Alumni-Geschichte(n): Bauwesen-Absolvent Helmut Sander (Diplom 1960) im Gespräch
Helmut Sander (Diplom Technologie der Bauproduktion 1960 an der Hochschule für Bauwesen) arbeitete in der Bauindustrie. Er ist seit 1999 im Ruhestand.
Warum haben Sie sich entschieden, an der Hochschule für Bauwesen – einer der Vorgängereinrichtungen der heutigen HTWK Leipzig - zu studieren?
Helmut Sander: Ich hatte damals gerade das Abitur gemacht und Interesse am Bauwesen. Die damals neueröffnete Hochschule – wir waren 1954 der zweite Jahrgang – bot optimale Studienbedingungen. Natürlich waren die Verhältnisse völlig andre als heute. In unserer damaligen Mensa und Küche im Geutebrück-Bau ist heute ein Computer-Kabinett. Statt Laptops und CAD gab es Reißzeug und Rechenschieber, statt HTWK-Card gab es ein Studienbuch, in dem alles handschriftlich vermerkt wurde.
Welches Erlebnis im Studium hat Sie nachhaltig geprägt?
Sander: Richtig nachhaltig hat mich der BAHU-Fasching 1957 geprägt – damals habe ich meine Frau kennengelernt…
Wie hat das Studium Sie auf Ihre berufliche Tätigkeit vorbereitet?
Sander: Eigentlich wenig. Die Praxis war dann doch ganz anders. Aber ich habe einen Überblick über die großen Zusammenhänge erhalten. Den Rest musste man mit Ideen, Initiative und Organisation bewältigen. Das mag im konstruktiven Bereich anders sein, bei den Vorträgen im Forum Bau staune ich immer wieder über solche Leistungen.
In welchem Bereich haben Sie gearbeitet?
Sander: Ich war erst beim Baukombinat Leipzig, zunächst in der Arbeitsvorbereitung, dann als Leiter Forschung und Entwicklung, wobei sich diese Tätigkeit vornehmlich auf die Konstruktion von Lastaufnahmemitteln und anderen Hilfsmitteln konzentrierte, z.B. eine Schalung für die Kellergeschosse der 2 Mp-Bauweise (Georgiring, Windmühlenstraße u.a.), Kranbahnen für die (fahrbaren) Turmdrehkrane, abgebundene Gerüste, Baustraßenplatten usw. Heute kann man das mehr oder weniger telefonisch von heute auf morgen abrufen. Danach war ich bis zur Wende Leiter der Standardisierung im Kombinat Bauelemente und Faserbaustoffe für die vielseitigen Erzeugnisse dieses Kombinates, Schwerpunkt: Fenster. Ein Ergebnis dieser Arbeit war, dass ein Fensterwerk in Erfurt 50% des DDR-Bedarfes an Fenstern lieferte, egal ob diese Fenster in Rostock, Berlin oder Leipzig gebraucht wurden. Das ermöglichte den Versand in Containern auf der Bahn im Gegensatz zu dem heute üblichen zersplitterten Transport mit LKW. Nach der Wende habe ich festgestellt, dass die Normung nach DIN in dieser Beziehung nicht das Gelbe vom Ei ist, wobei sich aber auch die Technologie der Fensterherstellung wesentlich verändert hat.
Und nach 1990?
Sander: Da war ich bis zur Pensionierung 1999 Außendienstmitarbeiter für zwei Fensterhersteller. Dabei kam mir meine Tätigkeit in der Standardisierung zu Gute. Ein Auftrag für Leipzig-Grünau über 3000 Fenster beschränkte sich auf fünf Größen, das war für die Hersteller undenkbar.
Wie sieht heute Ihr typischer Arbeitstag aus?
Sander: 8:00 aufstehen, alles in Ruhe angehen – ich bin Rentner. Ich arbeite ehrenamtlich am Katalog Industriekultur Leipzig mit. Das ist eine gute und nützliche Sache. Und natürlich halte ich auch gern Kontakt zu meiner Hochschule, etwa bei Vorträgen oder Veranstaltungen.
(Stand: September 2017)