Unter Palmen, neben einem großen Springbrunnen zu sitzen und zu lernen – ja das war zugegeben schon etwas Besonderes
Im Wintersemester 2015/2016 absolvierte ich ein Auslandssemester in Spanien an der Universität in Jaén. Im Rahmen meines BWL-Studiums war dies kein Pflichtbestandteil, jedoch sah ich dies als Chance mich selbst persönlich weiterzuentwickeln und neue internationale Erfahrungen zu sammeln.
Nachdem ich erfolgreich für Jaén nominiert wurde und alle erforderlichen Unterlagen eingereicht hatte, konnten alle weiteren Vorkehrungen zum Antritt der Reise getroffen werden. Für viele Fragen stand mir an der HTWK Leipzig das Akademische Auslandsamt zur Verfügung. Als weitere Unterstützung hatte ich zudem das International Office der Universität in Spanien sowie das Buddy Programm. Dieses war sehr hilfreich, denn dadurch bekam ich einen persönlichen Ansprechpartner in Jaén. All meine Fragen bezüglich der Universität sowie der Stadt Jaén ließen sich damit sofort klären.
Ende August war es dann soweit: das Abenteuer Spanien konnte beginnen. Eine feste Unterkunft hatte ich noch nicht, daher wohnte ich zunächst in einem kleinen Apartment in der Stadt. Durch die Hilfe meines Buddys hab ich schon am zweiten Tag ein geeignetes Zimmer in einer WG gefunden - und dann konnte das Leben in Spanien so richtig losgehen.
Gleich am zweiten Tag lernte ich die ersten Studenten aus Südamerika und Spanien kennen. Von nun an sollte kein Tag vergehen, an dem Langweile herrscht. In der ersten Woche mussten zwar alle organisatorischen Dinge erledigt werden: die Registrierung an der Uni, das Besorgen der Karte für den Bus und einiges mehr – doch durch die Unterstützung von meinem Buddy stellte dies keine Probleme dar.
Es dauerte ein paar Tage bis man seinen endgültigen Stundenplan zusammengestellt hatte und sich in der Universität genau auskannte. Man hatte jedoch die Chance zu Beginn mehrere Vorlesungen zu besuchen, um dann zu entscheiden welche Kurse man belegt. Denn nicht jeder vorher ausgesuchte Kurs wurde auch angeboten. Bei den spanischen Kursen bestand die Wahl ob man an dem Kurs am Vormittag (8:30 -14:30 Uhr) oder am Nachmittag (15:30 -21-30 Uhr) teilnimmt. Die Vorlesungen waren sehr abwechslungsreich: man musste viel Initiative zeigen um am Ende eine gute Note zu bekommen. Oft waren nicht nur Prüfungen erforderlich, sondern auch Präsentationen, Aufsätze und Mitarbeit um das Modul zu bestehen.
Der Campus der Universität war noch sehr neu und hatte alles zu bieten was man benötigte: eine Cafeteria, eine Bibliothek und gute Sportanlagen deren Benutzung nicht sehr teuer war. Die Essenszeiten waren zunächst sehr ungewöhnlich, da die Cafeteria erst ab halb zwei Mittagsessen anbot. Aber auch das war normal in der so gemütlichen spanischen Kultur. Unter Palmen, neben einem großen Springbrunnen zu sitzen und zu lernen – ja das war zugegeben schon etwas Besonderes.
Jaén, im Zentrum Andalusiens, ist eine Kleinstadt mit ca. 110.000 Einwohnern. Das Klima war über die gesamte Periode hin ziemlich mild, sodass man noch im Oktober und teilweise sogar im November im T-Shirt herum laufen konnte. Besonders hervorzuheben ist, dass es sich um keine Touristenstadt handelte. Somit war es notwendig, dass man viel mit der spanischen Sprache kommuniziert, denn Englisch konnte so gut wie keiner in den Einkaufsläden und Ämtern sprechen.
Berühmt für Spanien und damit am beliebtesten waren die viele Tapas Bars. Unzählige Abende verbrachten wir dort, denn nirgends war es so günstig, Essen und Trinken gleichzeitig zu bekommen. Am besten konnte man dort ins Gespräch mit den anderen Studenten kommen, welches den internationalen Austausch förderte.
Eine weitere tolle Erfahrung boten die vielen Ausflüge die in fünf Monaten unternommen worden. Seitens der Universität gab es zwei studentische Organisationen die viele Reisen organisiert haben. Da das Wetter bis Ende September noch richtig gut war, gab es zunächst einige Ausflüge zu unterschiedlichen Stränden nach Málaga, Marbella und Almeria.
Der wohl ereignisreichste Ausflug des Auslandssemesters wurde im November unternommen. Es ging nach Marokko und damit in eine weitere Fremde und komplett unterschiedliche Kultur. Ein paar Freunde aus Chile organisierten einen siebentägigen Trip nach Marrakesch bis hin zu einer Wüstentour durch die Sahara. Mit dem Auto fuhren wir von Marrakesch über das Atlasgebirge bis hin zu den Sanddünen. Der Höhepunkt – der Kamelritt durch die Wüste, mit anschließendem Zusammensitzen am Lagerfeuer sowie Übernachten mitten in den Sanddünen – war wohl das atemberaubendste was ich je in meinem Leben gesehen habe. Völlig abgeschottet von der Außenwelt konnte man zudem einen tollen Sternenhimmel mit unzähligen Sternschnuppen betrachten.
Zum Abschluss meines Studiums war dies wohl einer der besten Entscheidungen die ich je treffen konnte. Im Ausland zu studieren und viele neue Kontakte knüpfen – eine große Erfahrung für das Leben war es! Fünf Monate in einem anderen Land, in einer anderen Kultur leben, dass war eine Herausforderung und ein großes Ereignis zugleich. Bewusst war mir von vornherein das Jaén keine große Metropole mit vielen Sehenswürdigkeiten ist. Jemand der kontaktfreudig ist, bereit ist neue Kulturen und neue Menschen kennen zu lernen, wird dort nie Langeweile oder Einsamkeit verspüren. Denn der größte Vorteil dieser kleinen Stadt war es, dass man schon allein wenn man durch die Straßen geht, immer wieder bekannte Gesichter traf.
Ich kann jedem empfehlen, der die Chance hat, ein Auslandssemester zu machen, nutzt sie!
Text: Sebastian Ehrhardt