Gender und Geschlecht in den Wirtschaftswissenschaften
Im Vortrag wird die Frage beantwortet, inwiefern biologisches oder soziales Geschlecht in der ökonomischen Forschung und Lehre eine Rolle spielt.
Fragen von Gender und Geschlecht werden in den Wirtschaftswissenschaften auf zwei Ebenen verhandelt: Bei der Reproduktion von geschlechterspezifischen Stereotypen in Lehrmaterialien und als Analysegegenstand in der ökonomischen Forschung. Anhand von Beispielen aus deutschen und internationalen Standardwerken wird aufgezeigt, inwiefern VWL-Lehrbücher und Übungsaufgaben Stereotype reproduzieren und unterbewusste Wahrnehmungsverzerrungen verstärken. Anschließend werden zwei Studien vorgestellt, die den Zusammenhang für englischsprachige und deutsche Textbücher systematisch analysieren. Der zweite Teil des Vortrags gibt einen Einblick in die vielfältigen Forschungsgebiete Genderökonomik und Feministische Ökonomik, welche gewissermaßen als Antwort auf den Befund der VWL als „Männerdomäne“ entstanden und sich in den letzten Jahren als eigenständige Felder etabliert haben. Der Vortrag zeigt auf, dass Geschlecht eine relevante Kategorie in fast allen Teildisziplinen der Volkswirtschaftslehre ist und dass Gender als Analyseaspekt berücksichtigt und mitgedacht werden muss, um Fehlschlüsse zu vermeiden.
Eva Markowsky ist promovierte Volkswirtin und lehrt und forscht am Fachbereich Sozialökonomie der Universität Hamburg. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt im Schnittpunkt der Themen Geschlecht, Arbeitsmarkt und Migration. Als Stipendiatin im „Add-on Fellowships for Interdisciplinary Economics” setzt sie in ihrer Arbeit verstärkt auf interdisziplinäre Ansätze und Kooperationen mit benachbarten Wissenschaften, wie Soziologie, Psychologie, Linguistik und Erziehungswissenschaften. Darüber hinaus ist sie in der Wissenschaftskommunikation aktiv, unter anderem als Co-Host des Sozialwissenschaftlichen Wissenspodcasts Herzkopfen, und hält Vorträge über Migrations- und Genderökonomik vor akademischem Publikum und der interessierten Öffentlichkeit.