HTWK-Fußballroboter des „Nao-Team HTWK“ erstmals Weltmeister im RoboCup
In einem atemberaubenden Finale erkämpften sich die Roboter-Fußballer der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) am 21. Juni 2018 erstmals den Weltmeistertitel bei der RoboCup-WM. Das Nao-Team HTWK, amtierender deutscher Meister, gewann in Montreal (Kanada) mit einem 1:0 gegen seinen Dauerrivalen B-Human, dem Team der Universität Bremen und des Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI). Das Siegestor fiel erst in der zweiten Halbzeit – ein Spiel dauert zwei Mal zehn Minuten – und kurz vor Schluss wäre B-Human fast noch der Ausgleich gelungen, doch eine Glanzparade des Leipziger Torwarts konnte dies in letzter Sekunde verhindern.
Die Freude war entsprechend groß: „Nach neun Jahren in der Standard Platform League sind wir natürlich extrem glücklich, auf dem obersten Treppchen zu stehen. Das Finale war sehr spannend und es war interessant, die zwei komplett verschiedenen Taktiken zu sehen: Unser Team dribbelt den Ball, B-Human hingegen ist für seine langen, präzisen Schüsse bekannt. Diese Schüsse konnten unsere Verteidiger und vor allem unser Torwart jedoch mit Bravour abfangen“, fasst Teamchef Rico Tilgner das Endspiel zusammen.
Klaus Bastian, Professor für Systemprogrammierung an der HTWK Leipzig und Betreuer des Nao-Teams, ergänzt: „In diesem Turnier und schon im April bei der GermanOpen war deutlich zu sehen, dass die Leipziger Informatiker in verschiedenen Bereichen Fortschritte gemacht haben. Insbesondere die neue Walking-Engine - die Steuerung der Schritte - in Kombination mit dem verbesserten Dribbeln hat unsere Spielstärke deutlich erhöht. Insofern war der Sieg bei den deutschen Meisterschaften in Magdeburg schon ein Indikator, der auf mehr hoffen ließ. Wie man aber am Verlauf des WM-Finales sehen konnte, ist Fußball auch von etwas Glück abhängig. Insgesamt scheint das Niveau in der Standard-Plattform-Liga deutlich ausgeglichener zu sein als in früheren Jahren, was für die Zukunft noch interessante Turniere erhoffen lässt.“
Der Weltmeistertitel ist die Krönung der jahrelangen erfolgreichen Entwicklung des Nao-Teams HTWK. Zuletzt hatte die Mannschaft den deutschen Meistertitel der RoboCup German Open Ende April 2018 in Magdeburg geholt, nach einigen Jahren als Vize.
Wieder zuhause
Am 27. Juni kamen Daniel Weiß und Marvin Jenkel, Mitglieder des Nao-Team HTWK, wieder glücklich in Leipzig an; die anderen sechs Teammitglieder sind bereits Alumni und arbeiten deutschlandweit an verschiedenen Orten.
Nach 24-stündiger Reise und Landung 6:10 Uhr in Frakfurt/Main mit Jetlag resümiert ein erschöpfter, aber hochzufriedener Daniel Weiß noch einmal den RoboCup stellvertretend für die ganze Mannschaft: „Wir sind sehr glücklich über den Titel! Als wir in der zweiten Halbzeit des Finales das Tor erzielt hatten, dachten wir schon, dass da doch was zu holen sein könnte... Ich habe das Spiel für uns gefilmt - zum Glück mit Stativ, sonst wäre alles verwackelt gewesen, denn ich habe regelrecht gezittert! Fast wäre es am Ende ja auch noch zum Ausgleich gekommen - schließlich ist unser Gegner B-Human so etwas wie Bayern München des RoboCup. Doch wir haben es geschafft! Jetzt will ich erstmal meinen Jetlag loswerden - und irgendwann fangen wir dann auch mit dem Training für den nächsten RoboCup an - 2019 in Sydney. Wir wollen dort natürlich unseren Titel verteidigen!“
Fazit: So geht Fußball!
Hintergrund
Beim RoboCup treten Hochschulteams in verschiedenen Ligen gegeneinander an. Das Nao-Team HTWK startet in der „Standard-Plattform-Liga“, in der alle Teams die gleichen Modelle nutzen und wo die Herausforderung daher in der Programmierung besteht. Deswegen wird der Nao-Fußball zuweilen auch als „Kampf der Algorithmen“ bezeichnet. Das Nao-Team HTWK besteht aus rund 15 Mitgliedern, die an der HTWK Leipzig Informatik studieren oder als Absolventen bereits im Berufsleben stehen. Bei den vergangenen Weltmeisterschaften errang die Mannschaft jeweils zweite bzw. dritte Plätze in ihrer Liga – mit dem Titel setzt das Team seiner Siegesserie die Krone auf. Übrigens: Ziel des RoboCups ist es, dass im Jahr 2050 Fußballroboter den amtierenden Weltmeister aus Fleisch und Blut besiegen.