Erfolgreiches Pilot-Projekt „Videos in der Hochschullehre“ lockte rund 60 Dozierende in den Nieper-Bau
„Die Suppe hat schon mal geschmeckt“, findet Prof. Jörg Bleymehl (Fakultät Medien), der am Mittag des 8. Mai 2018 zusammen mit etwa 60 anderen Dozierenden der HTWK Leipzig die Veranstaltung „Lunch & Learn: Videos in der Hochschullehre” besuchte. Das Suppen-Buffet lockte, die Informationsstände überzeugten Vertreter aller Fakultäten.
Vorlesungen aufzeichnen und mehr
Fünf Bereiche, die sich mit Videos in der Lehre auseinandersetzen, wurden im Foyer des Nieper-Baus von Mitarbeitern der Fakultät Medien, Studifit, Lit+ und dem E-Learning-Team präsentiert: Ein Stand gab einen allgemeinen Überblick über die Didaktik für Lernvideos, außerdem wurden die Themen Vorlesungsaufzeichnung per Knopfdruck, professionelle Filmproduktion, Legetechnik/Animation und Screencasts vorgestellt.
Ausgedacht hat sich das neue Format „Lunch&Learn“ Gabriele Hooffacker, Medienprofessorin und Mitglied der AG Innovative Lehr- und Lernmedien. Diese AG hat sich zum Ziel gesetzt, die an der Fakultät Medien vorhandenen Kompetenzen in diesem Bereich zu bündeln. „Ich habe ein ähnliches Format einmal selbst als Teilnehmerin eines Kongresses erlebt und war begeistert, wollte das Ganze aber noch etwas ‚weiterdrehen‘: weg von frontalen Vorträgen, hin zum lockeren Direktkontakt, zum Netzwerken“, so die Professorin. „Bei einem Snack redet es sich einfach besser“, meint sie. Zeit zum Suppe-Essen hat sie selbst zur Pilotveranstaltung keine, die Gespräche gehen vor. „Ich glaube, es funktioniert“, sagt sie lächelnd.
Aufwand und Nutzen
„Alle Stände haben mir etwas Neues zeigen können”, so Dipl.-Ing. Heiko Tennert, Leiter Rechenkabinett (Multimedialabor) und Netzwerkadministration der Fakultät Medien. Über zu wenig Andrang konnte sich wohl keiner der Experten an den Infoständen beschweren. Gerade die Legetechnik, bei der man auf dem Bildschirm sieht, wie zwei Hände immer neue Bilder aus einfachen ausgeschnittenen Formen legen, hielten viele Gäste für gut umsetzbar, auch Prof. Ulrich Möller von der Fakultät Bauwesen: „Es ist gut, hier versammelt einmal die Möglichkeiten zu sehen, die es gibt. Ich nutze ab und zu Youtube-Videos in meiner Bauphysik-Vorlesung, das kommt gut an. Am besten für meine Zwecke scheint mir die Legetechnik zu sein, deswegen habe ich sie mir von Herrn Mensel einmal ausführlich erklären lassen. Ich bin allerdings skeptisch, was den Aufwand betrifft, solche Videos selbst zu erstellen.“
Eine Frage, die sich bei allen gezeigten Methoden für die Umsetzung im Alltag stellte. „Sehr informierendes und motivierendes Format - man könnte didaktisch so viel mehr machen mit etwas mehr Zeitressourcen“, hieß es auf einem der Feedback-Bögen. Prof. Ulrich Nikolaus (Fakultät Medien), der sein Fachwissen zu Screencasts auf der Veranstaltung teilte, kann diese Sorgen auf Grund der hohen Lehrbelastung an Hochschulen für angewandte Wissenschaften sehr gut verstehen. Bei der praktischen Umsetzung im Alltag sind deshalb das E-Learning-Team der HTWK sowie Studifit und Lit+ behilflich, die auch „Lunch&Learn“ tatkräftig unterstützten. Nikolaus hatte etwa 15 Gespräche an seinem Stand und ist zufrieden: „Die Mittagspause ist ideal für diese Veranstaltung. Man kommt rasch ins Gespräch, knüpft Kontakte, erhält Anregungen – und kann später auf ein Thema zurückkommen, das man vertiefen möchte.“
Auch der Hörsaal 001, der ein System zur Vorlesungsaufzeichnung beherbergt, traf auf große Begeisterung. Per Knopfdruck ist es dort möglich, eine Vorlesung samt Präsentation in Bild und Ton aufzuzeichnen. Sie kann anschließend auf dem Mediaserver der HTWK Leipzig hochgeladen und damit den Studierenden, etwa zur Prüfungsvorbereitung, zur Verfügung gestellt werden. Eine Möglichkeit, von der viele Dozierende bisher nichts wussten, und die sie hier praktisch ausprobieren konnten.
Pilot-Projekt wurde gut angenommen
Die Stände zu Themen über den didaktischen Einsatz von Videos in der Lehre, Erstellung von Screencasts und Legetechnik-Videos, Animation oder Videoproduktion nach Drehbuch kamen gut an: Sie wurden laut den Feedback-Bögen von zwei Dritteln der Besucher als äußerst informativ (5 von 5 Punkten) und von allen als informativ (mindestens 3 von 5 Punkten) wahrgenommen. Als Feedback gab es auch Ideen für weitere Veranstaltungen, wie zum Beispiel „auf den Stationsübersichts-Postern evtl. noch eine kleine Kostenübersicht zur jeweiligen Technik“. Und es gab auch Lob: „Die Suppe war gut!“
Fortsetzung gewünscht
96 Prozent der anwesenden Lehrenden gaben an, dass sie sich weitere solcher Veranstaltungen wünschen würden. Interesse besteht unter anderem daran, das Thema der Vorlesungsaufzeichnung zu vertiefen, es auszuprobieren Lehrvideos selbst zu erstellen oder auch mehr Informationen über die Effekte auf Studierende zu bekommen. Professor Uwe Kulisch, Dekan der Fakultät Medien, wünscht sich, dass sich ein Format wie „Lunch & Learn“ etabliert. Gerade die Möglichkeit für Lehrende, sich beim Mittagessen über Informationen zur Lehre zu unterhalten empfindet er als sehr nützlich. In den Gesprächen war auch sehr oft das Wort „niedrigschwellig“ zu hören, als Lob. Dass dem viele Lehrende zustimmen, sah man an den zahlreichen Dozenten, die sich an den Stehtischen intensiv austauschten. Eine Rückmeldung lautete: „Eine prima Idee und Hut ab für die Vorbereitung!“
Das sah auch die Hochschulleitung so: am 16. Mai wurden Prof. Gabriele Hooffacker und die AG Innovative Lehr- und Lernmedien für ihr besonderes Engagement im Rahmen der Hochschulversammlung mit dem Preis der HTWK Leipzig geehrt.
Text und Bilder: Johanna Prüßner, Emily Porter, Franka Platz