen. Um beide Seiten auf die Bedürfnisse und Erwartungen des Gegenübers aufmerksam zu machen, gab es im Wintersemester 2019/20 eine zehnteilige Workshopreihe für die Studierenden und eine gezielte Ansprache lokaler und regionaler Firmen über das Projekt Integra. Im Rahmen der Workshops wurden neben den Basics wie Lebenslauf und Anschreiben auch komplexe Themen wie das Vorstellungsgespräch und interkulturelle Missver- ständnisse im Berufsalltag thematisiert. Besonders interessant war die Diskussions- runde mit sechs internationalen Alumni und Alumnae der HTWK Leipzig, die Anfang Januar von ihrem persönlichen Einstieg in das Arbeitsleben in Deutschland berichte- ten. Ergänzt wurden die Workshops von zahlreichen Einzelberatungsgesprächen durch Claudia Flach, Projektkoordinatorin Netzwerkarbeit im Projekt Integra. Sowohl die Einzelberatung als auch die Workshops werden bis Dezember 2021 fortgeführt. — lbu

international 73 Was bedeutet Internationalisierung für Sie und welche Rolle spielt dabei ein Akademisches Auslandsamt? Die Internationalisierung einer Hochschule ist ein multi- dimensionaler Prozess, der die Hochschule systema- tisch und nachhaltig verändert. Es geht um die Inte- gration von mehr Internationalität und Interkulturalität in alle Kernbereiche der Hochschule. Wir als Akademi- sches Auslandsamt unterstützen relevante Prozesse und koordinieren den internationalen Austausch mit Partnerhochschulen weltweit. Bei uns liegt unter an- derem der älteste Kernbereich der Internationalisie- rung an Hochschulen: die internationale Mobilität von Studierenden, Lehrenden und Forschenden. Wir infor- mieren, beraten, betreuen, und machen möglich. Dazu gehört auch die Beantragung und Bewirtschaftung ent- sprechender Finanzmittel. Wie genau profitiert eine Hochschule vom internationalen Austausch? Für viele Studieninteressierte ist die Option eines Aus- landsaufenthaltes mit guter Beratung und Betreuung bereits ein Kriterium bei der Entscheidung für oder gegen eine Hochschule. Sind wir hier gut aufgestellt, haben wir gute Karten im Wettbewerb um die besten Köpfe. Mit der Pflege unserer Auslandskontakte bau- en wir ein internationales Partner-Netzwerk auf. Das macht die HTWK Leipzig nicht nur über die Grenzen Sachsens, sondern über die Grenzen Deutschlands und bestenfalls sogar weltweit bekannt. Unsere Studieren- den sind im Ausland gerngesehene Gäste – man merkt ihnen die fachlichen Kompetenzen an. Andersherum profitieren auch ausländische Studierende wie etwa die französischen Masteranden, die dank Prof. Fritz Peter Schulze und Prof.in Anke Bucher in Deutschland an ihrem Masterprojekt feilen, von einem Aufenthalt an der HTWK Leipzig. Sie kommen mit ganz anderen fachlichen Impulsen, Denkmustern und Ansätzen, von denen wiederum unsere einheimischen Studierenden profitieren. Der Austausch beflügelt beide Seiten glei- chermaßen. Was macht die HTWK Leipzig in diesem Zusammenhang besonders? Als Hochschule für Angewandte Wissenschaften sind wir mit unserem praxisorientierten Ausbildungsmodell im Ausland als Partner hoch angesehen. Unsere Hoch- schule bietet Anknüpfungspunkte für Austausch und Kooperation an 147 Partnerhochschulen in 43 Ländern – ein Pool an Möglichkeiten, der genutzt werden will. Auch regionale Unternehmen suchen zunehmend Mit- arbeitende, die international erfahren und interkultu- rell kompetent sind. Denn Vieles in der Arbeitswelt ist heute alltäglich international – ob es die Kundschaft, Zulieferbetriebe oder Kolleginnen und Kollegen sind. Der grenzüberschreitende fachliche Austausch ist oft sogar zwingend erforderlich und international geschul- tes Personal findet sich gern in Schlüsselpositionen wieder. Nur wenn wir uns als Hochschule weiter inter- national ausrichten, können wir unsere Alumni und Alumnae als Fach- und Führungskräfte von morgen auf die sie erwartenden Aufgaben gut vorbereiten. Wie hat die Corona-Pandemie den internationalen Austausch beeinflusst? Die Corona-Pandemie hat gravierende Auswirkungen auf das internationale Geschäft. 2020 gab es deutliche Auswirkungen auf unsere Mobilitätszahlen, wesentlich weniger Hochschulangehörige gingen ins Ausland oder kamen zu uns an die Hochschule. Der Beratungsbe- darf stieg jedoch enorm an; jede Anfrage brachte eine neue Herausforderung im Umgang mit der Pandemie mit sich. Erfahrungswerte gab es nicht und von Land zu Land war die Welt eine andere. Wir haben viel neu recherchiert und fast täglich änderten sich die Rah- menbedingungen. Jede Hochschule stand plötzlich vor der ungekannten Herausforderung, internationa- len Austausch und Zusammenarbeit in einer Zeit der Einschränkung der physischen Mobilität möglich zu machen. „Blended Mobility“-Formate und rein virtuel- ler internationaler Austausch wurden entwickelt. Das Interesse an einem „echten“ Auslandsaufenthalt bleibt jedoch ungebrochen hoch. Wie geht es 2021 weiter? Was sind die kurzfristigen und langfristigen Ziele? 2021 erwartet uns allem voran der Start der neuen Erasmus+ Programmgeneration 2021–2027. Hier wer- den in den kommenden Jahren übergreifende Themen wie Digitalisierung, Inklusion, bürgerliches Engage- ment, Klimaneutralität und Nachhaltigkeit eine ganz neue Rolle spielen. Die Hochschule wird in der Um- setzung des Programms hierfür zusätzliche Lösungen finden müssen. Im Akademischen Auslandsamt wird mit „Erasmus without Papers“ auch die Programm- verwaltung Schritt für Schritt digitalisiert – ein Mam- mutprojekt, das uns bereichsübergreifend noch lange beschäftigen wird. Die Förderung der Auslandsmobi- lität bleibt weiterhin ein wichtiges Ziel und auch die strategische Ausrichtung der Internationalisierung soll evaluiert und angepasst werden. — Die Fragen stellte Andrea Hirschel.

international 75 DAAD-Preise verliehen Mit dem DAAD-Preis würdigt der Deutsche Akademische Austauschdienst internationale Studierende, die sich durch besondere akademische Leistungen und großes Engagement ausgezeichnet haben. An der HTWK Leipzig wurden am 14. Oktober mit einer Feier im Gewandhaus zu Leipzig die neuen Studieren- den immatrikuliert. Alljährlich werden anlässlich der Immatrikulation auch verschiedene Preise verliehen. Ahmad Mahmod Der DAAD-Preis für den besten ausländischen Stu- dierenden ging 2019 an Ahmad Mahmod, der an der HTWK Leipzig Bauingenieurwesen studiert. Er stammt aus Damaskus (Syrien) und floh im Oktober 2014 nach Deutschland. Innerhalb kurzer Zeit lernte er Deutsch und begann ein Masterstudium in Maschinenbau. Ah- mad Mahmod forschte im Roboter- und Mechatronik- labor der Fakultät Ingenieurwissenschaften für seine Masterarbeit zum Thema „Entwicklung eines Roboter- greifers für Miniatur-Roboter“. Neben seinem Studium engagiert er sich sozial: Er übersetzt für arabisch-spre- chende Geflüchtete, unterstützt sie bei ihrer Alltagsor- ganisation und unterrichtete aushilfsweise in Deutsch- vorbereitungskursen an der HTWK Leipzig. Hanna Kravtsova 2020 erhielt Hanna Kravtsova den Preis des DAAD. Nach zwei Bachelorabschlüssen, wovon sie einen in der Ukraine und einen an der HTWK Leipzig absolvierte, ist sie der Hochschule treu geblieben. Im Masterstudien- gang Verlags- und Handelsmanagement überzeugte sie mit hervorragenden Leistungen. Am 15. Dezember 2020 hat sie ihre Masterarbeit abgegeben – genau einen Tag vor der Verleihung des Preises, was für Kravtsova einen perfekten Abschluss der vorangegangenen sie- ben Jahre darstellte. Auf ihre Zeit an der HTWK Leipzig schaut Hanna positiv zurück. „Ein besonderer Dank gilt Frau Kraft und Frau Dr. Päßler, die mir mit viel Herz und Engagement bei allen administrativen Fragen halfen, und Prof. Dr. Hartmann für die vielen Stunden in an- regenden, inspirierenden Gesprächen und für seinen unermüdlichen Einsatz für uns Studierende.“ — bm/mn Mehr zum DAAD-Preis

international 77 „The Memorandum of Understanding is a good opportunity for students as well as faculty members to exchange ideas and knowledge.“ Prof. Praveen Agarwal, Direktor Anand-College Mit der Unterzeichnung einer Kooperationsver- einbarung zwischen dem Anand International College of Engineering (AICE) können nun Stu- dierende an der jeweiligen Partnerhochschule ein Austauschstudium absolvieren. Doch auch Pro- fessorinnen und Professoren profitieren von der Zusammenarbeit: Lehrende aus ingenieurwissen- schaftlichen Bereichen haben mit der Kooperation verbesserte Möglichkeiten der Zusammenarbeit in Lehre und Forschung. Initiiert wurde der Kontakt zum AICE über den Direktor des Mathematisch- Naturwissenschaftlichen Zentrums (MNZ) der HTWK Leipzig – Professor Jochen Merker. Er traf Prof. Praveen Agarwal, den stellvertre- tenden Direktor des Anand-College, erstmals bei einer wissenschaftlichen Konferenz in Jordani- en. Dort entwickelten sie gemeinsam das Projekt „Mathematical models of nonlocal interaction“, das seit Juni 2019 auf deutscher Seite vom Deut- schen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und auf indischer Seite vom Ministerium für Wissenschaft und Technologie gefördert wird. Diese deutsch-indische Forschungskooperation führte schließlich zum nun von beiden Partnern unterzeichneten „Memorandum of Understanding“ (kurz MoU). Es ermöglicht vielfältige, intensive und für beide Seiten fruchtbare Forschungs- und Lehr- kooperationen. Im Bereich Studierendenaustausch zeigen die in- dischen Kollegen besonderes Interesse am eng- lischsprachigen Semesterprogramm „Engineering and Management“. Auch eine zukünftige Beteili- gung des AICE am englischsprachigen Masterpro- gramm „Structural Engineering“ der Fakultät Bau- wesen wird geprüft. — sm, jm Internationale Hochschul- kooperationen Prof. Mark Mietzner und Prof. Praveen Argawal Gut vernetzt Neben der neuen indischen Kooperation zählt die HTWK Leipzig mittlerweile 147 Partnerhochschulen zu ihrem internationalen Netzwerk. 2019 und 2020 sind neben dem Anand-College folgende Einrichtungen hinzu- gekommen: ­ Bulgarien – National Academy for Theatre and Film Arts ­ Frankreich – IMT Lille Douai ­ Frankreich – Université d’Angers ­ Georgien – Georgian Institute of Public Affairs (GIPA) ­ Indien – Anand International College of Engineering ­ Irak – Duhok Polytechnic University ­ Italien – Roma Tre University ­ Pakistan – University of Management and Technology (UMT) ­ Rumänien – Transilvanian University of Brasov ­ Russische Förderation – Far Eastern Federal University ­ Tschechien – University of Hradec Králové Stand: 01.12.2020

Finanz- bericht 2019/20 Aus dem Lagebericht für die Wirtschaftsjahre 2019 und 2020 daten 79 Vorbemerkung: Die finanzielle Ausstattung von staatlichen Hochschulen in Deutschland hängt maßgeblich von politischen Entscheidungen auf Landesebene ab. Durch die im Grundgesetz ga- rantierte Kulturhoheit der Länder ist der Freistaat Sachsen für Bildungspolitik zuständig – und damit Träger der HTWK Leipzig. Die folgenden Informa- tionen aus dem Lagebericht für die Wirtschaftsjah- re 2019 und 2020 sind vor dem Hintergrund dieser Abhängigkeit zu sehen: Die Erträge der Hochschule lagen im Jahr 2020 bei 55,56 Millionen Euro (Vor- jahr: 51,94 Millionen Euro) und setzen sich aus den Zuschüssen des Freistaates 37,50 Millionen Euro (Vorjahr: 35,53 Millionen Euro), aus Erträgen von Projektförderungen 13,28 Millionen Euro (Vorjahr: 12,24 Millionen Euro) sowie aus Umsatzerlösen 1,39 Millionen Euro (Vorjahr: 1,03 Millionen Euro) und Sonstigem 3,39 Millionen Euro (Vorjahr: 3,14 Millionen Euro) zusammen. Die Aufwendungen der Hochschule beliefen sich auf 52,93 Millionen Euro (Vorjahr: 49,66 Millionen Euro). Projekterträge Die Drittmittelkennzahlen sind für die Landes- zuschussbemessung sowohl für den leistungs- orientierten Budgetanteil als auch für das Zielver- einbarungsbudget von nennenswerter Bedeutung. Die Drittmitteleinnahmen der Hochschule sowie des Forschungs- und Transferzentrums der HTWK Leipzig (FTZ) erhöhten sich im Berichtsjahr 2019 auf 15,78 Millionen Euro ( Grafik S. 85). Ertrags- seitig lag das Ergebnis aus Projektförderungen im Jahr 2019 bei 15,72 Millionen Euro1. Im Geschäfts- jahr 2020 dagegen sanken die Drittmittelein- nahmen im Vergleich zum Vorjahr marginal auf 15.57 Millionen Euro, die Drittmittelerträge erhöh- ten sich jedoch auf 18.24 Millionen Euro. Sowohl einnahme- als auch ertragssteigernd beeinfluss- 1: Die Abweichung resultiert aus einer Verschiebung zwischen Leistungszeitraum (Erträge) und Geldzu fluss (Einnahmen) am Stichtag. Über die Totalperiode gleicht sich diese Abweichung statistisch aus.

daten 81 einerseits durch eine positive Entwicklung des An- lagevermögens. Einzelne Forschungsbereiche, die Laborbereiche der Fakultäten Informatik und Me- dien, Ingenieurwissenschaften sowie der Bereich angewandter Digitalisierung Bau und Architektur konnten durch Großgeräte- und sonstige Investi- tionszuweisungen auf ein qualitativ hohes Niveau gehoben werden. Für alle anderen Lehrbereiche standen IT-Investitionsmaßnahmen für die corona- bedingt notwendige Umstellung auf Digital- bzw. Hybrid-Lehre sowie der verpflichtenden Schaffung einer IT-Infrastruktur für Home-Office Tätigkeiten im Vordergrund. Andererseits ist ein Forderungs- anstieg in Höhe von 2,56 Millionen Euro zu ver- zeichnen, der teilweise auf die Zuweisungsbedin- gungen sowie die verzögerten Bearbeitungszeiten der Projektträger im Drittmittelbereich zurückzu- führen ist. Die Hochschule weist zum 31. Dezember 2020 flüs- sige Mittel von 18,85 Millionen Euro aus, denen zweckgebundene Verbindlichkeiten in Höhe von 13,63 Millionen Euro gegenüberstehen. Insgesamt bleibt positiv festzustellen, dass bei aus- reichender Berücksichtigung aller ausstehenden Verpflichtungen und Risiken die um Sonderposten und Verbindlichkeiten gegenüber dem Freistaat Sachsen bereinigte Eigenkapitalquote bei 60,9 Pro- zent (Vorjahr: 57,0 %) liegt. Hintergrund zum Finanzbericht Die Zuweisung der Zuschüsse erfolgt in Sachsen seit 2014 auf der Grundlage der Drei-Säulen-Bud- getierung. Hierbei ist zunächst fixiert, dass die Universitäten 73,6 Prozent des Gesamtbudgets zur Verfügung gestellt bekommen, die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften 20,4 Prozent sowie die Kunst- und Musikhochschulen 6,0 Prozent. Die Budgets umfassen die nachfolgend aufgeführten drei Bestandteile: 1) Das Grundbudget umfasst 92 Prozent des Bud- gets des Haushaltsplanes. Zusätzlich erfolgen unterjährig in allen Budgetbestandteilen Son- derzuweisungen oder Zuschusserhöhungen. Das Gesamtgrundbudget betrug im Jahr 2020 rund 29,57 Millionen Euro (Vorjahr: 28,36 Milli- onen Euro). Der Budgetansatz des Haushaltspla- nes ist durch die Personalkosten weitestgehend verbraucht. 2) Das Leistungsbudget umfasst 2 Prozent des Bud- gets und wird in einem wettbewerblichen Ver- fahren innerhalb der Hochschulart vergeben. Dazu sind als Leistungsindikatoren die Absol- ventenquote mit einem Anteil von 75 Prozent sowie das Drittmittelaufkommen mit einem An- teil von 25 Prozent festgelegt. Im Jahr 2020 wur- den in dieser Säule 0,607 Millionen Euro (Vor- jahr: 0,596 Millionen Euro) zugewiesen. 3) Das Innovationsbudget umfasst zum einen das Zielvereinbarungsbudget, dessen Abrech- nung anhand der Erreichung einer Vielzahl von Einzelkriterien wie etwa Frauenquoten oder „Absolventen in der Regelstudienzeit plus 1 Semester“ erfolgt. Weiterer Bestandteil des Innovationsbudgets ist das Initiativbudget, welches für Zusatzprojekte oder Kooperations- aufgaben sächsischer Hochschulen auf Antrag zugewiesen wird. Das Innovationsbudget be- trug 2,67 Millionen Euro im Jahr 2020 (Vorjahr: 2,48 Millionen Euro). Dieses Modell zwingt die HTWK Leipzig ganz kon- kret zum Gang ins Risiko, da die Hochschule bei Nichteinhaltung der mit dem Freistaat Sachsen verhandelten Zielvereinbarung zur Rückzahlung von Mitteln in signifikanter Größe (Zielvereinba- rungsbudget, Hochschulpakt) verpflichtet ist. So bereits geschehen für den Zeitraum 2014–2016, in dem marginale Zielverfehlungen zu einer Rück- zahlungsverpflichtung von ca. 1,2 Millionen Euro führten. Diese Unwägbarkeiten der finanziellen Ausstattung müssen seither in die Budgetkalkula- tion der Hochschule eingehen.

daten 83 Vermögen Immaterielle Vermögensgegenstände Sachanlagen Finanzanlagen 2019 Tsd. € 247 9.193 6 % 0,8 29,7 0,0 2020 Tsd. € 315 9.999 6 % 0,9 28,7 0,0 Mittel- und langfristig gebundenes Vermögen 9.446 30,5 10.320 29,6 Vorräte Kundenforderungen Forderungen gegenüber dem Freistaat Sachsen Forderungen gegen andere Bereiche der öffentlichen Hand und des nicht-öffentlichen Bereichs Sonstige kurzfristige Posten Flüssige Mittel Aktive Rechnungsabgrenzungsposten 12 392 0 1.996 4 18.540 545 – 1,3 0,0 6,5 0,0 59,0 1,8 77 1.033 205 0,2 3,0 0,6 3.712 10,6 0 18.848 682 0,0 54,0 2,0 Kurzfristig gebundenes Vermögen 21.489 69,5 24.557 70,4 Vermögen insgesamt 30.935 100,0 34.877 100,0 Kapital Kapital und Rücklagen Bilanzgewinn Eigenkapital Sonderposten für Investitionszuschüsse Sonderposten Rückstellungen Erhaltene Anzahlungen Lieferantenschulden Verbindlichkeiten gegenüber dem Freistaat Sachsen Verbindlichkeiten gegenüber Gebietskörperschaften sowie dem sonstigen öffentlichen Bereich Sonstige kurzfristige Verbindlichkeiten Passive Rechnungsabgrenzungsposten 2019 Tsd. € – 776 8.977 8.201 9.446 9.446 2.905 118 693 7.666 1.448 130 328 % – 2,5 29,0 26,5 30,5 30,5 9,4 0,4 2,2 24,8 4,7 0,4 1,1 2020 Tsd. € – 776 11.709 10.933 10.319 % – 2,2 33,6 35,7 29,6 10.319 33,7 3.231 109 506 7.879 1.422 206 272 9,3 0,3 1,5 22,6 4,1 0,6 0,8 Kurzfristiges Fremdkapital 13.288 43,00 13.625 39,1 Kapital insgesamt 30.935 100,0 34.877 108,5

daten 85 Einnahmen aus Drittmitteln und sonstige Einnahmen in Tsd. €, inkl. FTZ e. V. und Landesforschungsförderung sowie Einnahmen der Betriebe gewerblicher Art 15000 Bund Land Wirtschaft DFG EU Andere 10000 10.369 10.319 609 839 3.254 3.221 8.187 618 1.245 8.424 650 1.785 5000 1.720 1.593 957 833 1.854 1.006 1.772 1.065 11.529 1.118 3.479 2.037 651 15.775 15.566 1.231 1.749 1.649 1.310 12.140 1.133 10.113 10.325 1.073 2.086 1.213 4.312 5.133 1.238 2.027 1.909 1.367 1.776 930 4.874 2.371 1.500 1.423 601 6.828 5.272 5.801 3.592 3.480 3.633 3.300 4.234 4.151 0 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Anteil Forschungs- und Transferzentrum (FTZ e. V.) in Tsd. € 1.863 1.736 1.950 1.763 2.055 1.868 2.332 2.488 2.727 3.440 (22,8 %) (20,6 %) (18,8 %) (17,1 %) (17,8 %) (18,5 %) (22,6 %) (20,5 %) (17,3 %) (22,1 %) 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020

struktur 87 Senat Stimmberechtigte Hochschullehrende Prof. Faouzi Derbel Prof. Eugen Herzau Prof. Klaus Holschemacher Prof. Thomas Kudraß Prof. Mathias Rudolph Prof. Ronald Scherzer-Heidenberger Prof. Peter M. Wald Stimmberechtigte Mitarbeiter Matthias Müller Dr. Gerd Kapphahn Kathrin Mandler Stimmberechtigte Studierende (Amtszeit 01.04.2019–31.03.2020) Stephanie Ameling Martin Schroeder Stefanie Penzel (Amtszeit 01.04.2020–31.03.2021) Sabine Giese Lorenz Ziche Toni Nabrotzky Weitere Senatsmitglieder mit Rede- und Antragsrecht sind die Vertreter der Hochschulleitung, die Dekaninnen und Dekane der Fakultäten und die Gleichstellungs- beauftragte. Erweiterter Senat Stimmberechtigte Hochschullehrende: Prof. Mathias Rudolph Prof. Ronald Scherzer-Heidenberger Prof. Rainer Vor Prof. Peter M. Wald Stimmberechtigte Mitarbeitende: Margit Banusch Prof. Johannes Waldmann Prof. Markus Walz Christiane Rasch Constanze August Wilfried Schulze Dagmar Fester Kathrin Mandler Ulrike Quapp Stimmberechtigte Studierende: (bis 31.03.2020) Jonas Lück Mara Boege Maximilian Fröhling Hochschulleitung Rektor Prof. Mark Mietzner Kanzlerin Prof.in Swantje Rother Prorektorin Bildung Prof.in Barbara Mikus Prorektor Forschung: Prof. Ralf Thiele Hochschulrat Dr. Mathias Reuschel Hochschulratsvorsitzender, Vorsitzender der S&P Gruppe Prof.in Heike Graßmann stellv. Vorsitzende, administrativer Vorstand, Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz- Gemeinschaft (MDC) Prof.in Gabriele Hooffacker HTWK Leipzig, Fakultät Informatik und Medien Burkhard Jung Oberbürgermeister der Stadt Leipzig Prof. Hubertus Milke HTWK Leipzig, Fakultät Bauwesen Prof. Jürgen Staupe Staatssekretär a. D. im Sächsischen Staatsministerium für Kultus Hans-Peter Kemser Leiter BMW-Werk Leipzig Dekaninnen und Dekane* Prof.in Annette Menting (F AS) Prof. Falk Nerger (F B) Prof. Ulf Schemmert (F DIT) Prof. Uwe Kulisch (F IM) Prof. Jens Jäkel (F ING) Prof. Andreas Piel (F WW) * Stand: 31.03.2020 Stichtag für alle Angaben: 31.12.2020

struktur 89 Angewandte Physik – insb. Messtechnik und Sensorik 01.02.2020 Prof. Guido Reuther 01.03.2020 Prof. Oliver Crönertz Betriebswirtschaftslehre und IT- gestützte Unternehmensprozesse 15.03.2020 Prof. Marco Krondorf Nachrichtentechnik 01.04.2020 Prof. Robert Böhm 01.10.2020 Prof. Carsten Leu Elektrische Energieversorgung Leichtbau mit Verbundwerkstoffen Ruhestandsversetzungen 31.03.2019 Prof. Klaus Bastian 31.03.2019 Prof. Thomas Fischer 31.03.2019 Prof.in Dagmar Hentschel 31.03.2019 Prof. Michael Kubessa 31.03.2019 Prof. Bernhard Rohde 30.09.2019 Prof. Helmar Bittner 30.09.2019 Prof. Wolfgang Reinhold 31.03.2020 Prof.in Ulrike Herzau-Gerhardt 31.03.2020 Prof. Bernhard Rieger 31.03.2020 Prof. Frank Roch 31.03.2020 Prof. Andreas Wolf 30.09.2020 Prof. Dieter Fellmann 30.09.2020 Prof. Bernd Reichelt Ruhestandsversetzungen werden nur mit aktiver Zustimmung gelistet. Forschungs- und Transferzentrum (FTZ e. V.) Wissenschaftlicher Direktor Prof. Wolfgang Reinhold (bis 10.07.2019) Prof. Tilo Heimbold (ab 10.07.2019) Geschäftsführender Direktor Dirk Lippik Personalrat Dr. Klaus Wolf Vorsitzender Benjamin Schäf Stellv. Vorsitzender Daniela Brandt Henning Nagel Kathrin Hey Robert Schiffler Martin Grünert Stefan Schmeißer Thomas Mosig Berufungen Virtuelle und Erweiterte Realität 01.04.2019 Prof. Kiran Varanasi 01.05.2019 Prof. Gerald Bausch Eingebettete Systeme und Signalverarbeitung 01.05.2019 Prof. Robert Huhn Gas- und Wärmenetze 01.09.2019 Prof. Robert Fiebig Stahl- und Verbundbau Softwareengineering und IT Architecture Management Datenanalyse, Datenbanken und E-Learning Mathematik in der Informations- und Kommunikationstechnik 01.10.2019 Prof. Andreas Thor 01.10.2019 Prof. Konrad Schöbel 01.10.2019 Prof. Axel Klarmann 01.10.2019 Prof. Friedemann Affolderbach Sozialarbeitswissenschaft mit dem Schwerpunkt Theorien und Methoden der Sozialen Arbeit 01.12.2019 Prof. Michael Einhaus Mobilfunk und Hochfrequenztechnik 01.12.2019 Prof. Ulf Schemmert 01.12.2019 Prof. Christian-Alexander Bunge Übertragungstechnik mit Schwerpunkt photonische Netze Telekommunikationsinfra- strukturen und deren physikalische Grundlagen Stichtag für alle Angaben: 31.12.2020

zahlen 91 Überblick 2020 1992 gegründet Wissen schafft Verbindung 6 Fakultäten sind eine Hochschule. 46 Studiengängen an der HTWK Leipzig 1.848 Studierende im ersten Fachsemester 6.343 Studierende insgesamt 793 Internationale Studierende aus über … 60 Ländern sind 2020 an der Hochschule immatrikuliert.

zahlen 93 Semester Programme: Engineering and Management: F ING ohne Abschluss Soziale Arbeit: F AS B. A. M. A. Telekommunikationsinformatik: F DIT B. Eng. (kooperativ) Verlags- und Handelsmanagement: F IM M. A.  19 20 3 2 77 27 67 26 59 60 13 – Studierende im 1. Fachsemester gesamt 1.870 im Jahr 2019 1.848 im Jahr 2020 Verpackungstechnologie und Nachhaltigkeit: F IM B. Eng.  27 32 Wirtschaftsingenieurwesen Bauwesen: F WW B. Eng. M. Sc. 61 23 55 20 Wirtschaftsingenieurwesen Elektrotechnik: F WW B. Eng. M. Sc. 31 15 44 12 Wirtschaftsingenieurwesen Energietechnik: F WW B. Eng. 20 22 Wirtschaftsingenieurwesen Maschinenbau: F WW B. Eng. 25 21 Wirtschaftsingenieurwesen Maschinenbau/Energietechnik: F WW M. Sc. 19 29 htwk-leipzig.de/studieren/studiengaenge Fakultäten AS: Architektur und Sozialwissenschaften | B: Bauwesen | DIT: Digitale Transformation | IM: Informatik und Medien | ING: Ingenieurwissenschaften | WW: Wirtschaftswissenschaft und Wirtschaftsingenieurwesen * alle 2 Jahre |  neuer Studiengang |  Studiengang ausgelaufen

zahlen 95 Anzahl der Graduierungen 754 (61 %) 482 (39 %) 838 (68 %) 2019 661 (56 %) 510 (44 %) 788 (67 %) 2020 1.236 Graduierungen 2019 davon 68 % MINT 1.171 Graduierungen 2020 davon 67 % MINT Bachelor Master/Diplom MINT Herkunft der Studierenden 80 70 60 50 40 30 20 10 0 75 % 54 % 18 % 7 % 2016 70 % 45 % 23 % 9 % 2017 66 % 41 % 23 % 12 % 64 % 64 % 40 % 24 % 12 % 41 % 24 % 12 % 2018 2019 2020 Neue Bundesländer Sachsen Alte Bundesländer Ausland Stichtage Graduiertenzahlen: 13.06.2019/31.01.2020 und 31.05.2020/25.02.2021 Stichtage Herkunft der Studierenden: 2016: 14.10.2016 | 2017: 10.10.2017 | 2018: 01.11.2018 | 2019: 01.11.2019 | 2020: 01.12.2020

Internationale Studierende zahlen 97 793 Internationale Studierende 2020 aus über 60 Ländern* Ranking der Herkunftsländer Österreich Arabische Republik Syrien Vietnam Marokko Russische Förderation Ukraine Tunesien Volksrepublik China Indonesien Italien Weitere Länder *nach Nationalität der Studierenden, ohne Beurlaubte und inkl. Austauschstudierende 308 101 141 10 15 18 19 26 26 42 87 71 Austauschstudierende aus dem Ausland gesamt, nach Herkunftsländern: 15 Tunesien 13 Frankreich 7 Italien 6 Ukraine und 6 Jordanien 4 Schweiz und 4 Spanien Austauschstudierende im WiSe 2019/20, SoSe 2020 und WiSe 2020/21: Austauschstudierende aus dem Ausland verbringen ein oder zwei Semester an der HTWK Leipzig, meist im Rahmen eines Austauschsprogramms Stand Satistik international: 01.12.2020 3 Türkei und 3 Rumänien 2 Österreich und 2 Kasachstan weitere Länder je 1 Brasilien, Ghana, USA, Slowenien, Volksrepublik China und Venezuela 147 Partnerhochschulen 88 Erasmus+ Partnerhochschulen