Freiheit, Unfreiheit, Befreiung. Überlegungen zur Vielschichtigkeit des Freiheitsbegriffs
Solange Freiheit nur als Abwesenheit von Einschränkungen verstanden wird, scheint es sich um einen ganz einfachen Begriff zu handeln: Freiheit ist das, was übrigbleibt, wenn Fesseln im wörtlichen oder übertragenen Sinn abgeworfen werden. Doch die Erfahrungen mit Freiheit sind ganz andere. Die Wegnahme von Fesseln führt nicht notwendigerweise zu weniger Unterdrückung und Zwang. Freiheitsgewinne können schnell in Zwänge anderer Art umschlagen, die leicht noch umfassender ausfallen, als es die ursprünglichen Fesseln waren. In der Vorlesung werden Ambivalenzen dieser Art vorgestellt und Versuche erläuterter, einen Freiheitsbegriff zu entwickeln, der ihnen angemessen ist. Freiheit, so wird sich dabei zeigen, muss als ein vielschichtiger Begriff verstanden werden. So verstanden, kann Freiheit uns aber viel über die menschliche Fähigkeit sagen, die Bedingungen des eigenen Lebens selbst zu gestalten.
Christian Schmidt ist Privatdozent für Philosophie und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Centre for Social Critique an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seine philosophischen Interessen liegen im Bereich der Sozial-, Rechts- und Geschichtsphilosophie mit historischen Schwerpunkten bei Hegel und der hegelianischen Linken (insbesondere Marx und der Marxismus), den Autoren der Kritischen Theorie sowie bei Heidegger, Foucault und der französischen Philosophie des 20. Jahrhunderts.